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Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1851.

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vorn in die Grundlage des Schädels übergeht und nach dem Rücken
hin sich in das faserige Rohr fortsetzt, in welchem das Rückenmark
eingeschlossen ist. Bei den Knochenfischen gewahrt man bald nach dem
Erscheinen der Wirbelsaite die ersten Spuren der Wirbelbildung in
Gestalt winkelförmig gebogener Linien, die in regelmäßigen Abständen
von einander an dem Körper erscheinen, die ganzen äußeren Massen
bis auf die Wirbelsaite selbst durchsetzen und den Sehnenblättern ent-
sprechen, welche an den seitlichen Muskelmassen des Rumpfes ent-
wickelt sind. Da wo diese Linien auf die Scheide der Chorda und
auf die Hülle des Centralnervensystemes auftreffen, erscheinen als erste
Verknöcherungen die oberen und unteren Wirbelbogen, welche paarige
Stückchen bilden, die in Spitzbogenform zusammenstoßen. Die Wir-
belkörper selbst erscheinen erst später, als ringförmige Verknöcherungen
der Scheide der Chorda, so daß die Basis der Bogenfortsätze in den
verknöchernden Ringen gleichsam wie eingebohrt steckt. Die Wirbel-
körper selbst bilden gleich von Anfang an breitere Ringe, die unmit-
telbar zusammenstoßen und deren Dimensionen mit der Zunahme der
Körpermasse überhaupt größer werden, während sie zugleich durch
Aufwachsen neuer Schichten von Außen an Mächtigkeit zunehmen.

Die Scheide der Wirbelsaite setzt sich unter dem Kopfe als Schä-

[Abbildung] Fig. 1010.

Schädelbasis eines Embryo's der Palee, von
unten gesehen.
Die Bogen des Kiefergaumengerüstes
sind weggenommen, dagegen die Anfänge
der Kiemenbogen erhalten. a Das pfahl-
förmige Ende der Wirbelsaite. b Knorpe-
lige Scheidenmasse, welche dieses Ende um-
giebt und sich seitlich in die Knorpel fort-
setzt, welche die halbzirkelförmigen Kanäle
umgeben. c Hintere Schlundknochen. d
Die vier Kiemenbogen. e Knorpelmasse
in der Umgebung des Gehörorganes. f
Nebenkieme. g Raum zwischen den seit-

delbasis in Gestalt einer festeren
Masse fort, deren eigentliche Grän-
zen anfangs schwer zu bestimmen
sind, da sie mit den umgebenden
Embryonalzellen zusammenfließen.
Sobald indeß festeres Knorpelge-
webe in der Umgegend des zu-
gespitzten Endes der Wirbelsaite
sich entwickelt hat, so beobach-
tet man die Bildung einer Schä-
delbasis, welche mit derjenigen
des Querders (s. Fig. 961--963)
eine wahrhaft auffallende Aehnlich-
keit besitzt. Die Chorda endet pfahl-
förmig in der Mitte einer breiten
Knorpelmasse der Nackenplatte, wel-
che nach beiden Seiten hin das Ge-
hörorgan umschließt und so zwei
seitliche Ohrkapseln bildet; -- nach

vorn in die Grundlage des Schädels übergeht und nach dem Rücken
hin ſich in das faſerige Rohr fortſetzt, in welchem das Rückenmark
eingeſchloſſen iſt. Bei den Knochenfiſchen gewahrt man bald nach dem
Erſcheinen der Wirbelſaite die erſten Spuren der Wirbelbildung in
Geſtalt winkelförmig gebogener Linien, die in regelmäßigen Abſtänden
von einander an dem Körper erſcheinen, die ganzen äußeren Maſſen
bis auf die Wirbelſaite ſelbſt durchſetzen und den Sehnenblättern ent-
ſprechen, welche an den ſeitlichen Muskelmaſſen des Rumpfes ent-
wickelt ſind. Da wo dieſe Linien auf die Scheide der Chorda und
auf die Hülle des Centralnervenſyſtemes auftreffen, erſcheinen als erſte
Verknöcherungen die oberen und unteren Wirbelbogen, welche paarige
Stückchen bilden, die in Spitzbogenform zuſammenſtoßen. Die Wir-
belkörper ſelbſt erſcheinen erſt ſpäter, als ringförmige Verknöcherungen
der Scheide der Chorda, ſo daß die Baſis der Bogenfortſätze in den
verknöchernden Ringen gleichſam wie eingebohrt ſteckt. Die Wirbel-
körper ſelbſt bilden gleich von Anfang an breitere Ringe, die unmit-
telbar zuſammenſtoßen und deren Dimenſionen mit der Zunahme der
Körpermaſſe überhaupt größer werden, während ſie zugleich durch
Aufwachſen neuer Schichten von Außen an Mächtigkeit zunehmen.

Die Scheide der Wirbelſaite ſetzt ſich unter dem Kopfe als Schä-

[Abbildung] Fig. 1010.

