Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Vogt, Carl: Untersuchungen über Thierstaaten. Frankfurt (Main), 1851.

Bild:
<< vorherige Seite

Gewirre es im ersten Augenblicke schwer hält, den Stamm zu entdecken, auf welchem sie aufgenestelt sind.

So sind die Verhältnisse dieser Bureaukratie je nach den einzelnen Organismen verschieden, obgleich im Ganzen stets wieder dieselbe Idee zu Grunde liegt. Hohle, unselbstständige Gebilde, scheinen diese Körper nur dann wirken zu können, wenn sie gemeinsam an demselben Strange befestigt sind. Einer hebt, unterstützt, ergänzt den anderen und alle saugen je nach Verhältniß ihrer Größe, ihres Ranges und ihrer Altersklasse an dem gemeinsamen Strome von Lebensflüssigkeit, der in dem Gesammtorganismus cirkulirt. Mit großer Regelmäßigkeit, in abgemessenen Pausen dringen die Strömungen in das Innere der aufgedunsenen Blasen ein. Holdseliges Regime der Quartalzapfen, das diesen klappenden Saugegeln die Möglichkeit verschafft, ein ärmliches Leben zu fristen! Nach gemeinsamem Plane arbeitend, ohne eigenen Willen, aber unbedingte Diener des Impulses, der von oben kommt, die Augen stets nach der Staatskasse gerichtet, an die sie sich festklammern, wie der Ertrinkende an den Strohhalm, leiten und schleppen diese Maschinen des gouvernementalen Willens mit ihren klappenden Bewegungen das Staatsschiff durch das unfreundliche Element hindurch, jeder sich an den Anderen lehnend und genau nur so viel arbeitend, als ihm Reglement und Befehl vorschreiben. Unmittelbar unter der Luftblase ist der Ort, wo die jungen Knospen dieser Bureaukratie hervorsprossen, wo sie sich ausbilden zu dem beschränkten Alltagsgeschäfte, das mit dem bestimmten Glockenschlage beginnt und genau zur festgesetzten Zeit aufhört. Dort ist die Landesuniversität, die einzige aller menschlichen Anstalten, die bis jetzt unter Beihülfe der deutschen Professoren die

Gewirre es im ersten Augenblicke schwer hält, den Stamm zu entdecken, auf welchem sie aufgenestelt sind.

So sind die Verhältnisse dieser Bureaukratie je nach den einzelnen Organismen verschieden, obgleich im Ganzen stets wieder dieselbe Idee zu Grunde liegt. Hohle, unselbstständige Gebilde, scheinen diese Körper nur dann wirken zu können, wenn sie gemeinsam an demselben Strange befestigt sind. Einer hebt, unterstützt, ergänzt den anderen und alle saugen je nach Verhältniß ihrer Größe, ihres Ranges und ihrer Altersklasse an dem gemeinsamen Strome von Lebensflüssigkeit, der in dem Gesammtorganismus cirkulirt. Mit großer Regelmäßigkeit, in abgemessenen Pausen dringen die Strömungen in das Innere der aufgedunsenen Blasen ein. Holdseliges Regime der Quartalzapfen, das diesen klappenden Saugegeln die Möglichkeit verschafft, ein ärmliches Leben zu fristen! Nach gemeinsamem Plane arbeitend, ohne eigenen Willen, aber unbedingte Diener des Impulses, der von oben kommt, die Augen stets nach der Staatskasse gerichtet, an die sie sich festklammern, wie der Ertrinkende an den Strohhalm, leiten und schleppen diese Maschinen des gouvernementalen Willens mit ihren klappenden Bewegungen das Staatsschiff durch das unfreundliche Element hindurch, jeder sich an den Anderen lehnend und genau nur so viel arbeitend, als ihm Reglement und Befehl vorschreiben. Unmittelbar unter der Luftblase ist der Ort, wo die jungen Knospen dieser Bureaukratie hervorsprossen, wo sie sich ausbilden zu dem beschränkten Alltagsgeschäfte, das mit dem bestimmten Glockenschlage beginnt und genau zur festgesetzten Zeit aufhört. Dort ist die Landesuniversität, die einzige aller menschlichen Anstalten, die bis jetzt unter Beihülfe der deutschen Professoren die

