Schwanzflosse ist auf der unteren Seite des Schwanzes angebracht, der sich nach hinten in einen langen Knorpelfaden auszieht. Die Haut ist nackt, ohne Spur von Chagrin, nur an den zahlreichen Schleimgängen mit Knorpelstückchen um dieselben versehen. Mit Aus- nahme der angeführten Eigenthümlichkeiten stimmt die Anatomie der Eingeweide namentlich hinsichtlich der vielen Klappen des Aortenstieles, der schraubenförmigen Spiralplatte des Darmes u. s. w. durchaus mit der der folgenden Unterordnung überein. Die Seekatzen legen Eier mit dicker, horniger Schale. Ihre, aus Zahnplatten bestehenden, fossilen Ueberreste erscheinen besonders im Jura in ziemlicher Anzahl und bedeutender Mannigfaltigkeit der Structur, so daß der Typus damals reicher vertreten war, als in der Jetztwelt. Chimaera; Callorhynchus; Ichyodon; Ganodus; Psittacodon.
Unterordnung der Quermäuler (Plagiostomata). An der Wirbelsäule dieser Fische ist stets die Wirbelabtheilung deutlich zu erkennen, entweder durch Scheidewände der äußerlich ungetheilten Chorda, oder durch Ausbildung förmlicher, mehr oder minder ver- knöcherter Wirbelkörper. Die knorpelige Schädelkapsel ist mit dieser Wirbelsäule durch ein Gelenk verbunden, das eine kegelförmige Höhle darstellt. Der Schädel selbst bildet nur eine Kapsel, von der indeß der Oberkiefer wohl getrennt ist, während bei den vorigen jede
[Abbildung]
Fig. 1019.
Kopf des Hai's (Carcharias). Vorn die Nasengruben, dahinter das bogenförmige Maul, am Halse die queren Kiemenspalten.
Spur eines besonderen zahntragen- den Knorpels an dem oberen Mund- gewölbe gänzlich fehlte. Die weite Rachenspalte, die einen quer- gestellten Bogen bildet, liegt weit nach hinten auf der Bauchfläche unter der Schnauze, deren größter Theil gewöhnlich von den großen Nasenkapseln eingenommen wird. Auf der oberen Fläche des Kopfes finden sich, meist hinter den Augen, Spritzlöcher, welche in die Rachen- höhle ausmünden. Die Kiemen sind vollständig angewachsen, die einzelnen Kiemenfächer von einander getrennt und jedes für sich nach außen geöffnet, so daß man fast in allen Fällen fünf, nur bei einigen Gattungen (Notidanus) sechs oder
Schwanzfloſſe iſt auf der unteren Seite des Schwanzes angebracht, der ſich nach hinten in einen langen Knorpelfaden auszieht. Die Haut iſt nackt, ohne Spur von Chagrin, nur an den zahlreichen Schleimgängen mit Knorpelſtückchen um dieſelben verſehen. Mit Aus- nahme der angeführten Eigenthümlichkeiten ſtimmt die Anatomie der Eingeweide namentlich hinſichtlich der vielen Klappen des Aortenſtieles, der ſchraubenförmigen Spiralplatte des Darmes u. ſ. w. durchaus mit der der folgenden Unterordnung überein. Die Seekatzen legen Eier mit dicker, horniger Schale. Ihre, aus Zahnplatten beſtehenden, foſſilen Ueberreſte erſcheinen beſonders im Jura in ziemlicher Anzahl und bedeutender Mannigfaltigkeit der Structur, ſo daß der Typus damals reicher vertreten war, als in der Jetztwelt. Chimaera; Callorhynchus; Ichyodon; Ganodus; Psittacodon.
