ser Art, namentlich unter den Krustenthieren und den Eingeweide- würmern finden.
Bei vielen Thieren geschieht die Ausbildung und Rückbildung des Körpers in so allmähliger Weise, daß es fast unmöglich ist, be- stimmte Stadien derselben nachzuweisen. Das Junge verläßt das Ei in einer Gestalt, die dem alten Thiere schon gewissermaßen ähnlich ist und nur durch die Verhältnisse der einzelnen Theile des Körpers, oder durch die mangelnde Ausbildung untergeordneter Organe sich unterscheidet. So verläßt der junge Fisch z. B. meist das Ei in einer Gestalt, welche zwar dem erwachsenen Thiere ähnlich ist, obgleich seine Flossen wenig ausgebildet und die Größenverhältnisse seiner Körper- theile so von dem Erwachsenen verschieden sind, daß es dem Unge- übten unmöglich ist, Gattung und Art zu erkennen. Dennoch aber geschieht die Umgestaltung der Flossen und der Körpertheile so allmäh- lig, daß man keinen bestimmten Haltpunkt erkennen kann.
Bei vielen und großen Thiergruppen findet das entgegengesetzte Verhältniß statt, sie gehen Verwandlungen ein, welche durch bestimmte charakteristische Epochen geschieden sind, meistens in der Art, daß in der äußeren Hülle des Thieres die neue Gestalt sich entwickelt und aus der gesprengten Hülle in vollendeter Form hervorgeht. Man hat diese, gewissermaßen plötzlich eintretenden Umänderungen, Metamor- phosen oder Verwandlungen genannt und sie besonders in den Reihen der Gliederthiere, fast in allgemeiner Verbreitung angetroffen. Zuweilen geschieht es, daß das Thier während einer ganzen Ent- wickelungsperiode, ohne Nahrung zu finden, in ruhendem Zustande verharrt, während welcher Zeit die innern Veränderungen vor sich gehen; in anderen Gruppen nimmt das Thier beständig Nahrung zu sich, während es in ähnlicher Weise successive Veränderungsperioden eingeht. Die Form, in welcher das Thier das Ei verläßt, wird die Larve, Raupe, Made (Larva), die zweite Verwandlungsstufe die Puppe (Pupa, Nympha), die dritte das Bild (Imago) genannt. Raupe, Puppe und Schmetterling sind die bekanntesten Beispiele solcher Verwand-
[Abbildung]
Fig. 21.
[Abbildung]
lungsstufen eines und desselben Individuums.
Eine abweichende Art der Metamorphose kommt bei nie- drig stehenden Gruppen ein-
ſer Art, namentlich unter den Kruſtenthieren und den Eingeweide- würmern finden.
Bei vielen Thieren geſchieht die Ausbildung und Rückbildung des Körpers in ſo allmähliger Weiſe, daß es faſt unmöglich iſt, be- ſtimmte Stadien derſelben nachzuweiſen. Das Junge verläßt das Ei in einer Geſtalt, die dem alten Thiere ſchon gewiſſermaßen ähnlich iſt und nur durch die Verhältniſſe der einzelnen Theile des Körpers, oder durch die mangelnde Ausbildung untergeordneter Organe ſich unterſcheidet. So verläßt der junge Fiſch z. B. meiſt das Ei in einer Geſtalt, welche zwar dem erwachſenen Thiere ähnlich iſt, obgleich ſeine Floſſen wenig ausgebildet und die Größenverhältniſſe ſeiner Körper- theile ſo von dem Erwachſenen verſchieden ſind, daß es dem Unge- übten unmöglich iſt, Gattung und Art zu erkennen. Dennoch aber geſchieht die Umgeſtaltung der Floſſen und der Körpertheile ſo allmäh- lig, daß man keinen beſtimmten Haltpunkt erkennen kann.
