Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1851.

Bild:
<< vorherige Seite


[Abbildung] Fig. 1460.

Der Biber (Castor fiber).

deutend, bald breit, platt und schuppig, bald rundlich und theilweise
nackt. Die vorderen Schneidezähne sind mächtiger, als bei irgend
einem Thiere der ganzen Ordnung, die breiten Backzähne auf der
einen Seite mit einer einfachen Schmelzfalte, auf der anderen mit drei
einspringenden Falten besetzt. Die Thiere leben größtentheils im
Wasser, schwimmen und tauchen sehr gut und graben sich Erdlöcher
mit backofenförmigen Kesseln, deren Ausgänge sich unter dem Wasser-
spiegel befinden. Die Biber bauen selbst da, wo sie ungestört bleiben,
unförmliche Dämme zur Stauung des Wassers aus abgenagten Stäm-
men und Schlamm, und benutzen ebenso die Stämme zur Stützung
und Bedeckung ihrer im Wasser liegenden Kammern, die zuweilen
neben einander unter einem gemeinschaftlichen Dache, aber stets für
jede Familie gesondert angelegt sind. Die wundersamen Erzählungen
von Biberpalästen mit mehrfachen Stockwerken, Fallthüren, geheimen
Treppen und Ausgängen gehören in das Reich der fabelhaften Ge-
schichten, in welchen die canadischen Jäger sich ebenso sehr auszeichnen,
als ihre europäischen Zunftgenossen. Castor; Myopotamus.

Plumpe Thiere mit dickem breitem Kopfe, kleinen oder ganz mit
Fell überzogenen Augen bilden die Familie der Maulwurfmäuse
(Georhycha), deren äußeres Ansehen allerdings sehr viel ähnliches mit
den Maulwürfen hat; das äußere Ohr wie der Schwanz fehlen ganz
oder sind rudimentär, die Vorder- und Hinterfüße mit fünf Zehen
versehen, welche bald kürzere Grabekrallen, bald sehr verlängerte Si-


[Abbildung] Fig. 1460.

Der Biber (Castor fiber).

deutend, bald breit, platt und ſchuppig, bald rundlich und theilweiſe
nackt. Die vorderen Schneidezähne ſind mächtiger, als bei irgend
einem Thiere der ganzen Ordnung, die breiten Backzähne auf der
einen Seite mit einer einfachen Schmelzfalte, auf der anderen mit drei
einſpringenden Falten beſetzt. Die Thiere leben größtentheils im
Waſſer, ſchwimmen und tauchen ſehr gut und graben ſich Erdlöcher
mit backofenförmigen Keſſeln, deren Ausgänge ſich unter dem Waſſer-
ſpiegel befinden. Die Biber bauen ſelbſt da, wo ſie ungeſtört bleiben,
unförmliche Dämme zur Stauung des Waſſers aus abgenagten Stäm-
men und Schlamm, und benutzen ebenſo die Stämme zur Stützung
und Bedeckung ihrer im Waſſer liegenden Kammern, die zuweilen
neben einander unter einem gemeinſchaftlichen Dache, aber ſtets für
jede Familie geſondert angelegt ſind. Die wunderſamen Erzählungen
von Biberpaläſten mit mehrfachen Stockwerken, Fallthüren, geheimen
Treppen und Ausgängen gehören in das Reich der fabelhaften Ge-
ſchichten, in welchen die canadiſchen Jäger ſich ebenſo ſehr auszeichnen,
als ihre europäiſchen Zunftgenoſſen. Castor; Myopotamus.

