Voß, Johann Heinrich: Luise. Ein ländliches Gedicht in 3 Idyllen. Königsberg, 1795.LUISE Er dehnt sich nach des Tages MühnIn Liebchens weichem Bette; Und Liebchen kommt, und schmiegt an ihn Sich fest wie eine Klette, 651 Und wünscht ihm küssend gute Nacht, Und fragt oft leis', ob Männchen wacht. Wenn noch so wild der Sturmwind saust, Vom Dach der Regen prasselt, 655 Der Schornstein heult, die Woge braust, Und Schnee und Hagel rasselt; An Liebchens Busen ruht er warm, Und lauscht dem Sturm in Liebchens Arm. Auch stöhnt das Liebchen wohl zur Zeit, Und nichts will ihr behagen; 661 Doch lacht sie seiner Ängstlichkeit, Und schämt sich es zu sagen: Sie wanket ach! so müd' und schwer, Auf ihren Mann gestüzt, einher. 665 LUISE Er dehnt ſich nach des Tages MühnIn Liebchens weichem Bette; Und Liebchen kommt, und ſchmiegt an ihn Sich feſt wie eine Klette, 651 Und wünſcht ihm küſſend gute Nacht, Und fragt oft leiſ’, ob Männchen wacht. Wenn noch ſo wild der Sturmwind ſauſt, Vom Dach der Regen praſſelt, 655 Der Schornſtein heult, die Woge brauſt, Und Schnee und Hagel raſſelt; An Liebchens Buſen ruht er warm, Und lauſcht dem Sturm in Liebchens Arm. Auch ſtöhnt das Liebchen wohl zur Zeit, Und nichts will ihr behagen; 661 Doch lacht ſie ſeiner Ängſtlichkeit, Und ſchämt ſich es zu ſagen: Sie wanket ach! ſo müd’ und ſchwer, Auf ihren Mann geſtüzt, einher. 665 <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0204" n="190"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">LUISE</hi></fw><lb/> Er dehnt ſich nach des Tages Mühn<lb/> In Liebchens weichem Bette;<lb/> Und Liebchen kommt, und ſchmiegt an ihn<lb/> Sich feſt wie eine Klette, <lb n="651"/> Und wünſcht ihm küſſend gute Nacht,<lb/> Und fragt oft leiſ’, ob Männchen wacht.<lb/> Wenn noch ſo wild der Sturmwind ſauſt,<lb/> Vom Dach der Regen praſſelt, <lb n="655"/> Der Schornſtein heult, die Woge brauſt,<lb/> Und Schnee und Hagel raſſelt;<lb/> An Liebchens Buſen ruht er warm,<lb/> Und lauſcht dem Sturm in Liebchens Arm.<lb/> Auch ſtöhnt das Liebchen wohl zur Zeit,<lb/> Und nichts will ihr behagen; <lb n="661"/> Doch lacht ſie ſeiner Ängſtlichkeit,<lb/> Und ſchämt ſich es zu ſagen:<lb/> Sie wanket ach! ſo müd’ und ſchwer,<lb/> Auf ihren Mann geſtüzt, einher. <lb n="665"/> </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [190/0204]
LUISE
Er dehnt ſich nach des Tages Mühn
In Liebchens weichem Bette;
Und Liebchen kommt, und ſchmiegt an ihn
Sich feſt wie eine Klette, 651
Und wünſcht ihm küſſend gute Nacht,
Und fragt oft leiſ’, ob Männchen wacht.
Wenn noch ſo wild der Sturmwind ſauſt,
Vom Dach der Regen praſſelt, 655
Der Schornſtein heult, die Woge brauſt,
Und Schnee und Hagel raſſelt;
An Liebchens Buſen ruht er warm,
Und lauſcht dem Sturm in Liebchens Arm.
Auch ſtöhnt das Liebchen wohl zur Zeit,
Und nichts will ihr behagen; 661
Doch lacht ſie ſeiner Ängſtlichkeit,
Und ſchämt ſich es zu ſagen:
Sie wanket ach! ſo müd’ und ſchwer,
Auf ihren Mann geſtüzt, einher. 665
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