Vogt, Carl: Untersuchungen über Thierstaaten. Frankfurt (Main), 1851.wollte mehr thun; - er wollte seine Wirksamkeit auf alle Armen des Fürstenthums ausdehnen. Er gründete mit christlicher Mildthätigkeit eine Suppenanstalt, wo den Bedürftigen unentgeldlich Suppe und Kleider geliefert wurden. Da der Zweck ein allgemeiner war, so verstand es sich von selbst, daß auch die Allgemeinheit zu demselben beisteuern mußte und man schuf deßhalb eine Armenauflage, zu welcher des Prinzen Gouverneur die einzelnen Unterthanen nach Gutdünken abschätzte, wobei dieser fromme Mann natürlich einem jeden christlichen Bewohner des Fürstenthums so viel als möglich Gelegenheit zu geben suchte, auch über sein Vermögen hinaus die Armen zu unterstützen. In gleicher Weise, wie der Papst der Knechte Knecht ist, so betrachtete sich auch der Fürst als der Armen Aermsten und es war begreiflich, daß die mildthätige Suppen- und Kleideranstalt zuerst für Ihre Durchlaucht sorgte und den Rest einigen andern armen Schluckern zukommen ließ. In den letzten Jahren seiner Regierung beschäftigte sich der mildthätige Fürst mit dem philanthropischen Gedanken, die Kleideranstalt in ähnlicher Weise, wie die Brodanstalt, auf das gesammte Fürstenthum auszudehnen - aus zwei anerkennungswerthen Gründen. Zuerst der Gleichheit wegen, die durch die verschiedenen Stoffe, welche die Bewohner je nach dem Grade ihrer Wohlhäbigkeit trugen, auf das Tiefste verletzt wurde und dann auch, um seine geliebten Unterthanen dem Wucher zu entziehen, dem sie durch Kaufleute, Zwischenhändler und Commis-voyageurs ausgesetzt waren. Er war im Begriffe, dem kleinen Geschichtsschreiber der zehn Jahre vorauszueilen und den ganzen Tauschhandel des Fürstenthums, Kauf und Verkauf als Staatssache zu betreiben, als der Tod ihn von dieser Erde entrückte und so Herrn Louis wollte mehr thun; – er wollte seine Wirksamkeit auf alle Armen des Fürstenthums ausdehnen. Er gründete mit christlicher Mildthätigkeit eine Suppenanstalt, wo den Bedürftigen unentgeldlich Suppe und Kleider geliefert wurden. Da der Zweck ein allgemeiner war, so verstand es sich von selbst, daß auch die Allgemeinheit zu demselben beisteuern mußte und man schuf deßhalb eine Armenauflage, zu welcher des Prinzen Gouverneur die einzelnen Unterthanen nach Gutdünken abschätzte, wobei dieser fromme Mann natürlich einem jeden christlichen Bewohner des Fürstenthums so viel als möglich Gelegenheit zu geben suchte, auch über sein Vermögen hinaus die Armen zu unterstützen. In gleicher Weise, wie der Papst der Knechte Knecht ist, so betrachtete sich auch der Fürst als der Armen Aermsten und es war begreiflich, daß die mildthätige Suppen- und Kleideranstalt zuerst für Ihre Durchlaucht sorgte und den Rest einigen andern armen Schluckern zukommen ließ. In den letzten Jahren seiner Regierung beschäftigte sich der mildthätige Fürst mit dem philanthropischen Gedanken, die Kleideranstalt in ähnlicher Weise, wie die Brodanstalt, auf das gesammte Fürstenthum auszudehnen – aus zwei anerkennungswerthen Gründen. Zuerst der Gleichheit wegen, die durch die verschiedenen Stoffe, welche die Bewohner je nach dem Grade ihrer Wohlhäbigkeit trugen, auf das Tiefste verletzt wurde und dann auch, um seine geliebten Unterthanen dem Wucher zu entziehen, dem sie durch Kaufleute, Zwischenhändler und Commis-voyageurs ausgesetzt waren. Er war im Begriffe, dem kleinen Geschichtsschreiber der zehn Jahre vorauszueilen und den ganzen Tauschhandel des Fürstenthums, Kauf und Verkauf als Staatssache zu betreiben, als der