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Dr. Vollmer’s Wörterbuch der Mythologie aller Völker. 3. Aufl. Stuttgart, 1874.

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Göttern besucht, sondern auch reich beschenkt. Ceres gab ihr den Getreidebau, Mercur die Lyra, Minerva ein köstliches Gewand etc. Apollo und die Musen verherrlichten das Fest durch Flötenspiel und Gesang, Electra führte die geheimen Feierlichkeiten (Orgien) zu Ehren der Göttermutter ein, das wichtigste Geschenk aber machte ihr Venus mit dem verderblichen Halsband, welches Vulcan geschmiedet. Dieses machte den Fluch jedes späteren Besitzers; es war Schuld an dem Tode des Amphiaraus, des Alcmäon, der Eriphyle, der Arsinoe, der Callirrhoe, der Jocaste, und endlich, nachdem es schon im delphischen Tempel des Apollo als Weihgeschenk aufgehängt war, machte es noch die Gattin des Ariston unglücklich.


Harmonides (Gr. M.), ein Troischer Künstler, welcher seine Kunst von Minerva selbst gelernt hatte. Er war es, der das Schiff bauete, auf welchem Paris die schöne Helena entführte.


Harpagus (Gr. M.), eines der beiden Rosse der Dioscuren (s. d.)


Harpallion (Gr. M.), Sohn des Paphlagoniers Pylämenes. Beide kamen miteinander nach Troja; sie waren Gastfreunde des Paris, der desshalb heftig erbittert ward, und gleichfalls nach jenem schoss, doch erfolglos.


Harpalyce (Gr. M.), 1) Tochter des Harpalycus, eines Königs der Amymnäer in Thracien. Seine Gattin starb früh, und er war genöthigt, sein Kind durch die Milch der Pferde und Kühe aufzuziehen; dann übte er sie in allen kriegerischen Tugenden, und sie lernte die Waffen so trefflich brauchen, dass keiner von den Thraciern sie darin übertraf, lernte so schnell laufen, dass sie sogar über Ströme setzen konnte, ohne mehr, als die Oberfläche des Wassers, zu bewegen. Später blieb ihr Vater in einem Aufstand der Hirten, und nun zog H. sich in die Wälder zurück, mit ihren Genossen ein wildes Räuberleben führend, welches die Hirten zuletzt nöthigte, sie mit Netzen und Garnen zu umstellen und zu tödten. Sie hatte so eben einen Bock geraubt, und da bei der Theilung der Beute es hierüber zum Streit kam, und eine Menge der früher vereinten Hirten sich gegenseitig ermordeten, wähnte man, die Götter wollten ihren Mord rächen, betrachtete sie als eine Göttin, stiftete ihr feierliche Leichenspiele, und suchte ihren Geist durch Todtenopfer und Wettkämpfe auf ihrem Grabe zu versöhnen. Die Aeneis erwähnt ihrer, wo von dem Erscheinen der Venus in Mädchentracht und Gesicht, bewaffnet wie Sparta's Jungfrauen, am Strande von Karthago die Rede ist. - 2) H., s. Clymenus.


Harpasus, Harpe s. Clinis.


Harpinna (Gr. M.), Tochter des Flussgottes Asopus, Geliebte des Mars und von ihm Mutter des Oenomaus. Als Mutter des Letztern wird indessen auch Sterope angegeben.


Harpocrates, Fig. 133 (Aegypt. M.), Griechischer


Fig. 133.
Name einer ägyptischen Gottheit, der entstanden sein soll aus den ägyptischen Worten: Har-pa-chrut, d. h. Har, das Kind. Diesen Har nannten die Griechen gewöhnlich Horus, und unterschieden ihn als Horus H. von einem älteren Horus; beide jedoch sind Söhne des Osiris und der Isis. Was von den Alten, ausser Plutarch, über H. mitgetheilt worden, ist höchst unvollständig, daher auch sehr dunkel, was er bedeutet; dass er nicht der Gott des Schweigens war, wie weniger Unterrichtete allgemein glaubten, ist jetzt unbezweifelt; in Rom ward er zwar als solcher verehrt, doch wohl nur, weil mehrere seiner Bilder den Finger auf dem Munde haben (s. unser Bild), was aber nur bildliche Bezeichnung des Saugens ist, Bild und ihn also als Säugling bezeichnet. H. ist ein Sohn der Isis und des sterbenden Osiris, oder gar erst nach seinem Tode gezeugt, wesshalb er gebrechlich, schwach, unvollkommen gebildet wird, meistentheils als Kind, auf einer Lotosblume sitzend. Ihm wurden Bohnen und Pfirsiche geopfert, und er selbst ward an besonderen Festtagen von alten Männern mit Milch gefüttert, sein Bild aber von Priestern in Procession umhergetragen, welche die Schminke, mit der sie gefärbt, sich abschabten und als Medicin verkauften. Unter den Thieren waren ihm heilig: Scorpionen, Schlangen, Crocodile, Löwen und Hirsche.


