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Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1851.

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[Abbildung] Fig. 1476.

Der Sajou (Cebus apella).

Die Familie der Plattnasen (Platyrrhina) begreift alle Affen der
neuen Welt ohne Ausnahme und auch nur diese und unterscheidet sich
von der folgenden Familie, welche die Affen der alten Welt umfaßt,
auf den ersten Blick durch die Bildung der Nasenscheidewand, welche
brückenartig breit ist, so daß die Nasenlöcher seitlich aus einander ge-
rückt sind. Die Eckzähne sind gewöhnlich nur klein, die Backzähne
in allen Kiefern oben wie unten in der Sechszahl ausgebildet, der
Schwanz stets von bedeutender Länge, oft auf seiner Unterfläche nackt
und schwielig, also ein förmlicher Greifschwanz, zuweilen durchaus
behaart und dann entweder zum Umwickeln geeignet oder auch ganz
schlaff. Allen Affen der neuen Welt fehlen sowohl die Backentaschen,
als die Gefäßschwielen, dagegen haben sie sämmtlich Kuppennägel an
allen Fingern; der Daumen fehlt einigen Gattungen gänzlich oder ist
nur als ein Stummel vorhanden. Bei mehreren Arten befindet sich
an dem Zungenbeine eine weite Knochenblase, die von dem gewaltig
hohen Unterkiefer beschützt wird, mit dem Kehlkopfe in Verbindung
steht und die Stimme ungemein verstärkt. Das unerträgliche Geheul,
welches die gesellig lebenden Brüllaffen (Mycetes), die diese Bildung
des Kehlkopfes haben, in der Nacht erschallen lassen, wird von den

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[Abbildung] Fig. 1476.

Der Sajou (Cebus apella).

Die Familie der Plattnaſen (Platyrrhina) begreift alle Affen der
neuen Welt ohne Ausnahme und auch nur dieſe und unterſcheidet ſich
von der folgenden Familie, welche die Affen der alten Welt umfaßt,
auf den erſten Blick durch die Bildung der Naſenſcheidewand, welche
brückenartig breit iſt, ſo daß die Naſenlöcher ſeitlich aus einander ge-
rückt ſind. Die Eckzähne ſind gewöhnlich nur klein, die Backzähne
in allen Kiefern oben wie unten in der Sechszahl ausgebildet, der
Schwanz ſtets von bedeutender Länge, oft auf ſeiner Unterfläche nackt
und ſchwielig, alſo ein förmlicher Greifſchwanz, zuweilen durchaus
behaart und dann entweder zum Umwickeln geeignet oder auch ganz
ſchlaff. Allen Affen der neuen Welt fehlen ſowohl die Backentaſchen,
als die Gefäßſchwielen, dagegen haben ſie ſämmtlich Kuppennägel an
allen Fingern; der Daumen fehlt einigen Gattungen gänzlich oder iſt
nur als ein Stummel vorhanden. Bei mehreren Arten befindet ſich
an dem Zungenbeine eine weite Knochenblaſe, die von dem gewaltig
hohen Unterkiefer beſchützt wird, mit dem Kehlkopfe in Verbindung
ſteht und die Stimme ungemein verſtärkt. Das unerträgliche Geheul,
welches die geſellig lebenden Brüllaffen (Mycetes), die dieſe Bildung
des Kehlkopfes haben, in der Nacht erſchallen laſſen, wird von den

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[531/0537] [Abbildung Fig. 1476. Der Sajou (Cebus apella). ] Die Familie der Plattnaſen (Platyrrhina) begreift alle Affen der neuen Welt ohne Ausnahme und auch nur dieſe und unterſcheidet ſich von der folgenden Familie, welche die Affen der alten Welt umfaßt, auf den erſten Blick durch die Bildung der Naſenſcheidewand, welche brückenartig breit iſt, ſo daß die Naſenlöcher ſeitlich aus einander ge- rückt ſind. Die Eckzähne ſind gewöhnlich nur klein, die Backzähne in allen Kiefern oben wie unten in der Sechszahl ausgebildet, der Schwanz ſtets von bedeutender Länge, oft auf ſeiner Unterfläche nackt und ſchwielig, alſo ein förmlicher Greifſchwanz, zuweilen durchaus behaart und dann entweder zum Umwickeln geeignet oder auch ganz ſchlaff. Allen Affen der neuen Welt fehlen ſowohl die Backentaſchen, als die Gefäßſchwielen, dagegen haben ſie ſämmtlich Kuppennägel an allen Fingern; der Daumen fehlt einigen Gattungen gänzlich oder iſt nur als ein Stummel vorhanden. Bei mehreren Arten befindet ſich an dem Zungenbeine eine weite Knochenblaſe, die von dem gewaltig hohen Unterkiefer beſchützt wird, mit dem Kehlkopfe in Verbindung ſteht und die Stimme ungemein verſtärkt. Das unerträgliche Geheul, welches die geſellig lebenden Brüllaffen (Mycetes), die dieſe Bildung des Kehlkopfes haben, in der Nacht erſchallen laſſen, wird von den 34*

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Zitationshilfe: Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1851, S. 531. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe02_1851/537>, abgerufen am 18.05.2024.