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Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1851.

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dem Pferde eilf Monate, bei dem Elephanten sogar über ein Jahr
dauert. Die Zeit, während welcher die jungen Thiere gesäugt wer-
den, steht ebenfalls gewöhnlich in Beziehung zu der Dauer der Träch-
tigkeit. Bei den auf freiem Felde lebenden Thieren, welche sich ihre
besonderen, stabilen Lagerstätten bereiten, wie z. B. bei den Wieder-
käuern, sind die jungen Thiere unmittelbar nach der Geburt befähigt,
ihren Eltern zu folgen, während sie bei anderen, wie namentlich bei
den Fleischfressern, längere Zeit hilflos im Neste liegen und erst nach
und nach das Gehen erlernen. Die Mütter wachen meist mit großer
Sorgfalt über den Jungen und vertheidigen sie selbst mit Gefahr ihres
Lebens.

Die Lebensart der Säugethiere, so wie ihre Verbreitung sind
außerordentlich verschieden. Die einen sind gänzlich auf das Wasser
angewiesen und können dasselbe gar nicht verlassen, wie die Walthiere,
oder sich nur mit Mühe auf dem festen Lande fortbewegen, wie die
Robben; andere, wie Fischottern und Biber, sind gleichmäßig für das
Wasser und das Land ausgestattet. Die Wassersäugethiere sind fast
alle Raubthiere, welche sich von Fischen und Weichthieren nähren.
Unter den Landthieren ziehen viele, wie die Dickhäuter, sumpfige Wal-
dungen oder Flüsse vor, an deren Ufern sie sich besonders von Wur-
zeln und Gesträuchen nähren. Weite Ebenen, lichte Waldungen sind
vor allen den truppweise lebenden Wiederkäuern und Einhufern ange-
wiesen, die sich ebenfalls nur von vegetabilischen Stoffen nähren. Die
meisten Nager leben entweder in Höhlen unter der Erde oder auch
kletternd auf Bäumen,; ihre aus Pflanzenstoffe bestehende Nahrung
suchen sie meistens auf der Oberfläche oder in geringer Tiefe. Raub-
thiere und Insektenfresser sind meistens nächtliche Thiere, welche Tags
über in Verstecken oder auch in Höhlen lauern und erst Abends auf
ihren Raub ausgehen. Die ganze Ordnung der Flatterthiere und
Halbaffen besteht ebenfalls aus nächtlichen Thieren, die fliegend oder
kletternd ihre Nahrung suchen. Die ganze Ordnung der Affen besteht
einzig aus Kletterthieren, denen die Wälder der Tropengegenden zum
Aufenthalte angewiesen sind. Was die Vertheilung auf der Erde be-
trifft, so theilen nur wenige Haussäugethieren mit dem Menschen das
Privilegium, auf der ganzen Erde verbreitet zu sein. Alle übrigen
haben mehr oder minder ausgedehnte Bezirke, in denen sie die ihnen
angemessenen Verhältnisse verwirklicht finden. Ganze Ordnungen sind
nur auf einzelne Zonen eingeschränkt; so sind die Affen genau auf
die Gränze der Palmenvegetation reduzirt und die nördlichste Gränze

dem Pferde eilf Monate, bei dem Elephanten ſogar über ein Jahr
dauert. Die Zeit, während welcher die jungen Thiere geſäugt wer-
den, ſteht ebenfalls gewöhnlich in Beziehung zu der Dauer der Träch-
tigkeit. Bei den auf freiem Felde lebenden Thieren, welche ſich ihre
beſonderen, ſtabilen Lagerſtätten bereiten, wie z. B. bei den Wieder-
käuern, ſind die jungen Thiere unmittelbar nach der Geburt befähigt,
ihren Eltern zu folgen, während ſie bei anderen, wie namentlich bei
den Fleiſchfreſſern, längere Zeit hilflos im Neſte liegen und erſt nach
und nach das Gehen erlernen. Die Mütter wachen meiſt mit großer
Sorgfalt über den Jungen und vertheidigen ſie ſelbſt mit Gefahr ihres
Lebens.

