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Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1851.

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difikation stets die Anwendung derselben Gesetze, so daß die Analogie der
einzelnen Theile mit Leichtigkeit hergestellt werden kann. Oberarm
und Oberschenkel, Vorderarm und Vorderschenkel sind einander stets
im Wesentlichen gleich gebildet und gewöhnlich in dem ersteren Theile
der Extremität nur ein Knochen, Oberarm- oder Oberschenkelbein;
in dem letzteren zwei, vorn Elle und Speiche, hinten Schienbein und
Wadenbein vorhanden; nur die Stellung der Gelenke ist stets ver-
schieden, indem der Ellenbogen mit seinem Winkel nach hinten, das
Knie aber nach vorn gerichtet ist, so daß beide Extremitäten, gegen
einander gestellt, eine X-förmige Figur bilden. Bei den meisten Thie-
ren sind Oberschenkelbein und Oberarmbein nur kurz und so von dem
Fleische umgeben, daß erst die folgende Abtheilung hervortritt, wodurch
denn im gewöhnlichen Leben meist der Irrthum erzeugt wird, daß
man das Knie dem Hüftgelenke, den Ellenbogen dem menschlichen
Oberarmgelenke gleichstellt.

Hinsichtlich der Ausbildung der Füße selbst findet nun die größte
Verschiedenheit statt. Die Normalzahl der Zehen oder Finger ist fünf,
wie bei dem Menschen; -- sie wird niemals überschritten, dagegen
sehr häufig bleibt die Zahl unter der angegebenen stehen, indem ein-
zelne Zehen rudimentär werden oder endlich ganz verschwinden. Diese

[Abbildung] Fig. 1319.

Skelett des Schweinefußes.
Der Daumen ist verschwunden, Zeige-
und kleiner Finger rudimentär, so daß sie
den Boden nicht berühren und als After-
Klauen hervorstehen. a Elle (cubitus).
b
Speiche (radius). c Handwurzel (car-
pus). d
Mittelhand (metacarpus). e klei-
ner Finger. f Zeigefinger. g Mittel-
finger. h vierter Finger.

Reduktion betrifft zuerst den Dau-
men, dann den kleinen Finger, hier-
auf den Zeigefinger und zuletzt den
vierten Finger, so daß endlich ein-
zig der Mittelfinger übrig bleibt
und zwar stets geschieht die Reduk-
tion in der Weise, daß die Finger
sich erst verkürzen, den Boden nicht
mehr erreichen und als sogenannte
Afterklauen übrig bleiben. So fin-
det man an dem Vorderfuße des
Hundes vier vollständig ausgebil-
dete Zehen, während der Daumen
auf der inneren Seite nur als Af-
terklaue vorhanden ist und an dem
Hinterfuße gänzlich fehlt. So sieht
man bei dem Schweine die zweite
und fünfte Zehe nur rudimentär als
Afterklauen an der hinteren Seite
des Fußes stehen, während einzig

difikation ſtets die Anwendung derſelben Geſetze, ſo daß die Analogie der
einzelnen Theile mit Leichtigkeit hergeſtellt werden kann. Oberarm
und Oberſchenkel, Vorderarm und Vorderſchenkel ſind einander ſtets
im Weſentlichen gleich gebildet und gewöhnlich in dem erſteren Theile
der Extremität nur ein Knochen, Oberarm- oder Oberſchenkelbein;
in dem letzteren zwei, vorn Elle und Speiche, hinten Schienbein und
Wadenbein vorhanden; nur die Stellung der Gelenke iſt ſtets ver-
ſchieden, indem der Ellenbogen mit ſeinem Winkel nach hinten, das
Knie aber nach vorn gerichtet iſt, ſo daß beide Extremitäten, gegen
einander geſtellt, eine X-förmige Figur bilden. Bei den meiſten Thie-
ren ſind Oberſchenkelbein und Oberarmbein nur kurz und ſo von dem
Fleiſche umgeben, daß erſt die folgende Abtheilung hervortritt, wodurch
denn im gewöhnlichen Leben meiſt der Irrthum erzeugt wird, daß
man das Knie dem Hüftgelenke, den Ellenbogen dem menſchlichen
Oberarmgelenke gleichſtellt.

Hinſichtlich der Ausbildung der Füße ſelbſt findet nun die größte
Verſchiedenheit ſtatt. Die Normalzahl der Zehen oder Finger iſt fünf,
wie bei dem Menſchen; — ſie wird niemals überſchritten, dagegen
ſehr häufig bleibt die Zahl unter der angegebenen ſtehen, indem ein-
zelne Zehen rudimentär werden oder endlich ganz verſchwinden. Dieſe

[Abbildung] Fig. 1319.