Harpyien, Fig. 134 - 135 (Gr. M.), Töchter des Thaumas und der Electra (einer Oceanide). Es wurden deren bald zwei, bald drei, ihre Namen aber höchst verschieden angegeben: Aello, Podarge, Ocypete, Celäno, Thyella, Acholoe, Aellopos, Nicothoe u. dgl. Auch in ihrer Beschreibung finden eben so viele Abweichungen statt. Bei
Fig. 134.
Fig. 135.

Homer sind sie bloss Sturmgöttinnen, schnell, aber schön; auch bei Hesiod sind sie schön gelockte Göttinnen, rasch mit der Fittige Schwung; allein schon bei Aeschylus erscheinen sie als hässliche geflügelte Unholdinnen, und nach dieser Seite wurde nun ihre Darstellung immer weiter ausgebildet. Sie wurden nun als Raubvögel mit Mädchengesichtern dargestellt; zuweilen sollten sie menschliche Arme und menschliche Schenkel haben, welche in Klauen und Hühnerfüssen endigen, oder ganz Mädchengestalten mit abschreckender Bildung der Extremitäten, und mit Flügeln versehen sein. Gewöhnlich wurden sie von den Göttern zur Strafe gegen Verbrecher ausgeschickt; so wäre Phineus verhungert, wenn die Söhne des Boreas ihn eicht von den Unholdinnen befreit hätten, welche ihm alle Speisen verzehrten oder mit Unrath besudelten. Boreas selbst fand eine derselben, Podarge, so reizend, dass er mit ihr die göttlichen Rosse des Achilles, Xanthus und Balius, zeugte.


Hartgrep (Nord. M.), Gattin des dänischen Königs Hadding, eines Lieblings der Götter und mächtigen Riesen, war eine gewaltige, durch ihre Höllenkünste sehr gefürchtte Zaubererin, welche sich nicht nur von dem kleinsten Kinde bis zur ungeheuersten Riesin in jede Grösse fügen und alle Thiergestalten annehmen konnte,

Göttern besucht, sondern auch reich beschenkt. Ceres gab ihr den Getreidebau, Mercur die Lyra, Minerva ein köstliches Gewand etc. Apollo und die Musen verherrlichten das Fest durch Flötenspiel und Gesang, Electra führte die geheimen Feierlichkeiten (Orgien) zu Ehren der Göttermutter ein, das wichtigste Geschenk aber machte ihr Venus mit dem verderblichen Halsband, welches Vulcan geschmiedet. Dieses machte den Fluch jedes späteren Besitzers; es war Schuld an dem Tode des Amphiaraus, des Alcmäon, der Eriphyle, der Arsinoë, der Callirrhoë, der Jocaste, und endlich, nachdem es schon im delphischen Tempel des Apollo als Weihgeschenk aufgehängt war, machte es noch die Gattin des Ariston unglücklich.


Harmonides (Gr. M.), ein Troïscher Künstler, welcher seine Kunst von Minerva selbst gelernt hatte. Er war es, der das Schiff bauete, auf welchem Paris die schöne Helena entführte.


Harpagus (Gr. M.), eines der beiden Rosse der Dioscuren (s. d.)


Harpallion (Gr. M.), Sohn des Paphlagoniers Pylämenes. Beide kamen miteinander nach Troja; sie waren Gastfreunde des Paris, der desshalb heftig erbittert ward, und gleichfalls nach jenem schoss, doch erfolglos.


