Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Voß, Johann Heinrich: Luise. Ein ländliches Gedicht in 3 Idyllen. Königsberg, 1795.

Bild:
<< vorherige Seite

LUISE
Du holdseliges Mädchen! Wie schlank
und erhabenes Wuchses
Wandelt sie, anmutsvoll, als schwebte sie!
Und o wie lieblich
Dieses Engelgesicht, und die Rosenwange
voll Unschuld,
Und dies glänzende Blau der Äugelein!
Willst du mich ansehn!
Komm und schau in den Spiegel, und schä-
me dich, dass du so schön bist! 190
Trauteste, nim das Gehenk, noch warm
vom Busen der Freundin,
Zum Andenken von mir: mein Nam' aus
eigenem Haar ist
Vorne geschränkt, und hinten die schön-
geflochtene Locke:
Dass du, den Schmuck anlegend, auch
fern dich meiner erinnerst.

LUISE
Du holdſeliges Mädchen! Wie ſchlank
und erhabenes Wuchſes
Wandelt ſie, anmutsvoll, als ſchwebte ſie!
Und o wie lieblich
Dieſes Engelgeſicht, und die Roſenwange
voll Unſchuld,
Und dies glänzende Blau der Äugelein!
Willſt du mich anſehn!
Komm und ſchau in den Spiegel, und ſchä-
me dich, daſs du ſo ſchön biſt! 190
Trauteſte, nim das Gehenk, noch warm
vom Buſen der Freundin,
Zum Andenken von mir: mein Nam’ aus
eigenem Haar iſt
Vorne geſchränkt, und hinten die ſchön-
geflochtene Locke:
Daſs du, den Schmuck anlegend, auch
fern dich meiner erinnerſt.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0154" n="140"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">LUISE</hi></fw><lb/>
Du hold&#x017F;eliges Mädchen! Wie &#x017F;chlank<lb/>
und erhabenes Wuch&#x017F;es<lb/>
Wandelt &#x017F;ie, anmutsvoll, als &#x017F;chwebte &#x017F;ie!<lb/>
Und o wie lieblich<lb/>
Die&#x017F;es Engelge&#x017F;icht, und die Ro&#x017F;enwange<lb/>
voll Un&#x017F;chuld,<lb/>
Und dies glänzende Blau der Äugelein!<lb/>
Will&#x017F;t du mich an&#x017F;ehn!<lb/>
Komm und &#x017F;chau in den Spiegel, und &#x017F;chä-<lb/>
me dich, da&#x017F;s du &#x017F;o &#x017F;chön bi&#x017F;t! <lb n="190"/>
Traute&#x017F;te, nim das Gehenk, noch warm<lb/>
vom Bu&#x017F;en der Freundin,<lb/>
Zum Andenken von mir: mein Nam&#x2019; aus<lb/>
eigenem Haar i&#x017F;t<lb/>
Vorne ge&#x017F;chränkt, und hinten die &#x017F;chön-<lb/>
geflochtene Locke:<lb/>
Da&#x017F;s du, den Schmuck anlegend, auch<lb/>
fern dich meiner erinner&#x017F;t.<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[140/0154] LUISE Du holdſeliges Mädchen! Wie ſchlank und erhabenes Wuchſes Wandelt ſie, anmutsvoll, als ſchwebte ſie! Und o wie lieblich Dieſes Engelgeſicht, und die Roſenwange voll Unſchuld, Und dies glänzende Blau der Äugelein! Willſt du mich anſehn! Komm und ſchau in den Spiegel, und ſchä- me dich, daſs du ſo ſchön biſt! 190 Trauteſte, nim das Gehenk, noch warm vom Buſen der Freundin, Zum Andenken von mir: mein Nam’ aus eigenem Haar iſt Vorne geſchränkt, und hinten die ſchön- geflochtene Locke: Daſs du, den Schmuck anlegend, auch fern dich meiner erinnerſt.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/voss_luise_1795
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/voss_luise_1795/154
Zitationshilfe: Voß, Johann Heinrich: Luise. Ein ländliches Gedicht in 3 Idyllen. Königsberg, 1795, S. 140. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/voss_luise_1795/154>, abgerufen am 09.10.2024.