Unterordnung der Quermäuler (Plagiostomata). An der Wirbelſäule dieſer Fiſche iſt ſtets die Wirbelabtheilung deutlich zu erkennen, entweder durch Scheidewände der äußerlich ungetheilten Chorda, oder durch Ausbildung förmlicher, mehr oder minder ver- knöcherter Wirbelkörper. Die knorpelige Schädelkapſel iſt mit dieſer Wirbelſäule durch ein Gelenk verbunden, das eine kegelförmige Höhle darſtellt. Der Schädel ſelbſt bildet nur eine Kapſel, von der indeß der Oberkiefer wohl getrennt iſt, während bei den vorigen jede
[Abbildung]
Fig. 1019.
Kopf des Hai’s (Carcharias). Vorn die Naſengruben, dahinter das bogenförmige Maul, am Halſe die queren Kiemenſpalten.
Spur eines beſonderen zahntragen- den Knorpels an dem oberen Mund- gewölbe gänzlich fehlte. Die weite Rachenſpalte, die einen quer- geſtellten Bogen bildet, liegt weit nach hinten auf der Bauchfläche unter der Schnauze, deren größter Theil gewöhnlich von den großen Naſenkapſeln eingenommen wird. Auf der oberen Fläche des Kopfes finden ſich, meiſt hinter den Augen, Spritzlöcher, welche in die Rachen- höhle ausmünden. Die Kiemen ſind vollſtändig angewachſen, die einzelnen Kiemenfächer von einander getrennt und jedes für ſich nach außen geöffnet, ſo daß man faſt in allen Fällen fünf, nur bei einigen Gattungen (Notidanus) ſechs oder
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0120"n="114"/>
Schwanzfloſſe iſt auf der unteren Seite des Schwanzes angebracht,<lb/>
der ſich nach hinten in einen langen Knorpelfaden auszieht. Die<lb/>
Haut iſt nackt, ohne Spur von Chagrin, nur an den zahlreichen<lb/>
Schleimgängen mit Knorpelſtückchen um dieſelben verſehen. Mit Aus-<lb/>
nahme der angeführten Eigenthümlichkeiten ſtimmt die Anatomie der<lb/>
Eingeweide namentlich hinſichtlich der vielen Klappen des Aortenſtieles,<lb/>
der ſchraubenförmigen Spiralplatte des Darmes u. ſ. w. durchaus<lb/>
mit der der folgenden Unterordnung überein. Die Seekatzen legen<lb/>
Eier mit dicker, horniger Schale. Ihre, aus Zahnplatten beſtehenden,<lb/>
foſſilen Ueberreſte erſcheinen beſonders im Jura in ziemlicher Anzahl und<lb/>
bedeutender Mannigfaltigkeit der Structur, ſo daß der Typus damals<lb/>
reicher vertreten war, als in der Jetztwelt. <hirendition="#aq">Chimaera; Callorhynchus;<lb/>
Ichyodon; Ganodus; Psittacodon</hi>.</p><lb/><p>Unterordnung der <hirendition="#b">Quermäuler <hirendition="#aq">(Plagiostomata)</hi></hi>. An<lb/>
der <hirendition="#g">Wirbelſäule</hi> dieſer Fiſche iſt ſtets die Wirbelabtheilung deutlich<lb/>
zu erkennen, entweder durch Scheidewände der äußerlich ungetheilten<lb/>
Chorda, oder durch Ausbildung förmlicher, mehr oder minder ver-<lb/>
knöcherter Wirbelkörper. Die knorpelige <hirendition="#g">Schädelkapſel</hi> iſt mit<lb/>
dieſer Wirbelſäule durch ein Gelenk verbunden, das eine kegelförmige<lb/>
Höhle darſtellt. Der Schädel ſelbſt bildet nur eine Kapſel, von der<lb/>
indeß der Oberkiefer wohl getrennt iſt, während bei den vorigen jede<lb/><figure><head>Fig. 1019.</head><lb/><p>Kopf des Hai’s <hirendition="#aq">(Carcharias)</hi>.<lb/>
Vorn die Naſengruben, dahinter das<lb/>
bogenförmige Maul, am Halſe die queren<lb/>
Kiemenſpalten.</p></figure><lb/>