Harpalyce (Gr. M.), 1) Tochter des Harpalycus, eines Königs der Amymnäer in Thracien. Seine Gattin starb früh, und er war genöthigt, sein Kind durch die Milch der Pferde und Kühe aufzuziehen; dann übte er sie in allen kriegerischen Tugenden, und sie lernte die Waffen so trefflich brauchen, dass keiner von den Thraciern sie darin übertraf, lernte so schnell laufen, dass sie sogar über Ströme setzen konnte, ohne mehr, als die Oberfläche des Wassers, zu bewegen. Später blieb ihr Vater in einem Aufstand der Hirten, und nun zog H. sich in die Wälder zurück, mit ihren Genossen ein wildes Räuberleben führend, welches die Hirten zuletzt nöthigte, sie mit Netzen und Garnen zu umstellen und zu tödten. Sie hatte so eben einen Bock geraubt, und da bei der Theilung der Beute es hierüber zum Streit kam, und eine Menge der früher vereinten Hirten sich gegenseitig ermordeten, wähnte man, die Götter wollten ihren Mord rächen, betrachtete sie als eine Göttin, stiftete ihr feierliche Leichenspiele, und suchte ihren Geist durch Todtenopfer und Wettkämpfe auf ihrem Grabe zu versöhnen. Die Aeneis erwähnt ihrer, wo von dem Erscheinen der Venus in Mädchentracht und Gesicht, bewaffnet wie Sparta's Jungfrauen, am Strande von Karthago die Rede ist. – 2) H., s. Clymenus.


Harpasus, Harpe s. Clinis.


Harpinna (Gr. M.), Tochter des Flussgottes Asopus, Geliebte des Mars und von ihm Mutter des Oenomaus. Als Mutter des Letztern wird indessen auch Sterope angegeben.


Harpocrates, Fig. 133 (Aegypt. M.), Griechischer


Fig. 133.
Name einer ägyptischen Gottheit, der entstanden sein soll aus den ägyptischen Worten: Har-pa-chrut, d. h. Har, das Kind. Diesen Har nannten die Griechen gewöhnlich Horus, und unterschieden ihn als Horus H. von einem älteren Horus; beide jedoch sind Söhne des Osiris und der Isis. Was von den Alten, ausser Plutarch, über H. mitgetheilt worden, ist höchst unvollständig, daher auch sehr dunkel, was er bedeutet; dass er nicht der Gott des Schweigens war, wie weniger Unterrichtete allgemein glaubten, ist jetzt unbezweifelt; in Rom ward er zwar als solcher verehrt, doch wohl nur, weil mehrere seiner Bilder den Finger auf dem Munde haben (s. unser Bild), was aber nur bildliche Bezeichnung des Saugens ist, Bild und ihn also als Säugling bezeichnet. H. ist ein Sohn der Isis und des sterbenden Osiris, oder gar erst nach seinem Tode gezeugt, wesshalb er gebrechlich, schwach, unvollkommen gebildet wird, meistentheils als Kind, auf einer Lotosblume sitzend. Ihm wurden Bohnen und Pfirsiche geopfert, und er selbst ward an besonderen Festtagen von alten Männern mit Milch gefüttert, sein Bild aber von Priestern in Procession umhergetragen, welche die Schminke, mit der sie gefärbt, sich abschabten und als Medicin verkauften. Unter den Thieren waren ihm heilig: Scorpionen, Schlangen, Crocodile, Löwen und Hirsche.


Harpyien, Fig. 134 – 135 (Gr. M.), Töchter des Thaumas und der Electra (einer Oceanide). Es wurden deren bald zwei, bald drei, ihre Namen aber höchst verschieden angegeben: Aëllo, Podarge, Ocypete, Celäno, Thyella, Acholoë, Aëllopos, Nicothoë u. dgl. Auch in ihrer Beschreibung finden eben so viele Abweichungen statt. Bei
Fig. 134.
Fig. 135.

