einer freien Hinterzehe vorkommen, ungemein groß ist, so hat man hier wieder mehrere Unterabtheilungen gemacht. Watfüße nennt man lange Beine, bei welchen das Schienbein nicht bis zur Fußbeuge gefiedert, sondern unten nackt ist, wie der Lauf. Die meisten Stelz- vögel, wie die Reiher und Störche, gehören in diese Kategorie. Gangbeine dagegen nennt man diejenigen Füße, bei welchen das Schienbein bis zur Fußbeuge gefiedert ist. Bei diesen Gangbeinen unterscheidet man wieder: Spaltfüße, wenn die Zehen durchaus getrennt sind; Sitzfüße, wenn sie nur durch eine kurze Haut an ihrem Grunde verbunden werden; Wandelfüße, wenn Mittel- und Außenzehe am Grunde mit einander verwachsen sind, wie bei unseren Hühnern; und Schreitfüße, wenn diese Verwachsung sich über die Mitte der Zehen hinaus erstreckt wie dieß z. B. bei dem Eisvogel der Fall ist. Bei den Wasservögeln, wo die Füße als hauptsächliches Ruderorgan dienen, wird ihre Wirkung besonders dadurch vermehrt, daß die Zehen durch Schwimmhäute mit einander verbunden werden. Man unterscheidet hier hauptsächlich: Lappenfüße, wenn die Zehen nur von breiten, seitlich eingeschnittenen Hautlappen umgeben sind, wie dieß bei den Wasserhühnern der Fall ist; Schwimmfüße, wenn nur die drei nach vorn gerichteten Zehen durch eine Schwimmhaut verbunden sind, die Hinterzehe aber frei ist oder selbst gänzlich fehlt; und endlich Ruderfüße, wie bei den Scharben und Pelikanen, wo auch der Daumen nach vorn gewandt und mit den übrigen durch eine gemeinschaftliche Schwimmhaut verbunden ist.
In der Anordnung der Muskeln bieten die Vögel die meiste Eigenthümlichkeit dar, indem sie wesentlich für den Flug eingerichtet sind. Ihre Muskulatur ist im Allgemeinen sehr roth, derb und fest und der Unterschied zwischen den purpurnen Fleischfasern und den glänzenden, straffen Sehnen sehr auffallend. Bei der geringen Be- weglichkeit der Rückenwirbelsäule, der schwachen Ausbildung des Schwanzes und der gänzlichen Starrheit des Beckens darf es nicht Wunder nehmen, wenn von den Muskeln des Stammes nur die Halsmuskeln gehörig ausgebildet, die übrigen aber rudimentär sind. Die Hauptmuskelmasse des ganzen Körpers wird gewöhnlich von den Anziehern der Flügel, die dem großen Brustmuskel entsprechen, gebil- det. Es ist diejenige Masse, welche auf der äußeren Fläche des Brust- beines und an dem Brustbeinkamme ansitzt und bei allen Vögeln das hauptsächlich eßbare Stück bildet. Die zweite Hauptmasse ist die zur Bewegung der Beine bestimmte, wo aber in der Anordnung der ein-
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einer freien Hinterzehe vorkommen, ungemein groß iſt, ſo hat man hier wieder mehrere Unterabtheilungen gemacht. Watfüße nennt man lange Beine, bei welchen das Schienbein nicht bis zur Fußbeuge gefiedert, ſondern unten nackt iſt, wie der Lauf. Die meiſten Stelz- vögel, wie die Reiher und Störche, gehören in dieſe Kategorie. Gangbeine dagegen nennt man diejenigen Füße, bei welchen das Schienbein bis zur Fußbeuge gefiedert iſt. Bei dieſen Gangbeinen unterſcheidet man wieder: Spaltfüße, wenn die Zehen durchaus getrennt ſind; Sitzfüße, wenn ſie nur durch eine kurze Haut an ihrem Grunde verbunden werden; Wandelfüße, wenn Mittel- und Außenzehe am Grunde mit einander verwachſen ſind, wie bei unſeren Hühnern; und Schreitfüße, wenn dieſe Verwachſung ſich über die Mitte der Zehen hinaus erſtreckt wie dieß z. B. bei dem Eisvogel der Fall iſt. Bei den Waſſervögeln, wo die Füße als hauptſächliches Ruderorgan dienen, wird ihre Wirkung beſonders dadurch vermehrt, daß die Zehen durch Schwimmhäute mit einander verbunden werden. Man unterſcheidet hier hauptſächlich: Lappenfüße, wenn die Zehen nur von breiten, ſeitlich eingeſchnittenen Hautlappen umgeben ſind, wie dieß bei den Waſſerhühnern der Fall iſt; Schwimmfüße, wenn nur die drei nach vorn gerichteten Zehen durch eine Schwimmhaut verbunden ſind, die Hinterzehe aber frei iſt oder ſelbſt gänzlich fehlt; und endlich Ruderfüße, wie bei den Scharben und Pelikanen, wo auch der Daumen nach vorn gewandt und mit den übrigen durch eine gemeinſchaftliche Schwimmhaut verbunden iſt.