Bei vielen und großen Thiergruppen findet das entgegengeſetzte Verhältniß ſtatt, ſie gehen Verwandlungen ein, welche durch beſtimmte charakteriſtiſche Epochen geſchieden ſind, meiſtens in der Art, daß in der äußeren Hülle des Thieres die neue Geſtalt ſich entwickelt und aus der geſprengten Hülle in vollendeter Form hervorgeht. Man hat dieſe, gewiſſermaßen plötzlich eintretenden Umänderungen, Metamor- phoſen oder Verwandlungen genannt und ſie beſonders in den Reihen der Gliederthiere, faſt in allgemeiner Verbreitung angetroffen. Zuweilen geſchieht es, daß das Thier während einer ganzen Ent- wickelungsperiode, ohne Nahrung zu finden, in ruhendem Zuſtande verharrt, während welcher Zeit die innern Veränderungen vor ſich gehen; in anderen Gruppen nimmt das Thier beſtändig Nahrung zu ſich, während es in ähnlicher Weiſe ſucceſſive Veränderungsperioden eingeht. Die Form, in welcher das Thier das Ei verläßt, wird die Larve, Raupe, Made (Larva), die zweite Verwandlungsſtufe die Puppe (Pupa, Nympha), die dritte das Bild (Imago) genannt. Raupe, Puppe und Schmetterling ſind die bekannteſten Beiſpiele ſolcher Verwand-
[Abbildung]
Fig. 21.
[Abbildung]
lungsſtufen eines und deſſelben Individuums.
Eine abweichende Art der Metamorphoſe kommt bei nie- drig ſtehenden Gruppen ein-
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0067"n="61"/>ſer Art, namentlich unter den Kruſtenthieren und den Eingeweide-<lb/>
würmern finden.</p><lb/><p>Bei vielen Thieren geſchieht die Ausbildung und Rückbildung<lb/>
des Körpers in ſo allmähliger Weiſe, daß es faſt unmöglich iſt, be-<lb/>ſtimmte Stadien derſelben nachzuweiſen. Das Junge verläßt das Ei<lb/>
in einer Geſtalt, die dem alten Thiere ſchon gewiſſermaßen ähnlich iſt<lb/>
und nur durch die Verhältniſſe der einzelnen Theile des Körpers,<lb/>
oder durch die mangelnde Ausbildung untergeordneter Organe ſich<lb/>
unterſcheidet. So verläßt der junge Fiſch z. B. meiſt das Ei in einer<lb/>
Geſtalt, welche zwar dem erwachſenen Thiere ähnlich iſt, obgleich ſeine<lb/>
Floſſen wenig ausgebildet und die Größenverhältniſſe ſeiner Körper-<lb/>
theile ſo von dem Erwachſenen verſchieden ſind, daß es dem Unge-<lb/>
übten unmöglich iſt, Gattung und Art zu erkennen. Dennoch aber<lb/>
geſchieht die Umgeſtaltung der Floſſen und der Körpertheile ſo allmäh-<lb/>
lig, daß man keinen beſtimmten Haltpunkt erkennen kann.</p><lb/><p>Bei vielen und großen Thiergruppen findet das entgegengeſetzte<lb/>
Verhältniß ſtatt, ſie gehen Verwandlungen ein, welche durch beſtimmte<lb/>
charakteriſtiſche Epochen geſchieden ſind, meiſtens in der Art, daß in<lb/>
der äußeren Hülle des Thieres die neue Geſtalt ſich entwickelt und<lb/>
aus der geſprengten Hülle in vollendeter Form hervorgeht. Man hat<lb/>
dieſe, gewiſſermaßen plötzlich eintretenden Umänderungen, <hirendition="#g">Metamor-<lb/>
phoſen</hi> oder <hirendition="#g">Verwandlungen</hi> genannt und ſie beſonders in den<lb/>
Reihen der Gliederthiere, faſt in allgemeiner Verbreitung angetroffen.<lb/>
Zuweilen geſchieht es, daß das Thier während einer ganzen Ent-<lb/>
wickelungsperiode, ohne Nahrung zu finden, in ruhendem Zuſtande<lb/>
verharrt, während welcher Zeit die innern Veränderungen vor ſich<lb/>
gehen; in anderen Gruppen nimmt das Thier beſtändig Nahrung zu<lb/>ſich, während es in ähnlicher Weiſe ſucceſſive Veränderungsperioden<lb/>
eingeht. Die Form, in welcher das Thier das Ei verläßt, wird die<lb/>
Larve, Raupe, Made (<hirendition="#aq">Larva</hi>), die zweite Verwandlungsſtufe die Puppe<lb/>
(<hirendition="#aq">Pupa, Nympha</hi>), die dritte das Bild (<hirendition="#aq">Imago</hi>) genannt. Raupe, Puppe<lb/>
und Schmetterling ſind die bekannteſten Beiſpiele ſolcher Verwand-<lb/><figure><head>Fig. 21.</head></figure><lb/><figure/> lungsſtufen eines und deſſelben<lb/>
Individuums.</p><lb/><p>Eine abweichende Art der<lb/>
Metamorphoſe kommt bei nie-<lb/>
drig ſtehenden Gruppen ein-<lb/></p></div></body></text></TEI>
[61/0067]
ſer Art, namentlich unter den Kruſtenthieren und den Eingeweide-
würmern finden.