Homer sind sie bloss Sturmgöttinnen, schnell, aber schön; auch bei Hesiod sind sie schön gelockte Göttinnen, rasch mit der Fittige Schwung; allein schon bei Aeschylus erscheinen sie als hässliche geflügelte Unholdinnen, und nach dieser Seite wurde nun ihre Darstellung immer weiter ausgebildet. Sie wurden nun als Raubvögel mit Mädchengesichtern dargestellt; zuweilen sollten sie menschliche Arme und menschliche Schenkel haben, welche in Klauen und Hühnerfüssen endigen, oder ganz Mädchengestalten mit abschreckender Bildung der Extremitäten, und mit Flügeln versehen sein. Gewöhnlich wurden sie von den Göttern zur Strafe gegen Verbrecher ausgeschickt; so wäre Phineus verhungert, wenn die Söhne des Boreas ihn eicht von den Unholdinnen befreit hätten, welche ihm alle Speisen verzehrten oder mit Unrath besudelten. Boreas selbst fand eine derselben, Podarge, so reizend, dass er mit ihr die göttlichen Rosse des Achilles, Xanthus und Balius, zeugte.


Hartgrep (Nord. M.), Gattin des dänischen Königs Hadding, eines Lieblings der Götter und mächtigen Riesen, war eine gewaltige, durch ihre Höllenkünste sehr gefürchtte Zaubererin, welche sich nicht nur von dem kleinsten Kinde bis zur ungeheuersten Riesin in jede Grösse fügen und alle Thiergestalten annehmen konnte,

