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Dr. Vollmer’s Wörterbuch der Mythologie aller Völker. 3. Aufl. Stuttgart, 1874.

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Ghongor (Lamaismus), einer von den obersten Göttern der Tübetaner; er ist ein mächtiger Beschützer der Welt, der heiligen Lehren und der Sitten, wird jedoch seiner Grausamkeit wegen zu den acht schrecklichen Burchanen gezählt, und so furchtbar, als nur die wildeste Phantasie sich etwas erdenken kann, vorgestellt. Er hat ein grässliches Haupt mit aufgerissenem Rachen, drei grossen flammenden Augen, als Schärpe eine Menschenhaut, und als Schmuck Korallenschnüre von Todtenköpfen um sich herhängen, trägt in seinen sechs Armen lauter Mordinstrumente und reitet auf einem Elephanten.


Ghosl (Islam), die grösste religiöse Reinigung, bei welcher der zu Reinigende ganz gebadet wird; bei der anderen Entsündigung oder Reinigung findet dieses nur theilweise durch Händewaschen statt.


Gi (Jap. Rel.), "Selbstbeherrschung", eine der fünf Hauptforderungen, welche die Secte der Philosophen, die sich in Japan zu den Lehren des Konfutse bekennt, an die Mitglieder derselben macht.


Giabbar (Arab. M.), die Genien oder Dews, an deren Dasein die Araber, wie alle orientalischen Völker, glauben; sie umschweben als gute oder böse Begleiter stets den Menschen.


Gjall (Nord. M.), einer der zweiunddreissig aus dem Quell Hwergelmer entspringenden Höllenflüsse, die Grenze der Ober- und Unter-Welt. Es führt eine Brücke, die Gjallerbrücke, ganz von Gold gebaut, über denselben; um in Hela's düstere Wohnungen zu gelangen, muss man sie passiren, und wird auf derselben von der Jungfrau Modgudur nach Namen und Geschlecht gefragt.


Gjallarhorn, 1) s. Heimdal. - 2) G., das Trinkhorn, welches sich Mimir jeden Morgen aus dem Brunnen der Weisheit füllt.


Gjalp, 1) s. Gejrröd. - 2) G., eine von den neun Riesenjungfrauen, welche durch Odin Mütter des Gottes Heimdal wurden.


Giamtschiang (Lamaismus), der Gott des Mondes und der Weisheit; der Erste wird von ihm bewohnt und beherrscht; die Weisheit vermag er den Verehrern zu verleihen. Er wird als Geistlicher abgebildet, der, nach der gewöhnlichen Art der Tübetaner, mit untergeschlagenen Beinen sitzt. Sein Polster ist der Mond, und dieser ist in eine grosse Lotosblume versenkt.


Gjel (Nord. M.), eines der berühmten zwölf Pferde, auf denen die Asen täglich zu Gericht reiten.


Gjenno Giossa (Jap. Rel.), der erste Einsiedler in Japan, der einen ganzen Orden von Eremiten gestiftet, welcher die Verpflichtung hat, seine Mitglieder Reisen durch das ganze Reich machen zu lassen, damit sie dadurch ihre Sünden abbüssen und fromm werden. Wurzeln und Waldkräuter waren seine Nahrungsmittel, das Erklimmen heiliger Berge seine Hauptbeschäftigung; dasselbe thun auch seine Anhänger, und das Ziel ihrer beschwerlichen Wanderungen ist ein mächtiges Felsgebirge, auf dessen Gipfel das Grab des Stifters ihrer Religionssecte ist.


Gieschu (Pers. M.), ein Freudenfest, mit welchem der persische Monat gleiches Namens anfängt.


