Voß, Johann Heinrich: Luise. Ein ländliches Gedicht in 3 Idyllen. Königsberg, 1795.DRITTE IDYLLE Nicht mit der gaukelnden Mod' unförm-lichem Wulste die Hüften Lastete. Eilig bedient von Amalia, schlüpf- te die Jungfrau In das Gewand; mit Geriesel hinab zu den Fersen entwallt' es, Hell vom Monde beglänzt; und sie schnürt' es behend' um den Busen, 180 Welcher, des Zwangs unwillig, sich hob voll üppiger Jugend; Und wie ein fliessender Duft umhüllt' ihn der florene Schleier: Also schwebt in Nächten des Mais um die Scheibe des Mondes Oft ein dünnes Gewölk, den äusseren Rand nur enthüllend. Aber Amalia küsste die Braut, und sagte mit Inbrunst: 185 DRITTE IDYLLE Nicht mit der gaukelnden Mod’ unförm-lichem Wulſte die Hüften Laſtete. Eilig bedient von Amalia, ſchlüpf- te die Jungfrau In das Gewand; mit Gerieſel hinab zu den Ferſen entwallt’ es, Hell vom Monde beglänzt; und ſie ſchnürt’ es behend’ um den Buſen, 180 Welcher, des Zwangs unwillig, ſich hob voll üppiger Jugend; Und wie ein flieſsender Duft umhüllt’ ihn der florene Schleier: Alſo ſchwebt in Nächten des Mais um die Scheibe des Mondes Oft ein dünnes Gewölk, den äuſseren Rand nur enthüllend. Aber Amalia küſste die Braut, und ſagte mit Inbrunſt: 185 <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0153" n="139"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">DRITTE IDYLLE</hi></fw><lb/> Nicht mit der gaukelnden Mod’ unförm-<lb/> lichem Wulſte die Hüften<lb/> Laſtete. Eilig bedient von Amalia, ſchlüpf-<lb/> te die Jungfrau<lb/> In das Gewand; mit Gerieſel hinab zu den<lb/> Ferſen entwallt’ es,<lb/> Hell vom Monde beglänzt; und ſie ſchnürt’<lb/> es behend’ um den Buſen, <lb n="180"/> Welcher, des Zwangs unwillig, ſich hob<lb/> voll üppiger Jugend;<lb/> Und wie ein flieſsender Duft umhüllt’<lb/> ihn der florene Schleier:<lb/> Alſo ſchwebt in Nächten des Mais um<lb/> die Scheibe des Mondes<lb/> Oft ein dünnes Gewölk, den äuſseren<lb/> Rand nur enthüllend.<lb/> Aber Amalia küſste die Braut, und ſagte<lb/> mit Inbrunſt: <lb n="185"/> </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [139/0153]
DRITTE IDYLLE
Nicht mit der gaukelnden Mod’ unförm-
lichem Wulſte die Hüften
Laſtete. Eilig bedient von Amalia, ſchlüpf-
te die Jungfrau
In das Gewand; mit Gerieſel hinab zu den
Ferſen entwallt’ es,
Hell vom Monde beglänzt; und ſie ſchnürt’
es behend’ um den Buſen, 180
Welcher, des Zwangs unwillig, ſich hob
voll üppiger Jugend;
Und wie ein flieſsender Duft umhüllt’
ihn der florene Schleier:
Alſo ſchwebt in Nächten des Mais um
die Scheibe des Mondes
Oft ein dünnes Gewölk, den äuſseren
Rand nur enthüllend.
Aber Amalia küſste die Braut, und ſagte
mit Inbrunſt: 185
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |