Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1851.

Bild:
<< vorherige Seite

ßeren Anhäufung des Menschen an gewissen Orten und der daraus
hervorgehenden Civilisation. Alle diese Thiere leben gesellig in Heerden
und zwar meistens in der Art, daß ein einziges älteres Männchen als
Haupt des aus Weibchen und Jungen zusammengesetzten Rudels er-
scheint. Wir unterscheiden folgende Familien:

[Abbildung] Fig. 1400.

Skelett des Kameels in die Silhouette des Thieres eingezeichnet
mt Mittelfuß. ta Fußwurzel. fe Oberschenkelbein. vq Schwanzwirbel.
os Kreuzbein. vl Lendenwirbel vd Rückenwirbel. o Schulterblatt. vt Hals-
wirbel. h Oberarm. cu Elle. ca Handwurzel. me Mittelhand. ph Zehen.
c Rippen. ro Kniescheibe. ti Schienbein.

Die Kamele (Tylopoda) bilden in ihrer Organisation den Ueber-
gang zu den Dickhäutern, an die sie sich namentlich durch ihr Zahn-
system anschließen; sie besitzen nämlich in der Oberkinnlade vorn zwar
einen bedeutenden leeren Raum, so daß scheinbar die Schneidezähne
fehlen. Bei genauerer Untersuchung aber findet man, daß in der
That noch in jedem Zwischenkiefer ein kleines kegelförmiges Zähnchen
steht, welches weit nach hinten gerückt ist, so daß es hart an dem Eck-
zahne ansteht, der in beiden Kinnladen hakenförmig und wohl ent-
wickelt ist. Der erste Backzahn ist ebenfalls von kegelförmiger Gestalt
und dem Eckzahne nahe gerückt, so daß man bei oberflächlicher Ansicht
den Kamelen im Oberkiefer drei, im Unterkiefer zwei Eckzähne zuspre-
chen könnte. Hierauf folgt die Zahnlücke und dann die gewöhnlichen

ßeren Anhäufung des Menſchen an gewiſſen Orten und der daraus
hervorgehenden Civiliſation. Alle dieſe Thiere leben geſellig in Heerden
und zwar meiſtens in der Art, daß ein einziges älteres Männchen als
Haupt des aus Weibchen und Jungen zuſammengeſetzten Rudels er-
ſcheint. Wir unterſcheiden folgende Familien:

[Abbildung] Fig. 1400.

Skelett des Kameels in die Silhouette des Thieres eingezeichnet
mt Mittelfuß. ta Fußwurzel. fe Oberſchenkelbein. vq Schwanzwirbel.
os Kreuzbein. vl Lendenwirbel vd Rückenwirbel. o Schulterblatt. vt Hals-
wirbel. h Oberarm. cu Elle. ca Handwurzel. me Mittelhand. ph Zehen.
c Rippen. ro Knieſcheibe. ti Schienbein.

Die Kamele (Tylopoda) bilden in ihrer Organiſation den Ueber-
gang zu den Dickhäutern, an die ſie ſich namentlich durch ihr Zahn-
ſyſtem anſchließen; ſie beſitzen nämlich in der Oberkinnlade vorn zwar
einen bedeutenden leeren Raum, ſo daß ſcheinbar die Schneidezähne
fehlen. Bei genauerer Unterſuchung aber findet man, daß in der
That noch in jedem Zwiſchenkiefer ein kleines kegelförmiges Zähnchen
ſteht, welches weit nach hinten gerückt iſt, ſo daß es hart an dem Eck-
zahne anſteht, der in beiden Kinnladen hakenförmig und wohl ent-
wickelt iſt. Der erſte Backzahn iſt ebenfalls von kegelförmiger Geſtalt
und dem Eckzahne nahe gerückt, ſo daß man bei oberflächlicher Anſicht
den Kamelen im Oberkiefer drei, im Unterkiefer zwei Eckzähne zuſpre-
chen könnte. Hierauf folgt die Zahnlücke und dann die gewöhnlichen

