kleiner mittlerer Fußballen wahrnehmbar. Der Hinterleib ist ge- wöhnlich walzenförmig, mehr oder minder gestreckt, und sitzt entweder mit seiner ganzen Fläche, oder nur mit einem dünneren Stiele, der zuweilen sehr verlängert ist, an dem hinteren Ende der Brust; bei manchen Gattungen ist sogar diese Einlenkungsstelle weit oben auf den Rücken versetzt, so daß es manchmal scheint, als wäre der Stiel der Mittelbrust eingepflanzt.
Die Weibchen sämmtlicher Hautflügler sind an dem hinteren Ende des Leibes mit einem eigenthümlichen Apparate versehen, welcher je nach besonderen Modifikationen seiner Struktur bald als Legesäge (terebra), bald als Stachel (aculeus) bezeichnet wird, indessen stets nach demselben Typus gebaut ist. Es besteht derselbe im Wesentlichen aus einem mittleren, bei den Legesägen meist geraden und ziemlich ge- räumigen, bei den Stacheln säbelförmig gekrümmten Halbkanale, der mit dem Ende des Eileiters in Verbindung steht, und in dessen Rinne zwei scharfe, meist an ihrem Ende gezähnelte Spitzen auf und nieder bewegt werden können. Mit diesem Stilett stehen verschiedene Horn- stücke in Verbindung, welche sattelartig das Ende des Mastdarms und des Eileiters umgeben und starken Muskeln zum Ansatz dienen, die theils zur Bewegung des Stiletts im Ganzen, theils zum Hin- und Herziehen der innern Borsten bestimmt sind. Bei den eigentlichen Stacheln sind diese Hornstücke stets nur kurz und im Innern des Leibes verborgen; -- bei den Legeröhren aber senden sie meistens Fort- sätze nach hinten, die eine zweiklappige Scheide um das Stilett bilden. Zuweilen sind diese Theile, das Stilett wie seine beiden Klappen, län- ger als der Körper, oft aber können sie gänzlich zurückgezogen wer- den und treten nur dann hervor, wenn das Thier verwunden, oder behufs des Ablegens seiner Eier ein Loch bohren will. Die eigentlich verwundenden Theile, durch deren Hin- und Herziehen auch das Sä- gen oder Bohren bewerkstelligt wird, sind die beiden inneren Stachel- borsten, während die Halbrinne des Stiletts, so wie die äußeren Klap- pen, nur zu Firation des ganzen Apparates dient.
Das Nervensystem besteht meist aus dem Gehirne, zwei Brust- knoten und fünf bis sechs Bauchknoten, deren beide letzteren oft mit- einander verschmolzen sind. Der Verdauungskanal ist meistens sehr einfach; -- der lange Schlund zeigt meistens eine dünnwandige Erweiterung, die sich zuweilen zu einem förmlichen Saugmagen ab- schnürt, der mittelst eines kurzen Stieles in den Schlund einmündet;
kleiner mittlerer Fußballen wahrnehmbar. Der Hinterleib iſt ge- wöhnlich walzenförmig, mehr oder minder geſtreckt, und ſitzt entweder mit ſeiner ganzen Fläche, oder nur mit einem dünneren Stiele, der zuweilen ſehr verlängert iſt, an dem hinteren Ende der Bruſt; bei manchen Gattungen iſt ſogar dieſe Einlenkungsſtelle weit oben auf den Rücken verſetzt, ſo daß es manchmal ſcheint, als wäre der Stiel der Mittelbruſt eingepflanzt.
Die Weibchen ſämmtlicher Hautflügler ſind an dem hinteren Ende des Leibes mit einem eigenthümlichen Apparate verſehen, welcher je nach beſonderen Modifikationen ſeiner Struktur bald als Legeſäge (terebra), bald als Stachel (aculeus) bezeichnet wird, indeſſen ſtets nach demſelben Typus gebaut iſt. Es beſteht derſelbe im Weſentlichen aus einem mittleren, bei den Legeſägen meiſt geraden und ziemlich ge- räumigen, bei den Stacheln ſäbelförmig gekrümmten Halbkanale, der mit dem Ende des Eileiters in Verbindung ſteht, und in deſſen Rinne zwei ſcharfe, meiſt an ihrem Ende gezähnelte Spitzen auf und nieder bewegt werden können. Mit dieſem Stilett ſtehen verſchiedene Horn- ſtücke in Verbindung, welche ſattelartig das Ende des Maſtdarms und des Eileiters umgeben und ſtarken Muskeln zum Anſatz dienen, die theils zur Bewegung des Stiletts im Ganzen, theils zum Hin- und Herziehen der innern Borſten beſtimmt ſind. Bei den eigentlichen Stacheln ſind dieſe Hornſtücke ſtets nur kurz und im Innern des Leibes verborgen; — bei den Legeröhren aber ſenden ſie meiſtens Fort- ſätze nach hinten, die eine zweiklappige Scheide um das Stilett bilden. Zuweilen ſind dieſe Theile, das Stilett wie ſeine beiden Klappen, län- ger als der Körper, oft aber können ſie gänzlich zurückgezogen wer- den und treten nur dann hervor, wenn das Thier verwunden, oder behufs des Ablegens ſeiner Eier ein Loch bohren will. Die eigentlich verwundenden Theile, durch deren Hin- und Herziehen auch das Sä- gen oder Bohren bewerkſtelligt wird, ſind die beiden inneren Stachel- borſten, während die Halbrinne des Stiletts, ſo wie die äußeren Klap- pen, nur zu Firation des ganzen Apparates dient.
