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Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1851.

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seitliche Abplattung des Körpers auf den höchsten Punkt getrieben, so
daß derselbe nur eine platte Scheibe darstellt von rundlicher oder
mehreckiger Gestalt, deren oberer und unterer Rand mit den stark
entwickelten senkrechten Flossen besetzt ist. Die Körpergestalt gleicht
in vieler Beziehung derjenigen der Schollen, doch mit dem Unter-
schiede, daß jede Spur von Assymetrie fehlt, beide Seiten des Kör-
pers gleich lebhaft gefärbt sind und jede ein Auge trägt, durch welches
meist ein dunkel gefärbter, senkrechter Streif geht. Der Kopf dieser
Fische ist sehr klein, die Schnauze meist etwas vorgezogen, die Mund-
spalte gewöhnlich klein und in der Regel mit langen, biegsamen, hor-
nigen Bürstenzähnen auf dem Rande der Kiefer besetzt. Nur wenige
Gattungen (Brama; Toxotes; Pimelepterus) besitzen schneidende oder

[Abbildung] Fig. 1087.

Die Castagnole (Brama Raji).

hechelförmige Zähne in den Kiefern und auch am Gaumen und dann
zugleich eine weitere Mundspalte. Der ganze Körper, sowie gewöhnlich
auch der Kopf, der meist glatten Vorder- und Kiemendeckel zeigt, sind
mit mäßig großen Kammschuppen bekleidet, welche sich über diejenigen
Theile der senkrechten Flossen, die aus biegsamen Strahlen bestehen,
so sehr fortsetzen, daß oft die Gränze zwischen Körper und Flosse gar
nicht angegeben werden kann. Die concentrischen Linien der Schup-
pen sind dicht gedrängt; die ganze hintere Hälfte der Schuppe mit
zahlreichen, in Linien gestellten Kammzähnchen besetzt, statt deren zu-
weilen nur kielförmige, gesägte Erhöhungen vorhanden sind. Stets
findet sich nur eine Rückenflosse, deren vordere Stacheln meist sehr
kurz, stark und ihrer größten Länge nach im Fleische verborgen sind,
so daß häufig nur ihre freien Spitzen hervorsehen. Die bizarr ge-
formten Fische, welche nur die südlichen Meere bewohnen, zeichnen
sich durch den außerordentlichen Reichthum ihrer brennenden Farben
aus, deren Glanz noch dadurch erhöht wird, daß sie mit meist que-
ren Bändern und Streifen sehr dunkler und schwarzer Farben durch-
zogen sind. Chaetodon; Platax; Chelmon; Ephippus; Drepane; Sca-
tophagus; Psettus; Semiophorus; Zanclus; Pomacanthus
.


ſeitliche Abplattung des Körpers auf den höchſten Punkt getrieben, ſo
daß derſelbe nur eine platte Scheibe darſtellt von rundlicher oder
mehreckiger Geſtalt, deren oberer und unterer Rand mit den ſtark
entwickelten ſenkrechten Floſſen beſetzt iſt. Die Körpergeſtalt gleicht
in vieler Beziehung derjenigen der Schollen, doch mit dem Unter-
ſchiede, daß jede Spur von Aſſymetrie fehlt, beide Seiten des Kör-
pers gleich lebhaft gefärbt ſind und jede ein Auge trägt, durch welches
meiſt ein dunkel gefärbter, ſenkrechter Streif geht. Der Kopf dieſer
Fiſche iſt ſehr klein, die Schnauze meiſt etwas vorgezogen, die Mund-
ſpalte gewöhnlich klein und in der Regel mit langen, biegſamen, hor-
nigen Bürſtenzähnen auf dem Rande der Kiefer beſetzt. Nur wenige
Gattungen (Brama; Toxotes; Pimelepterus) beſitzen ſchneidende oder

[Abbildung] Fig. 1087.

