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Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1851.

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nahme durch den Körper vertheilt sind. Man hatte geglaubt, diese
Erscheinung dadurch erklären zu können, daß man die Existenz eines
Darmkanales annahm, von welchem gestielte Magenblasen berabhin-
gen und man hatte sogar nach gewissen angenommenen Formen eines
nicht vorhandenen Darmkanales die Infusionsthierchen in Ordnungen
zerfällt. Man hat sich jetzt überzeugt, daß man hierin viel zu weit
gegangen ist, denn man sieht nicht nur im Innern des Körpers die
Nahrungsballen hin und her sich verschieben, sondern auch bei man-
chen Arten eine vollständige Kreisdrehung derselben im Innern, die
oft stundenlang anhält und wobei der ganze Körperinhalt des ruhen-
den Thieres sich stets in derselben Richtung langsam um die Körperaxe
herumwälzt. Daß eine solche Erscheinung mit der Existenz eines Darm-
kanales und gestielter Magenblasen in direktem Widerspruche steht,
ist leicht einzusehen. Die unverdauten Stoffe werden bei vielen Infu-
sorien durch den Mund wieder ausgeworfen, bei andern durch eine
Afterstelle hinausgepreßt, welche sich meist am hintern Theile des Kör-
pers befindet.

In dem Körper aller Infusorien findet man bei genauerer Unter-
suchung ein oder mehrere helle Räume, welche sich abwechselnd aus-
dehnen und zusammenziehen, aber keine eigene Wandungen zu besitzen
scheinen. Vielleicht dürfte die Anwesenheit dieser pulsirenden Räume
ebenso wohl, wie Contractilität der äußern Leibeswandungen für einen
Beweis der thierischen Natur eines Organismus gelten können. Mei-
stens sind diese Räume rund und zuweilen in solcher Zahl vorhan-
den, daß sie in ein einziges langes Gefäß zusammenfließen. Bei man-
chen Gattungen erscheinen sie in Gestalt vielstrahliger Sterne und bei
den Zusammenziehungen verschwinden abwechselnd die Strahlen oder
der Mittelraum. Obgleich diese Räume stets an bestimmten Stellen
wiedererscheinen, so sind sie doch sicher wandungslos, da man bei hef-
tigen Zusammenziehungen sowohl einzelne Räume sich theilen als auch
im Beginne der Ausdehnung dieselben einzeln auftreten und später in
eine große Blase zusammenfließen sieht. Jedenfalls sind diese blasen-
artigen Räume weniger dichte Stellen des Körpergewebes, an welchen
sich die dasselbe durchdringende Flüssigkeit sammelt, um dann durch
eine Zusammenziehung wieder in das schwammige Gewebe hinausge-
trieben zu werden, so daß also hierdurch eine erste, wenn auch höchst
unvollkommene Spur eines Kreislaufes der Säfte hergestellt wird.
Vielleicht auch haben diese contractilen Blasenräume eine feine Oeff-
nung nach Außen, so daß bei ihrem Zusammenziehen Flüssigkeit aus
dem Körper hinausgepreßt, bei ihrer Ausdehnung Wasser von Außen

nahme durch den Körper vertheilt ſind. Man hatte geglaubt, dieſe
Erſcheinung dadurch erklären zu können, daß man die Exiſtenz eines
Darmkanales annahm, von welchem geſtielte Magenblaſen berabhin-
gen und man hatte ſogar nach gewiſſen angenommenen Formen eines
nicht vorhandenen Darmkanales die Infuſionsthierchen in Ordnungen
zerfällt. Man hat ſich jetzt überzeugt, daß man hierin viel zu weit
gegangen iſt, denn man ſieht nicht nur im Innern des Körpers die
Nahrungsballen hin und her ſich verſchieben, ſondern auch bei man-
chen Arten eine vollſtändige Kreisdrehung derſelben im Innern, die
oft ſtundenlang anhält und wobei der ganze Körperinhalt des ruhen-
den Thieres ſich ſtets in derſelben Richtung langſam um die Körperaxe
herumwälzt. Daß eine ſolche Erſcheinung mit der Exiſtenz eines Darm-
kanales und geſtielter Magenblaſen in direktem Widerſpruche ſteht,
iſt leicht einzuſehen. Die unverdauten Stoffe werden bei vielen Infu-
ſorien durch den Mund wieder ausgeworfen, bei andern durch eine
Afterſtelle hinausgepreßt, welche ſich meiſt am hintern Theile des Kör-
pers befindet.

