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Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1851.

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Das Brustbein bildet mit dem Schultergürtel zusammen einen
sehr complicirten aber festen Stützapparat für die mächtigen Armmus-

[Abbildung] Fig. 1202

Schultergürtel des Adlers,
o Schulterblatt. c Rabenbein. co
Brustrippen. s Brustbein. e Hintere
Ausschnitte desselben. sc Brustbeinkamm.
b Vordere Spitze desselben. f Gabelkno-
chen. m Haut zwischen demselben und
dem Brustbeine.

keln, welche dem Flugvermögen
dienen. Das Brustbein selbst stellt
gewöhnlich eine breite Platte dar,
welche zwischen den Brustbeinrip-
pen aufgehängt ist und sich so weit
nach hinten erstreckt, daß der größte
Theil der Baucheingeweide auf
dieser Platte ruht. Nur bei den
Laufvögeln, welchen das Flugver-
mögen gänzlich abgeht, ist diese
Platte auf ihrer äußeren Fläche
schildförmig und gleichmäßig ge-
wölbt. Bei allen übrigen trägt sie
in der Mittellinie einen Kamm, an
den sich die Flugmuskeln von bei-
den Seiten her ansetzen und der
um so höher und vollständiger ist, je kräftiger sich überhaupt das
Flugvermögen entwickelt zeigt. Die Kolibris und unter unsern in-
ländischen Vögeln die Mauerschwalben und Tauben zeigen die stärkste
Entwickelung dieses Kammes. Die Platte des Brustbeines ist bei
starken Fliegern wie z. B. den Falken vollkommen ganz, bei andern
aber mehr oder minder ausgeschnitten oder selbst von Löchern durch-
brochen, welche dann durch eine sehnige Haut überzogen werden.
Unsere Hühner können namentlich ein Beispiel dieser starken Ausschnitte
und Durchlöcherungen geben, deren Anordnung für die einzelnen Gat-
tungen und Arten sehr constant ist. Das Schultergerüste der
Vögel besteht allgemein aus drei Knochen, welche unter sich und mit
dem Brustbeine sehr fest verbunden sind und so einen festen Stütz-
punkt für die Flugbewegungen herstellen. Das Schulterblatt ist säbel-
förmig und liegt horizontal auf dem Halse der Rippen zu beiden
Seiten der Wirbelsäule auf. In dem Schultergelenke stößt es mit
einem starken cylindrischen Knochen zusammen, welcher nach unten
hin sich an die vordere Ecke der Brustbeinplatte befestigt, und dem
Rabenschnabelfortsatze des menschlichen Schulterblattes entspricht. Die-
ses Rabenbein ist stets weit stärker, als das Schlüsselbein, welches
ebenfalls von dem Schultergelenke aus bogenförmig nach unten geht
und durch Sehnenmasse an die vordere Spitze des Brustbeinkammes
angeheftet ist. Hier wachsen die Schlüsselbeine beider Seiten in der

Das Bruſtbein bildet mit dem Schultergürtel zuſammen einen
ſehr complicirten aber feſten Stützapparat für die mächtigen Armmus-

[Abbildung] Fig. 1202

Schultergürtel des Adlers,
o Schulterblatt. c Rabenbein. co
Bruſtrippen. s Bruſtbein. e Hintere
Ausſchnitte deſſelben. sc Bruſtbeinkamm.
b Vordere Spitze deſſelben. f Gabelkno-
chen. m Haut zwiſchen demſelben und
dem Bruſtbeine.