Giganten, Fig. 126 (Gr. M.), Kinder der Gäa, die sie gebar, befruchtet durch die Blutstropfen, welche dem durch Saturn verstümmelten Uranus entfallen waren. Die G., ungeheure, unüberwindliche Riesen, hatten grässliche Gesichter, und von ihrem Haupte und Kinne wallte langes, dichtes Haar herab; statt der Füsse hatten sie geschuppte Drachenschwänze. Ihr Geburtsland war nach Einigen Phlegrä, nach Anderen Pallene. Sie schleuderten Felsen gegen den Himmel und zusammengebundene Baumstäme, und thürmten Berge auf einander, um den Olymp zu ersteigen, wobei sich vor allen Porphyrion und Alcyoneus auszeichneten. Die Götter wussten durch einen Orakelspruch, dass durch sie allein keiner derselben vernichtet werden könne, und dass ein Sterblicher Theil nehmen müsse an dem Kampf, daher liess Jupiter den Hercules durch Minerva dazu auffordern, und verbot den Gottheiten der Morgenröthe, der Sonne und des Mondes, am Himmel zu erscheinen, damit Gäa, die diesen Orakelspruch gleichfalls kannte, keine Arzneikräuter finden könne, um die verwundeten G. zu heilen. Nun erlegte auch Hercules sogleich den Alcyonens durch einen Pfeilschuss; sobald dieser jedoch Pallene, sein Mutterland, berührte, erhob er sich mit neuer Kraft und Lebenswärme von seinem Falle, und Hercules musste ihn noch einmal tödten, zu diesem Ende aber ihn zuvor aus Pallene hinwegschleppen. - Jetzt griff Porphyrion den Halbgott und die Gemahlin Jupiters an, in welche er sich jedoch sogleich verliebte, so dass er nicht ferner an Kampf dachte; da betäubte ihn Jupiter mit einem Blitz, und Hercules durchschoss ihn mit einem Pfeil. Dem Ephialtes schoss Apollo das


Fig. 126.
linke, Hercules das rechte Auge aus, den Eurytus erschlug Bacchus mit dem Tyrsus, den Clytius aber Hecate und Vulcan mit glühenden Erzstufen; jetzt flohen die Andern. Auf den Enceladus warf Minerva die Insel Sicilien, dem Pallas zog sie die unverwundbare Haut ab und bedeckte sich selbst damit; auf den Polybotes warf Neptun einen Theil der Insel Cos, Mercur tödtete den Hippolytus, Diana

Ghongor (Lamaismus), einer von den obersten Göttern der Tübetaner; er ist ein mächtiger Beschützer der Welt, der heiligen Lehren und der Sitten, wird jedoch seiner Grausamkeit wegen zu den acht schrecklichen Burchanen gezählt, und so furchtbar, als nur die wildeste Phantasie sich etwas erdenken kann, vorgestellt. Er hat ein grässliches Haupt mit aufgerissenem Rachen, drei grossen flammenden Augen, als Schärpe eine Menschenhaut, und als Schmuck Korallenschnüre von Todtenköpfen um sich herhängen, trägt in seinen sechs Armen lauter Mordinstrumente und reitet auf einem Elephanten.


Ghosl (Islam), die grösste religiöse Reinigung, bei welcher der zu Reinigende ganz gebadet wird; bei der anderen Entsündigung oder Reinigung findet dieses nur theilweise durch Händewaschen statt.


Gi (Jap. Rel.), »Selbstbeherrschung«, eine der fünf Hauptforderungen, welche die Secte der Philosophen, die sich in Japan zu den Lehren des Konfutse bekennt, an die Mitglieder derselben macht.


Giabbar (Arab. M.), die Genien oder Dews, an deren Dasein die Araber, wie alle orientalischen Völker, glauben; sie umschweben als gute oder böse Begleiter stets den Menschen.


Gjall (Nord. M.), einer der zweiunddreissig aus dem Quell Hwergelmer entspringenden Höllenflüsse, die Grenze der Ober- und Unter-Welt. Es führt eine Brücke, die Gjallerbrücke, ganz von Gold gebaut, über denselben; um in Hela's düstere Wohnungen zu gelangen, muss man sie passiren, und wird auf derselben von der Jungfrau Modgudur nach Namen und Geschlecht gefragt.


Gjallarhorn, 1) s. Heimdal. – 2) G., das Trinkhorn, welches sich Mimir jeden Morgen aus dem Brunnen der Weisheit füllt.


Gjalp, 1) s. Gejrröd. – 2) G., eine von den neun Riesenjungfrauen, welche durch Odin Mütter des Gottes Heimdal wurden.


Giamtschiang (Lamaismus), der Gott des Mondes und der Weisheit; der Erste wird von ihm bewohnt und beherrscht; die Weisheit vermag er den Verehrern zu verleihen. Er wird als Geistlicher abgebildet, der, nach der gewöhnlichen Art der Tübetaner, mit untergeschlagenen Beinen sitzt. Sein Polster ist der Mond, und dieser ist in eine grosse Lotosblume versenkt.


Gjel (Nord. M.), eines der berühmten zwölf Pferde, auf denen die Asen täglich zu Gericht reiten.


Gjenno Giossa (Jap. Rel.), der erste Einsiedler in Japan, der einen ganzen Orden von Eremiten gestiftet, welcher die Verpflichtung hat, seine Mitglieder Reisen durch das ganze Reich machen zu lassen, damit sie dadurch ihre Sünden abbüssen und fromm werden. Wurzeln und Waldkräuter waren seine Nahrungsmittel, das Erklimmen heiliger Berge seine Hauptbeschäftigung; dasselbe thun auch seine Anhänger, und das Ziel ihrer beschwerlichen Wanderungen ist ein mächtiges Felsgebirge, auf dessen Gipfel das Grab des Stifters ihrer Religionssecte ist.