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0228" n="198"/>
Gewirre es im ersten Augenblicke schwer hält, den Stamm zu entdecken, auf welchem sie aufgenestelt sind.</p>
        <p>So sind die Verhältnisse dieser Bureaukratie je nach den einzelnen Organismen verschieden, obgleich im Ganzen stets wieder dieselbe Idee zu Grunde liegt. Hohle, unselbstständige Gebilde, scheinen diese Körper nur dann wirken zu können, wenn sie gemeinsam an demselben Strange befestigt sind. Einer hebt, unterstützt, ergänzt den anderen und alle saugen je nach Verhältniß ihrer Größe, ihres Ranges und ihrer Altersklasse an dem gemeinsamen Strome von Lebensflüssigkeit, der in dem Gesammtorganismus cirkulirt. Mit großer Regelmäßigkeit, in abgemessenen Pausen dringen die Strömungen in das Innere der aufgedunsenen Blasen ein. Holdseliges Regime der Quartalzapfen, das diesen klappenden Saugegeln die Möglichkeit verschafft, ein ärmliches Leben zu fristen! Nach gemeinsamem Plane arbeitend, ohne eigenen Willen, aber unbedingte Diener des Impulses, der von oben kommt, die Augen stets nach der Staatskasse gerichtet, an die sie sich festklammern, wie der Ertrinkende an den Strohhalm, leiten und schleppen diese Maschinen des gouvernementalen Willens mit ihren klappenden Bewegungen das Staatsschiff durch das unfreundliche Element hindurch, jeder sich an den Anderen lehnend und genau nur so viel arbeitend, als ihm Reglement und Befehl vorschreiben. Unmittelbar unter der Luftblase ist der Ort, wo die jungen Knospen dieser Bureaukratie hervorsprossen, wo sie sich ausbilden zu dem beschränkten Alltagsgeschäfte, das mit dem bestimmten Glockenschlage beginnt und genau zur festgesetzten Zeit aufhört. Dort ist die Landesuniversität, die einzige aller menschlichen Anstalten, die bis jetzt unter Beihülfe der deutschen Professoren die
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[198/0228] Gewirre es im ersten Augenblicke schwer hält, den Stamm zu entdecken, auf welchem sie aufgenestelt sind. So sind die Verhältnisse dieser Bureaukratie je nach den einzelnen Organismen verschieden, obgleich im Ganzen stets wieder dieselbe Idee zu Grunde liegt. Hohle, unselbstständige Gebilde, scheinen diese Körper nur dann wirken zu können, wenn sie gemeinsam an demselben Strange befestigt sind. Einer hebt, unterstützt, ergänzt den anderen und alle saugen je nach Verhältniß ihrer Größe, ihres Ranges und ihrer Altersklasse an dem gemeinsamen Strome von Lebensflüssigkeit, der in dem Gesammtorganismus cirkulirt. Mit großer Regelmäßigkeit, in abgemessenen Pausen dringen die Strömungen in das Innere der aufgedunsenen Blasen ein. Holdseliges Regime der Quartalzapfen, das diesen klappenden Saugegeln die Möglichkeit verschafft, ein ärmliches Leben zu fristen! Nach gemeinsamem Plane arbeitend, ohne eigenen Willen, aber unbedingte Diener des Impulses, der von oben kommt, die Augen stets nach der Staatskasse gerichtet, an die sie sich festklammern, wie der Ertrinkende an den Strohhalm, leiten und schleppen diese Maschinen des gouvernementalen Willens mit ihren klappenden Bewegungen das Staatsschiff durch das unfreundliche Element hindurch, jeder sich an den Anderen lehnend und genau nur so viel arbeitend, als ihm Reglement und Befehl vorschreiben. Unmittelbar unter der Luftblase ist der Ort, wo die jungen Knospen dieser Bureaukratie hervorsprossen, wo sie sich ausbilden zu dem beschränkten Alltagsgeschäfte, das mit dem bestimmten Glockenschlage beginnt und genau zur festgesetzten Zeit aufhört. Dort ist die Landesuniversität, die einzige aller menschlichen Anstalten, die bis jetzt unter Beihülfe der deutschen Professoren die

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-10-29T10:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Universität Michigan: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-29T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-10-29T10:30:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Als Grundlage dienen die Wikisource:Editionsrichtlinien
  • Der Seitenwechsel erfolgt bei Worttrennung nach dem gesamten Wort.
  • Geviertstriche „—“ werden als normale Gedankenstriche „–“ wiedergegeben.
  • Die Transkription folgt im Übrigen dem Original.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_thierstaaten_1851
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_thierstaaten_1851/228
Zitationshilfe: Vogt, Carl: Untersuchungen über Thierstaaten. Frankfurt (Main), 1851, S. 198. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_thierstaaten_1851/228>, abgerufen am 15.10.2024.