Die Lebensart der Säugethiere, ſo wie ihre Verbreitung ſind
außerordentlich verſchieden. Die einen ſind gänzlich auf das Waſſer
angewieſen und können daſſelbe gar nicht verlaſſen, wie die Walthiere,
oder ſich nur mit Mühe auf dem feſten Lande fortbewegen, wie die
Robben; andere, wie Fiſchottern und Biber, ſind gleichmäßig für das
Waſſer und das Land ausgeſtattet. Die Waſſerſäugethiere ſind faſt
alle Raubthiere, welche ſich von Fiſchen und Weichthieren nähren.
Unter den Landthieren ziehen viele, wie die Dickhäuter, ſumpfige Wal-
dungen oder Flüſſe vor, an deren Ufern ſie ſich beſonders von Wur-
zeln und Geſträuchen nähren. Weite Ebenen, lichte Waldungen ſind
vor allen den truppweiſe lebenden Wiederkäuern und Einhufern ange-
wieſen, die ſich ebenfalls nur von vegetabiliſchen Stoffen nähren. Die
meiſten Nager leben entweder in Höhlen unter der Erde oder auch
kletternd auf Bäumen,; ihre aus Pflanzenſtoffe beſtehende Nahrung
ſuchen ſie meiſtens auf der Oberfläche oder in geringer Tiefe. Raub-
thiere und Inſektenfreſſer ſind meiſtens nächtliche Thiere, welche Tags
über in Verſtecken oder auch in Höhlen lauern und erſt Abends auf
ihren Raub ausgehen. Die ganze Ordnung der Flatterthiere und
Halbaffen beſteht ebenfalls aus nächtlichen Thieren, die fliegend oder
kletternd ihre Nahrung ſuchen. Die ganze Ordnung der Affen beſteht
einzig aus Kletterthieren, denen die Wälder der Tropengegenden zum
Aufenthalte angewieſen ſind. Was die Vertheilung auf der Erde be-
trifft, ſo theilen nur wenige Hausſäugethieren mit dem Menſchen das
Privilegium, auf der ganzen Erde verbreitet zu ſein. Alle übrigen
haben mehr oder minder ausgedehnte Bezirke, in denen ſie die ihnen
angemeſſenen Verhältniſſe verwirklicht finden. Ganze Ordnungen ſind
nur auf einzelne Zonen eingeſchränkt; ſo ſind die Affen genau auf
die Gränze der Palmenvegetation reduzirt und die nördlichſte Gränze

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[427/0433] dem Pferde eilf Monate, bei dem Elephanten ſogar über ein Jahr dauert. Die Zeit, während welcher die jungen Thiere geſäugt wer- den, ſteht ebenfalls gewöhnlich in Beziehung zu der Dauer der Träch- tigkeit. Bei den auf freiem Felde lebenden Thieren, welche ſich ihre beſonderen, ſtabilen Lagerſtätten bereiten, wie z. B. bei den Wieder- käuern, ſind die jungen Thiere unmittelbar nach der Geburt befähigt, ihren Eltern zu folgen, während ſie bei anderen, wie namentlich bei den Fleiſchfreſſern, längere Zeit hilflos im Neſte liegen und erſt nach und nach das Gehen erlernen. Die Mütter wachen meiſt mit großer Sorgfalt über den Jungen und vertheidigen ſie ſelbſt mit Gefahr ihres Lebens. Die Lebensart der Säugethiere, ſo wie ihre Verbreitung ſind außerordentlich verſchieden. Die einen ſind gänzlich auf das Waſſer angewieſen und können daſſelbe gar nicht verlaſſen, wie die Walthiere, oder ſich nur mit Mühe auf dem feſten Lande fortbewegen, wie die Robben; andere, wie Fiſchottern und Biber, ſind gleichmäßig für das Waſſer und das Land ausgeſtattet. Die Waſſerſäugethiere ſind faſt alle Raubthiere, welche ſich von Fiſchen und Weichthieren nähren. Unter den Landthieren ziehen viele, wie die Dickhäuter, ſumpfige Wal- dungen oder Flüſſe vor, an deren Ufern ſie ſich beſonders von Wur- zeln und Geſträuchen nähren. Weite Ebenen, lichte Waldungen ſind vor allen den truppweiſe lebenden Wiederkäuern und Einhufern ange- wieſen, die ſich ebenfalls nur von vegetabiliſchen Stoffen nähren. Die meiſten Nager leben entweder in Höhlen unter der Erde oder auch kletternd auf Bäumen,; ihre aus Pflanzenſtoffe beſtehende Nahrung ſuchen ſie meiſtens auf der Oberfläche oder in geringer Tiefe. Raub- thiere und Inſektenfreſſer ſind meiſtens nächtliche Thiere, welche Tags über in Verſtecken oder auch in Höhlen lauern und erſt Abends auf ihren Raub ausgehen. Die ganze Ordnung der Flatterthiere und Halbaffen beſteht ebenfalls aus nächtlichen Thieren, die fliegend oder kletternd ihre Nahrung ſuchen. Die ganze Ordnung der Affen beſteht einzig aus Kletterthieren, denen die Wälder der Tropengegenden zum Aufenthalte angewieſen ſind. Was die Vertheilung auf der Erde be- trifft, ſo theilen nur wenige Hausſäugethieren mit dem Menſchen das Privilegium, auf der ganzen Erde verbreitet zu ſein. Alle übrigen haben mehr oder minder ausgedehnte Bezirke, in denen ſie die ihnen angemeſſenen Verhältniſſe verwirklicht finden. Ganze Ordnungen ſind nur auf einzelne Zonen eingeſchränkt; ſo ſind die Affen genau auf die Gränze der Palmenvegetation reduzirt und die nördlichſte Gränze

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Zitationshilfe: Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1851, S. 427. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe02_1851/433>, abgerufen am 25.11.2024.