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Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1851.

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ren schiefen Augenmuskel, das sechste Paar (nervus abducens 6)
nur in dem äußeren geraden Augenmuskel, während das dritte
(n. oculomotorius 3) die übrigen vier Augenmuskeln besorgt. Bedeu-
tend groß ist das fünfte Nervenpaar (n. trigeminus 5), welches
unmittelbar hinter dem Mittelhirne aus dem Hirnstamme entspringt
und Zweige für das Auge, für den Oberkiefer, für die Wangenge-
gend, für den Gaumen und den Unterkiefer abgiebt; gewöhnlich ent-
springt aus ihm noch ein besonderer Zweig, welcher neben den Dorn-
fortsätzen der Wirbel nach hinten läuft. Dieses fünfte Nervenpaar,
der Empfindungsnerve für die sämmtlichen Gesichtstheile, giebt auch
unmittelbar nach seinem Ursprunge Fasern an das zunächstliegende
Nervenpaar, den Gesichtsnerven (n. facialis 7) ab, welcher die
bewegenden Nervenfasern des Gesichtes enthält und bei den Fischen
auf einen einzigen Ast reduzirt ist, der an dem Kiemendeckel hinab-
läuft und sich hauptsächlich an die wenigen Muskeln des Gesichtes
verzweigt. Das achte Paar, oder der Gehörnerve (n. acusticus 8)
ist meistens sehr bedeutend, aber nur kurz, da er unmittelbar von
dem Gehirne an die Innenfläche des Gehörlabyrinthes tritt. Hinter
dem Gehörnerven findet sich der Geschmacksnerve (n. glossopha-
ryngeus 9)
, welcher durch ein eigenes Loch des Schädels in die Kie-
menhöhle dringt, dort einen Knoten bildet und dann einen Zweig in
den Gaumen und einen anderen stärkeren über den ersten Kiemenbogen
hinweg an die Zunge schickt. Das zehnte Paar, der herumschwei-
fende Nerve
(n. vagus 10), ist bei allen Fischen außerordentlich
stark, entspringt zur Seite des verlängerten Markes mit vielen Wur-
zeln, bildet meist einen großen Knoten, von welchem aus seine Zweige
an die Kiemenbögen, den Schlund, den Magen, das Herz und die
Schwimmblase gehen und sendet außerdem einen bedeutenden Zweig
nach hinten, welcher ganz oberflächlich unter der Haut, dem Seiten-
kanale entlang verläuft und diesem Zweige zuschickt, die in den Am-
pullenartigen Aussackungen des Seitenkanales sich verzweigen. Der
eilfte Hirnnerve fehlt allen durch Kiemen athmenden Wirbelthie-
ren, dagegen ist fast bei allen Fischen ein dem zwölften Paare, dem
Zungenfleischnerven (n. hypoglossus 12) entsprechender Nerve vor-
handen, welcher aber weit nach hinten, in derselben Weise wie ein
Rückenmarksnerve, von dem verlängerten Marke entspringt, sich mit
den ersten Rückenmarksnerven verbindet und dann erst sich in den
Muskelmassen unter der Zunge verzweigt. Es ergiebt sich aus dieser
Anordnung der Hirnnerven, daß derselbe Typus durch alle Wirbel-
thierklassen hindurchgeht und wir dürfen demnach auch wohl, ohne

ren ſchiefen Augenmuskel, das ſechſte Paar (nervus abducens 6)
nur in dem äußeren geraden Augenmuskel, während das dritte
(n. oculomotorius 3) die übrigen vier Augenmuskeln beſorgt. Bedeu-
tend groß iſt das fünfte Nervenpaar (n. trigeminus 5), welches
unmittelbar hinter dem Mittelhirne aus dem Hirnſtamme entſpringt
und Zweige für das Auge, für den Oberkiefer, für die Wangenge-
gend, für den Gaumen und den Unterkiefer abgiebt; gewöhnlich ent-
ſpringt aus ihm noch ein beſonderer Zweig, welcher neben den Dorn-
fortſätzen der Wirbel nach hinten läuft. Dieſes fünfte Nervenpaar,
der Empfindungsnerve für die ſämmtlichen Geſichtstheile, giebt auch
unmittelbar nach ſeinem Urſprunge Faſern an das zunächſtliegende
Nervenpaar, den Geſichtsnerven (n. facialis 7) ab, welcher die
bewegenden Nervenfaſern des Geſichtes enthält und bei den Fiſchen
auf einen einzigen Aſt reduzirt iſt, der an dem Kiemendeckel hinab-
läuft und ſich hauptſächlich an die wenigen Muskeln des Geſichtes
verzweigt. Das achte Paar, oder der Gehörnerve (n. acusticus 8)
iſt meiſtens ſehr bedeutend, aber nur kurz, da er unmittelbar von
dem Gehirne an die Innenfläche des Gehörlabyrinthes tritt. Hinter
dem Gehörnerven findet ſich der Geſchmacksnerve (n. glossopha-
ryngeus 9)
, welcher durch ein eigenes Loch des Schädels in die Kie-
menhöhle dringt, dort einen Knoten bildet und dann einen Zweig in
den Gaumen und einen anderen ſtärkeren über den erſten Kiemenbogen
hinweg an die Zunge ſchickt. Das zehnte Paar, der herumſchwei-
fende Nerve
(n. vagus 10), iſt bei allen Fiſchen außerordentlich
ſtark, entſpringt zur Seite des verlängerten Markes mit vielen Wur-
zeln, bildet meiſt einen großen Knoten, von welchem aus ſeine Zweige
an die Kiemenbögen, den Schlund, den Magen, das Herz und die
Schwimmblaſe gehen und ſendet außerdem einen bedeutenden Zweig
nach hinten, welcher ganz oberflächlich unter der Haut, dem Seiten-
kanale entlang verläuft und dieſem Zweige zuſchickt, die in den Am-
pullenartigen Ausſackungen des Seitenkanales ſich verzweigen. Der
eilfte Hirnnerve fehlt allen durch Kiemen athmenden Wirbelthie-
ren, dagegen iſt faſt bei allen Fiſchen ein dem zwölften Paare, dem
Zungenfleiſchnerven (n. hypoglossus 12) entſprechender Nerve vor-
handen, welcher aber weit nach hinten, in derſelben Weiſe wie ein
Rückenmarksnerve, von dem verlängerten Marke entſpringt, ſich mit
den erſten Rückenmarksnerven verbindet und dann erſt ſich in den
Muskelmaſſen unter der Zunge verzweigt. Es ergiebt ſich aus dieſer
Anordnung der Hirnnerven, daß derſelbe Typus durch alle Wirbel-
thierklaſſen hindurchgeht und wir dürfen demnach auch wohl, ohne