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <div n="6">
                  <p><pb facs="#f0479" n="473"/>
ßeren Anhäufung des Men&#x017F;chen an gewi&#x017F;&#x017F;en Orten und der daraus<lb/>
hervorgehenden Civili&#x017F;ation. Alle die&#x017F;e Thiere leben ge&#x017F;ellig in Heerden<lb/>
und zwar mei&#x017F;tens in der Art, daß ein einziges älteres Männchen als<lb/>
Haupt des aus Weibchen und Jungen zu&#x017F;ammenge&#x017F;etzten Rudels er-<lb/>
&#x017F;cheint. Wir unter&#x017F;cheiden folgende Familien:</p><lb/>
                  <figure>
                    <head>Fig. 1400.</head><lb/>
                    <p>Skelett des Kameels in die Silhouette des Thieres eingezeichnet<lb/><hi rendition="#aq">mt</hi> Mittelfuß. <hi rendition="#aq">ta</hi> Fußwurzel. <hi rendition="#aq">fe</hi> Ober&#x017F;chenkelbein. <hi rendition="#aq">vq</hi> Schwanzwirbel.<lb/><hi rendition="#aq">os</hi> Kreuzbein. <hi rendition="#aq">vl</hi> Lendenwirbel <hi rendition="#aq">vd</hi> Rückenwirbel. <hi rendition="#aq">o</hi> Schulterblatt. <hi rendition="#aq">vt</hi> Hals-<lb/>
wirbel. <hi rendition="#aq">h</hi> Oberarm. <hi rendition="#aq">cu</hi> Elle. <hi rendition="#aq">ca</hi> Handwurzel. <hi rendition="#aq">me</hi> Mittelhand. <hi rendition="#aq">ph</hi> Zehen.<lb/><hi rendition="#aq">c</hi> Rippen. <hi rendition="#aq">ro</hi> Knie&#x017F;cheibe. <hi rendition="#aq">ti</hi> Schienbein.</p>
                  </figure><lb/>
                  <p>Die <hi rendition="#b">Kamele</hi> <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">(Tylopoda)</hi></hi> bilden in ihrer Organi&#x017F;ation den Ueber-<lb/>
gang zu den Dickhäutern, an die &#x017F;ie &#x017F;ich namentlich durch ihr Zahn-<lb/>
&#x017F;y&#x017F;tem an&#x017F;chließen; &#x017F;ie be&#x017F;itzen nämlich in der Oberkinnlade vorn zwar<lb/>
einen bedeutenden leeren Raum, &#x017F;o daß &#x017F;cheinbar die Schneidezähne<lb/>
fehlen. Bei genauerer Unter&#x017F;uchung aber findet man, daß in der<lb/>
That noch in jedem Zwi&#x017F;chenkiefer ein kleines kegelförmiges Zähnchen<lb/>
&#x017F;teht, welches weit nach hinten gerückt i&#x017F;t, &#x017F;o daß es hart an dem Eck-<lb/>
zahne an&#x017F;teht, der in beiden Kinnladen hakenförmig und wohl ent-<lb/>
wickelt i&#x017F;t. Der er&#x017F;te Backzahn i&#x017F;t ebenfalls von kegelförmiger Ge&#x017F;talt<lb/>
und dem Eckzahne nahe gerückt, &#x017F;o daß man bei oberflächlicher An&#x017F;icht<lb/>
den Kamelen im Oberkiefer drei, im Unterkiefer zwei Eckzähne zu&#x017F;pre-<lb/>
chen könnte. Hierauf folgt die Zahnlücke und dann die gewöhnlichen<lb/></p>
                </div>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[473/0479] ßeren Anhäufung des Menſchen an gewiſſen Orten und der daraus hervorgehenden Civiliſation. Alle dieſe Thiere leben geſellig in Heerden und zwar meiſtens in der Art, daß ein einziges älteres Männchen als Haupt des aus Weibchen und Jungen zuſammengeſetzten Rudels er- ſcheint. Wir unterſcheiden folgende Familien: [Abbildung Fig. 1400. Skelett des Kameels in die Silhouette des Thieres eingezeichnet mt Mittelfuß. ta Fußwurzel. fe Oberſchenkelbein. vq Schwanzwirbel. os Kreuzbein. vl Lendenwirbel vd Rückenwirbel. o Schulterblatt. vt Hals- wirbel. h Oberarm. cu Elle. ca Handwurzel. me Mittelhand. ph Zehen. c Rippen. ro Knieſcheibe. ti Schienbein. ] Die Kamele (Tylopoda) bilden in ihrer Organiſation den Ueber- gang zu den Dickhäutern, an die ſie ſich namentlich durch ihr Zahn- ſyſtem anſchließen; ſie beſitzen nämlich in der Oberkinnlade vorn zwar einen bedeutenden leeren Raum, ſo daß ſcheinbar die Schneidezähne fehlen. Bei genauerer Unterſuchung aber findet man, daß in der That noch in jedem Zwiſchenkiefer ein kleines kegelförmiges Zähnchen ſteht, welches weit nach hinten gerückt iſt, ſo daß es hart an dem Eck- zahne anſteht, der in beiden Kinnladen hakenförmig und wohl ent- wickelt iſt. Der erſte Backzahn iſt ebenfalls von kegelförmiger Geſtalt und dem Eckzahne nahe gerückt, ſo daß man bei oberflächlicher Anſicht den Kamelen im Oberkiefer drei, im Unterkiefer zwei Eckzähne zuſpre- chen könnte. Hierauf folgt die Zahnlücke und dann die gewöhnlichen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe02_1851
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe02_1851/479
Zitationshilfe: Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1851, S. 473. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe02_1851/479>, abgerufen am 23.11.2024.