Vogt, Carl: Untersuchungen über Thierstaaten. Frankfurt (Main), 1851.freie Beweglichkeit, ein stetes Aendern der Form, eine bewunderungswerthe Leichtigkeit, sich allen Verhältnissen anzuschmiegen. Die hauptsächlichsten dieser Anhängsel sind wahre Wurmleiber, mit weitem, vorderem, saugnapfähnlichem Maule, die in beständiger Unruhe umhertasten und stöbern, sich überall anzusaugen versuchen, bei der geringsten Erschütterung aber sich zu einem unscheinbaren Wesen zusammenziehen, in dessen klumpenförmiger Masse man kaum eine Spur von Organisation mehr entdecken kann. Mit unersättlicher Gier fallen diese Wurmleiber über alle kleinen Thiere her, die ein unglücklicher Zufall in ihr Bereich oder in dasjenige der unzähligen Angelhaken führt, welche in ununterbrochener Arbeit für diese Nimmersatte sich abmüden. Ihre vordere Mundöffnung ist außerordentlich weit und einer merkwürdigen Ausdehnung fähig, ihr ganzer Leib eigentlich nur Magen von kontraktilen Wendungen umgeben, welche sich von allen Seiten den Umrissen des Opfers anschmiegen können, das in ihrer weiten Höhle verborgen wird. In seiner vorderen Hälfte ist ein solches Schluckmaul gewöhnlich aus durchscheinender, ausnehmend dehnbarer Substanz gebildet. Hier findet sich der weite, innere Raum, wo die herangezogenen Opfer bis auf den letzten Tropfen Flüssigkeit ausgesogen werden, wonach man die leeren Hülsen von sich speit. Nach hinten folgt ein zweiter Raum, enger, von festeren Wandungen umgeben, meist in gelblichem oder röthlichem Schimmer strahlend. Dort findet erst die wahre Aneignung, die Einverleibung des Eingesogenen Statt, das in Form weißlicher oder gelber Körner sich an den Wänden dieses Kassenraumes ablagert. Je ruhiger und windstiller die See, desto günstiger ist der Fang, desto strotzender füllen sich auch diese Kassenräume mit lebhaft gefärbten freie Beweglichkeit, ein stetes Aendern der Form, eine bewunderungswerthe Leichtigkeit, sich allen Verhältnissen anzuschmiegen. Die hauptsächlichsten dieser Anhängsel sind wahre Wurmleiber, mit weitem, vorderem, saugnapfähnlichem Maule, die in beständiger Unruhe umhertasten und stöbern, sich überall anzusaugen versuchen, bei der geringsten Erschütterung aber sich zu einem unscheinbaren Wesen zusammenziehen, in dessen klumpenförmiger Masse man kaum eine Spur von Organisation mehr entdecken kann. Mit unersättlicher Gier fallen diese Wurmleiber über alle kleinen Thiere her, die ein unglücklicher Zufall in ihr Bereich oder in dasjenige der unzähligen Angelhaken führt, welche in ununterbrochener Arbeit für diese Nimmersatte sich abmüden. Ihre vordere Mundöffnung ist außerordentlich weit und einer merkwürdigen Ausdehnung fähig, ihr ganzer Leib eigentlich nur Magen von kontraktilen Wendungen umgeben, welche sich von allen Seiten den Umrissen des Opfers anschmiegen können, das in ihrer weiten Höhle verborgen wird. In seiner vorderen Hälfte ist ein solches Schluckmaul gewöhnlich aus durchscheinender, ausnehmend dehnbarer Substanz gebildet. Hier findet sich der weite, innere Raum, wo die herangezogenen Opfer bis auf den letzten Tropfen Flüssigkeit ausgesogen werden, wonach man die leeren Hülsen von sich speit. Nach hinten folgt ein zweiter Raum, enger, von festeren Wandungen umgeben, meist in gelblichem oder röthlichem Schimmer strahlend. Dort findet erst die wahre Aneignung, die Einverleibung des Eingesogenen Statt, das in Form weißlicher oder gelber Körner sich an den Wänden dieses Kassenraumes ablagert. 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Ihre vordere Mundöffnung ist außerordentlich weit und einer merkwürdigen Ausdehnung fähig, ihr ganzer Leib eigentlich nur Magen von kontraktilen Wendungen umgeben, welche sich von allen Seiten den Umrissen des Opfers anschmiegen können, das in ihrer weiten Höhle verborgen wird. In seiner vorderen Hälfte ist ein solches Schluckmaul gewöhnlich aus durchscheinender, ausnehmend dehnbarer Substanz gebildet. Hier findet sich der weite, innere Raum, wo die herangezogenen Opfer bis auf den letzten Tropfen Flüssigkeit ausgesogen werden, wonach man die leeren Hülsen von sich speit. Nach hinten folgt ein zweiter Raum, enger, von festeren Wandungen umgeben, meist in gelblichem oder röthlichem Schimmer strahlend. Dort findet erst die wahre Aneignung, die Einverleibung des Eingesogenen Statt, das in Form weißlicher oder gelber Körner sich an den Wänden dieses Kassenraumes ablagert. 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freie Beweglichkeit, ein stetes Aendern der Form, eine bewunderungswerthe Leichtigkeit, sich allen Verhältnissen anzuschmiegen. Die hauptsächlichsten dieser Anhängsel sind wahre Wurmleiber, mit weitem, vorderem, saugnapfähnlichem Maule, die in beständiger Unruhe umhertasten und stöbern, sich überall anzusaugen versuchen, bei der geringsten Erschütterung aber sich zu einem unscheinbaren Wesen zusammenziehen, in dessen klumpenförmiger Masse man kaum eine Spur von Organisation mehr entdecken kann. Mit unersättlicher Gier fallen diese Wurmleiber über alle kleinen Thiere her, die ein unglücklicher Zufall in ihr Bereich oder in dasjenige der unzähligen Angelhaken führt, welche in ununterbrochener Arbeit für diese Nimmersatte sich abmüden. Ihre vordere Mundöffnung ist außerordentlich weit und einer merkwürdigen Ausdehnung fähig, ihr ganzer Leib eigentlich nur Magen von kontraktilen Wendungen umgeben, welche sich von allen Seiten den Umrissen des Opfers anschmiegen können, das in ihrer weiten Höhle verborgen wird. In seiner vorderen Hälfte ist ein solches Schluckmaul gewöhnlich aus durchscheinender, ausnehmend dehnbarer Substanz gebildet. Hier findet sich der weite, innere Raum, wo die herangezogenen Opfer bis auf den letzten Tropfen Flüssigkeit ausgesogen werden, wonach man die leeren Hülsen von sich speit. Nach hinten folgt ein zweiter Raum, enger, von festeren Wandungen umgeben, meist in gelblichem oder röthlichem Schimmer strahlend. Dort findet erst die wahre Aneignung, die Einverleibung des Eingesogenen Statt, das in Form weißlicher oder gelber Körner sich an den Wänden dieses Kassenraumes ablagert. Je ruhiger und windstiller die See, desto günstiger ist der Fang, desto strotzender füllen sich auch diese Kassenräume mit lebhaft gefärbten
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Zitationshilfe: | Vogt, Carl: Untersuchungen über Thierstaaten. Frankfurt (Main), 1851, S. 208. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_thierstaaten_1851/238>, abgerufen am 16.02.2025. |