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Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1851.

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Wand des Mastdarmes ein, wodurch hier eine förmliche Kloake ge-
bildet wird.

Was den Bau der männlichen Geschlechtstheile betrifft,
so wurde schon angeführt, daß bei den Neunaugen und den Aalen
die Hoden ebenfalls nur eine gefaltete Platte darstellen, in welcher
sich Bläschen ausbilden, die nach erlangter Reife platzen und ihren
Inhalt in die Bauchhöhle entleeren, aus der er durch seitliche Oeff-
nungen weggeführt wird. Bei allen übrigen Knochenfischen bilden
dagegen die Hoden häutige Säcke, die von mannigfachen Kanälen
durchzogen sind, welche dem Ganzen fast das Ansehen eines Schwam-
mes geben; in diesen verzweigten Kanälen entwickeln sich die kleinen,
rundlichen, mit kurzem Schwanze versehenen Samenthierchen und wer-
den durch einen röhrenförmigen Samenleiter nach außen geführt, der
die unmittelbare Fortsetzung des Hodensackes bildet. Die äußere Mün-
dung ist für beide Samenleiter gemeinschaftlich und findet sich auf
einer Warze hinter dem After, die besonders bei den lebendig gebären-
den Knochenfischen, bei denen eine Begattung stattfinden muß, sehr
entwickelt erscheint. Bei den Quermäulern zeigen die männlichen Ge-
schlechtsorgane einen noch höheren Grad der Ausbildung. Die Sa-
menthierchen entwickeln sich in kleinen Bläschen, die selbst wieder
von erbsengroßen Blasen umschlossen sind und in der Substanz des
breiten abgeplatteten Hodens eingebettet liegen. Von jeder Blase geht
ein Samengang aus, der sehr fein ist und allmälig mit den anderen
Samengängen zu einem vielfach geschlängelten Nebenhoden zusammen-
tritt, der dann durch einen ebenfalls gewundenen Samenleiter mit dem
Harnleiter gemeinschaftlich in die Kloake mündet. Außerdem finden
sich bei allen Quermäulern noch äußere männliche Begattungsorgane,
die in Form zweier langer, cylindrischer Knorpelanhänge an der Seite
der Bauchflosse neben der Schwanzwurzel stehen und in deren Rinne
sich große, aus strahlig gestellten Blindschläuchen gebildete Drüsen be-
finden, die einen zähen Klebesaft absondern.

Bei allen Fischen tritt die Laichzeit nur einmal während des
Jahres ein, gewöhnlich im Frühjahre oder Sommer, bei manchen,
wie bei den Forellen, dagegen auch im Winter; die Fische halten sich
dann meistens in Schaaren zusammen und kommen aus der Tiefe an
die Oberfläche und an den Strand, wo sie ihre Eier ablegen. Die
größeren Wanderungen, welche unsere Flußfische, wie namentlich die
Lachse, zu gewissen Zeiten unternehmen, so wie die großen Züge vie-
ler Seefische, wie der Sardellen, Häringe und Thunfische, finden ihre

Wand des Maſtdarmes ein, wodurch hier eine förmliche Kloake ge-
bildet wird.

Was den Bau der männlichen Geſchlechtstheile betrifft,
ſo wurde ſchon angeführt, daß bei den Neunaugen und den Aalen
die Hoden ebenfalls nur eine gefaltete Platte darſtellen, in welcher
ſich Bläschen ausbilden, die nach erlangter Reife platzen und ihren
Inhalt in die Bauchhöhle entleeren, aus der er durch ſeitliche Oeff-
nungen weggeführt wird. Bei allen übrigen Knochenfiſchen bilden
dagegen die Hoden häutige Säcke, die von mannigfachen Kanälen
durchzogen ſind, welche dem Ganzen faſt das Anſehen eines Schwam-
mes geben; in dieſen verzweigten Kanälen entwickeln ſich die kleinen,
rundlichen, mit kurzem Schwanze verſehenen Samenthierchen und wer-
den durch einen röhrenförmigen Samenleiter nach außen geführt, der
die unmittelbare Fortſetzung des Hodenſackes bildet. Die äußere Mün-
dung iſt für beide Samenleiter gemeinſchaftlich und findet ſich auf
einer Warze hinter dem After, die beſonders bei den lebendig gebären-
den Knochenfiſchen, bei denen eine Begattung ſtattfinden muß, ſehr
entwickelt erſcheint. Bei den Quermäulern zeigen die männlichen Ge-
ſchlechtsorgane einen noch höheren Grad der Ausbildung. Die Sa-
menthierchen entwickeln ſich in kleinen Bläschen, die ſelbſt wieder
von erbſengroßen Blaſen umſchloſſen ſind und in der Subſtanz des
breiten abgeplatteten Hodens eingebettet liegen. Von jeder Blaſe geht
ein Samengang aus, der ſehr fein iſt und allmälig mit den anderen
Samengängen zu einem vielfach geſchlängelten Nebenhoden zuſammen-
tritt, der dann durch einen ebenfalls gewundenen Samenleiter mit dem
Harnleiter gemeinſchaftlich in die Kloake mündet. Außerdem finden
ſich bei allen Quermäulern noch äußere männliche Begattungsorgane,
die in Form zweier langer, cylindriſcher Knorpelanhänge an der Seite
der Bauchfloſſe neben der Schwanzwurzel ſtehen und in deren Rinne
ſich große, aus ſtrahlig geſtellten Blindſchläuchen gebildete Drüſen be-
finden, die einen zähen Klebeſaft abſondern.

