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Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1851.

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[Abbildung] Fig. 990.

Längsdurchschnitt der Lamprete
(Petromyzon).
a Mund. b Zunge.
c Nasenrohr. d Hirn,
davor das Auge. e Ohr-
blase. f Kiemenschlauch.
g Herz. h Chorda. i Le-
ber. k Darm. l Rücken-
mark. m Hode. n Nieren.
o After. p Muskelschich-
ten. q' u. q" Rückenflos-
sen. r Schwanzflosse. s Af-
terflosse. t Schlund.

Rundmäulern, zieht er sich zu einem langen
Schlauche aus, auf dessen beiden Seiten sich
die Kiemenspalten befinden und der nach hinten
sich erst in den eigentlichen Schlund fortsetzt.
Der ganze Darmkanal besteht wesentlich aus
drei Regionen: aus dem Munddarme, von dem
Schlundkopfe, der Speiseröhre und dem Magen
zusammengesetzt; aus dem Mitteldarme oder
Dünndarme, und aus dem Afterdarme, der dem
Dickdarme und Mastdarme zugleich entspricht.
Der Schlund ist gewöhnlich äußerst muskulös,
zuweilen trichterförmig erweitert, gewöhnlich
mit Längsfalten besetzt und in seiner Struktur
oft so wenig von dem Anfangstheile des Ma-
gens verschieden, daß man keine bestimmte Tren-
nung nachweisen kann. Der Magen selbst
scheidet sich gewöhnlich ziemlich scharf in einen
Schlundtheil und Pförtnertheil, indem er meist
hakenförmig umgebogen ist. Oft findet sich an
der Stelle der Umbiegung ein mehr oder min-
der bedeutender Blindsack vor, der zuweilen so
groß wird, daß der Pförtnerantheil nur wie
ein Darm erscheint, welcher aus diesem Sacke
entspringt. An dem Ende des Pförtners findet
sich gewöhnlich eine häutige Klappe und ein
starker Muskelwulst, welcher zur Schließung
desselben bestimmt ist. Unmittelbar hinter dem
Pförtner finden sich bei den meisten Knochen-
fischen mehr oder minder zahlreiche blinddarm-
artige Ausstülpungen, die Pförtneranhänge
(Appendices pyloricae), deren Zahl von einem
einzigen bis zu sechzig und mehr ansteigen kann,
bei den einzelnen Arten aber sehr fix und be-
stimmt ist. Meist sind diese Blinddärme, welche
ganz dieselbe Struktur besitzen, wie der übrige
Darmkanal, einfach röhrenartig, zuweilen aber
verzweigen sie sich so, daß sie mehr das An-
sehen einer Drüse bekommen. Sie entsprechen
offenbar der Bauchspeicheldrüse, welche bei einigen Knochenfischen und
besonders bei den quermäuligen Knorpelfischen statt ihrer vorkommt.


[Abbildung] Fig. 990.

Längsdurchſchnitt der Lamprete
(Petromyzon).
a Mund. b Zunge.
c Naſenrohr. d Hirn,
davor das Auge. e Ohr-
blaſe. f Kiemenſchlauch.
g Herz. h Chorda. i Le-
ber. k Darm. l Rücken-
mark. m Hode. n Nieren.
o After. p Muskelſchich-
ten. q′ u. q″ Rückenfloſ-
ſen. r Schwanzfloſſe. s Af-
terfloſſe. t Schlund.