Die Caſtagnole (Brama Raji).

hechelförmige Zähne in den Kiefern und auch am Gaumen und dann
zugleich eine weitere Mundſpalte. Der ganze Körper, ſowie gewöhnlich
auch der Kopf, der meiſt glatten Vorder- und Kiemendeckel zeigt, ſind
mit mäßig großen Kammſchuppen bekleidet, welche ſich über diejenigen
Theile der ſenkrechten Floſſen, die aus biegſamen Strahlen beſtehen,
ſo ſehr fortſetzen, daß oft die Gränze zwiſchen Körper und Floſſe gar
nicht angegeben werden kann. Die concentriſchen Linien der Schup-
pen ſind dicht gedrängt; die ganze hintere Hälfte der Schuppe mit
zahlreichen, in Linien geſtellten Kammzähnchen beſetzt, ſtatt deren zu-
weilen nur kielförmige, geſägte Erhöhungen vorhanden ſind. Stets
findet ſich nur eine Rückenfloſſe, deren vordere Stacheln meiſt ſehr
kurz, ſtark und ihrer größten Länge nach im Fleiſche verborgen ſind,
ſo daß häufig nur ihre freien Spitzen hervorſehen. Die bizarr ge-
formten Fiſche, welche nur die ſüdlichen Meere bewohnen, zeichnen
ſich durch den außerordentlichen Reichthum ihrer brennenden Farben
aus, deren Glanz noch dadurch erhöht wird, daß ſie mit meiſt que-
ren Bändern und Streifen ſehr dunkler und ſchwarzer Farben durch-
zogen ſind. Chaetodon; Platax; Chelmon; Ephippus; Drepane; Sca-
tophagus; Psettus; Semiophorus; Zanclus; Pomacanthus
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[176/0182] ſeitliche Abplattung des Körpers auf den höchſten Punkt getrieben, ſo daß derſelbe nur eine platte Scheibe darſtellt von rundlicher oder mehreckiger Geſtalt, deren oberer und unterer Rand mit den ſtark entwickelten ſenkrechten Floſſen beſetzt iſt. Die Körpergeſtalt gleicht in vieler Beziehung derjenigen der Schollen, doch mit dem Unter- ſchiede, daß jede Spur von Aſſymetrie fehlt, beide Seiten des Kör- pers gleich lebhaft gefärbt ſind und jede ein Auge trägt, durch welches meiſt ein dunkel gefärbter, ſenkrechter Streif geht. Der Kopf dieſer Fiſche iſt ſehr klein, die Schnauze meiſt etwas vorgezogen, die Mund- ſpalte gewöhnlich klein und in der Regel mit langen, biegſamen, hor- nigen Bürſtenzähnen auf dem Rande der Kiefer beſetzt. Nur wenige Gattungen (Brama; Toxotes; Pimelepterus) beſitzen ſchneidende oder [Abbildung Fig. 1087. Die Caſtagnole (Brama Raji).] hechelförmige Zähne in den Kiefern und auch am Gaumen und dann zugleich eine weitere Mundſpalte. Der ganze Körper, ſowie gewöhnlich auch der Kopf, der meiſt glatten Vorder- und Kiemendeckel zeigt, ſind mit mäßig großen Kammſchuppen bekleidet, welche ſich über diejenigen Theile der ſenkrechten Floſſen, die aus biegſamen Strahlen beſtehen, ſo ſehr fortſetzen, daß oft die Gränze zwiſchen Körper und Floſſe gar nicht angegeben werden kann. Die concentriſchen Linien der Schup- pen ſind dicht gedrängt; die ganze hintere Hälfte der Schuppe mit zahlreichen, in Linien geſtellten Kammzähnchen beſetzt, ſtatt deren zu- weilen nur kielförmige, geſägte Erhöhungen vorhanden ſind. Stets findet ſich nur eine Rückenfloſſe, deren vordere Stacheln meiſt ſehr kurz, ſtark und ihrer größten Länge nach im Fleiſche verborgen ſind, ſo daß häufig nur ihre freien Spitzen hervorſehen. Die bizarr ge- formten Fiſche, welche nur die ſüdlichen Meere bewohnen, zeichnen ſich durch den außerordentlichen Reichthum ihrer brennenden Farben aus, deren Glanz noch dadurch erhöht wird, daß ſie mit meiſt que- ren Bändern und Streifen ſehr dunkler und ſchwarzer Farben durch- zogen ſind. Chaetodon; Platax; Chelmon; Ephippus; Drepane; Sca- tophagus; Psettus; Semiophorus; Zanclus; Pomacanthus.

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Zitationshilfe: Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1851, S. 176. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe02_1851/182>, abgerufen am 04.05.2024.