In dem Körper aller Infuſorien findet man bei genauerer Unter-
ſuchung ein oder mehrere helle Räume, welche ſich abwechſelnd aus-
dehnen und zuſammenziehen, aber keine eigene Wandungen zu beſitzen
ſcheinen. Vielleicht dürfte die Anweſenheit dieſer pulſirenden Räume
ebenſo wohl, wie Contractilität der äußern Leibeswandungen für einen
Beweis der thieriſchen Natur eines Organismus gelten können. Mei-
ſtens ſind dieſe Räume rund und zuweilen in ſolcher Zahl vorhan-
den, daß ſie in ein einziges langes Gefäß zuſammenfließen. Bei man-
chen Gattungen erſcheinen ſie in Geſtalt vielſtrahliger Sterne und bei
den Zuſammenziehungen verſchwinden abwechſelnd die Strahlen oder
der Mittelraum. Obgleich dieſe Räume ſtets an beſtimmten Stellen
wiedererſcheinen, ſo ſind ſie doch ſicher wandungslos, da man bei hef-
tigen Zuſammenziehungen ſowohl einzelne Räume ſich theilen als auch
im Beginne der Ausdehnung dieſelben einzeln auftreten und ſpäter in
eine große Blaſe zuſammenfließen ſieht. Jedenfalls ſind dieſe blaſen-
artigen Räume weniger dichte Stellen des Körpergewebes, an welchen
ſich die daſſelbe durchdringende Flüſſigkeit ſammelt, um dann durch
eine Zuſammenziehung wieder in das ſchwammige Gewebe hinausge-
trieben zu werden, ſo daß alſo hierdurch eine erſte, wenn auch höchſt
unvollkommene Spur eines Kreislaufes der Säfte hergeſtellt wird.
Vielleicht auch haben dieſe contractilen Blaſenräume eine feine Oeff-
nung nach Außen, ſo daß bei ihrem Zuſammenziehen Flüſſigkeit aus
dem Körper hinausgepreßt, bei ihrer Ausdehnung Waſſer von Außen

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[90/0096] nahme durch den Körper vertheilt ſind. Man hatte geglaubt, dieſe Erſcheinung dadurch erklären zu können, daß man die Exiſtenz eines Darmkanales annahm, von welchem geſtielte Magenblaſen berabhin- gen und man hatte ſogar nach gewiſſen angenommenen Formen eines nicht vorhandenen Darmkanales die Infuſionsthierchen in Ordnungen zerfällt. Man hat ſich jetzt überzeugt, daß man hierin viel zu weit gegangen iſt, denn man ſieht nicht nur im Innern des Körpers die Nahrungsballen hin und her ſich verſchieben, ſondern auch bei man- chen Arten eine vollſtändige Kreisdrehung derſelben im Innern, die oft ſtundenlang anhält und wobei der ganze Körperinhalt des ruhen- den Thieres ſich ſtets in derſelben Richtung langſam um die Körperaxe herumwälzt. Daß eine ſolche Erſcheinung mit der Exiſtenz eines Darm- kanales und geſtielter Magenblaſen in direktem Widerſpruche ſteht, iſt leicht einzuſehen. Die unverdauten Stoffe werden bei vielen Infu- ſorien durch den Mund wieder ausgeworfen, bei andern durch eine Afterſtelle hinausgepreßt, welche ſich meiſt am hintern Theile des Kör- pers befindet. In dem Körper aller Infuſorien findet man bei genauerer Unter- ſuchung ein oder mehrere helle Räume, welche ſich abwechſelnd aus- dehnen und zuſammenziehen, aber keine eigene Wandungen zu beſitzen ſcheinen. Vielleicht dürfte die Anweſenheit dieſer pulſirenden Räume ebenſo wohl, wie Contractilität der äußern Leibeswandungen für einen Beweis der thieriſchen Natur eines Organismus gelten können. Mei- ſtens ſind dieſe Räume rund und zuweilen in ſolcher Zahl vorhan- den, daß ſie in ein einziges langes Gefäß zuſammenfließen. Bei man- chen Gattungen erſcheinen ſie in Geſtalt vielſtrahliger Sterne und bei den Zuſammenziehungen verſchwinden abwechſelnd die Strahlen oder der Mittelraum. Obgleich dieſe Räume ſtets an beſtimmten Stellen wiedererſcheinen, ſo ſind ſie doch ſicher wandungslos, da man bei hef- tigen Zuſammenziehungen ſowohl einzelne Räume ſich theilen als auch im Beginne der Ausdehnung dieſelben einzeln auftreten und ſpäter in eine große Blaſe zuſammenfließen ſieht. Jedenfalls ſind dieſe blaſen- artigen Räume weniger dichte Stellen des Körpergewebes, an welchen ſich die daſſelbe durchdringende Flüſſigkeit ſammelt, um dann durch eine Zuſammenziehung wieder in das ſchwammige Gewebe hinausge- trieben zu werden, ſo daß alſo hierdurch eine erſte, wenn auch höchſt unvollkommene Spur eines Kreislaufes der Säfte hergeſtellt wird. Vielleicht auch haben dieſe contractilen Blaſenräume eine feine Oeff- nung nach Außen, ſo daß bei ihrem Zuſammenziehen Flüſſigkeit aus dem Körper hinausgepreßt, bei ihrer Ausdehnung Waſſer von Außen

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Zitationshilfe: Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1851, S. 90. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe01_1851/96>, abgerufen am 23.11.2024.