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Dr. Vollmer’s Wörterbuch der Mythologie aller Völker. 3. Aufl. Stuttgart, 1874.

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und von einem zweiköpfigen Hunde, Orthrus, einem Sprössling der Echidna und des Typhon, gehütet. H. kam durch Libyen, errichtete an der Grenze zwischen Europa und Afrika die beiden Säulen, welche noch jetzt die Säulen des H. heissen, bahnte dem Ocean einen Weg in das mittelländische Meer, und diesem rückwärts einen in den Ocean, so dass sie sich nun wechselseitig ergänzen; erhielt von Apollo einen goldenen Kahn, weil er den Muth gehabt, seinen Bogen selbst gegen ihn zu spannen, und schiffte nun nach der Insel. Er kam nach Erythia und wählte das Gebirge Abas zu seinem Wohnsitze. Der Hund des Geryon merkte nicht sobald eines Fremden Anwesenheit, als er auch auf ihn zufuhr, doch vor dergleichen Thieren fürchtete sich der Held nicht: er schlug den Orthrus mit der Keule todt, und besiegte noch den Eurytion, welcher dem Hund zu Hülfe kam. Menötius


Fig. 149.
weidete zu dieser Zeit die Rinder des Hades in der Nähe, und benachrichtigte den Geryon von dem was vorgefallen; dieser ging dem H. nach, der so eben die Heerde hinwegtrieb, und begann am Flusse Anthemus einen Kampf mit dem Helden, unterlag jedoch seiner Götterkraft. Jetzt trieb er die Rinder durch das Land der Celten oder Gallier, bestand hier einen furchtbaren Kampf mit den Söhnen des Neptun, Alebion und Dercynus, welche bei Massilia wohnten, ihn mit ihren Völkern überfielen, und ihm die Heerden raubten. Verzweifelnd wehrte er sich, doch gingen ihm bald die Pfeile aus, da liess Jupiter eine grosse Menge gewaltiger Felsblöcke vom Himmel fallen, diese raffte H. auf und schlug damit seine Feinde todt, gewann die Heerde wieder und trieb sie nach Italien. Damals versammelten sich die Giganten, und Hercules stand nun den Göttern im Kampfe gegen diese bei; dann zog er weiter durch Italien, erlegte den Cacus, machte dessen Schwester Caca zur Sklavin, und gelangte nach Rhegium; hier riss ihm ein Stier aus und schwamm nach Sicilien; H. schwamm ihm mit der ganzen Heerde nach, sich an den Hörnern eines dieser Thiere festhaltend, und kam so zu dem König Eryx. Dieser war ein Sohn der Venus und des Argonauten Butes, ein mächtig starker Mann und der berühmteste Faustkämpfer; von ihm verlangte Hercules den Stier, den er unter seine Heerde gebracht hatte, doch wollte er nur einem Cästuskampfe nachgeben. Am Ende kamen sie überein, dass, wenn H. siege, er die Insel bekomme, wenn aber Eryx Sieger bleibe, die Rinder des Geryon alle ihm zufallen sollten, ein zwar geringer Gegenpreis, doch angenommen, weil an ihm die Unsterblichkeit des H. hing. Dreimal ward Eryx besiegt, und endlich getödtet. Ein Krieg, der darauf folgte, hatte die

Fig. 150.
Niederlage des ganzen sicilischen Heeres und den Tod von sechs Feldherren zur Folge, worauf Sicilien ihm gehörte; er gab es jedoch den Einwohnern frei, mit der Bedingung: es dereinst einem seiner Nachkommen, wenn er darauf Ansprüche mache, zu überlassen. Jetzt setzte H. mit seiner Heerde über das Meer, kam aber, durch ungünstigen Wind verschlagen, nicht bei Mycenä, sondern in Thracien an's Land; dort machte Juno die Rinder wüthend, so dass sie sich in den Gebirgen zerstreuten, und erst am Hellespont der grössere Theil derselben wieder gefangen wurde, während die übrigen in Thracien wild blieben. Nun kam H. zum Flusse Strymon, der bis dorthin schiffbar war, jedoch durch H. mit Felsstücken ausgefüllt wurde, damit er eine Furth für seine Heerde hätte, und desshalb von da an für Schiffe unbrauchbar ward. Endlich, nach so vielen Umwegen, gelangte er zu Eurystheus, übergab diesem die Rinder, und hatte somit

