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Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1851.

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zähne scharf, die meist in der Dreizahl vorkommenden Lückenzähne
spitzig und schneidend sind; dagegen ist der Reißzahn sehr ungleich
entwickelt und meist nach innen zu mit einem bedeutenden stumpfen
Höcker versehen, die darauf folgenden wenigen Backzähne ziemlich
breitkronig und stark höckerig. Der Körper der Thiere ist ziemlich
gedrungen, plump, aber doch lang gestreckt; der Kopf spitz, die Füße
kurz, überall mit fünf Zehen versehen; die Thiere sind blutgierige
Raubthiere, welche bald in Höhlen, wie unser Dachs, bald wie der
nordische Vielfraß auf Bäumen leben und sich durch ihre Gefräßigkeit
auszeichnen. Die fossilen Gattungen dieser Familie bilden merkwür-
dige Uebergänge theils zu der vorigen, theils zu der folgenden Fa-
milie. Meles; Gulo; Galictis; Mellivora; Amphicyoe; Palaecyon;
Taxotherium
.

[Abbildung] Fig. 1433.

Der braune Bär (Ursus arctos).

Die Familie der Bären (Ursida) enthält an Körpermasse die
größten Naubthiere, die aber im Ganzen genommen ein wenig
blutgieriges Naturell zeigen und theilweise sich gern von Früchten und
anderen vegetabilischen Stoffen nähren. Der Körper der Bären ist
plump, ihre Bewegungen aber trotz des schwerfälligen Aussehens nicht
ungeschickt und namentlich die Beweglichkeit der Vorderfüße, die
Brauchbarkeit derselben zum Umfassen und zum Mundeführen bei wei-
tem größer als bei den vorigen Familien; ja es giebt selbst einige
Arten, bei welchen diese Beweglichkeit viel Affenartiges zeigt. Das
Gebiß unterscheidet sich wesentlich von demjenigen der vorhergehenden
Familie; die Schneidezähne haben nicht mehr einfach messerartige
Kronen, sondern breitere abgeschliffene Flächen; die Eckzähne, obwohl
äußerst kräftig und stark hervortretend, sind doch nur stumpf kegel-

zähne ſcharf, die meiſt in der Dreizahl vorkommenden Lückenzähne
ſpitzig und ſchneidend ſind; dagegen iſt der Reißzahn ſehr ungleich
entwickelt und meiſt nach innen zu mit einem bedeutenden ſtumpfen
Höcker verſehen, die darauf folgenden wenigen Backzähne ziemlich
breitkronig und ſtark höckerig. Der Körper der Thiere iſt ziemlich
gedrungen, plump, aber doch lang geſtreckt; der Kopf ſpitz, die Füße
kurz, überall mit fünf Zehen verſehen; die Thiere ſind blutgierige
Raubthiere, welche bald in Höhlen, wie unſer Dachs, bald wie der
nordiſche Vielfraß auf Bäumen leben und ſich durch ihre Gefräßigkeit
auszeichnen. Die foſſilen Gattungen dieſer Familie bilden merkwür-
dige Uebergänge theils zu der vorigen, theils zu der folgenden Fa-
milie. Meles; Gulo; Galictis; Mellivora; Amphicyoe; Palaecyon;
Taxotherium
.

[Abbildung] Fig. 1433.

Der braune Bär (Ursus arctos).

Die Familie der Bären (Ursida) enthält an Körpermaſſe die
größten Naubthiere, die aber im Ganzen genommen ein wenig
blutgieriges Naturell zeigen und theilweiſe ſich gern von Früchten und
anderen vegetabiliſchen Stoffen nähren. Der Körper der Bären iſt
plump, ihre Bewegungen aber trotz des ſchwerfälligen Ausſehens nicht
ungeſchickt und namentlich die Beweglichkeit der Vorderfüße, die
Brauchbarkeit derſelben zum Umfaſſen und zum Mundeführen bei wei-
tem größer als bei den vorigen Familien; ja es giebt ſelbſt einige
Arten, bei welchen dieſe Beweglichkeit viel Affenartiges zeigt. Das
Gebiß unterſcheidet ſich weſentlich von demjenigen der vorhergehenden
Familie; die Schneidezähne haben nicht mehr einfach meſſerartige
Kronen, ſondern breitere abgeſchliffene Flächen; die Eckzähne, obwohl
äußerſt kräftig und ſtark hervortretend, ſind doch nur ſtumpf kegel-

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[498/0504] zähne ſcharf, die meiſt in der Dreizahl vorkommenden Lückenzähne ſpitzig und ſchneidend ſind; dagegen iſt der Reißzahn ſehr ungleich entwickelt und meiſt nach innen zu mit einem bedeutenden ſtumpfen Höcker verſehen, die darauf folgenden wenigen Backzähne ziemlich breitkronig und ſtark höckerig. Der Körper der Thiere iſt ziemlich gedrungen, plump, aber doch lang geſtreckt; der Kopf ſpitz, die Füße kurz, überall mit fünf Zehen verſehen; die Thiere ſind blutgierige Raubthiere, welche bald in Höhlen, wie unſer Dachs, bald wie der nordiſche Vielfraß auf Bäumen leben und ſich durch ihre Gefräßigkeit auszeichnen. Die foſſilen Gattungen dieſer Familie bilden merkwür- dige Uebergänge theils zu der vorigen, theils zu der folgenden Fa- milie. Meles; Gulo; Galictis; Mellivora; Amphicyoe; Palaecyon; Taxotherium. [Abbildung Fig. 1433. Der braune Bär (Ursus arctos). ] Die Familie der Bären (Ursida) enthält an Körpermaſſe die größten Naubthiere, die aber im Ganzen genommen ein wenig blutgieriges Naturell zeigen und theilweiſe ſich gern von Früchten und anderen vegetabiliſchen Stoffen nähren. Der Körper der Bären iſt plump, ihre Bewegungen aber trotz des ſchwerfälligen Ausſehens nicht ungeſchickt und namentlich die Beweglichkeit der Vorderfüße, die Brauchbarkeit derſelben zum Umfaſſen und zum Mundeführen bei wei- tem größer als bei den vorigen Familien; ja es giebt ſelbſt einige Arten, bei welchen dieſe Beweglichkeit viel Affenartiges zeigt. Das Gebiß unterſcheidet ſich weſentlich von demjenigen der vorhergehenden Familie; die Schneidezähne haben nicht mehr einfach meſſerartige Kronen, ſondern breitere abgeſchliffene Flächen; die Eckzähne, obwohl äußerſt kräftig und ſtark hervortretend, ſind doch nur ſtumpf kegel-

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Zitationshilfe: Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1851, S. 498. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe02_1851/504>, abgerufen am 23.11.2024.