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Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1851.

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[Abbildung] Fig. 21, 22, 23

Larve, Puppe und Bild des Schwalben-
schwanzes (Papilio Machaon Linne.)

zelner Organisationstypen vor.
Das aus dem Ei hervorgebil-
dete Individuum wird zu kei-
ner Zeit dem Mutterthiere
ähnlich, es entwickelt vielmehr
in seinem Inneren, entweder
gleichzeitig oder nach einan-
der eine Reihe von Keimen,
die sich zu neuen Wesen ge-
stalten und dabei oftmals wäh-
rend ihrer allmähligen Aus-
bildung bis zu dem Typus des
Mutterthieres ähnliche Ver-
wandlungen eingehen, wie die,
welche wir so eben betrachteten.
Zuweilen selbst scheint dieser
Prozeß des Untergangs des
Individuums und der Erzeugung neuer Keime aus demselben
sich mehrfach zu wiederholen, selbst in der Weise, daß man innerhalb
des entstehenden Tochterthieres das noch im Leibe der Mutter einge-
schlossen ist, das Enkelthier sich bilden sieht. Man hat diese seltsame
Weise der Fortpflanzung, den Generationswechsel oder die Am-
menzeugung
genannt und mit dem Namen Ammen, diejenigen ge-
schlechtlosen Zwischenstufen bezeichnet, aus welchen durch innere oder
äußere Knospen die Individuen hervorgehen. Eines der complicirte-
sten Beispiele dieser Art, welches man bis jetzt kennt, möge als Bei-
spiel dieser Ammenzeugung dienen. Ein Eingeweidewurm, Monosto-
mum mutabile
erzeugt Eier, in deren Innern ein mit Flimmern
[Abbildung] Fig. 24. Fig. 25. Fig. 26.

Ammenzeugung des Monostomum mutabile.
Fig. 24 das Ei, Fig. 25 die freie Großamme, Fig. 26 die freie
Amme. a Eihülle, b Großamme, c Amme, d Augenpunkte.

besetzter Embryo
entsteht. Dieser
Embryo, den
man die Groß-
amme nennen
könnte, und der
niemals dem Mo-
nostomum ähn-
lich wird, geht zu
Grunde. Die
Großamme be-
wegt sich durch
einen Besatz von


[Abbildung] Fig. 21, 22, 23

Larve, Puppe und Bild des Schwalben-
ſchwanzes (Papilio Machaon Linné.)

zelner Organiſationstypen vor.
Das aus dem Ei hervorgebil-
dete Individuum wird zu kei-
ner Zeit dem Mutterthiere
ähnlich, es entwickelt vielmehr
in ſeinem Inneren, entweder
gleichzeitig oder nach einan-
der eine Reihe von Keimen,
die ſich zu neuen Weſen ge-
ſtalten und dabei oftmals wäh-
rend ihrer allmähligen Aus-
bildung bis zu dem Typus des
Mutterthieres ähnliche Ver-
wandlungen eingehen, wie die,
welche wir ſo eben betrachteten.
Zuweilen ſelbſt ſcheint dieſer
Prozeß des Untergangs des
Individuums und der Erzeugung neuer Keime aus demſelben
ſich mehrfach zu wiederholen, ſelbſt in der Weiſe, daß man innerhalb
des entſtehenden Tochterthieres das noch im Leibe der Mutter einge-
ſchloſſen iſt, das Enkelthier ſich bilden ſieht. Man hat dieſe ſeltſame
Weiſe der Fortpflanzung, den Generationswechſel oder die Am-
menzeugung
genannt und mit dem Namen Ammen, diejenigen ge-
ſchlechtloſen Zwiſchenſtufen bezeichnet, aus welchen durch innere oder
äußere Knospen die Individuen hervorgehen. Eines der complicirte-
ſten Beiſpiele dieſer Art, welches man bis jetzt kennt, möge als Bei-
ſpiel dieſer Ammenzeugung dienen. Ein Eingeweidewurm, Monosto-
mum mutabile
erzeugt Eier, in deren Innern ein mit Flimmern
[Abbildung] Fig. 24. Fig. 25. Fig. 26.

Ammenzeugung des Monostomum mutabile.
Fig. 24 das Ei, Fig. 25 die freie Großamme, Fig. 26 die freie
Amme. a Eihülle, b Großamme, c Amme, d Augenpunkte.

beſetzter Embryo
entſteht. Dieſer
Embryo, den
man die Groß-
amme nennen
könnte, und der
niemals dem Mo-
noſtomum ähn-
lich wird, geht zu
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[62/0068] [Abbildung Fig. 21, 22, 23 Larve, Puppe und Bild des Schwalben- ſchwanzes (Papilio Machaon Linné.)] zelner Organiſationstypen vor. Das aus dem Ei hervorgebil- dete Individuum wird zu kei- ner Zeit dem Mutterthiere ähnlich, es entwickelt vielmehr in ſeinem Inneren, entweder gleichzeitig oder nach einan- der eine Reihe von Keimen, die ſich zu neuen Weſen ge- ſtalten und dabei oftmals wäh- rend ihrer allmähligen Aus- bildung bis zu dem Typus des Mutterthieres ähnliche Ver- wandlungen eingehen, wie die, welche wir ſo eben betrachteten. Zuweilen ſelbſt ſcheint dieſer Prozeß des Untergangs des Individuums und der Erzeugung neuer Keime aus demſelben ſich mehrfach zu wiederholen, ſelbſt in der Weiſe, daß man innerhalb des entſtehenden Tochterthieres das noch im Leibe der Mutter einge- ſchloſſen iſt, das Enkelthier ſich bilden ſieht. Man hat dieſe ſeltſame Weiſe der Fortpflanzung, den Generationswechſel oder die Am- menzeugung genannt und mit dem Namen Ammen, diejenigen ge- ſchlechtloſen Zwiſchenſtufen bezeichnet, aus welchen durch innere oder äußere Knospen die Individuen hervorgehen. Eines der complicirte- ſten Beiſpiele dieſer Art, welches man bis jetzt kennt, möge als Bei- ſpiel dieſer Ammenzeugung dienen. Ein Eingeweidewurm, Monosto- mum mutabile erzeugt Eier, in deren Innern ein mit Flimmern [Abbildung Fig. 24. Fig. 25. Fig. 26. Ammenzeugung des Monostomum mutabile. Fig. 24 das Ei, Fig. 25 die freie Großamme, Fig. 26 die freie Amme. a Eihülle, b Großamme, c Amme, d Augenpunkte.] beſetzter Embryo entſteht. Dieſer Embryo, den man die Groß- amme nennen könnte, und der niemals dem Mo- noſtomum ähn- lich wird, geht zu Grunde. Die Großamme be- wegt ſich durch einen Beſatz von

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Zitationshilfe: Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1851, S. 62. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe01_1851/68>, abgerufen am 30.04.2024.