Rundmäulern, zieht er ſich zu einem langen
Schlauche aus, auf deſſen beiden Seiten ſich
die Kiemenſpalten befinden und der nach hinten
ſich erſt in den eigentlichen Schlund fortſetzt.
Der ganze Darmkanal beſteht weſentlich aus
drei Regionen: aus dem Munddarme, von dem
Schlundkopfe, der Speiſeröhre und dem Magen
zuſammengeſetzt; aus dem Mitteldarme oder
Dünndarme, und aus dem Afterdarme, der dem
Dickdarme und Maſtdarme zugleich entſpricht.
Der Schlund iſt gewöhnlich äußerſt muskulös,
zuweilen trichterförmig erweitert, gewöhnlich
mit Längsfalten beſetzt und in ſeiner Struktur
oft ſo wenig von dem Anfangstheile des Ma-
gens verſchieden, daß man keine beſtimmte Tren-
nung nachweiſen kann. Der Magen ſelbſt
ſcheidet ſich gewöhnlich ziemlich ſcharf in einen
Schlundtheil und Pförtnertheil, indem er meiſt
hakenförmig umgebogen iſt. Oft findet ſich an
der Stelle der Umbiegung ein mehr oder min-
der bedeutender Blindſack vor, der zuweilen ſo
groß wird, daß der Pförtnerantheil nur wie
ein Darm erſcheint, welcher aus dieſem Sacke
entſpringt. An dem Ende des Pförtners findet
ſich gewöhnlich eine häutige Klappe und ein
ſtarker Muskelwulſt, welcher zur Schließung
deſſelben beſtimmt iſt. Unmittelbar hinter dem
Pförtner finden ſich bei den meiſten Knochen-
fiſchen mehr oder minder zahlreiche blinddarm-
artige Ausſtülpungen, die Pförtneranhänge
(Appendices pyloricae), deren Zahl von einem
einzigen bis zu ſechzig und mehr anſteigen kann,
bei den einzelnen Arten aber ſehr fix und be-
ſtimmt iſt. Meiſt ſind dieſe Blinddärme, welche
ganz dieſelbe Struktur beſitzen, wie der übrige
Darmkanal, einfach röhrenartig, zuweilen aber
verzweigen ſie ſich ſo, daß ſie mehr das An-
ſehen einer Drüſe bekommen. Sie entſprechen
offenbar der Bauchſpeicheldrüſe, welche bei einigen Knochenfiſchen und
beſonders bei den quermäuligen Knorpelfiſchen ſtatt ihrer vorkommt.

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[72/0078] [Abbildung Fig. 990. Längsdurchſchnitt der Lamprete (Petromyzon). a Mund. b Zunge. c Naſenrohr. d Hirn, davor das Auge. e Ohr- blaſe. f Kiemenſchlauch. g Herz. h Chorda. i Le- ber. k Darm. l Rücken- mark. m Hode. n Nieren. o After. p Muskelſchich- ten. q′ u. q″ Rückenfloſ- ſen. r Schwanzfloſſe. s Af- terfloſſe. t Schlund.] Rundmäulern, zieht er ſich zu einem langen Schlauche aus, auf deſſen beiden Seiten ſich die Kiemenſpalten befinden und der nach hinten ſich erſt in den eigentlichen Schlund fortſetzt. Der ganze Darmkanal beſteht weſentlich aus drei Regionen: aus dem Munddarme, von dem Schlundkopfe, der Speiſeröhre und dem Magen zuſammengeſetzt; aus dem Mitteldarme oder Dünndarme, und aus dem Afterdarme, der dem Dickdarme und Maſtdarme zugleich entſpricht. Der Schlund iſt gewöhnlich äußerſt muskulös, zuweilen trichterförmig erweitert, gewöhnlich mit Längsfalten beſetzt und in ſeiner Struktur oft ſo wenig von dem Anfangstheile des Ma- gens verſchieden, daß man keine beſtimmte Tren- nung nachweiſen kann. Der Magen ſelbſt ſcheidet ſich gewöhnlich ziemlich ſcharf in einen Schlundtheil und Pförtnertheil, indem er meiſt hakenförmig umgebogen iſt. Oft findet ſich an der Stelle der Umbiegung ein mehr oder min- der bedeutender Blindſack vor, der zuweilen ſo groß wird, daß der Pförtnerantheil nur wie ein Darm erſcheint, welcher aus dieſem Sacke entſpringt. An dem Ende des Pförtners findet ſich gewöhnlich eine häutige Klappe und ein ſtarker Muskelwulſt, welcher zur Schließung deſſelben beſtimmt iſt. Unmittelbar hinter dem Pförtner finden ſich bei den meiſten Knochen- fiſchen mehr oder minder zahlreiche blinddarm- artige Ausſtülpungen, die Pförtneranhänge (Appendices pyloricae), deren Zahl von einem einzigen bis zu ſechzig und mehr anſteigen kann, bei den einzelnen Arten aber ſehr fix und be- ſtimmt iſt. Meiſt ſind dieſe Blinddärme, welche ganz dieſelbe Struktur beſitzen, wie der übrige Darmkanal, einfach röhrenartig, zuweilen aber verzweigen ſie ſich ſo, daß ſie mehr das An- ſehen einer Drüſe bekommen. Sie entſprechen offenbar der Bauchſpeicheldrüſe, welche bei einigen Knochenfiſchen und beſonders bei den quermäuligen Knorpelfiſchen ſtatt ihrer vorkommt.

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Zitationshilfe: Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1851, S. 72. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe02_1851/78>, abgerufen am 28.04.2024.