Bei allen Fiſchen tritt die Laichzeit nur einmal während des
Jahres ein, gewöhnlich im Frühjahre oder Sommer, bei manchen,
wie bei den Forellen, dagegen auch im Winter; die Fiſche halten ſich
dann meiſtens in Schaaren zuſammen und kommen aus der Tiefe an
die Oberfläche und an den Strand, wo ſie ihre Eier ablegen. Die
größeren Wanderungen, welche unſere Flußfiſche, wie namentlich die
Lachſe, zu gewiſſen Zeiten unternehmen, ſo wie die großen Züge vie-
ler Seefiſche, wie der Sardellen, Häringe und Thunfiſche, finden ihre

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[82/0088] Wand des Maſtdarmes ein, wodurch hier eine förmliche Kloake ge- bildet wird. Was den Bau der männlichen Geſchlechtstheile betrifft, ſo wurde ſchon angeführt, daß bei den Neunaugen und den Aalen die Hoden ebenfalls nur eine gefaltete Platte darſtellen, in welcher ſich Bläschen ausbilden, die nach erlangter Reife platzen und ihren Inhalt in die Bauchhöhle entleeren, aus der er durch ſeitliche Oeff- nungen weggeführt wird. Bei allen übrigen Knochenfiſchen bilden dagegen die Hoden häutige Säcke, die von mannigfachen Kanälen durchzogen ſind, welche dem Ganzen faſt das Anſehen eines Schwam- mes geben; in dieſen verzweigten Kanälen entwickeln ſich die kleinen, rundlichen, mit kurzem Schwanze verſehenen Samenthierchen und wer- den durch einen röhrenförmigen Samenleiter nach außen geführt, der die unmittelbare Fortſetzung des Hodenſackes bildet. Die äußere Mün- dung iſt für beide Samenleiter gemeinſchaftlich und findet ſich auf einer Warze hinter dem After, die beſonders bei den lebendig gebären- den Knochenfiſchen, bei denen eine Begattung ſtattfinden muß, ſehr entwickelt erſcheint. Bei den Quermäulern zeigen die männlichen Ge- ſchlechtsorgane einen noch höheren Grad der Ausbildung. Die Sa- menthierchen entwickeln ſich in kleinen Bläschen, die ſelbſt wieder von erbſengroßen Blaſen umſchloſſen ſind und in der Subſtanz des breiten abgeplatteten Hodens eingebettet liegen. Von jeder Blaſe geht ein Samengang aus, der ſehr fein iſt und allmälig mit den anderen Samengängen zu einem vielfach geſchlängelten Nebenhoden zuſammen- tritt, der dann durch einen ebenfalls gewundenen Samenleiter mit dem Harnleiter gemeinſchaftlich in die Kloake mündet. Außerdem finden ſich bei allen Quermäulern noch äußere männliche Begattungsorgane, die in Form zweier langer, cylindriſcher Knorpelanhänge an der Seite der Bauchfloſſe neben der Schwanzwurzel ſtehen und in deren Rinne ſich große, aus ſtrahlig geſtellten Blindſchläuchen gebildete Drüſen be- finden, die einen zähen Klebeſaft abſondern. Bei allen Fiſchen tritt die Laichzeit nur einmal während des Jahres ein, gewöhnlich im Frühjahre oder Sommer, bei manchen, wie bei den Forellen, dagegen auch im Winter; die Fiſche halten ſich dann meiſtens in Schaaren zuſammen und kommen aus der Tiefe an die Oberfläche und an den Strand, wo ſie ihre Eier ablegen. Die größeren Wanderungen, welche unſere Flußfiſche, wie namentlich die Lachſe, zu gewiſſen Zeiten unternehmen, ſo wie die großen Züge vie- ler Seefiſche, wie der Sardellen, Häringe und Thunfiſche, finden ihre

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Zitationshilfe: Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1851, S. 82. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe02_1851/88>, abgerufen am 27.04.2024.