Plumpe Thiere mit dickem breitem Kopfe, kleinen oder ganz mit
Fell überzogenen Augen bilden die Familie der Maulwurfmäuſe
(Georhycha), deren äußeres Anſehen allerdings ſehr viel ähnliches mit
den Maulwürfen hat; das äußere Ohr wie der Schwanz fehlen ganz
oder ſind rudimentär, die Vorder- und Hinterfüße mit fünf Zehen
verſehen, welche bald kürzere Grabekrallen, bald ſehr verlängerte Si-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <div n="6">
                  <p><pb facs="#f0524" n="518"/><figure><head>Fig. 1460.</head><lb/><p>Der Biber <hi rendition="#aq">(Castor fiber)</hi>.</p></figure><lb/>
deutend, bald breit, platt und &#x017F;chuppig, bald rundlich und theilwei&#x017F;e<lb/>
nackt. Die vorderen Schneidezähne &#x017F;ind mächtiger, als bei irgend<lb/>
einem Thiere der ganzen Ordnung, die breiten Backzähne auf der<lb/>
einen Seite mit einer einfachen Schmelzfalte, auf der anderen mit drei<lb/>
ein&#x017F;pringenden Falten be&#x017F;etzt. Die Thiere leben größtentheils im<lb/>
Wa&#x017F;&#x017F;er, &#x017F;chwimmen und tauchen &#x017F;ehr gut und graben &#x017F;ich Erdlöcher<lb/>
mit backofenförmigen Ke&#x017F;&#x017F;eln, deren Ausgänge &#x017F;ich unter dem Wa&#x017F;&#x017F;er-<lb/>
&#x017F;piegel befinden. Die Biber bauen &#x017F;elb&#x017F;t da, wo &#x017F;ie unge&#x017F;tört bleiben,<lb/>
unförmliche Dämme zur Stauung des Wa&#x017F;&#x017F;ers aus abgenagten Stäm-<lb/>
men und Schlamm, und benutzen eben&#x017F;o die Stämme zur Stützung<lb/>
und Bedeckung ihrer im Wa&#x017F;&#x017F;er liegenden Kammern, die zuweilen<lb/>
neben einander unter einem gemein&#x017F;chaftlichen Dache, aber &#x017F;tets für<lb/>
jede Familie ge&#x017F;ondert angelegt &#x017F;ind. Die wunder&#x017F;amen Erzählungen<lb/>
von Biberpalä&#x017F;ten mit mehrfachen Stockwerken, Fallthüren, geheimen<lb/>
Treppen und Ausgängen gehören in das Reich der fabelhaften Ge-<lb/>
&#x017F;chichten, in welchen die canadi&#x017F;chen Jäger &#x017F;ich eben&#x017F;o &#x017F;ehr auszeichnen,<lb/>
als ihre europäi&#x017F;chen Zunftgeno&#x017F;&#x017F;en. <hi rendition="#aq">Castor; Myopotamus</hi>.</p><lb/>
                  <p>Plumpe Thiere mit dickem breitem Kopfe, kleinen oder ganz mit<lb/>
Fell überzogenen Augen bilden die Familie der <hi rendition="#b">Maulwurfmäu&#x017F;e</hi><lb/><hi rendition="#aq">(<hi rendition="#i">Georhycha</hi>)</hi>, deren äußeres An&#x017F;ehen allerdings &#x017F;ehr viel ähnliches mit<lb/>
den Maulwürfen hat; das äußere Ohr wie der Schwanz fehlen ganz<lb/>
oder &#x017F;ind rudimentär, die Vorder- und Hinterfüße mit fünf Zehen<lb/>
ver&#x017F;ehen, welche bald kürzere Grabekrallen, bald &#x017F;ehr verlängerte Si-<lb/></p>
                </div>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[518/0524] [Abbildung Fig. 1460. Der Biber (Castor fiber).] deutend, bald breit, platt und ſchuppig, bald rundlich und theilweiſe nackt. Die vorderen Schneidezähne ſind mächtiger, als bei irgend einem Thiere der ganzen Ordnung, die breiten Backzähne auf der einen Seite mit einer einfachen Schmelzfalte, auf der anderen mit drei einſpringenden Falten beſetzt. Die Thiere leben größtentheils im Waſſer, ſchwimmen und tauchen ſehr gut und graben ſich Erdlöcher mit backofenförmigen Keſſeln, deren Ausgänge ſich unter dem Waſſer- ſpiegel befinden. Die Biber bauen ſelbſt da, wo ſie ungeſtört bleiben, unförmliche Dämme zur Stauung des Waſſers aus abgenagten Stäm- men und Schlamm, und benutzen ebenſo die Stämme zur Stützung und Bedeckung ihrer im Waſſer liegenden Kammern, die zuweilen neben einander unter einem gemeinſchaftlichen Dache, aber ſtets für jede Familie geſondert angelegt ſind. Die wunderſamen Erzählungen von Biberpaläſten mit mehrfachen Stockwerken, Fallthüren, geheimen Treppen und Ausgängen gehören in das Reich der fabelhaften Ge- ſchichten, in welchen die canadiſchen Jäger ſich ebenſo ſehr auszeichnen, als ihre europäiſchen Zunftgenoſſen. Castor; Myopotamus. Plumpe Thiere mit dickem breitem Kopfe, kleinen oder ganz mit Fell überzogenen Augen bilden die Familie der Maulwurfmäuſe (Georhycha), deren äußeres Anſehen allerdings ſehr viel ähnliches mit den Maulwürfen hat; das äußere Ohr wie der Schwanz fehlen ganz oder ſind rudimentär, die Vorder- und Hinterfüße mit fünf Zehen verſehen, welche bald kürzere Grabekrallen, bald ſehr verlängerte Si-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe02_1851
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe02_1851/524
Zitationshilfe: Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1851, S. 518. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe02_1851/524>, abgerufen am 18.05.2024.