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[229/0299] Göttern besucht, sondern auch reich beschenkt. Ceres gab ihr den Getreidebau, Mercur die Lyra, Minerva ein köstliches Gewand etc. Apollo und die Musen verherrlichten das Fest durch Flötenspiel und Gesang, Electra führte die geheimen Feierlichkeiten (Orgien) zu Ehren der Göttermutter ein, das wichtigste Geschenk aber machte ihr Venus mit dem verderblichen Halsband, welches Vulcan geschmiedet. Dieses machte den Fluch jedes späteren Besitzers; es war Schuld an dem Tode des Amphiaraus, des Alcmäon, der Eriphyle, der Arsinoë, der Callirrhoë, der Jocaste, und endlich, nachdem es schon im delphischen Tempel des Apollo als Weihgeschenk aufgehängt war, machte es noch die Gattin des Ariston unglücklich. Harmonides (Gr. M.), ein Troïscher Künstler, welcher seine Kunst von Minerva selbst gelernt hatte. Er war es, der das Schiff bauete, auf welchem Paris die schöne Helena entführte. Harpagus (Gr. M.), eines der beiden Rosse der Dioscuren (s. d.) Harpallion (Gr. M.), Sohn des Paphlagoniers Pylämenes. Beide kamen miteinander nach Troja; sie waren Gastfreunde des Paris, der desshalb heftig erbittert ward, und gleichfalls nach jenem schoss, doch erfolglos. Harpalyce (Gr. M.), 1) Tochter des Harpalycus, eines Königs der Amymnäer in Thracien. Seine Gattin starb früh, und er war genöthigt, sein Kind durch die Milch der Pferde und Kühe aufzuziehen; dann übte er sie in allen kriegerischen Tugenden, und sie lernte die Waffen so trefflich brauchen, dass keiner von den Thraciern sie darin übertraf, lernte so schnell laufen, dass sie sogar über Ströme setzen konnte, ohne mehr, als die Oberfläche des Wassers, zu bewegen. Später blieb ihr Vater in einem Aufstand der Hirten, und nun zog H. sich in die Wälder zurück, mit ihren Genossen ein wildes Räuberleben führend, welches die Hirten zuletzt nöthigte, sie mit Netzen und Garnen zu umstellen und zu tödten. Sie hatte so eben einen Bock geraubt, und da bei der Theilung der Beute es hierüber zum Streit kam, und eine Menge der früher vereinten Hirten sich gegenseitig ermordeten, wähnte man, die Götter wollten ihren Mord rächen, betrachtete sie als eine Göttin, stiftete ihr feierliche Leichenspiele, und suchte ihren Geist durch Todtenopfer und Wettkämpfe auf ihrem Grabe zu versöhnen. Die Aeneis erwähnt ihrer, wo von dem Erscheinen der Venus in Mädchentracht und Gesicht, bewaffnet wie Sparta's Jungfrauen, am Strande von Karthago die Rede ist. – 2) H., s. Clymenus. Harpasus, Harpe s. Clinis. Harpinna (Gr. M.), Tochter des Flussgottes Asopus, Geliebte des Mars und von ihm Mutter des Oenomaus. Als Mutter des Letztern wird indessen auch Sterope angegeben. Harpocrates, Fig. 133 (Aegypt. M.), Griechischer [Abbildung Fig. 133. ] Name einer ägyptischen Gottheit, der entstanden sein soll aus den ägyptischen Worten: Har-pa-chrut, d. h. Har, das Kind. Diesen Har nannten die Griechen gewöhnlich Horus, und unterschieden ihn als Horus H. von einem älteren Horus; beide jedoch sind Söhne des Osiris und der Isis. Was von den Alten, ausser Plutarch, über H. mitgetheilt worden, ist höchst unvollständig, daher auch sehr dunkel, was er bedeutet; dass er nicht der Gott des Schweigens war, wie weniger Unterrichtete allgemein glaubten, ist jetzt unbezweifelt; in Rom ward er zwar als solcher verehrt, doch wohl nur, weil mehrere seiner Bilder den Finger auf dem Munde haben (s. unser Bild), was aber nur bildliche Bezeichnung des Saugens ist, Bild und ihn also als Säugling bezeichnet. H. ist ein Sohn der Isis und des sterbenden Osiris, oder gar erst nach seinem Tode gezeugt, wesshalb er gebrechlich, schwach, unvollkommen gebildet wird, meistentheils als Kind, auf einer Lotosblume sitzend. Ihm wurden Bohnen und Pfirsiche geopfert, und er selbst ward an besonderen Festtagen von alten Männern mit Milch gefüttert, sein Bild aber von Priestern in Procession umhergetragen, welche die Schminke, mit der sie gefärbt, sich abschabten und als Medicin verkauften. Unter den Thieren waren ihm heilig: Scorpionen, Schlangen, Crocodile, Löwen und Hirsche. Harpyien, Fig. 134 – 135 (Gr. M.), Töchter des Thaumas und der Electra (einer Oceanide). Es wurden deren bald zwei, bald drei, ihre Namen aber höchst verschieden angegeben: Aëllo, Podarge, Ocypete, Celäno, Thyella, Acholoë, Aëllopos, Nicothoë u. dgl. Auch in ihrer Beschreibung finden eben so viele Abweichungen statt. Bei [Abbildung Fig. 134. ] [Abbildung Fig. 135. ] Homer sind sie bloss Sturmgöttinnen, schnell, aber schön; auch bei Hesiod sind sie schön gelockte Göttinnen, rasch mit der Fittige Schwung; allein schon bei Aeschylus erscheinen sie als hässliche geflügelte Unholdinnen, und nach dieser Seite wurde nun ihre Darstellung immer weiter ausgebildet. Sie wurden nun als Raubvögel mit Mädchengesichtern dargestellt; zuweilen sollten sie menschliche Arme und menschliche Schenkel haben, welche in Klauen und Hühnerfüssen endigen, oder ganz Mädchengestalten mit abschreckender Bildung der Extremitäten, und mit Flügeln versehen sein. Gewöhnlich wurden sie von den Göttern zur Strafe gegen Verbrecher ausgeschickt; so wäre Phineus verhungert, wenn die Söhne des Boreas ihn eicht von den Unholdinnen befreit hätten, welche ihm alle Speisen verzehrten oder mit Unrath besudelten. Boreas selbst fand eine derselben, Podarge, so reizend, dass er mit ihr die göttlichen Rosse des Achilles, Xanthus und Balius, zeugte. Hartgrep (Nord. M.), Gattin des dänischen Königs Hadding, eines Lieblings der Götter und mächtigen Riesen, war eine gewaltige, durch ihre Höllenkünste sehr gefürchtte Zaubererin, welche sich nicht nur von dem kleinsten Kinde bis zur ungeheuersten Riesin in jede Grösse fügen und alle Thiergestalten annehmen konnte,

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Zitationshilfe: Dr. Vollmer’s Wörterbuch der Mythologie aller Völker. 3. Aufl. Stuttgart, 1874, S. 229. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vollmer_mythologie_1874/299>, abgerufen am 23.11.2024.