Gieschu (Pers. M.), ein Freudenfest, mit welchem der persische Monat gleiches Namens anfängt.


Giganten, Fig. 126 (Gr. M.), Kinder der Gäa, die sie gebar, befruchtet durch die Blutstropfen, welche dem durch Saturn verstümmelten Uranus entfallen waren. Die G., ungeheure, unüberwindliche Riesen, hatten grässliche Gesichter, und von ihrem Haupte und Kinne wallte langes, dichtes Haar herab; statt der Füsse hatten sie geschuppte Drachenschwänze. Ihr Geburtsland war nach Einigen Phlegrä, nach Anderen Pallene. Sie schleuderten Felsen gegen den Himmel und zusammengebundene Baumstäme, und thürmten Berge auf einander, um den Olymp zu ersteigen, wobei sich vor allen Porphyrion und Alcyoneus auszeichneten. Die Götter wussten durch einen Orakelspruch, dass durch sie allein keiner derselben vernichtet werden könne, und dass ein Sterblicher Theil nehmen müsse an dem Kampf, daher liess Jupiter den Hercules durch Minerva dazu auffordern, und verbot den Gottheiten der Morgenröthe, der Sonne und des Mondes, am Himmel zu erscheinen, damit Gäa, die diesen Orakelspruch gleichfalls kannte, keine Arzneikräuter finden könne, um die verwundeten G. zu heilen. Nun erlegte auch Hercules sogleich den Alcyonens durch einen Pfeilschuss; sobald dieser jedoch Pallene, sein Mutterland, berührte, erhob er sich mit neuer Kraft und Lebenswärme von seinem Falle, und Hercules musste ihn noch einmal tödten, zu diesem Ende aber ihn zuvor aus Pallene hinwegschleppen. – Jetzt griff Porphyrion den Halbgott und die Gemahlin Jupiters an, in welche er sich jedoch sogleich verliebte, so dass er nicht ferner an Kampf dachte; da betäubte ihn Jupiter mit einem Blitz, und Hercules durchschoss ihn mit einem Pfeil. Dem Ephialtes schoss Apollo das


Fig. 126.
linke, Hercules das rechte Auge aus, den Eurytus erschlug Bacchus mit dem Tyrsus, den Clytius aber Hecate und Vulcan mit glühenden Erzstufen; jetzt flohen die Andern. Auf den Enceladus warf Minerva die Insel Sicilien, dem Pallas zog sie die unverwundbare Haut ab und bedeckte sich selbst damit; auf den Polybotes warf Neptun einen Theil der Insel Cos, Mercur tödtete den Hippolytus, Diana