In der Anordnung der Muskeln bieten die Vögel die meiſte Eigenthümlichkeit dar, indem ſie weſentlich für den Flug eingerichtet ſind. Ihre Muskulatur iſt im Allgemeinen ſehr roth, derb und feſt und der Unterſchied zwiſchen den purpurnen Fleiſchfaſern und den glänzenden, ſtraffen Sehnen ſehr auffallend. Bei der geringen Be- weglichkeit der Rückenwirbelſäule, der ſchwachen Ausbildung des Schwanzes und der gänzlichen Starrheit des Beckens darf es nicht Wunder nehmen, wenn von den Muskeln des Stammes nur die Halsmuskeln gehörig ausgebildet, die übrigen aber rudimentär ſind. Die Hauptmuskelmaſſe des ganzen Körpers wird gewöhnlich von den Anziehern der Flügel, die dem großen Bruſtmuskel entſprechen, gebil- det. Es iſt diejenige Maſſe, welche auf der äußeren Fläche des Bruſt- beines und an dem Bruſtbeinkamme anſitzt und bei allen Vögeln das hauptſächlich eßbare Stück bildet. Die zweite Hauptmaſſe iſt die zur Bewegung der Beine beſtimmte, wo aber in der Anordnung der ein-
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einer freien Hinterzehe vorkommen, ungemein groß iſt, ſo hat man
hier wieder mehrere Unterabtheilungen gemacht. Watfüße nennt
man lange Beine, bei welchen das Schienbein nicht bis zur Fußbeuge
gefiedert, ſondern unten nackt iſt, wie der Lauf. Die meiſten Stelz-
vögel, wie die Reiher und Störche, gehören in dieſe Kategorie.
Gangbeine dagegen nennt man diejenigen Füße, bei welchen das
Schienbein bis zur Fußbeuge gefiedert iſt. Bei dieſen Gangbeinen
unterſcheidet man wieder: Spaltfüße, wenn die Zehen durchaus
getrennt ſind; Sitzfüße, wenn ſie nur durch eine kurze Haut an
ihrem Grunde verbunden werden; Wandelfüße, wenn Mittel- und
Außenzehe am Grunde mit einander verwachſen ſind, wie bei unſeren
Hühnern; und Schreitfüße, wenn dieſe Verwachſung ſich über die
Mitte der Zehen hinaus erſtreckt wie dieß z. B. bei dem Eisvogel
der Fall iſt. Bei den Waſſervögeln, wo die Füße als hauptſächliches
Ruderorgan dienen, wird ihre Wirkung beſonders dadurch vermehrt,
daß die Zehen durch Schwimmhäute mit einander verbunden werden.
Man unterſcheidet hier hauptſächlich: Lappenfüße, wenn die Zehen
nur von breiten, ſeitlich eingeſchnittenen Hautlappen umgeben ſind,
wie dieß bei den Waſſerhühnern der Fall iſt; Schwimmfüße, wenn
nur die drei nach vorn gerichteten Zehen durch eine Schwimmhaut
verbunden ſind, die Hinterzehe aber frei iſt oder ſelbſt gänzlich fehlt;
und endlich Ruderfüße, wie bei den Scharben und Pelikanen, wo
auch der Daumen nach vorn gewandt und mit den übrigen durch eine
gemeinſchaftliche Schwimmhaut verbunden iſt.
In der Anordnung der Muskeln bieten die Vögel die meiſte
Eigenthümlichkeit dar, indem ſie weſentlich für den Flug eingerichtet
ſind. Ihre Muskulatur iſt im Allgemeinen ſehr roth, derb und feſt
und der Unterſchied zwiſchen den purpurnen Fleiſchfaſern und den
glänzenden, ſtraffen Sehnen ſehr auffallend. Bei der geringen Be-
weglichkeit der Rückenwirbelſäule, der ſchwachen Ausbildung des
Schwanzes und der gänzlichen Starrheit des Beckens darf es nicht
Wunder nehmen, wenn von den Muskeln des Stammes nur die
Halsmuskeln gehörig ausgebildet, die übrigen aber rudimentär ſind.
Die Hauptmuskelmaſſe des ganzen Körpers wird gewöhnlich von den
Anziehern der Flügel, die dem großen Bruſtmuskel entſprechen, gebil-
det. Es iſt diejenige Maſſe, welche auf der äußeren Fläche des Bruſt-
beines und an dem Bruſtbeinkamme anſitzt und bei allen Vögeln das
hauptſächlich eßbare Stück bildet. Die zweite Hauptmaſſe iſt die zur
Bewegung der Beine beſtimmte, wo aber in der Anordnung der ein-
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Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1851, S. 307. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe02_1851/313>, abgerufen am 22.11.2024.
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