Denn das liegt sehr ferne: so sagen unsere Leute, Die es sahn, da sie einst Radamanthus den bräunlichgelockten Fuhren, der Titüos dort, den Sohn der Erde, besuchte; Und sie kamen dahin, und vollbrachten an Einem Tage 325 Ohne Mühe die Fahrt, und brachten ihn wieder zur Heimat. Lernen sollst du es selber, wie sehr sie vor allen geübt sind, Meine Jüngling' und Schiffe, mit Rudern das Meer zu durchfliegen!
Sprachs; und freudig vernahm es der herliche Dulder Odüßeus. Drauf begann er zu reden, und brach in ein lautes Gebet aus: 330
Vater Zeus, o gieb, daß Alkinoos alles vollende, Was er verheißt! Dann stralt auf lebenschenkender Erde Unauslöschlich sein Ruhm; ich aber kehre zur Heimat!
Also besprachen diese sich jezo unter einander. Aber den Mägden befahl die lilienarmige Fürstin, 335 Unter die Hall' ein Bette zu sezen, unten von Purpur Prächtige Polster zu legen, und Teppiche drüber zu breiten, Hierauf wollige Mäntel zur Oberdecke zu legen. Und sie enteilten dem Saal', in den Händen die leuchtende Fackel. Als sie jezo geschäftig das warme Lager bereitet, 340 Gingen sie hin, und ermahnten den göttergleichen Odüßeus:
Fremdling, gehe nun schlafen; dein Lager ist schon bereitet. Also die Mägd'; und ihm war sehr willkommen die Ruhe. Also schlummerte dort der herliche Dulder Odüßeus, Unter der tönenden Hall', im schöngebildeten Bette. 345 Aber Alkinoos schlief im Innern des hohen Palastes, Und die Königin schmückte das Ehbett ihres Gemahles.
Siebenter Geſang.
Denn das liegt ſehr ferne: ſo ſagen unſere Leute, Die es ſahn, da ſie einſt Radamanthus den braͤunlichgelockten Fuhren, der Tituͤos dort, den Sohn der Erde, beſuchte; Und ſie kamen dahin, und vollbrachten an Einem Tage 325 Ohne Muͤhe die Fahrt, und brachten ihn wieder zur Heimat. Lernen ſollſt du es ſelber, wie ſehr ſie vor allen geuͤbt ſind, Meine Juͤngling' und Schiffe, mit Rudern das Meer zu durchfliegen!
Sprachs; und freudig vernahm es der herliche Dulder Oduͤßeus. Drauf begann er zu reden, und brach in ein lautes Gebet aus: 330
Vater Zeus, o gieb, daß Alkinoos alles vollende, Was er verheißt! Dann ſtralt auf lebenſchenkender Erde Unausloͤſchlich ſein Ruhm; ich aber kehre zur Heimat!
Alſo beſprachen dieſe ſich jezo unter einander. Aber den Maͤgden befahl die lilienarmige Fuͤrſtin, 335 Unter die Hall' ein Bette zu ſezen, unten von Purpur Praͤchtige Polſter zu legen, und Teppiche druͤber zu breiten, Hierauf wollige Maͤntel zur Oberdecke zu legen. Und ſie enteilten dem Saal', in den Haͤnden die leuchtende Fackel. Als ſie jezo geſchaͤftig das warme Lager bereitet, 340 Gingen ſie hin, und ermahnten den goͤttergleichen Oduͤßeus:
Fremdling, gehe nun ſchlafen; dein Lager iſt ſchon bereitet. Alſo die Maͤgd'; und ihm war ſehr willkommen die Ruhe. Alſo ſchlummerte dort der herliche Dulder Oduͤßeus, Unter der toͤnenden Hall', im ſchoͤngebildeten Bette. 345 Aber Alkinoos ſchlief im Innern des hohen Palaſtes, Und die Koͤnigin ſchmuͤckte das Ehbett ihres Gemahles.
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Siebenter Geſang.
Denn das liegt ſehr ferne: ſo ſagen unſere Leute,
Die es ſahn, da ſie einſt Radamanthus den braͤunlichgelockten
Fuhren, der Tituͤos dort, den Sohn der Erde, beſuchte;
Und ſie kamen dahin, und vollbrachten an Einem Tage
Ohne Muͤhe die Fahrt, und brachten ihn wieder zur Heimat.
Lernen ſollſt du es ſelber, wie ſehr ſie vor allen geuͤbt ſind,
Meine Juͤngling' und Schiffe, mit Rudern das Meer zu durchfliegen!
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Sprachs; und freudig vernahm es der herliche Dulder Oduͤßeus.
Drauf begann er zu reden, und brach in ein lautes Gebet aus:
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Vater Zeus, o gieb, daß Alkinoos alles vollende,
Was er verheißt! Dann ſtralt auf lebenſchenkender Erde
Unausloͤſchlich ſein Ruhm; ich aber kehre zur Heimat!
Alſo beſprachen dieſe ſich jezo unter einander.
Aber den Maͤgden befahl die lilienarmige Fuͤrſtin,
Unter die Hall' ein Bette zu ſezen, unten von Purpur
Praͤchtige Polſter zu legen, und Teppiche druͤber zu breiten,
Hierauf wollige Maͤntel zur Oberdecke zu legen.
Und ſie enteilten dem Saal', in den Haͤnden die leuchtende Fackel.
Als ſie jezo geſchaͤftig das warme Lager bereitet,
Gingen ſie hin, und ermahnten den goͤttergleichen Oduͤßeus:
335
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Fremdling, gehe nun ſchlafen; dein Lager iſt ſchon bereitet.
Alſo die Maͤgd'; und ihm war ſehr willkommen die Ruhe.
Alſo ſchlummerte dort der herliche Dulder Oduͤßeus,
Unter der toͤnenden Hall', im ſchoͤngebildeten Bette.
Aber Alkinoos ſchlief im Innern des hohen Palaſtes,
Und die Koͤnigin ſchmuͤckte das Ehbett ihres Gemahles.
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Homerus: Odüssee übersezt von Johann Heinrich Voß. Hamburg, 1781, S. 139. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/voss_oduessee_1781/145>, abgerufen am 16.02.2025.
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