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Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1851.

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einigermaßen einem Geierschnabel; die Nasenlöcher standen hinter der
Kuppe in zwei seitlichen Furchen; der Körper war plump, schwer;
die Flügel sehr kurz und zum Fluge untauglich, mit nickenden, zer-
schlissenen Federn besetzt, ähnlich denen des Straußes; der kurze
Schwanz trug einen ähnlichen Federbusch; die Füße waren kurz, dick
und hatten drei vorwärts gerichtete Zehen und eine kurze Hinterzehe.
Die jetzt aufgefundenen Schädel und übrigen Knochenreste lassen diese
unbehülflichen Thiere, die gar nicht fliegen und nur langsam watscheln
konnten, unzweifelhaft den Tauben anschließen. Auf den Inseln
Mauritius und Bourbon existirten verwandte ebenfalls ausgerottete
Gattungen. Didus; Pezophaps; Apterornis.

[Abbildung] Fig. 1222.

Die Steppentaube (Pterocles setarius).

Den Uebergang zu den Hühnervögeln macht die Familie der
Steppentauben (Pteroclida). Der Schnabel dieser Vögel ist einfach,
auf der Firste gebogen, übergreifend, wie derjenige der Hühner, aber
die Flügel lang, spitz, selbst säbelförmig; die Füße kurz, schwach;
die Läufe entweder bis an die Nägel befiedert oder nur vorn mit
schwachem Flaum bedeckt; die Zehen kurz; die Hinterzehe rudimentär
oder ganz fehlend; der Schwanz lang, die mittleren Steuerfedern oft
sehr verlängert und spitz. Sie leben, ganz wie die Tauben, in Mo-
nogamie, aber gesellig in Schwärmen, bewohnen die Steppen und
Wüstenländer Asiens und Afrika's, wo sie unter Sträuchern nisten,
und fliegen und laufen ebenso zierlich wie schnell. Pterocles; Syr-
rhaptes
.

Ordnung der Singvögel. (Oscines.)

Meist kleine, schwache, niedliche Vögel, die über die ganze Erde
verbreitet sind und sich hauptsächlich durch den Singmuskelapparat
auszeichnen, der an ihrem unteren Kehlkopfe angebracht ist und den

einigermaßen einem Geierſchnabel; die Naſenlöcher ſtanden hinter der
Kuppe in zwei ſeitlichen Furchen; der Körper war plump, ſchwer;
die Flügel ſehr kurz und zum Fluge untauglich, mit nickenden, zer-
ſchliſſenen Federn beſetzt, ähnlich denen des Straußes; der kurze
Schwanz trug einen ähnlichen Federbuſch; die Füße waren kurz, dick
und hatten drei vorwärts gerichtete Zehen und eine kurze Hinterzehe.
Die jetzt aufgefundenen Schädel und übrigen Knochenreſte laſſen dieſe
unbehülflichen Thiere, die gar nicht fliegen und nur langſam watſcheln
konnten, unzweifelhaft den Tauben anſchließen. Auf den Inſeln
Mauritius und Bourbon exiſtirten verwandte ebenfalls ausgerottete
Gattungen. Didus; Pezophaps; Apterornis.

[Abbildung] Fig. 1222.

Die Steppentaube (Pterocles setarius).

Den Uebergang zu den Hühnervögeln macht die Familie der
Steppentauben (Pteroclida). Der Schnabel dieſer Vögel iſt einfach,
auf der Firſte gebogen, übergreifend, wie derjenige der Hühner, aber
die Flügel lang, ſpitz, ſelbſt ſäbelförmig; die Füße kurz, ſchwach;
die Läufe entweder bis an die Nägel befiedert oder nur vorn mit
ſchwachem Flaum bedeckt; die Zehen kurz; die Hinterzehe rudimentär
oder ganz fehlend; der Schwanz lang, die mittleren Steuerfedern oft
ſehr verlängert und ſpitz. Sie leben, ganz wie die Tauben, in Mo-
nogamie, aber geſellig in Schwärmen, bewohnen die Steppen und
Wüſtenländer Aſiens und Afrika’s, wo ſie unter Sträuchern niſten,
und fliegen und laufen ebenſo zierlich wie ſchnell. Pterocles; Syr-
rhaptes
.

Ordnung der Singvögel. (Oscines.)

Meiſt kleine, ſchwache, niedliche Vögel, die über die ganze Erde
verbreitet ſind und ſich hauptſächlich durch den Singmuskelapparat
auszeichnen, der an ihrem unteren Kehlkopfe angebracht iſt und den

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[330/0336] einigermaßen einem Geierſchnabel; die Naſenlöcher ſtanden hinter der Kuppe in zwei ſeitlichen Furchen; der Körper war plump, ſchwer; die Flügel ſehr kurz und zum Fluge untauglich, mit nickenden, zer- ſchliſſenen Federn beſetzt, ähnlich denen des Straußes; der kurze Schwanz trug einen ähnlichen Federbuſch; die Füße waren kurz, dick und hatten drei vorwärts gerichtete Zehen und eine kurze Hinterzehe. Die jetzt aufgefundenen Schädel und übrigen Knochenreſte laſſen dieſe unbehülflichen Thiere, die gar nicht fliegen und nur langſam watſcheln konnten, unzweifelhaft den Tauben anſchließen. Auf den Inſeln Mauritius und Bourbon exiſtirten verwandte ebenfalls ausgerottete Gattungen. Didus; Pezophaps; Apterornis. [Abbildung Fig. 1222. Die Steppentaube (Pterocles setarius). ] Den Uebergang zu den Hühnervögeln macht die Familie der Steppentauben (Pteroclida). Der Schnabel dieſer Vögel iſt einfach, auf der Firſte gebogen, übergreifend, wie derjenige der Hühner, aber die Flügel lang, ſpitz, ſelbſt ſäbelförmig; die Füße kurz, ſchwach; die Läufe entweder bis an die Nägel befiedert oder nur vorn mit ſchwachem Flaum bedeckt; die Zehen kurz; die Hinterzehe rudimentär oder ganz fehlend; der Schwanz lang, die mittleren Steuerfedern oft ſehr verlängert und ſpitz. Sie leben, ganz wie die Tauben, in Mo- nogamie, aber geſellig in Schwärmen, bewohnen die Steppen und Wüſtenländer Aſiens und Afrika’s, wo ſie unter Sträuchern niſten, und fliegen und laufen ebenſo zierlich wie ſchnell. Pterocles; Syr- rhaptes. Ordnung der Singvögel. (Oscines.) Meiſt kleine, ſchwache, niedliche Vögel, die über die ganze Erde verbreitet ſind und ſich hauptſächlich durch den Singmuskelapparat auszeichnen, der an ihrem unteren Kehlkopfe angebracht iſt und den

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Zitationshilfe: Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1851, S. 330. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe02_1851/336>, abgerufen am 22.11.2024.