Das Nervenſyſtem beſteht meiſt aus dem Gehirne, zwei Bruſt- knoten und fünf bis ſechs Bauchknoten, deren beide letzteren oft mit- einander verſchmolzen ſind. Der Verdauungskanal iſt meiſtens ſehr einfach; — der lange Schlund zeigt meiſtens eine dünnwandige Erweiterung, die ſich zuweilen zu einem förmlichen Saugmagen ab- ſchnürt, der mittelſt eines kurzen Stieles in den Schlund einmündet;
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kleiner mittlerer Fußballen wahrnehmbar. Der Hinterleib iſt ge-
wöhnlich walzenförmig, mehr oder minder geſtreckt, und ſitzt entweder
mit ſeiner ganzen Fläche, oder nur mit einem dünneren Stiele, der
zuweilen ſehr verlängert iſt, an dem hinteren Ende der Bruſt; bei
manchen Gattungen iſt ſogar dieſe Einlenkungsſtelle weit oben auf den
Rücken verſetzt, ſo daß es manchmal ſcheint, als wäre der Stiel der
Mittelbruſt eingepflanzt.
Die Weibchen ſämmtlicher Hautflügler ſind an dem hinteren
Ende des Leibes mit einem eigenthümlichen Apparate verſehen, welcher
je nach beſonderen Modifikationen ſeiner Struktur bald als Legeſäge
(terebra), bald als Stachel (aculeus) bezeichnet wird, indeſſen ſtets
nach demſelben Typus gebaut iſt. Es beſteht derſelbe im Weſentlichen
aus einem mittleren, bei den Legeſägen meiſt geraden und ziemlich ge-
räumigen, bei den Stacheln ſäbelförmig gekrümmten Halbkanale, der
mit dem Ende des Eileiters in Verbindung ſteht, und in deſſen Rinne
zwei ſcharfe, meiſt an ihrem Ende gezähnelte Spitzen auf und nieder
bewegt werden können. Mit dieſem Stilett ſtehen verſchiedene Horn-
ſtücke in Verbindung, welche ſattelartig das Ende des Maſtdarms und
des Eileiters umgeben und ſtarken Muskeln zum Anſatz dienen, die
theils zur Bewegung des Stiletts im Ganzen, theils zum Hin- und
Herziehen der innern Borſten beſtimmt ſind. Bei den eigentlichen
Stacheln ſind dieſe Hornſtücke ſtets nur kurz und im Innern des
Leibes verborgen; — bei den Legeröhren aber ſenden ſie meiſtens Fort-
ſätze nach hinten, die eine zweiklappige Scheide um das Stilett bilden.
Zuweilen ſind dieſe Theile, das Stilett wie ſeine beiden Klappen, län-
ger als der Körper, oft aber können ſie gänzlich zurückgezogen wer-
den und treten nur dann hervor, wenn das Thier verwunden, oder
behufs des Ablegens ſeiner Eier ein Loch bohren will. Die eigentlich
verwundenden Theile, durch deren Hin- und Herziehen auch das Sä-
gen oder Bohren bewerkſtelligt wird, ſind die beiden inneren Stachel-
borſten, während die Halbrinne des Stiletts, ſo wie die äußeren Klap-
pen, nur zu Firation des ganzen Apparates dient.
Das Nervenſyſtem beſteht meiſt aus dem Gehirne, zwei Bruſt-
knoten und fünf bis ſechs Bauchknoten, deren beide letzteren oft mit-
einander verſchmolzen ſind. Der Verdauungskanal iſt meiſtens
ſehr einfach; — der lange Schlund zeigt meiſtens eine dünnwandige
Erweiterung, die ſich zuweilen zu einem förmlichen Saugmagen ab-
ſchnürt, der mittelſt eines kurzen Stieles in den Schlund einmündet;
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Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1851, S. 679. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe01_1851/685>, abgerufen am 04.12.2024.
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