und von einem zweiköpfigen Hunde, Orthrus, einem Sprössling der Echidna und des Typhon, gehütet. H. kam durch Libyen, errichtete an der Grenze zwischen Europa und Afrika die beiden Säulen, welche noch jetzt die Säulen des H. heissen, bahnte dem Ocean einen Weg in das mittelländische Meer, und diesem rückwärts einen in den Ocean, so dass sie sich nun wechselseitig ergänzen; erhielt von Apollo einen goldenen Kahn, weil er den Muth gehabt, seinen Bogen selbst gegen ihn zu spannen, und schiffte nun nach der Insel. Er kam nach Erythia und wählte das Gebirge Abas zu seinem Wohnsitze. Der Hund des Geryon merkte nicht sobald eines Fremden Anwesenheit, als er auch auf ihn zufuhr, doch vor dergleichen Thieren fürchtete sich der Held nicht: er schlug den Orthrus mit der Keule todt, und besiegte noch den Eurytion, welcher dem Hund zu Hülfe kam. Menötius


Fig. 149.
weidete zu dieser Zeit die Rinder des Hades in der Nähe, und benachrichtigte den Geryon von dem was vorgefallen; dieser ging dem H. nach, der so eben die Heerde hinwegtrieb, und begann am Flusse Anthemus einen Kampf mit dem Helden, unterlag jedoch seiner Götterkraft. Jetzt trieb er die Rinder durch das Land der Celten oder Gallier, bestand hier einen furchtbaren Kampf mit den Söhnen des Neptun, Alebion und Dercynus, welche bei Massilia wohnten, ihn mit ihren Völkern überfielen, und ihm die Heerden raubten. Verzweifelnd wehrte er sich, doch gingen ihm bald die Pfeile aus, da liess Jupiter eine grosse Menge gewaltiger Felsblöcke vom Himmel fallen, diese raffte H. auf und schlug damit seine Feinde todt, gewann die Heerde wieder und trieb sie nach Italien. Damals versammelten sich die Giganten, und Hercules stand nun den Göttern im Kampfe gegen diese bei; dann zog er weiter durch Italien, erlegte den Cacus, machte dessen Schwester Caca zur Sklavin, und gelangte nach Rhegium; hier riss ihm ein Stier aus und schwamm nach Sicilien; H. schwamm ihm mit der ganzen Heerde nach, sich an den Hörnern eines dieser Thiere festhaltend, und kam so zu dem König Eryx. Dieser war ein Sohn der Venus und des Argonauten Butes, ein mächtig starker Mann und der berühmteste Faustkämpfer; von ihm verlangte Hercules den Stier, den er unter seine Heerde gebracht hatte, doch wollte er nur einem Cästuskampfe nachgeben. Am Ende kamen sie überein, dass, wenn H. siege, er die Insel bekomme, wenn aber Eryx Sieger bleibe, die Rinder des Geryon alle ihm zufallen sollten, ein zwar geringer Gegenpreis, doch angenommen, weil an ihm die Unsterblichkeit des H. hing. Dreimal ward Eryx besiegt, und endlich getödtet. Ein Krieg, der darauf folgte, hatte die

Fig. 150.
Niederlage des ganzen sicilischen Heeres und den Tod von sechs Feldherren zur Folge, worauf Sicilien ihm gehörte; er gab es jedoch den Einwohnern frei, mit der Bedingung: es dereinst einem seiner Nachkommen, wenn er darauf Ansprüche mache, zu überlassen. Jetzt setzte H. mit seiner Heerde über das Meer, kam aber, durch ungünstigen Wind verschlagen, nicht bei Mycenä, sondern in Thracien an's Land; dort machte Juno die Rinder wüthend, so dass sie sich in den Gebirgen zerstreuten, und erst am Hellespont der grössere Theil derselben wieder gefangen wurde, während die übrigen in Thracien wild blieben. Nun kam H. zum Flusse Strymon, der bis dorthin schiffbar war, jedoch durch H. mit Felsstücken ausgefüllt wurde, damit er eine Furth für seine Heerde hätte, und desshalb von da an für Schiffe unbrauchbar ward. Endlich, nach so vielen Umwegen, gelangte er zu Eurystheus, übergab diesem die Rinder, und hatte somit