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[217/0287] Ghongor (Lamaismus), einer von den obersten Göttern der Tübetaner; er ist ein mächtiger Beschützer der Welt, der heiligen Lehren und der Sitten, wird jedoch seiner Grausamkeit wegen zu den acht schrecklichen Burchanen gezählt, und so furchtbar, als nur die wildeste Phantasie sich etwas erdenken kann, vorgestellt. Er hat ein grässliches Haupt mit aufgerissenem Rachen, drei grossen flammenden Augen, als Schärpe eine Menschenhaut, und als Schmuck Korallenschnüre von Todtenköpfen um sich herhängen, trägt in seinen sechs Armen lauter Mordinstrumente und reitet auf einem Elephanten. Ghosl (Islam), die grösste religiöse Reinigung, bei welcher der zu Reinigende ganz gebadet wird; bei der anderen Entsündigung oder Reinigung findet dieses nur theilweise durch Händewaschen statt. Gi (Jap. Rel.), »Selbstbeherrschung«, eine der fünf Hauptforderungen, welche die Secte der Philosophen, die sich in Japan zu den Lehren des Konfutse bekennt, an die Mitglieder derselben macht. Giabbar (Arab. M.), die Genien oder Dews, an deren Dasein die Araber, wie alle orientalischen Völker, glauben; sie umschweben als gute oder böse Begleiter stets den Menschen. Gjall (Nord. M.), einer der zweiunddreissig aus dem Quell Hwergelmer entspringenden Höllenflüsse, die Grenze der Ober- und Unter-Welt. Es führt eine Brücke, die Gjallerbrücke, ganz von Gold gebaut, über denselben; um in Hela's düstere Wohnungen zu gelangen, muss man sie passiren, und wird auf derselben von der Jungfrau Modgudur nach Namen und Geschlecht gefragt. Gjallarhorn, 1) s. Heimdal. – 2) G., das Trinkhorn, welches sich Mimir jeden Morgen aus dem Brunnen der Weisheit füllt. Gjalp, 1) s. Gejrröd. – 2) G., eine von den neun Riesenjungfrauen, welche durch Odin Mütter des Gottes Heimdal wurden. Giamtschiang (Lamaismus), der Gott des Mondes und der Weisheit; der Erste wird von ihm bewohnt und beherrscht; die Weisheit vermag er den Verehrern zu verleihen. Er wird als Geistlicher abgebildet, der, nach der gewöhnlichen Art der Tübetaner, mit untergeschlagenen Beinen sitzt. Sein Polster ist der Mond, und dieser ist in eine grosse Lotosblume versenkt. Gjel (Nord. M.), eines der berühmten zwölf Pferde, auf denen die Asen täglich zu Gericht reiten. Gjenno Giossa (Jap. Rel.), der erste Einsiedler in Japan, der einen ganzen Orden von Eremiten gestiftet, welcher die Verpflichtung hat, seine Mitglieder Reisen durch das ganze Reich machen zu lassen, damit sie dadurch ihre Sünden abbüssen und fromm werden. Wurzeln und Waldkräuter waren seine Nahrungsmittel, das Erklimmen heiliger Berge seine Hauptbeschäftigung; dasselbe thun auch seine Anhänger, und das Ziel ihrer beschwerlichen Wanderungen ist ein mächtiges Felsgebirge, auf dessen Gipfel das Grab des Stifters ihrer Religionssecte ist. Gieschu (Pers. M.), ein Freudenfest, mit welchem der persische Monat gleiches Namens anfängt. Giganten, Fig. 126 (Gr. M.), Kinder der Gäa, die sie gebar, befruchtet durch die Blutstropfen, welche dem durch Saturn verstümmelten Uranus entfallen waren. Die G., ungeheure, unüberwindliche Riesen, hatten grässliche Gesichter, und von ihrem Haupte und Kinne wallte langes, dichtes Haar herab; statt der Füsse hatten sie geschuppte Drachenschwänze. Ihr Geburtsland war nach Einigen Phlegrä, nach Anderen Pallene. Sie schleuderten Felsen gegen den Himmel und zusammengebundene Baumstäme, und thürmten Berge auf einander, um den Olymp zu ersteigen, wobei sich vor allen Porphyrion und Alcyoneus auszeichneten. Die Götter wussten durch einen Orakelspruch, dass durch sie allein keiner derselben vernichtet werden könne, und dass ein Sterblicher Theil nehmen müsse an dem Kampf, daher liess Jupiter den Hercules durch Minerva dazu auffordern, und verbot den Gottheiten der Morgenröthe, der Sonne und des Mondes, am Himmel zu erscheinen, damit Gäa, die diesen Orakelspruch gleichfalls kannte, keine Arzneikräuter finden könne, um die verwundeten G. zu heilen. Nun erlegte auch Hercules sogleich den Alcyonens durch einen Pfeilschuss; sobald dieser jedoch Pallene, sein Mutterland, berührte, erhob er sich mit neuer Kraft und Lebenswärme von seinem Falle, und Hercules musste ihn noch einmal tödten, zu diesem Ende aber ihn zuvor aus Pallene hinwegschleppen. – Jetzt griff Porphyrion den Halbgott und die Gemahlin Jupiters an, in welche er sich jedoch sogleich verliebte, so dass er nicht ferner an Kampf dachte; da betäubte ihn Jupiter mit einem Blitz, und Hercules durchschoss ihn mit einem Pfeil. Dem Ephialtes schoss Apollo das [Abbildung Fig. 126. ] linke, Hercules das rechte Auge aus, den Eurytus erschlug Bacchus mit dem Tyrsus, den Clytius aber Hecate und Vulcan mit glühenden Erzstufen; jetzt flohen die Andern. Auf den Enceladus warf Minerva die Insel Sicilien, dem Pallas zog sie die unverwundbare Haut ab und bedeckte sich selbst damit; auf den Polybotes warf Neptun einen Theil der Insel Cos, Mercur tödtete den Hippolytus, Diana

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Zitationshilfe: Dr. Vollmer’s Wörterbuch der Mythologie aller Völker. 3. Aufl. Stuttgart, 1874, S. 217. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vollmer_mythologie_1874/287>, abgerufen am 21.11.2024.