Bei vielen Thieren geſchieht die Ausbildung und Rückbildung
des Körpers in ſo allmähliger Weiſe, daß es faſt unmöglich iſt, be-
ſtimmte Stadien derſelben nachzuweiſen. Das Junge verläßt das Ei
in einer Geſtalt, die dem alten Thiere ſchon gewiſſermaßen ähnlich iſt
und nur durch die Verhältniſſe der einzelnen Theile des Körpers,
oder durch die mangelnde Ausbildung untergeordneter Organe ſich
unterſcheidet. So verläßt der junge Fiſch z. B. meiſt das Ei in einer
Geſtalt, welche zwar dem erwachſenen Thiere ähnlich iſt, obgleich ſeine
Floſſen wenig ausgebildet und die Größenverhältniſſe ſeiner Körper-
theile ſo von dem Erwachſenen verſchieden ſind, daß es dem Unge-
übten unmöglich iſt, Gattung und Art zu erkennen. Dennoch aber
geſchieht die Umgeſtaltung der Floſſen und der Körpertheile ſo allmäh-
lig, daß man keinen beſtimmten Haltpunkt erkennen kann.
Bei vielen und großen Thiergruppen findet das entgegengeſetzte
Verhältniß ſtatt, ſie gehen Verwandlungen ein, welche durch beſtimmte
charakteriſtiſche Epochen geſchieden ſind, meiſtens in der Art, daß in
der äußeren Hülle des Thieres die neue Geſtalt ſich entwickelt und
aus der geſprengten Hülle in vollendeter Form hervorgeht. Man hat
dieſe, gewiſſermaßen plötzlich eintretenden Umänderungen, Metamor-
phoſen oder Verwandlungen genannt und ſie beſonders in den
Reihen der Gliederthiere, faſt in allgemeiner Verbreitung angetroffen.
Zuweilen geſchieht es, daß das Thier während einer ganzen Ent-
wickelungsperiode, ohne Nahrung zu finden, in ruhendem Zuſtande
verharrt, während welcher Zeit die innern Veränderungen vor ſich
gehen; in anderen Gruppen nimmt das Thier beſtändig Nahrung zu
ſich, während es in ähnlicher Weiſe ſucceſſive Veränderungsperioden
eingeht. Die Form, in welcher das Thier das Ei verläßt, wird die
Larve, Raupe, Made (Larva), die zweite Verwandlungsſtufe die Puppe
(Pupa, Nympha), die dritte das Bild (Imago) genannt. Raupe, Puppe
und Schmetterling ſind die bekannteſten Beiſpiele ſolcher Verwand-
[Abbildung Fig. 21.]
[Abbildung]
lungsſtufen eines und deſſelben
Individuums.
Eine abweichende Art der
Metamorphoſe kommt bei nie-
drig ſtehenden Gruppen ein-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1851, S. 61. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe01_1851/67>, abgerufen am 04.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.