keln, welche dem Flugvermögen
dienen. Das Bruſtbein ſelbſt ſtellt
gewöhnlich eine breite Platte dar,
welche zwiſchen den Bruſtbeinrip-
pen aufgehängt iſt und ſich ſo weit
nach hinten erſtreckt, daß der größte
Theil der Baucheingeweide auf
dieſer Platte ruht. Nur bei den
Laufvögeln, welchen das Flugver-
mögen gänzlich abgeht, iſt dieſe
Platte auf ihrer äußeren Fläche
ſchildförmig und gleichmäßig ge-
wölbt. Bei allen übrigen trägt ſie
in der Mittellinie einen Kamm, an
den ſich die Flugmuskeln von bei-
den Seiten her anſetzen und der
um ſo höher und vollſtändiger iſt, je kräftiger ſich überhaupt das
Flugvermögen entwickelt zeigt. Die Kolibris und unter unſern in-
ländiſchen Vögeln die Mauerſchwalben und Tauben zeigen die ſtärkſte
Entwickelung dieſes Kammes. Die Platte des Bruſtbeines iſt bei
ſtarken Fliegern wie z. B. den Falken vollkommen ganz, bei andern
aber mehr oder minder ausgeſchnitten oder ſelbſt von Löchern durch-
brochen, welche dann durch eine ſehnige Haut überzogen werden.
Unſere Hühner können namentlich ein Beiſpiel dieſer ſtarken Ausſchnitte
und Durchlöcherungen geben, deren Anordnung für die einzelnen Gat-
tungen und Arten ſehr conſtant iſt. Das Schultergerüſte der
Vögel beſteht allgemein aus drei Knochen, welche unter ſich und mit
dem Bruſtbeine ſehr feſt verbunden ſind und ſo einen feſten Stütz-
punkt für die Flugbewegungen herſtellen. Das Schulterblatt iſt ſäbel-
förmig und liegt horizontal auf dem Halſe der Rippen zu beiden
Seiten der Wirbelſäule auf. In dem Schultergelenke ſtößt es mit
einem ſtarken cylindriſchen Knochen zuſammen, welcher nach unten
hin ſich an die vordere Ecke der Bruſtbeinplatte befeſtigt, und dem
Rabenſchnabelfortſatze des menſchlichen Schulterblattes entſpricht. Die-
ſes Rabenbein iſt ſtets weit ſtärker, als das Schlüſſelbein, welches
ebenfalls von dem Schultergelenke aus bogenförmig nach unten geht
und durch Sehnenmaſſe an die vordere Spitze des Bruſtbeinkammes
angeheftet iſt. Hier wachſen die Schlüſſelbeine beider Seiten in der

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[303/0309] Das Bruſtbein bildet mit dem Schultergürtel zuſammen einen ſehr complicirten aber feſten Stützapparat für die mächtigen Armmus- [Abbildung Fig. 1202 Schultergürtel des Adlers, o Schulterblatt. c Rabenbein. co Bruſtrippen. s Bruſtbein. e Hintere Ausſchnitte deſſelben. sc Bruſtbeinkamm. b Vordere Spitze deſſelben. f Gabelkno- chen. m Haut zwiſchen demſelben und dem Bruſtbeine.] keln, welche dem Flugvermögen dienen. Das Bruſtbein ſelbſt ſtellt gewöhnlich eine breite Platte dar, welche zwiſchen den Bruſtbeinrip- pen aufgehängt iſt und ſich ſo weit nach hinten erſtreckt, daß der größte Theil der Baucheingeweide auf dieſer Platte ruht. Nur bei den Laufvögeln, welchen das Flugver- mögen gänzlich abgeht, iſt dieſe Platte auf ihrer äußeren Fläche ſchildförmig und gleichmäßig ge- wölbt. Bei allen übrigen trägt ſie in der Mittellinie einen Kamm, an den ſich die Flugmuskeln von bei- den Seiten her anſetzen und der um ſo höher und vollſtändiger iſt, je kräftiger ſich überhaupt das Flugvermögen entwickelt zeigt. Die Kolibris und unter unſern in- ländiſchen Vögeln die Mauerſchwalben und Tauben zeigen die ſtärkſte Entwickelung dieſes Kammes. Die Platte des Bruſtbeines iſt bei ſtarken Fliegern wie z. B. den Falken vollkommen ganz, bei andern aber mehr oder minder ausgeſchnitten oder ſelbſt von Löchern durch- brochen, welche dann durch eine ſehnige Haut überzogen werden. Unſere Hühner können namentlich ein Beiſpiel dieſer ſtarken Ausſchnitte und Durchlöcherungen geben, deren Anordnung für die einzelnen Gat- tungen und Arten ſehr conſtant iſt. Das Schultergerüſte der Vögel beſteht allgemein aus drei Knochen, welche unter ſich und mit dem Bruſtbeine ſehr feſt verbunden ſind und ſo einen feſten Stütz- punkt für die Flugbewegungen herſtellen. Das Schulterblatt iſt ſäbel- förmig und liegt horizontal auf dem Halſe der Rippen zu beiden Seiten der Wirbelſäule auf. In dem Schultergelenke ſtößt es mit einem ſtarken cylindriſchen Knochen zuſammen, welcher nach unten hin ſich an die vordere Ecke der Bruſtbeinplatte befeſtigt, und dem Rabenſchnabelfortſatze des menſchlichen Schulterblattes entſpricht. Die- ſes Rabenbein iſt ſtets weit ſtärker, als das Schlüſſelbein, welches ebenfalls von dem Schultergelenke aus bogenförmig nach unten geht und durch Sehnenmaſſe an die vordere Spitze des Bruſtbeinkammes angeheftet iſt. Hier wachſen die Schlüſſelbeine beider Seiten in der

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Zitationshilfe: Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1851, S. 303. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe02_1851/309>, abgerufen am 22.11.2024.