Skelett des Schweinefußes.
Der Daumen iſt verſchwunden, Zeige-
und kleiner Finger rudimentär, ſo daß ſie
den Boden nicht berühren und als After-
Klauen hervorſtehen. a Elle (cubitus).
b
Speiche (radius). c Handwurzel (car-
pus). d
Mittelhand (metacarpus). e klei-
ner Finger. f Zeigefinger. g Mittel-
finger. h vierter Finger.

Reduktion betrifft zuerſt den Dau-
men, dann den kleinen Finger, hier-
auf den Zeigefinger und zuletzt den
vierten Finger, ſo daß endlich ein-
zig der Mittelfinger übrig bleibt
und zwar ſtets geſchieht die Reduk-
tion in der Weiſe, daß die Finger
ſich erſt verkürzen, den Boden nicht
mehr erreichen und als ſogenannte
Afterklauen übrig bleiben. So fin-
det man an dem Vorderfuße des
Hundes vier vollſtändig ausgebil-
dete Zehen, während der Daumen
auf der inneren Seite nur als Af-
terklaue vorhanden iſt und an dem
Hinterfuße gänzlich fehlt. So ſieht
man bei dem Schweine die zweite
und fünfte Zehe nur rudimentär als
Afterklauen an der hinteren Seite
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[400/0406] difikation ſtets die Anwendung derſelben Geſetze, ſo daß die Analogie der einzelnen Theile mit Leichtigkeit hergeſtellt werden kann. Oberarm und Oberſchenkel, Vorderarm und Vorderſchenkel ſind einander ſtets im Weſentlichen gleich gebildet und gewöhnlich in dem erſteren Theile der Extremität nur ein Knochen, Oberarm- oder Oberſchenkelbein; in dem letzteren zwei, vorn Elle und Speiche, hinten Schienbein und Wadenbein vorhanden; nur die Stellung der Gelenke iſt ſtets ver- ſchieden, indem der Ellenbogen mit ſeinem Winkel nach hinten, das Knie aber nach vorn gerichtet iſt, ſo daß beide Extremitäten, gegen einander geſtellt, eine X-förmige Figur bilden. Bei den meiſten Thie- ren ſind Oberſchenkelbein und Oberarmbein nur kurz und ſo von dem Fleiſche umgeben, daß erſt die folgende Abtheilung hervortritt, wodurch denn im gewöhnlichen Leben meiſt der Irrthum erzeugt wird, daß man das Knie dem Hüftgelenke, den Ellenbogen dem menſchlichen Oberarmgelenke gleichſtellt. Hinſichtlich der Ausbildung der Füße ſelbſt findet nun die größte Verſchiedenheit ſtatt. Die Normalzahl der Zehen oder Finger iſt fünf, wie bei dem Menſchen; — ſie wird niemals überſchritten, dagegen ſehr häufig bleibt die Zahl unter der angegebenen ſtehen, indem ein- zelne Zehen rudimentär werden oder endlich ganz verſchwinden. Dieſe [Abbildung Fig. 1319. Skelett des Schweinefußes. Der Daumen iſt verſchwunden, Zeige- und kleiner Finger rudimentär, ſo daß ſie den Boden nicht berühren und als After- Klauen hervorſtehen. a Elle (cubitus). b Speiche (radius). c Handwurzel (car- pus). d Mittelhand (metacarpus). e klei- ner Finger. f Zeigefinger. g Mittel- finger. h vierter Finger.] Reduktion betrifft zuerſt den Dau- men, dann den kleinen Finger, hier- auf den Zeigefinger und zuletzt den vierten Finger, ſo daß endlich ein- zig der Mittelfinger übrig bleibt und zwar ſtets geſchieht die Reduk- tion in der Weiſe, daß die Finger ſich erſt verkürzen, den Boden nicht mehr erreichen und als ſogenannte Afterklauen übrig bleiben. So fin- det man an dem Vorderfuße des Hundes vier vollſtändig ausgebil- dete Zehen, während der Daumen auf der inneren Seite nur als Af- terklaue vorhanden iſt und an dem Hinterfuße gänzlich fehlt. So ſieht man bei dem Schweine die zweite und fünfte Zehe nur rudimentär als Afterklauen an der hinteren Seite des Fußes ſtehen, während einzig

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Zitationshilfe: Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1851, S. 400. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe02_1851/406>, abgerufen am 22.11.2024.