Spur eines beſonderen zahntragen-<lb/>
den Knorpels an dem oberen Mund-<lb/>
gewölbe gänzlich fehlte. Die weite<lb/><hirendition="#g">Rachenſpalte</hi>, die einen quer-<lb/>
geſtellten Bogen bildet, liegt weit<lb/>
nach hinten auf der Bauchfläche<lb/>
unter der Schnauze, deren größter<lb/>
Theil gewöhnlich von den großen<lb/>
Naſenkapſeln eingenommen wird.<lb/>
Auf der oberen Fläche des Kopfes<lb/>
finden ſich, meiſt hinter den Augen,<lb/>
Spritzlöcher, welche in die Rachen-<lb/>
höhle ausmünden. Die <hirendition="#g">Kiemen</hi><lb/>ſind vollſtändig angewachſen, die<lb/>
einzelnen Kiemenfächer von einander<lb/>
getrennt und jedes für ſich nach<lb/>
außen geöffnet, ſo daß man faſt in<lb/>
allen Fällen fünf, nur bei einigen<lb/>
Gattungen <hirendition="#aq">(Notidanus)</hi>ſechs oder<lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[114/0120]
Schwanzfloſſe iſt auf der unteren Seite des Schwanzes angebracht,
der ſich nach hinten in einen langen Knorpelfaden auszieht. Die
Haut iſt nackt, ohne Spur von Chagrin, nur an den zahlreichen
Schleimgängen mit Knorpelſtückchen um dieſelben verſehen. Mit Aus-
nahme der angeführten Eigenthümlichkeiten ſtimmt die Anatomie der
Eingeweide namentlich hinſichtlich der vielen Klappen des Aortenſtieles,
der ſchraubenförmigen Spiralplatte des Darmes u. ſ. w. durchaus
mit der der folgenden Unterordnung überein. Die Seekatzen legen
Eier mit dicker, horniger Schale. Ihre, aus Zahnplatten beſtehenden,
foſſilen Ueberreſte erſcheinen beſonders im Jura in ziemlicher Anzahl und
bedeutender Mannigfaltigkeit der Structur, ſo daß der Typus damals
reicher vertreten war, als in der Jetztwelt. Chimaera; Callorhynchus;
Ichyodon; Ganodus; Psittacodon.
Unterordnung der Quermäuler (Plagiostomata). An
der Wirbelſäule dieſer Fiſche iſt ſtets die Wirbelabtheilung deutlich
zu erkennen, entweder durch Scheidewände der äußerlich ungetheilten
Chorda, oder durch Ausbildung förmlicher, mehr oder minder ver-
knöcherter Wirbelkörper. Die knorpelige Schädelkapſel iſt mit
dieſer Wirbelſäule durch ein Gelenk verbunden, das eine kegelförmige
Höhle darſtellt. Der Schädel ſelbſt bildet nur eine Kapſel, von der
indeß der Oberkiefer wohl getrennt iſt, während bei den vorigen jede
[Abbildung Fig. 1019.
Kopf des Hai’s (Carcharias).
Vorn die Naſengruben, dahinter das
bogenförmige Maul, am Halſe die queren
Kiemenſpalten.]
Spur eines beſonderen zahntragen-
den Knorpels an dem oberen Mund-
gewölbe gänzlich fehlte. Die weite
Rachenſpalte, die einen quer-
geſtellten Bogen bildet, liegt weit
nach hinten auf der Bauchfläche
unter der Schnauze, deren größter
Theil gewöhnlich von den großen
Naſenkapſeln eingenommen wird.
Auf der oberen Fläche des Kopfes
finden ſich, meiſt hinter den Augen,
Spritzlöcher, welche in die Rachen-
höhle ausmünden. Die Kiemen
ſind vollſtändig angewachſen, die
einzelnen Kiemenfächer von einander
getrennt und jedes für ſich nach
außen geöffnet, ſo daß man faſt in
allen Fällen fünf, nur bei einigen
Gattungen (Notidanus) ſechs oder
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1851, S. 114. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe02_1851/120>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.