Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1851.[Abbildung]
Fig. 1221. Haut überzogen wird. Die FlügelDie große indische Taube (Columba porphyrio). sind lang, spitzig und haben durch- greifend zehn Handschwingen und eilf bis fünfzehn Armschwingen, während der Schwanz fast allge- mein zwölf, sehr selten sechszehn Steuerfedern zeigt. Die Füße sind kurz, die Zehen lang, gänzlich gespalten, ohne Spannhaut, die Außenzehe zuweilen mit der mitt- leren an ihrer Wurzel verwachsen, die Hinterzehe lang, vollkommen ausgebildet, berührt mit der ganzen Unterfläche den Boden beim Auftreten. Der Lauf ist nur selten ge- körnt oder mit netzförmiger Hornhaut begleitet, gewöhnlich finden sich deutliche schuppige Schilder auf der Vorderseite, die indessen nie zu förmlichen Stiefelblättern verschmelzen. Die Tauben leben bekanntlich in Monogamie, aber zugleich in größeren Gesellschaften, vorzugsweise in Wäldern, wo sie ihre kunstlosen Nester auf Bäumen anlegen. Einige Arten, die sich durch die stärkere Ausbildung ihrer Füße den Hühnervögeln nähern, zu welchen man oft die Tauben als besondere Familie gestellt hat, leben mehr auf der Erde und bauen ihr Nest unter Sträuchern. Die meisten Arten legen nur zwei Eier auf ein- mal, brüten aber mehrmals des Jahres, bei welchem Geschäfte Männ- chen und Weibchen abwechseln. Fast alle fliegen äußerst geschickt und streichen oder wandern zuweilen in ungeheueren Schwärmen, aber doch nur auf beschränkte Entfernungen. Sie nähren sich hauptsächlich von Sämereien und Insektenlarven und füttern die anfangs blinden und lange Zeit hilflosen Jungen mit dem im Kropfe aufgeweichten Futter. Sie sind über die ganze Erde verbreitet, die größeren hühnerähnlichen Arten mehr in südlichen Zonen. Den Tauben nahe, aber doch wieder in vielen Beziehungen von [Abbildung]
Fig. 1221. Haut überzogen wird. Die FlügelDie große indiſche Taube (Columba porphyrio). ſind lang, ſpitzig und haben durch- greifend zehn Handſchwingen und eilf bis fünfzehn Armſchwingen, während der Schwanz faſt allge- mein zwölf, ſehr ſelten ſechszehn Steuerfedern zeigt. Die Füße ſind kurz, die Zehen lang, gänzlich geſpalten, ohne Spannhaut, die Außenzehe zuweilen mit der mitt- leren an ihrer Wurzel verwachſen, die Hinterzehe lang, vollkommen ausgebildet, berührt mit der ganzen Unterfläche den Boden beim Auftreten. Der Lauf iſt nur ſelten ge- körnt oder mit netzförmiger Hornhaut begleitet, gewöhnlich finden ſich deutliche ſchuppige Schilder auf der Vorderſeite, die indeſſen nie zu förmlichen Stiefelblättern verſchmelzen. Die Tauben leben bekanntlich in Monogamie, aber zugleich in größeren Geſellſchaften, vorzugsweiſe in Wäldern, wo ſie ihre kunſtloſen Neſter auf Bäumen anlegen. Einige Arten, die ſich durch die ſtärkere Ausbildung ihrer Füße den Hühnervögeln nähern, zu welchen man oft die Tauben als beſondere Familie geſtellt hat, leben mehr auf der Erde und bauen ihr Neſt unter Sträuchern. Die meiſten Arten legen nur zwei Eier auf ein- mal, brüten aber mehrmals des Jahres, bei welchem Geſchäfte Männ- chen und Weibchen abwechſeln. Faſt alle fliegen äußerſt geſchickt und ſtreichen oder wandern zuweilen in ungeheueren Schwärmen, aber doch nur auf beſchränkte Entfernungen. Sie nähren ſich hauptſächlich von Sämereien und Inſektenlarven und füttern die anfangs blinden und lange Zeit hilfloſen Jungen mit dem im Kropfe aufgeweichten Futter. Sie ſind über die ganze Erde verbreitet, die größeren hühnerähnlichen Arten mehr in ſüdlichen Zonen. Den Tauben nahe, aber doch wieder in vielen Beziehungen von <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <p><pb facs="#f0335" n="329"/><figure><head>Fig. 1221.</head><lb/><p>Die große indiſche Taube <hi rendition="#aq">(Columba porphyrio)</hi>.</p></figure><lb/> Haut überzogen wird. Die Flügel<lb/> ſind lang, ſpitzig und haben durch-<lb/> greifend zehn Handſchwingen und<lb/> eilf bis fünfzehn Armſchwingen,<lb/> während der Schwanz faſt allge-<lb/> mein zwölf, ſehr ſelten ſechszehn<lb/> Steuerfedern zeigt. Die Füße ſind<lb/> kurz, die Zehen lang, gänzlich<lb/> geſpalten, ohne Spannhaut, die<lb/> Außenzehe zuweilen mit der mitt-<lb/> leren an ihrer Wurzel verwachſen,<lb/> die Hinterzehe lang, vollkommen ausgebildet, berührt mit der ganzen<lb/> Unterfläche den Boden beim Auftreten. Der Lauf iſt nur ſelten ge-<lb/> körnt oder mit netzförmiger Hornhaut begleitet, gewöhnlich finden ſich<lb/> deutliche ſchuppige Schilder auf der Vorderſeite, die indeſſen nie zu<lb/> förmlichen Stiefelblättern verſchmelzen. Die Tauben leben bekanntlich<lb/> in Monogamie, aber zugleich in größeren Geſellſchaften, vorzugsweiſe<lb/> in Wäldern, wo ſie ihre kunſtloſen Neſter auf Bäumen anlegen.