Voß, Johann Heinrich: Luise. Ein ländliches Gedicht in 3 Idyllen. Königsberg, 1795.LUISE Aber was schimmerte da so geschwind andem Zaune vorüber? Schon ein Besuch? Ja wahrlich! Amalia kommt mit dem Kleinen! Sprachs, und zur Pforte des Hofes ent- eilte sie; unter dem Schauer Hüpfte Packan frohknurrend hervor; und sie wehrte dem Schmeicheln. 225 Also rief sie entgegen, die alte verständige Hausfrau: Kinder, so früh in die Luft? O den- ken Sie! meine Luise Schläft noch fest wie ein Dachs; und der Bräutigam ist in der Stube! Treten Sie ein; ich wecke. Wie wird sich das Töchterchen schämen! Also Mama; da klopft' in die Händ' Amalia lachend. 230 LUISE Aber was ſchimmerte da ſo geſchwind andem Zaune vorüber? Schon ein Beſuch? Ja wahrlich! Amalia kommt mit dem Kleinen! Sprachs, und zur Pforte des Hofes ent- eilte ſie; unter dem Schauer Hüpfte Packan frohknurrend hervor; und ſie wehrte dem Schmeicheln. 225 Alſo rief ſie entgegen, die alte verſtändige Hausfrau: Kinder, ſo früh in die Luft? O den- ken Sie! meine Luiſe Schläft noch feſt wie ein Dachs; und der Bräutigam iſt in der Stube! Treten Sie ein; ich wecke. Wie wird ſich das Töchterchen ſchämen! Alſo Mama; da klopft’ in die Händ’ Amalia lachend. 230 <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0114" n="102"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">LUISE</hi></fw><lb/> Aber was ſchimmerte da ſo geſchwind an<lb/> dem Zaune vorüber?<lb/> Schon ein Beſuch? Ja wahrlich! Amalia<lb/> kommt mit dem Kleinen!<lb/> Sprachs, und zur Pforte des Hofes ent-<lb/> eilte ſie; unter dem Schauer<lb/> Hüpfte Packan frohknurrend hervor; und<lb/> ſie wehrte dem Schmeicheln. <lb n="225"/> Alſo rief ſie entgegen, die alte verſtändige<lb/> Hausfrau:<lb/> Kinder, ſo früh in die Luft? O den-<lb/> ken Sie! meine Luiſe<lb/> Schläft noch feſt wie ein Dachs; und der<lb/> Bräutigam iſt in der Stube!<lb/> Treten Sie ein; ich wecke. Wie wird<lb/> ſich das Töchterchen ſchämen!<lb/> Alſo Mama; da klopft’ in die Händ’<lb/> Amalia lachend. <lb n="230"/> </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [102/0114]
LUISE
Aber was ſchimmerte da ſo geſchwind an
dem Zaune vorüber?
Schon ein Beſuch? Ja wahrlich! Amalia
kommt mit dem Kleinen!
Sprachs, und zur Pforte des Hofes ent-
eilte ſie; unter dem Schauer
Hüpfte Packan frohknurrend hervor; und
ſie wehrte dem Schmeicheln. 225
Alſo rief ſie entgegen, die alte verſtändige
Hausfrau:
Kinder, ſo früh in die Luft? O den-
ken Sie! meine Luiſe
Schläft noch feſt wie ein Dachs; und der
Bräutigam iſt in der Stube!
Treten Sie ein; ich wecke. Wie wird
ſich das Töchterchen ſchämen!
Alſo Mama; da klopft’ in die Händ’
Amalia lachend. 230
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/voss_luise_1795 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/voss_luise_1795/114 |
Zitationshilfe: | Voß, Johann Heinrich: Luise. Ein ländliches Gedicht in 3 Idyllen. Königsberg, 1795, S. 102. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/voss_luise_1795/114>, abgerufen am 16.02.2025. |