Schädelbaſis eines Embryo’s der Palee, von
unten geſehen.
Die Bogen des Kiefergaumengerüſtes
ſind weggenommen, dagegen die Anfänge
der Kiemenbogen erhalten. a Das pfahl-
förmige Ende der Wirbelſaite. b Knorpe-
lige Scheidenmaſſe, welche dieſes Ende um-
giebt und ſich ſeitlich in die Knorpel fort-
ſetzt, welche die halbzirkelförmigen Kanäle
umgeben. c Hintere Schlundknochen. d
Die vier Kiemenbogen. e Knorpelmaſſe
in der Umgebung des Gehörorganes. f
Nebenkieme. g Raum zwiſchen den ſeit-

delbaſis in Geſtalt einer feſteren
Maſſe fort, deren eigentliche Grän-
zen anfangs ſchwer zu beſtimmen
ſind, da ſie mit den umgebenden
Embryonalzellen zuſammenfließen.
Sobald indeß feſteres Knorpelge-
webe in der Umgegend des zu-
geſpitzten Endes der Wirbelſaite
ſich entwickelt hat, ſo beobach-
tet man die Bildung einer Schä-
delbaſis, welche mit derjenigen
des Querders (ſ. Fig. 961—963)
eine wahrhaft auffallende Aehnlich-
keit beſitzt. Die Chorda endet pfahl-
förmig in der Mitte einer breiten
Knorpelmaſſe der Nackenplatte, wel-
che nach beiden Seiten hin das Ge-
hörorgan umſchließt und ſo zwei
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[92/0098] vorn in die Grundlage des Schädels übergeht und nach dem Rücken hin ſich in das faſerige Rohr fortſetzt, in welchem das Rückenmark eingeſchloſſen iſt. Bei den Knochenfiſchen gewahrt man bald nach dem Erſcheinen der Wirbelſaite die erſten Spuren der Wirbelbildung in Geſtalt winkelförmig gebogener Linien, die in regelmäßigen Abſtänden von einander an dem Körper erſcheinen, die ganzen äußeren Maſſen bis auf die Wirbelſaite ſelbſt durchſetzen und den Sehnenblättern ent- ſprechen, welche an den ſeitlichen Muskelmaſſen des Rumpfes ent- wickelt ſind. Da wo dieſe Linien auf die Scheide der Chorda und auf die Hülle des Centralnervenſyſtemes auftreffen, erſcheinen als erſte Verknöcherungen die oberen und unteren Wirbelbogen, welche paarige Stückchen bilden, die in Spitzbogenform zuſammenſtoßen. Die Wir- belkörper ſelbſt erſcheinen erſt ſpäter, als ringförmige Verknöcherungen der Scheide der Chorda, ſo daß die Baſis der Bogenfortſätze in den verknöchernden Ringen gleichſam wie eingebohrt ſteckt. Die Wirbel- körper ſelbſt bilden gleich von Anfang an breitere Ringe, die unmit- telbar zuſammenſtoßen und deren Dimenſionen mit der Zunahme der Körpermaſſe überhaupt größer werden, während ſie zugleich durch Aufwachſen neuer Schichten von Außen an Mächtigkeit zunehmen. Die Scheide der Wirbelſaite ſetzt ſich unter dem Kopfe als Schä- [Abbildung Fig. 1010. Schädelbaſis eines Embryo’s der Palee, von unten geſehen. Die Bogen des Kiefergaumengerüſtes ſind weggenommen, dagegen die Anfänge der Kiemenbogen erhalten. a Das pfahl- förmige Ende der Wirbelſaite. b Knorpe- lige Scheidenmaſſe, welche dieſes Ende um- giebt und ſich ſeitlich in die Knorpel fort- ſetzt, welche die halbzirkelförmigen Kanäle umgeben. c Hintere Schlundknochen. d Die vier Kiemenbogen. e Knorpelmaſſe in der Umgebung des Gehörorganes. f Nebenkieme. g Raum zwiſchen den ſeit-] delbaſis in Geſtalt einer feſteren Maſſe fort, deren eigentliche Grän- zen anfangs ſchwer zu beſtimmen ſind, da ſie mit den umgebenden Embryonalzellen zuſammenfließen. Sobald indeß feſteres Knorpelge- webe in der Umgegend des zu- geſpitzten Endes der Wirbelſaite ſich entwickelt hat, ſo beobach- tet man die Bildung einer Schä- delbaſis, welche mit derjenigen des Querders (ſ. Fig. 961—963) eine wahrhaft auffallende Aehnlich- keit beſitzt. Die Chorda endet pfahl- förmig in der Mitte einer breiten Knorpelmaſſe der Nackenplatte, wel- che nach beiden Seiten hin das Ge- hörorgan umſchließt und ſo zwei ſeitliche Ohrkapſeln bildet; — nach

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Zitationshilfe: Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1851, S. 92. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe02_1851/98>, abgerufen am 28.04.2024.