<lb/> Einige Arten, die ſich durch die ſtärkere Ausbildung ihrer Füße den<lb/> Hühnervögeln nähern, zu welchen man oft die Tauben als beſondere<lb/> Familie geſtellt hat, leben mehr auf der Erde und bauen ihr Neſt<lb/> unter Sträuchern. Die meiſten Arten legen nur zwei Eier auf ein-<lb/> mal, brüten aber mehrmals des Jahres, bei welchem Geſchäfte Männ-<lb/> chen und Weibchen abwechſeln. Faſt alle fliegen äußerſt geſchickt und<lb/> ſtreichen oder wandern zuweilen in ungeheueren Schwärmen, aber doch<lb/> nur auf beſchränkte Entfernungen. Sie nähren ſich hauptſächlich von<lb/> Sämereien und Inſektenlarven und füttern die anfangs blinden und<lb/> lange Zeit hilfloſen Jungen mit dem im Kropfe aufgeweichten Futter.<lb/> Sie ſind über die ganze Erde verbreitet, die größeren hühnerähnlichen<lb/> Arten mehr in ſüdlichen Zonen.</p><lb/> <p>Den Tauben nahe, aber doch wieder in vielen Beziehungen von<lb/> ihnen entfernt, ſtanden die <hi rendition="#b">Dronten</hi> oder <hi rendition="#b">Dodo’s</hi> <hi rendition="#aq">(<hi rendition="#i">Inepta</hi>)</hi>, große,<lb/> ſchwere Vögel, die bedeutend größer als Schwäne waren und im Jahre<lb/> 1598 bei der Entdeckung von <hi rendition="#aq">Isle de France</hi> auf dieſer Inſel ange-<lb/> troffen, ſeither aber gänzlich vernichtet wurden, ſo daß jetzt nur noch<lb/> zwei Köpfe, ein Fuß und einige Federn die einzigen Ueberreſte der<lb/> Vögel bilden, deren Geſammtform man bei einer Art durch gleichzei-<lb/> tige Oelgemälde nach dem Leben kennt. Der Schnabel des Dodo’s<lb/> war kräftig, lang, mit abgeſetzter, hakig gebogener Kuppe und glich<lb/></p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [329/0335]
[Abbildung Fig. 1221.
Die große indiſche Taube (Columba porphyrio).]
Haut überzogen wird. Die Flügel
ſind lang, ſpitzig und haben durch-
greifend zehn Handſchwingen und
eilf bis fünfzehn Armſchwingen,
während der Schwanz faſt allge-
mein zwölf, ſehr ſelten ſechszehn
Steuerfedern zeigt. Die Füße ſind
kurz, die Zehen lang, gänzlich
geſpalten, ohne Spannhaut, die
Außenzehe zuweilen mit der mitt-
leren an ihrer Wurzel verwachſen,
die Hinterzehe lang, vollkommen ausgebildet, berührt mit der ganzen
Unterfläche den Boden beim Auftreten. Der Lauf iſt nur ſelten ge-
körnt oder mit netzförmiger Hornhaut begleitet, gewöhnlich finden ſich
deutliche ſchuppige Schilder auf der Vorderſeite, die indeſſen nie zu
förmlichen Stiefelblättern verſchmelzen. Die Tauben leben bekanntlich
in Monogamie, aber zugleich in größeren Geſellſchaften, vorzugsweiſe
in Wäldern, wo ſie ihre kunſtloſen Neſter auf Bäumen anlegen.
Einige Arten, die ſich durch die ſtärkere Ausbildung ihrer Füße den
Hühnervögeln nähern, zu welchen man oft die Tauben als beſondere
Familie geſtellt hat, leben mehr auf der Erde und bauen ihr Neſt
unter Sträuchern. Die meiſten Arten legen nur zwei Eier auf ein-
mal, brüten aber mehrmals des Jahres, bei welchem Geſchäfte Männ-
chen und Weibchen abwechſeln. Faſt alle fliegen äußerſt geſchickt und
ſtreichen oder wandern zuweilen in ungeheueren Schwärmen, aber doch
nur auf beſchränkte Entfernungen. Sie nähren ſich hauptſächlich von
Sämereien und Inſektenlarven und füttern die anfangs blinden und
lange Zeit hilfloſen Jungen mit dem im Kropfe aufgeweichten Futter.
Sie ſind über die ganze Erde verbreitet, die größeren hühnerähnlichen
Arten mehr in ſüdlichen Zonen.
Den Tauben nahe, aber doch wieder in vielen Beziehungen von
ihnen entfernt, ſtanden die Dronten oder Dodo’s (Inepta), große,
ſchwere Vögel, die bedeutend größer als Schwäne waren und im Jahre
1598 bei der Entdeckung von Isle de France auf dieſer Inſel ange-
troffen, ſeither aber gänzlich vernichtet wurden, ſo daß jetzt nur noch
zwei Köpfe, ein Fuß und einige Federn die einzigen Ueberreſte der
Vögel bilden, deren Geſammtform man bei einer Art durch gleichzei-
tige Oelgemälde nach dem Leben kennt. Der Schnabel des Dodo’s
war kräftig, lang, mit abgeſetzter, hakig gebogener Kuppe und glich
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