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[62/0068] ren ſchiefen Augenmuskel, das ſechſte Paar (nervus abducens 6) nur in dem äußeren geraden Augenmuskel, während das dritte (n. oculomotorius 3) die übrigen vier Augenmuskeln beſorgt. Bedeu- tend groß iſt das fünfte Nervenpaar (n. trigeminus 5), welches unmittelbar hinter dem Mittelhirne aus dem Hirnſtamme entſpringt und Zweige für das Auge, für den Oberkiefer, für die Wangenge- gend, für den Gaumen und den Unterkiefer abgiebt; gewöhnlich ent- ſpringt aus ihm noch ein beſonderer Zweig, welcher neben den Dorn- fortſätzen der Wirbel nach hinten läuft. Dieſes fünfte Nervenpaar, der Empfindungsnerve für die ſämmtlichen Geſichtstheile, giebt auch unmittelbar nach ſeinem Urſprunge Faſern an das zunächſtliegende Nervenpaar, den Geſichtsnerven (n. facialis 7) ab, welcher die bewegenden Nervenfaſern des Geſichtes enthält und bei den Fiſchen auf einen einzigen Aſt reduzirt iſt, der an dem Kiemendeckel hinab- läuft und ſich hauptſächlich an die wenigen Muskeln des Geſichtes verzweigt. Das achte Paar, oder der Gehörnerve (n. acusticus 8) iſt meiſtens ſehr bedeutend, aber nur kurz, da er unmittelbar von dem Gehirne an die Innenfläche des Gehörlabyrinthes tritt. Hinter dem Gehörnerven findet ſich der Geſchmacksnerve (n. glossopha- ryngeus 9), welcher durch ein eigenes Loch des Schädels in die Kie- menhöhle dringt, dort einen Knoten bildet und dann einen Zweig in den Gaumen und einen anderen ſtärkeren über den erſten Kiemenbogen hinweg an die Zunge ſchickt. Das zehnte Paar, der herumſchwei- fende Nerve (n. vagus 10), iſt bei allen Fiſchen außerordentlich ſtark, entſpringt zur Seite des verlängerten Markes mit vielen Wur- zeln, bildet meiſt einen großen Knoten, von welchem aus ſeine Zweige an die Kiemenbögen, den Schlund, den Magen, das Herz und die Schwimmblaſe gehen und ſendet außerdem einen bedeutenden Zweig nach hinten, welcher ganz oberflächlich unter der Haut, dem Seiten- kanale entlang verläuft und dieſem Zweige zuſchickt, die in den Am- pullenartigen Ausſackungen des Seitenkanales ſich verzweigen. Der eilfte Hirnnerve fehlt allen durch Kiemen athmenden Wirbelthie- ren, dagegen iſt faſt bei allen Fiſchen ein dem zwölften Paare, dem Zungenfleiſchnerven (n. hypoglossus 12) entſprechender Nerve vor- handen, welcher aber weit nach hinten, in derſelben Weiſe wie ein Rückenmarksnerve, von dem verlängerten Marke entſpringt, ſich mit den erſten Rückenmarksnerven verbindet und dann erſt ſich in den Muskelmaſſen unter der Zunge verzweigt. Es ergiebt ſich aus dieſer Anordnung der Hirnnerven, daß derſelbe Typus durch alle Wirbel- thierklaſſen hindurchgeht und wir dürfen demnach auch wohl, ohne

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Zitationshilfe: Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1851, S. 62. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe02_1851/68>, abgerufen am 21.11.2024.