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[240/0310] und von einem zweiköpfigen Hunde, Orthrus, einem Sprössling der Echidna und des Typhon, gehütet. H. kam durch Libyen, errichtete an der Grenze zwischen Europa und Afrika die beiden Säulen, welche noch jetzt die Säulen des H. heissen, bahnte dem Ocean einen Weg in das mittelländische Meer, und diesem rückwärts einen in den Ocean, so dass sie sich nun wechselseitig ergänzen; erhielt von Apollo einen goldenen Kahn, weil er den Muth gehabt, seinen Bogen selbst gegen ihn zu spannen, und schiffte nun nach der Insel. Er kam nach Erythia und wählte das Gebirge Abas zu seinem Wohnsitze. Der Hund des Geryon merkte nicht sobald eines Fremden Anwesenheit, als er auch auf ihn zufuhr, doch vor dergleichen Thieren fürchtete sich der Held nicht: er schlug den Orthrus mit der Keule todt, und besiegte noch den Eurytion, welcher dem Hund zu Hülfe kam. Menötius [Abbildung Fig. 149. ] weidete zu dieser Zeit die Rinder des Hades in der Nähe, und benachrichtigte den Geryon von dem was vorgefallen; dieser ging dem H. nach, der so eben die Heerde hinwegtrieb, und begann am Flusse Anthemus einen Kampf mit dem Helden, unterlag jedoch seiner Götterkraft. Jetzt trieb er die Rinder durch das Land der Celten oder Gallier, bestand hier einen furchtbaren Kampf mit den Söhnen des Neptun, Alebion und Dercynus, welche bei Massilia wohnten, ihn mit ihren Völkern überfielen, und ihm die Heerden raubten. Verzweifelnd wehrte er sich, doch gingen ihm bald die Pfeile aus, da liess Jupiter eine grosse Menge gewaltiger Felsblöcke vom Himmel fallen, diese raffte H. auf und schlug damit seine Feinde todt, gewann die Heerde wieder und trieb sie nach Italien. Damals versammelten sich die Giganten, und Hercules stand nun den Göttern im Kampfe gegen diese bei; dann zog er weiter durch Italien, erlegte den Cacus, machte dessen Schwester Caca zur Sklavin, und gelangte nach Rhegium; hier riss ihm ein Stier aus und schwamm nach Sicilien; H. schwamm ihm mit der ganzen Heerde nach, sich an den Hörnern eines dieser Thiere festhaltend, und kam so zu dem König Eryx. Dieser war ein Sohn der Venus und des Argonauten Butes, ein mächtig starker Mann und der berühmteste Faustkämpfer; von ihm verlangte Hercules den Stier, den er unter seine Heerde gebracht hatte, doch wollte er nur einem Cästuskampfe nachgeben. Am Ende kamen sie überein, dass, wenn H. siege, er die Insel bekomme, wenn aber Eryx Sieger bleibe, die Rinder des Geryon alle ihm zufallen sollten, ein zwar geringer Gegenpreis, doch angenommen, weil an ihm die Unsterblichkeit des H. hing. Dreimal ward Eryx besiegt, und endlich getödtet. Ein Krieg, der darauf folgte, hatte die [Abbildung Fig. 150. ] Niederlage des ganzen sicilischen Heeres und den Tod von sechs Feldherren zur Folge, worauf Sicilien ihm gehörte; er gab es jedoch den Einwohnern frei, mit der Bedingung: es dereinst einem seiner Nachkommen, wenn er darauf Ansprüche mache, zu überlassen. Jetzt setzte H. mit seiner Heerde über das Meer, kam aber, durch ungünstigen Wind verschlagen, nicht bei Mycenä, sondern in Thracien an's Land; dort machte Juno die Rinder wüthend, so dass sie sich in den Gebirgen zerstreuten, und erst am Hellespont der grössere Theil derselben wieder gefangen wurde, während die übrigen in Thracien wild blieben. Nun kam H. zum Flusse Strymon, der bis dorthin schiffbar war, jedoch durch H. mit Felsstücken ausgefüllt wurde, damit er eine Furth für seine Heerde hätte, und desshalb von da an für Schiffe unbrauchbar ward. Endlich, nach so vielen Umwegen, gelangte er zu Eurystheus, übergab diesem die Rinder, und hatte somit

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Zitationshilfe: Dr. Vollmer’s Wörterbuch der Mythologie aller Völker. 3. Aufl. Stuttgart, 1874, S. 240. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vollmer_mythologie_1874/310>, abgerufen am 24.11.2024.