Tod ihn von dieser Erde entrückte und so Herrn Louis <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0261" n="231"/> wollte mehr thun; – er wollte seine Wirksamkeit auf alle Armen des Fürstenthums ausdehnen. Er gründete mit christlicher Mildthätigkeit eine Suppenanstalt, wo den Bedürftigen unentgeldlich Suppe und Kleider geliefert wurden. Da der Zweck ein allgemeiner war, so verstand es sich von selbst, daß auch die Allgemeinheit zu demselben beisteuern mußte und man schuf deßhalb eine Armenauflage, zu welcher des Prinzen Gouverneur die einzelnen Unterthanen nach Gutdünken abschätzte, wobei dieser fromme Mann natürlich einem jeden christlichen Bewohner des Fürstenthums so viel als möglich Gelegenheit zu geben suchte, auch über sein Vermögen hinaus die Armen zu unterstützen. In gleicher Weise, wie der Papst der Knechte Knecht ist, so betrachtete sich auch der Fürst als der Armen Aermsten und es war begreiflich, daß die mildthätige Suppen- und Kleideranstalt zuerst für Ihre Durchlaucht sorgte und den Rest einigen andern armen Schluckern zukommen ließ. In den letzten Jahren seiner Regierung beschäftigte sich der mildthätige Fürst mit dem philanthropischen Gedanken, die Kleideranstalt in ähnlicher Weise, wie die Brodanstalt, auf das gesammte Fürstenthum auszudehnen – aus zwei anerkennungswerthen Gründen. Zuerst der Gleichheit wegen, die durch die verschiedenen Stoffe, welche die Bewohner je nach dem Grade ihrer Wohlhäbigkeit trugen, auf das Tiefste verletzt wurde und dann auch, um seine geliebten Unterthanen dem Wucher zu entziehen, dem sie durch Kaufleute, Zwischenhändler und <hi rendition="#aq">Commis-voyageurs</hi> ausgesetzt waren. 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wollte mehr thun; – er wollte seine Wirksamkeit auf alle Armen des Fürstenthums ausdehnen. Er gründete mit christlicher Mildthätigkeit eine Suppenanstalt, wo den Bedürftigen unentgeldlich Suppe und Kleider geliefert wurden. Da der Zweck ein allgemeiner war, so verstand es sich von selbst, daß auch die Allgemeinheit zu demselben beisteuern mußte und man schuf deßhalb eine Armenauflage, zu welcher des Prinzen Gouverneur die einzelnen Unterthanen nach Gutdünken abschätzte, wobei dieser fromme Mann natürlich einem jeden christlichen Bewohner des Fürstenthums so viel als möglich Gelegenheit zu geben suchte, auch über sein Vermögen hinaus die Armen zu unterstützen. In gleicher Weise, wie der Papst der Knechte Knecht ist, so betrachtete sich auch der Fürst als der Armen Aermsten und es war begreiflich, daß die mildthätige Suppen- und Kleideranstalt zuerst für Ihre Durchlaucht sorgte und den Rest einigen andern armen Schluckern zukommen ließ. In den letzten Jahren seiner Regierung beschäftigte sich der mildthätige Fürst mit dem philanthropischen Gedanken, die Kleideranstalt in ähnlicher Weise, wie die Brodanstalt, auf das gesammte Fürstenthum auszudehnen – aus zwei anerkennungswerthen Gründen. Zuerst der Gleichheit wegen, die durch die verschiedenen Stoffe, welche die Bewohner je nach dem Grade ihrer Wohlhäbigkeit trugen, auf das Tiefste verletzt wurde und dann auch, um seine geliebten Unterthanen dem Wucher zu entziehen, dem sie durch Kaufleute, Zwischenhändler und Commis-voyageurs ausgesetzt waren. Er war im Begriffe, dem kleinen Geschichtsschreiber der zehn Jahre vorauszueilen und den ganzen Tauschhandel des Fürstenthums, Kauf und Verkauf als Staatssache zu betreiben, als der Tod ihn von dieser Erde entrückte und so Herrn Louis
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