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Vogt, Carl: Untersuchungen über Thierstaaten. Frankfurt (Main), 1851.

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und Aussichten, ging sie unrettbar verloren. Die Nation von Denkern, die in der Philosophie so weit gekommen ist, daß sie eigentlich gar nichts mehr zu denken hat, spart sich die Mystik, welche sie aus den theologischen Wissenschaften mit unsäglicher Anstrengung ausgerottet hat, für das alltägliche Leben auf und macht aus jedem Pudel, den sie nicht hinter dem Ofen hervorlocken kann, einen geheimnißvollen Mefistopheles, den sie aus Achtung vor dem überirdischen Elemente, vor historischer Tradition und wohlerworbenem Rechte, da sitzen läßt, wo er sich niedergelassen hat. Warum waren wir so unklug, die mystischen Pudel der Revolution, den heiligen Struve mit der heiligen Amalia im Almanache, den heiligen St. Denys-Heinzen mit seinen anderthalb Millionen Köpfen unter dem Arme aus dem mystischen Dunkel hervortreten zu lassen? Die deutsche Revolution wird nicht eher aus ihrer Asche wieder erstehen, als bis sie an der Stelle jener unendlichen Aufzählungen erlittenen Unrechtes, verschwendeten Geldes, zerstörten Lebensglückes irgend einen mystischen Nebel erfunden hat, in welchen gehüllt sie trotz Hinkeldey und den konferenzpflegenden Polizeidirektoren so lang in den Gemüthern umherschreiten kann, bis sie wie Odysseus vor der Königin Arete die Nebelhülle plötzlich fallen lassen und, mit dem Olivenzweige in der Hand als einzige Bekleidung, vor die erstaunten Phäaken treten kann, die auf ihren Lehnsesseln sitzend wie Unsterbliche Wein trinken und Gott und den Czaar in Deutschland gewähren lassen. -

Wenn man bei ruhiger See den Blick über die weite Wasserfläche des Mittelmeeres gleiten läßt, so zeigen sich hier und da auf dem gekräuselten Spiegel glänzende Flecken und Streifen, vollkommen glatt und eben, wie wenn man Oel auf die Wellen gegossen hätte. Schon auf den Schweizerseen

und Aussichten, ging sie unrettbar verloren. Die Nation von Denkern, die in der Philosophie so weit gekommen ist, daß sie eigentlich gar nichts mehr zu denken hat, spart sich die Mystik, welche sie aus den theologischen Wissenschaften mit unsäglicher Anstrengung ausgerottet hat, für das alltägliche Leben auf und macht aus jedem Pudel, den sie nicht hinter dem Ofen hervorlocken kann, einen geheimnißvollen Mefistopheles, den sie aus Achtung vor dem überirdischen Elemente, vor historischer Tradition und wohlerworbenem Rechte, da sitzen läßt, wo er sich niedergelassen hat. Warum waren wir so unklug, die mystischen Pudel der Revolution, den heiligen Struve mit der heiligen Amalia im Almanache, den heiligen St. Denys-Heinzen mit seinen anderthalb Millionen Köpfen unter dem Arme aus dem mystischen Dunkel hervortreten zu lassen? Die deutsche Revolution wird nicht eher aus ihrer Asche wieder erstehen, als bis sie an der Stelle jener unendlichen Aufzählungen erlittenen Unrechtes, verschwendeten Geldes, zerstörten Lebensglückes irgend einen mystischen Nebel erfunden hat, in welchen gehüllt sie trotz Hinkeldey und den konferenzpflegenden Polizeidirektoren so lang in den Gemüthern umherschreiten kann, bis sie wie Odysseus vor der Königin Arete die Nebelhülle plötzlich fallen lassen und, mit dem Olivenzweige in der Hand als einzige Bekleidung, vor die erstaunten Phäaken treten kann, die auf ihren Lehnsesseln sitzend wie Unsterbliche Wein trinken und Gott und den Czaar in Deutschland gewähren lassen. –

Wenn man bei ruhiger See den Blick über die weite Wasserfläche des Mittelmeeres gleiten läßt, so zeigen sich hier und da auf dem gekräuselten Spiegel glänzende Flecken und Streifen, vollkommen glatt und eben, wie wenn man Oel auf die Wellen gegossen hätte. Schon auf den Schweizerseen

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[177/0207] und Aussichten, ging sie unrettbar verloren. Die Nation von Denkern, die in der Philosophie so weit gekommen ist, daß sie eigentlich gar nichts mehr zu denken hat, spart sich die Mystik, welche sie aus den theologischen Wissenschaften mit unsäglicher Anstrengung ausgerottet hat, für das alltägliche Leben auf und macht aus jedem Pudel, den sie nicht hinter dem Ofen hervorlocken kann, einen geheimnißvollen Mefistopheles, den sie aus Achtung vor dem überirdischen Elemente, vor historischer Tradition und wohlerworbenem Rechte, da sitzen läßt, wo er sich niedergelassen hat. Warum waren wir so unklug, die mystischen Pudel der Revolution, den heiligen Struve mit der heiligen Amalia im Almanache, den heiligen St. Denys-Heinzen mit seinen anderthalb Millionen Köpfen unter dem Arme aus dem mystischen Dunkel hervortreten zu lassen? Die deutsche Revolution wird nicht eher aus ihrer Asche wieder erstehen, als bis sie an der Stelle jener unendlichen Aufzählungen erlittenen Unrechtes, verschwendeten Geldes, zerstörten Lebensglückes irgend einen mystischen Nebel erfunden hat, in welchen gehüllt sie trotz Hinkeldey und den konferenzpflegenden Polizeidirektoren so lang in den Gemüthern umherschreiten kann, bis sie wie Odysseus vor der Königin Arete die Nebelhülle plötzlich fallen lassen und, mit dem Olivenzweige in der Hand als einzige Bekleidung, vor die erstaunten Phäaken treten kann, die auf ihren Lehnsesseln sitzend wie Unsterbliche Wein trinken und Gott und den Czaar in Deutschland gewähren lassen. – Wenn man bei ruhiger See den Blick über die weite Wasserfläche des Mittelmeeres gleiten läßt, so zeigen sich hier und da auf dem gekräuselten Spiegel glänzende Flecken und Streifen, vollkommen glatt und eben, wie wenn man Oel auf die Wellen gegossen hätte. Schon auf den Schweizerseen

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Zitationshilfe: Vogt, Carl: Untersuchungen über Thierstaaten. Frankfurt (Main), 1851, S. 177. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_thierstaaten_1851/207>, abgerufen am 06.05.2024.