Holzstück mit einer Gallerie des grauen Holz- bockes (Lamia vomicosa). a Eierhaufen. b Ausgewachsene, fuß- lose Larve. c Puppe.
dem Kopfe folgenden Körperringeln an der Unterfläche und bestehen meist aus fünf Gelenken, von wel- chen das letzte dem Tarsus ent- spricht und bei den Larven der Fleischfresser mit zwei, bei den Mai- wurmlarven (Meloida) mit drei, bei allen übrigen mit nur einer Klaue bewaffnet ist. Die Länge der Beine steht meist mit der Lebhaftigkeit und der Beutelust der Larven im Ver- hältniß. Der Leib besteht hinter den Beinetragenden Ringeln aus neun Ringeln, so daß also außer dem Kopfe im Ganzen zwölf Seg- mente vorhanden sind, eine Regel, wovon indeß die Wasserkäferlarven eine Ausnahme machen, deren Leib nur eilf Segmente zählt. Ein Paar Athemlöcher steht an der Brust, acht Paare an den acht ersten Hinter- leibssegmenten. Der After tritt meist röhrenförmig oder warzenför- mig hervor und wird zum Nach- schieben des Körpers benutzt, da solche Afterfüße und Nachschieber, wie Schmetterlings- und Holzwespen- Raupen sie besitzen, den Käferlarven gänzlich abgehen.
Die raubenden Käferlarven leben meist in Erdlöchern, im Miste, unter Baumrinden, im Mulme, in Gängen und Nestern anderer In- sekten, deren Larven sie besonders heimsuchen. Nur wenige überraschen ihre Beute im Schusse oder Sprunge, indem sie vorher darauf lauern (dies thun besonders die Larven der Sand- und Wasserkäfer), die meisten fressen fußlose oder träge Thiere und namentlich Larven, zu- weilen auch Weichthiere (Schnecken) an. Die Holzfresser bohren sich Gänge, oft in dem härtesten Holze, meist aber in den weicheren Theilen, im Marke, dem Splinte und Baste und unter den Rinden. Viele fressen faulende oder verwesende Stoffe -- einige werden uns besonders schädlich durch Zerstörung der Wurzeln, die sie unter der Erde aufsuchen.
[Abbildung]
Fig. 843.
Holzſtück mit einer Gallerie des grauen Holz- bockes (Lamia vomicosa). a Eierhaufen. b Ausgewachſene, fuß- loſe Larve. c Puppe.
dem Kopfe folgenden Körperringeln an der Unterfläche und beſtehen meiſt aus fünf Gelenken, von wel- chen das letzte dem Tarſus ent- ſpricht und bei den Larven der Fleiſchfreſſer mit zwei, bei den Mai- wurmlarven (Meloida) mit drei, bei allen übrigen mit nur einer Klaue bewaffnet iſt. Die Länge der Beine ſteht meiſt mit der Lebhaftigkeit und der Beuteluſt der Larven im Ver- hältniß. Der Leib beſteht hinter den Beinetragenden Ringeln aus neun Ringeln, ſo daß alſo außer dem Kopfe im Ganzen zwölf Seg- mente vorhanden ſind, eine Regel, wovon indeß die Waſſerkäferlarven eine Ausnahme machen, deren Leib nur eilf Segmente zählt. Ein Paar Athemlöcher ſteht an der Bruſt, acht Paare an den acht erſten Hinter- leibsſegmenten. Der After tritt meiſt röhrenförmig oder warzenför- mig hervor und wird zum Nach- ſchieben des Körpers benutzt, da ſolche Afterfüße und Nachſchieber, wie Schmetterlings- und Holzwespen- Raupen ſie beſitzen, den Käferlarven gänzlich abgehen.
Die raubenden Käferlarven leben meiſt in Erdlöchern, im Miſte, unter Baumrinden, im Mulme, in Gängen und Neſtern anderer In- ſekten, deren Larven ſie beſonders heimſuchen. Nur wenige überraſchen ihre Beute im Schuſſe oder Sprunge, indem ſie vorher darauf lauern (dies thun beſonders die Larven der Sand- und Waſſerkäfer), die meiſten freſſen fußloſe oder träge Thiere und namentlich Larven, zu- weilen auch Weichthiere (Schnecken) an. Die Holzfreſſer bohren ſich Gänge, oft in dem härteſten Holze, meiſt aber in den weicheren Theilen, im Marke, dem Splinte und Baſte und unter den Rinden. Viele freſſen faulende oder verweſende Stoffe — einige werden uns beſonders ſchädlich durch Zerſtörung der Wurzeln, die ſie unter der Erde aufſuchen.
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[Abbildung Fig. 843.
Holzſtück mit einer Gallerie des grauen Holz-
bockes (Lamia vomicosa).
a Eierhaufen. b Ausgewachſene, fuß-
loſe Larve. c Puppe.]
dem Kopfe folgenden Körperringeln
an der Unterfläche und beſtehen
meiſt aus fünf Gelenken, von wel-
chen das letzte dem Tarſus ent-
ſpricht und bei den Larven der
Fleiſchfreſſer mit zwei, bei den Mai-
wurmlarven (Meloida) mit drei, bei
allen übrigen mit nur einer Klaue
bewaffnet iſt. Die Länge der Beine
ſteht meiſt mit der Lebhaftigkeit und
der Beuteluſt der Larven im Ver-
hältniß. Der Leib beſteht hinter
den Beinetragenden Ringeln aus
neun Ringeln, ſo daß alſo außer
dem Kopfe im Ganzen zwölf Seg-
mente vorhanden ſind, eine Regel,
wovon indeß die Waſſerkäferlarven
eine Ausnahme machen, deren Leib
nur eilf Segmente zählt. Ein Paar
Athemlöcher ſteht an der Bruſt, acht
Paare an den acht erſten Hinter-
leibsſegmenten. Der After tritt
meiſt röhrenförmig oder warzenför-
mig hervor und wird zum Nach-
ſchieben des Körpers benutzt, da
ſolche Afterfüße und Nachſchieber, wie Schmetterlings- und Holzwespen-
Raupen ſie beſitzen, den Käferlarven gänzlich abgehen.
Die raubenden Käferlarven leben meiſt in Erdlöchern, im Miſte,
unter Baumrinden, im Mulme, in Gängen und Neſtern anderer In-
ſekten, deren Larven ſie beſonders heimſuchen. Nur wenige überraſchen
ihre Beute im Schuſſe oder Sprunge, indem ſie vorher darauf lauern
(dies thun beſonders die Larven der Sand- und Waſſerkäfer), die
meiſten freſſen fußloſe oder träge Thiere und namentlich Larven, zu-
weilen auch Weichthiere (Schnecken) an. Die Holzfreſſer bohren ſich
Gänge, oft in dem härteſten Holze, meiſt aber in den weicheren
Theilen, im Marke, dem Splinte und Baſte und unter den Rinden.
Viele freſſen faulende oder verweſende Stoffe — einige werden uns
beſonders ſchädlich durch Zerſtörung der Wurzeln, die ſie unter der
Erde aufſuchen.
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Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1851, S. 649. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe01_1851/655>, abgerufen am 05.12.2024.
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