empfindlich stechen. Die Fühlhörner sind meist kurz, borstenförmig, die Kiefer vorstehend, gekrümmt. Die ziemlich schlanken Beine dicht zusammengestellt, der Hinterleib sehr kurz gestielt, ohne Schuppe oder Knoten an diesem Stiele. Die meisten Gattungen leben in heißen Ländern; die in hiesigen Gegenden vorkommenden in den Nestern der Hummeln. Ihr weiterer Haushalt ist durchaus unbekannt. Mutilla; Dorylus; Labydus; Myrmosa.
Umso besser ist derjenige der Ameisen (Formicida) durch ausge-
[Abbildung]
Fig. 924.
Weibliche rothe Ameise.
[Abbildung]
Fig. 925.
Arbeiterin (Formica rufa).
zeichnete Beobachter aufgeklärt. Die Ameisen leben in ständigen Ge- sellschaften, welche aus stets geflügelten Männchen, aus zur Begat- tungszeit geflügelten Weibchen und aus stets ungeflügelten Arbeitern zusammengesetzt sind. Der Kopf dieser Thiere ist dreieckig, durch einen Stiel von der Brust geschieden, mit scharfen, massiven, auf der inneren Fläche gezähnelten Kiefern versehen; die Augen sind klein, meist rund; die Fühler geißelförmig geknickt, das erste Glied lang und gerade, das Ende aus vielen kleinen Gliedern zusammengesetzt. Die Brust erscheint lang, zusammengedrückt; der Hinterleib bestielt, und zwar ist dieser Stiel entweder aus einer Schuppe, oder aus einem bald ein- fachen, bald doppelten Knoten gebildet. Viele Ameisen besitzen einen Stachel, andern aber geht derselbe ab, und sie besitzen dafür die Fä- higkeit, die in der Giftblase enthaltene Flüssigkeit, wasserfreie Ameisen- säure, ein Strecke weit zu spritzen. Wir haben den Haushalt dieser merkwürdigen Thiere, die an geistiger Ausbildung ohne Zweifel am höchsten unter allen Insekten stehen, schon früher näher betrachtet. Formica; Ponera; Myrmica; Atta.
empfindlich ſtechen. Die Fühlhörner ſind meiſt kurz, borſtenförmig, die Kiefer vorſtehend, gekrümmt. Die ziemlich ſchlanken Beine dicht zuſammengeſtellt, der Hinterleib ſehr kurz geſtielt, ohne Schuppe oder Knoten an dieſem Stiele. Die meiſten Gattungen leben in heißen Ländern; die in hieſigen Gegenden vorkommenden in den Neſtern der Hummeln. Ihr weiterer Haushalt iſt durchaus unbekannt. Mutilla; Dorylus; Labydus; Myrmosa.
Umſo beſſer iſt derjenige der Ameiſen (Formicida) durch ausge-
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Fig. 924.
Weibliche rothe Ameiſe.
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Fig. 925.
Arbeiterin (Formica rufa).
zeichnete Beobachter aufgeklärt. Die Ameiſen leben in ſtändigen Ge- ſellſchaften, welche aus ſtets geflügelten Männchen, aus zur Begat- tungszeit geflügelten Weibchen und aus ſtets ungeflügelten Arbeitern zuſammengeſetzt ſind. Der Kopf dieſer Thiere iſt dreieckig, durch einen Stiel von der Bruſt geſchieden, mit ſcharfen, maſſiven, auf der inneren Fläche gezähnelten Kiefern verſehen; die Augen ſind klein, meiſt rund; die Fühler geißelförmig geknickt, das erſte Glied lang und gerade, das Ende aus vielen kleinen Gliedern zuſammengeſetzt. Die Bruſt erſcheint lang, zuſammengedrückt; der Hinterleib beſtielt, und zwar iſt dieſer Stiel entweder aus einer Schuppe, oder aus einem bald ein- fachen, bald doppelten Knoten gebildet. Viele Ameiſen beſitzen einen Stachel, andern aber geht derſelbe ab, und ſie beſitzen dafür die Fä- higkeit, die in der Giftblaſe enthaltene Flüſſigkeit, waſſerfreie Ameiſen- ſäure, ein Strecke weit zu ſpritzen. Wir haben den Haushalt dieſer merkwürdigen Thiere, die an geiſtiger Ausbildung ohne Zweifel am höchſten unter allen Inſekten ſtehen, ſchon früher näher betrachtet. Formica; Ponera; Myrmica; Atta.
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empfindlich ſtechen. Die Fühlhörner ſind meiſt kurz, borſtenförmig,
die Kiefer vorſtehend, gekrümmt. Die ziemlich ſchlanken Beine dicht
zuſammengeſtellt, der Hinterleib ſehr kurz geſtielt, ohne Schuppe oder
Knoten an dieſem Stiele. Die meiſten Gattungen leben in heißen
Ländern; die in hieſigen Gegenden vorkommenden in den Neſtern der
Hummeln. Ihr weiterer Haushalt iſt durchaus unbekannt. Mutilla;
Dorylus; Labydus; Myrmosa.
Umſo beſſer iſt derjenige der Ameiſen (Formicida) durch ausge-
[Abbildung Fig. 924.
Weibliche rothe Ameiſe.]
[Abbildung Fig. 925.
Arbeiterin (Formica rufa).]
zeichnete Beobachter aufgeklärt. Die Ameiſen leben in ſtändigen Ge-
ſellſchaften, welche aus ſtets geflügelten Männchen, aus zur Begat-
tungszeit geflügelten Weibchen und aus ſtets ungeflügelten Arbeitern
zuſammengeſetzt ſind. Der Kopf dieſer Thiere iſt dreieckig, durch einen
Stiel von der Bruſt geſchieden, mit ſcharfen, maſſiven, auf der inneren
Fläche gezähnelten Kiefern verſehen; die Augen ſind klein, meiſt rund;
die Fühler geißelförmig geknickt, das erſte Glied lang und gerade,
das Ende aus vielen kleinen Gliedern zuſammengeſetzt. Die Bruſt
erſcheint lang, zuſammengedrückt; der Hinterleib beſtielt, und zwar iſt
dieſer Stiel entweder aus einer Schuppe, oder aus einem bald ein-
fachen, bald doppelten Knoten gebildet. Viele Ameiſen beſitzen einen
Stachel, andern aber geht derſelbe ab, und ſie beſitzen dafür die Fä-
higkeit, die in der Giftblaſe enthaltene Flüſſigkeit, waſſerfreie Ameiſen-
ſäure, ein Strecke weit zu ſpritzen. Wir haben den Haushalt dieſer
merkwürdigen Thiere, die an geiſtiger Ausbildung ohne Zweifel am
höchſten unter allen Inſekten ſtehen, ſchon früher näher betrachtet.
Formica; Ponera; Myrmica; Atta.
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Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1851, S. 703. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe01_1851/709>, abgerufen am 03.07.2024.
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