Homerus: Odüssee übersezt von Johann Heinrich Voß. Hamburg, 1781.Odüßee. Dich hat die Muse gelehrt, Zeus Tochter, oder Apollon!So zum Erstaunen genau besingst du das Schicksal der Griechen, Alles was sie gethan und erduldet im mühsamen Kriegszug, 490 Gleich als hättest du selbst es gesehen oder gehöret. Fahre nun fort, und singe des hölzernen Roßes Erfindung, Welches Epeios baute mit Hülfe der Pallas Athänä, Und zum Betrug' in die Burg einführte der edle Odüßeus, Mit bewaffneten Männern gefüllt, die Troja bezwangen. 495 Wenn du mir dieses auch mit solcher Ordnung erzählest; Siehe dann will ich sofort es allen Menschen verkünden, Daß ein waltender Gott den hohen Gesang dir verliehn hat. Sprachs; und eilend begann der gottbegeisterte Sänger, Oduͤßee. Dich hat die Muſe gelehrt, Zeus Tochter, oder Apollon!So zum Erſtaunen genau beſingſt du das Schickſal der Griechen, Alles was ſie gethan und erduldet im muͤhſamen Kriegszug, 490 Gleich als haͤtteſt du ſelbſt es geſehen oder gehoͤret. Fahre nun fort, und ſinge des hoͤlzernen Roßes Erfindung, Welches Epeios baute mit Huͤlfe der Pallas Athaͤnaͤ, Und zum Betrug' in die Burg einfuͤhrte der edle Oduͤßeus, Mit bewaffneten Maͤnnern gefuͤllt, die Troja bezwangen. 495 Wenn du mir dieſes auch mit ſolcher Ordnung erzaͤhleſt; Siehe dann will ich ſofort es allen Menſchen verkuͤnden, Daß ein waltender Gott den hohen Geſang dir verliehn hat. Sprachs; und eilend begann der gottbegeiſterte Saͤnger, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0164" n="158"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Oduͤßee.</hi></fw><lb/> Dich hat die Muſe gelehrt, Zeus Tochter, oder Apollon!<lb/> So zum Erſtaunen genau beſingſt du das Schickſal der Griechen,<lb/> Alles was ſie gethan und erduldet im muͤhſamen Kriegszug, <note place="right">490</note><lb/> Gleich als haͤtteſt du ſelbſt es geſehen oder gehoͤret.<lb/> Fahre nun fort, und ſinge des hoͤlzernen Roßes Erfindung,<lb/> Welches Epeios baute mit Huͤlfe der Pallas Athaͤnaͤ,<lb/> Und zum Betrug' in die Burg einfuͤhrte der edle Oduͤßeus,<lb/> Mit bewaffneten Maͤnnern gefuͤllt, die Troja bezwangen. <note place="right">495</note><lb/> Wenn du mir dieſes auch mit ſolcher Ordnung erzaͤhleſt;<lb/> Siehe dann will ich ſofort es allen Menſchen verkuͤnden,<lb/> Daß ein waltender Gott den hohen Geſang dir verliehn hat.</p><lb/> <p>Sprachs; und eilend begann der gottbegeiſterte Saͤnger,<lb/> Wie das Heer der Achaier in ſchoͤngebordeten Schiffen <note place="right">500</note><lb/> Von dem Geſtade fuhr, nach angezuͤndetem Lager.<lb/> Aber die andern, gefuͤhrt vom hochberuͤhmten Oduͤßeus,<lb/> Saßen, von Troern umringt, im Bauche des hoͤlzernen Roßes,<lb/> Welches die Troer ſelbſt in die Burg von Ilion zogen.<lb/> Alda ſtand nun das Roß, und ringsum ſaßen die Feinde, <note place="right">505</note><lb/> Hin und her rathſchlagend. Sie waren dreifacher Meinung:<lb/> Dieſe, das hohle Gebaͤude mit grauſamem Erze zu ſpalten;<lb/> Jene, es hoch auf den Felſen zu ziehn, und herunter zu ſchmettern;<lb/> Andre, es einzuweihen zum Suͤhnungsopfer der Goͤtter.<lb/> Und der Lezteren Rath war beſtimmt erfuͤllet zu werden. <note place="right">510</note><lb/> Denn das Schickſal beſchloß Verderben, wann Troja das große<lb/> Hoͤlzerne Roß aufnaͤhme, worin die tapferſten Griechen<lb/> Alle ſaßen, und Tod und Verderben gen Ilion brachten.<lb/> Und er ſang, wie die Stadt von Achaia's Soͤhnen verheert ward,<lb/> Welche dem hohlen Bauche des truͤglichen Roßes entſtuͤrzten; <note place="right">515</note><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [158/0164]
Oduͤßee.
Dich hat die Muſe gelehrt, Zeus Tochter, oder Apollon!
So zum Erſtaunen genau beſingſt du das Schickſal der Griechen,
Alles was ſie gethan und erduldet im muͤhſamen Kriegszug,
Gleich als haͤtteſt du ſelbſt es geſehen oder gehoͤret.
Fahre nun fort, und ſinge des hoͤlzernen Roßes Erfindung,
Welches Epeios baute mit Huͤlfe der Pallas Athaͤnaͤ,
Und zum Betrug' in die Burg einfuͤhrte der edle Oduͤßeus,
Mit bewaffneten Maͤnnern gefuͤllt, die Troja bezwangen.
Wenn du mir dieſes auch mit ſolcher Ordnung erzaͤhleſt;
Siehe dann will ich ſofort es allen Menſchen verkuͤnden,
Daß ein waltender Gott den hohen Geſang dir verliehn hat.
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Sprachs; und eilend begann der gottbegeiſterte Saͤnger,
Wie das Heer der Achaier in ſchoͤngebordeten Schiffen
Von dem Geſtade fuhr, nach angezuͤndetem Lager.
Aber die andern, gefuͤhrt vom hochberuͤhmten Oduͤßeus,
Saßen, von Troern umringt, im Bauche des hoͤlzernen Roßes,
Welches die Troer ſelbſt in die Burg von Ilion zogen.
Alda ſtand nun das Roß, und ringsum ſaßen die Feinde,
Hin und her rathſchlagend. Sie waren dreifacher Meinung:
Dieſe, das hohle Gebaͤude mit grauſamem Erze zu ſpalten;
Jene, es hoch auf den Felſen zu ziehn, und herunter zu ſchmettern;
Andre, es einzuweihen zum Suͤhnungsopfer der Goͤtter.
Und der Lezteren Rath war beſtimmt erfuͤllet zu werden.
Denn das Schickſal beſchloß Verderben, wann Troja das große
Hoͤlzerne Roß aufnaͤhme, worin die tapferſten Griechen
Alle ſaßen, und Tod und Verderben gen Ilion brachten.
Und er ſang, wie die Stadt von Achaia's Soͤhnen verheert ward,
Welche dem hohlen Bauche des truͤglichen Roßes entſtuͤrzten;
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