Wir finden auch in dieser Familie schlangenähnliche Gattungen ohne eine Spur von äußeren Gliedmaßen, wie z. B. unsere gewöhn- liche Blindschleiche, andere, die nur hintere Extremitäten besitzen, welche bald ruderförmig, bald in kurze Zehen getheilt sind, noch andere, bei welchen zwar Vorder- und Hinterfüße vorhanden, aber die Zahl der Zehen unter fünf, oft bis zwei herabfällt, so daß in dieser einzigen Familie sich fast alle nur möglichen Uebergangsformen der Extremi- täten wahrnehmen lassen. Fast sämmtliche Schleichen leben in trocke- nen, sandigen Gegenden, in Erdlöchern, unter Steinen, und ernähren sich theils von Insekten, theils von Würmern und ähnlichem Raube. Scincus; Tropidophorus; Gongylus; Euprepis; Diploglossus; Seps; Ophiodes; Anguis; Acontias; Bipes; Scelotes.
[Abbildung]
Fig. 1180.
Trobilonotus Novae-Guineae. Darunter der Kopf mit geöffnetem Maule, um die Zunge zu zeigen.
In der Familie der Wirtelschleichen(Chalcidida) zeigt sich eben- falls noch die langstreckige, gleichmäßige Körpergestalt und die succes- sive Ausbildung der Gliedmaßen, so daß man auch hier Gattungen ganz ohne Füße, mit hinteren Stummelfüßen und mit vier Füßen findet, an welchen die Zehen entweder gar nicht oder nur mangelhaft ausgebildet sind; dagegen zeigt sich bei dieser Familie ein wesentlicher Unterschied in der Beschuppung. Die Knochentäfelchen der Schleichen fehlen durchaus, die Haut ist mit dachziegelförmigen Schuppen bedeckt, ähnlich denjenigen der übrigen Eidechsen, die aber in Querreihen ge- stellt sind, so daß sie um den rundlichen Körper und besonders um den langen Schwanz förmliche Wirtel bilden. Auf dem Rücken sind diese Schuppen sehr hart, gekielt, spitz nach hinten ausgezogen, oft zahnartig verlängert und in Reihen gestellt, so daß die ganze Rücken- fläche bis zur Endspitze des Schwanzes mit Reihen sägeartiger Zähne besetzt ist. Die Augenlider sind bei diesen Eidechsen stets vorhanden,
Wir finden auch in dieſer Familie ſchlangenähnliche Gattungen ohne eine Spur von äußeren Gliedmaßen, wie z. B. unſere gewöhn- liche Blindſchleiche, andere, die nur hintere Extremitäten beſitzen, welche bald ruderförmig, bald in kurze Zehen getheilt ſind, noch andere, bei welchen zwar Vorder- und Hinterfüße vorhanden, aber die Zahl der Zehen unter fünf, oft bis zwei herabfällt, ſo daß in dieſer einzigen Familie ſich faſt alle nur möglichen Uebergangsformen der Extremi- täten wahrnehmen laſſen. Faſt ſämmtliche Schleichen leben in trocke- nen, ſandigen Gegenden, in Erdlöchern, unter Steinen, und ernähren ſich theils von Inſekten, theils von Würmern und ähnlichem Raube. Scincus; Tropidophorus; Gongylus; Euprepis; Diploglossus; Seps; Ophiodes; Anguis; Acontias; Bipes; Scelotes.
[Abbildung]
Fig. 1180.
Trobilonotus Novae-Guineae. Darunter der Kopf mit geöffnetem Maule, um die Zunge zu zeigen.
In der Familie der Wirtelſchleichen(Chalcidida) zeigt ſich eben- falls noch die langſtreckige, gleichmäßige Körpergeſtalt und die ſucceſ- ſive Ausbildung der Gliedmaßen, ſo daß man auch hier Gattungen ganz ohne Füße, mit hinteren Stummelfüßen und mit vier Füßen findet, an welchen die Zehen entweder gar nicht oder nur mangelhaft ausgebildet ſind; dagegen zeigt ſich bei dieſer Familie ein weſentlicher Unterſchied in der Beſchuppung. Die Knochentäfelchen der Schleichen fehlen durchaus, die Haut iſt mit dachziegelförmigen Schuppen bedeckt, ähnlich denjenigen der übrigen Eidechſen, die aber in Querreihen ge- ſtellt ſind, ſo daß ſie um den rundlichen Körper und beſonders um den langen Schwanz förmliche Wirtel bilden. Auf dem Rücken ſind dieſe Schuppen ſehr hart, gekielt, ſpitz nach hinten ausgezogen, oft zahnartig verlängert und in Reihen geſtellt, ſo daß die ganze Rücken- fläche bis zur Endſpitze des Schwanzes mit Reihen ſägeartiger Zähne beſetzt iſt. Die Augenlider ſind bei dieſen Eidechſen ſtets vorhanden,
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Wir finden auch in dieſer Familie ſchlangenähnliche Gattungen
ohne eine Spur von äußeren Gliedmaßen, wie z. B. unſere gewöhn-
liche Blindſchleiche, andere, die nur hintere Extremitäten beſitzen, welche
bald ruderförmig, bald in kurze Zehen getheilt ſind, noch andere, bei
welchen zwar Vorder- und Hinterfüße vorhanden, aber die Zahl der
Zehen unter fünf, oft bis zwei herabfällt, ſo daß in dieſer einzigen
Familie ſich faſt alle nur möglichen Uebergangsformen der Extremi-
täten wahrnehmen laſſen. Faſt ſämmtliche Schleichen leben in trocke-
nen, ſandigen Gegenden, in Erdlöchern, unter Steinen, und ernähren
ſich theils von Inſekten, theils von Würmern und ähnlichem Raube.
Scincus; Tropidophorus; Gongylus; Euprepis; Diploglossus; Seps;
Ophiodes; Anguis; Acontias; Bipes; Scelotes.
[Abbildung Fig. 1180.
Trobilonotus Novae-Guineae. Darunter der Kopf mit geöffnetem Maule, um die Zunge zu zeigen. ]
In der Familie der Wirtelſchleichen (Chalcidida) zeigt ſich eben-
falls noch die langſtreckige, gleichmäßige Körpergeſtalt und die ſucceſ-
ſive Ausbildung der Gliedmaßen, ſo daß man auch hier Gattungen
ganz ohne Füße, mit hinteren Stummelfüßen und mit vier Füßen
findet, an welchen die Zehen entweder gar nicht oder nur mangelhaft
ausgebildet ſind; dagegen zeigt ſich bei dieſer Familie ein weſentlicher
Unterſchied in der Beſchuppung. Die Knochentäfelchen der Schleichen
fehlen durchaus, die Haut iſt mit dachziegelförmigen Schuppen bedeckt,
ähnlich denjenigen der übrigen Eidechſen, die aber in Querreihen ge-
ſtellt ſind, ſo daß ſie um den rundlichen Körper und beſonders um
den langen Schwanz förmliche Wirtel bilden. Auf dem Rücken ſind
dieſe Schuppen ſehr hart, gekielt, ſpitz nach hinten ausgezogen, oft
zahnartig verlängert und in Reihen geſtellt, ſo daß die ganze Rücken-
fläche bis zur Endſpitze des Schwanzes mit Reihen ſägeartiger Zähne
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Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1851, S. 272. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe02_1851/278>, abgerufen am 22.11.2024.
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