Bei guter Witterung sah man hier Schauspiele unter dem freien Himmelsbogen, oft noch ein Werk des Lope de Vega voll seltsamer Liebes¬ abentheuer, die die romantisch empfindenden Ein¬ wohner nicht vergessen hatten.
Dem Mansanares war ein Bett von mehr Tiefe und Umfang als Ehedem gehöhlt worden, er stand mit dem Minho, Guadiana, Guadal¬ quivir u. s. w. in Verbindung, welche, jetzt auch geeignet Seeschiffe zu tragen, der Hauptstadt den Vortheil eines ausgebreiteten Handels ver¬ schafften.
Nur Buenretiro und Aranjuez entzückten Guido noch mehr, als das liebliche Madrit, und er hätte es beweinen mögen, nicht mit Ini in die¬ sen Elisäen wandeln zu können. Denn Geschmack und Reichthum hatten wetteifernd sich verbun¬ den, die Gärten dort, mit Allem, was Phan¬ tasie und Herz glühend füllen kann, verschwen¬ derisch auszustatten. Obgleich der Winter nahte, ließ ihn die noch überall grünende Wonne nicht ahnen.
Der Lehrer sagte aber: Fort von hier, mein Guido! Wenn diese Lust dich, dem die üppi¬ gen Vergnügungen von London und Paris lang¬
Bei guter Witterung ſah man hier Schauſpiele unter dem freien Himmelsbogen, oft noch ein Werk des Lope de Vega voll ſeltſamer Liebes¬ abentheuer, die die romantiſch empfindenden Ein¬ wohner nicht vergeſſen hatten.
Dem Manſanares war ein Bett von mehr Tiefe und Umfang als Ehedem gehoͤhlt worden, er ſtand mit dem Minho, Guadiana, Guadal¬ quivir u. ſ. w. in Verbindung, welche, jetzt auch geeignet Seeſchiffe zu tragen, der Hauptſtadt den Vortheil eines ausgebreiteten Handels ver¬ ſchafften.
Nur Buenretiro und Aranjuez entzuͤckten Guido noch mehr, als das liebliche Madrit, und er haͤtte es beweinen moͤgen, nicht mit Ini in die¬ ſen Eliſaͤen wandeln zu koͤnnen. Denn Geſchmack und Reichthum hatten wetteifernd ſich verbun¬ den, die Gaͤrten dort, mit Allem, was Phan¬ taſie und Herz gluͤhend fuͤllen kann, verſchwen¬ deriſch auszuſtatten. Obgleich der Winter nahte, ließ ihn die noch uͤberall gruͤnende Wonne nicht ahnen.
Der Lehrer ſagte aber: Fort von hier, mein Guido! Wenn dieſe Luſt dich, dem die uͤppi¬ gen Vergnuͤgungen von London und Paris lang¬
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Bei guter Witterung ſah man hier Schauſpiele
unter dem freien Himmelsbogen, oft noch ein
Werk des Lope de Vega voll ſeltſamer Liebes¬
abentheuer, die die romantiſch empfindenden Ein¬
wohner nicht vergeſſen hatten.
Dem Manſanares war ein Bett von mehr
Tiefe und Umfang als Ehedem gehoͤhlt worden,
er ſtand mit dem Minho, Guadiana, Guadal¬
quivir u. ſ. w. in Verbindung, welche, jetzt auch
geeignet Seeſchiffe zu tragen, der Hauptſtadt
den Vortheil eines ausgebreiteten Handels ver¬
ſchafften.
Nur Buenretiro und Aranjuez entzuͤckten Guido
noch mehr, als das liebliche Madrit, und er
haͤtte es beweinen moͤgen, nicht mit Ini in die¬
ſen Eliſaͤen wandeln zu koͤnnen. Denn Geſchmack
und Reichthum hatten wetteifernd ſich verbun¬
den, die Gaͤrten dort, mit Allem, was Phan¬
taſie und Herz gluͤhend fuͤllen kann, verſchwen¬
deriſch auszuſtatten. Obgleich der Winter nahte,
ließ ihn die noch uͤberall gruͤnende Wonne nicht
ahnen.
Der Lehrer ſagte aber: Fort von hier, mein
Guido! Wenn dieſe Luſt dich, dem die uͤppi¬
gen Vergnuͤgungen von London und Paris lang¬
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Voß, Julius von: Ini. Ein Roman aus dem ein und zwanzigsten Jahrhundert. Berlin, 1810, S. 292. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/voss_ini_1810/304>, abgerufen am 25.11.2024.
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