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Vogt, Carl: Untersuchungen über Thierstaaten. Frankfurt (Main), 1851.

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war, daß man fast alle Organe, wenn auch in veränderten Proportionen, fand. Man sagt, der Engländer baue an dem Orte einer Niederlassung zuerst eine Kirche, der Amerikaner eine Druckpresse und der Deutsche eine Kneipe. So mögen auch bei den verschiedenen Völkern verschiedene Staatsorgane erst nacheinander zur Entwicklung kommen, je nach der Wichtigkeit, welche denselben beigelegt wird. Bei den Blasenträgerstaaten ist offenbar die Luftblase, der Staatsschatz, die Centralkasse, das Primitive. Sie ist im Verhältnisse zu den jungen Individuen ungeheuer groß und eben so leer, als später - ein Beweis, daß jeder beginnende Staat in unserer Civilisationsepoche mit Staatsschulden seine Laufbahn antreten müsse. Diese unverhältnißmäßige Staatskasse, die gleich einem Ballon in dem Wasser schwebt und jetzt schon in den lieblichsten Farben spielt, wird von einer bedeutenden Anzahl ungeheurer Deckschupper umhüllt, die nach allen Seiten hin wegstarren und einen äußerst kurzen Stamm umschließen, an welchem meist ein einziges noch unvollendetes Schluckmaul mit unentwickelten Knospen, den Proletariern, hängt. Die ungeheuere Entwicklung der bewaffneten Macht zum Schutze des von Anfang an leeren Staatsschatzes wird wohl durch die Nothwendigkeit bedingt, den jungen Staat gegen äußere Feinde zu schützen. Die weitere Ausbildung desselben beruht auf der Thätigkeit des Schluckmaules, dessen Proletarierkolonieen, dessen Fangschnüre sich rasch ausbilden und reichliche Nahrung verschaffen. Aber zwei Dinge fallen besonders bei diesen jungen Blasenträgerstaaten auf. Die Bureaukratie der Schwimmblasen fehlt gänzlich. Auch bei dem besten Willen läßt sich nicht eine Spur davon entdecken. Erst mit der späteren Korruption, mit dem Aelterwerden des

war, daß man fast alle Organe, wenn auch in veränderten Proportionen, fand. Man sagt, der Engländer baue an dem Orte einer Niederlassung zuerst eine Kirche, der Amerikaner eine Druckpresse und der Deutsche eine Kneipe. So mögen auch bei den verschiedenen Völkern verschiedene Staatsorgane erst nacheinander zur Entwicklung kommen, je nach der Wichtigkeit, welche denselben beigelegt wird. Bei den Blasenträgerstaaten ist offenbar die Luftblase, der Staatsschatz, die Centralkasse, das Primitive. Sie ist im Verhältnisse zu den jungen Individuen ungeheuer groß und eben so leer, als später – ein Beweis, daß jeder beginnende Staat in unserer Civilisationsepoche mit Staatsschulden seine Laufbahn antreten müsse. Diese unverhältnißmäßige Staatskasse, die gleich einem Ballon in dem Wasser schwebt und jetzt schon in den lieblichsten Farben spielt, wird von einer bedeutenden Anzahl ungeheurer Deckschupper umhüllt, die nach allen Seiten hin wegstarren und einen äußerst kurzen Stamm umschließen, an welchem meist ein einziges noch unvollendetes Schluckmaul mit unentwickelten Knospen, den Proletariern, hängt. Die ungeheuere Entwicklung der bewaffneten Macht zum Schutze des von Anfang an leeren Staatsschatzes wird wohl durch die Nothwendigkeit bedingt, den jungen Staat gegen äußere Feinde zu schützen. Die weitere Ausbildung desselben beruht auf der Thätigkeit des Schluckmaules, dessen Proletarierkolonieen, dessen Fangschnüre sich rasch ausbilden und reichliche Nahrung verschaffen. Aber zwei Dinge fallen besonders bei diesen jungen Blasenträgerstaaten auf. Die Bureaukratie der Schwimmblasen fehlt gänzlich. Auch bei dem besten Willen läßt sich nicht eine Spur davon entdecken. Erst mit der späteren Korruption, mit dem Aelterwerden des

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[245/0275] war, daß man fast alle Organe, wenn auch in veränderten Proportionen, fand. Man sagt, der Engländer baue an dem Orte einer Niederlassung zuerst eine Kirche, der Amerikaner eine Druckpresse und der Deutsche eine Kneipe. So mögen auch bei den verschiedenen Völkern verschiedene Staatsorgane erst nacheinander zur Entwicklung kommen, je nach der Wichtigkeit, welche denselben beigelegt wird. Bei den Blasenträgerstaaten ist offenbar die Luftblase, der Staatsschatz, die Centralkasse, das Primitive. Sie ist im Verhältnisse zu den jungen Individuen ungeheuer groß und eben so leer, als später – ein Beweis, daß jeder beginnende Staat in unserer Civilisationsepoche mit Staatsschulden seine Laufbahn antreten müsse. Diese unverhältnißmäßige Staatskasse, die gleich einem Ballon in dem Wasser schwebt und jetzt schon in den lieblichsten Farben spielt, wird von einer bedeutenden Anzahl ungeheurer Deckschupper umhüllt, die nach allen Seiten hin wegstarren und einen äußerst kurzen Stamm umschließen, an welchem meist ein einziges noch unvollendetes Schluckmaul mit unentwickelten Knospen, den Proletariern, hängt. Die ungeheuere Entwicklung der bewaffneten Macht zum Schutze des von Anfang an leeren Staatsschatzes wird wohl durch die Nothwendigkeit bedingt, den jungen Staat gegen äußere Feinde zu schützen. Die weitere Ausbildung desselben beruht auf der Thätigkeit des Schluckmaules, dessen Proletarierkolonieen, dessen Fangschnüre sich rasch ausbilden und reichliche Nahrung verschaffen. Aber zwei Dinge fallen besonders bei diesen jungen Blasenträgerstaaten auf. Die Bureaukratie der Schwimmblasen fehlt gänzlich. Auch bei dem besten Willen läßt sich nicht eine Spur davon entdecken. Erst mit der späteren Korruption, mit dem Aelterwerden des

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Zitationshilfe: Vogt, Carl: Untersuchungen über Thierstaaten. Frankfurt (Main), 1851, S. 245. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_thierstaaten_1851/275>, abgerufen am 24.11.2024.