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Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1851.

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Flügel sind fein gegittert, die Tarsen fünfgliedrig. Die platten kurz-
leibigen Larven leben im Sande vom Raube; die des Ameisenlöwen,

[Abbildung] Fig 819.

Larve des Ameisenlöwen

[Abbildung] Fig. 820.

Die Larve in ihrem Sandtrichter mit
aufgesperrten Kiefern lauernd.

deren Kopf und Vorder-
brust sehr klein sind, wäh-
rend die beiden Hinter-
ringe der Brust mit dem
breiten Leibe verschmol-
zen sind, legt sich an einem
vor Regen geschützten
Orte, besonders unter
Dachtraufen und Stei-
nen im Sande ein kegel-
förmiges Loch an, in dessen Grunde sie mit aufgesperrten Kiefer-
zangen lauert; kleine Insekten, welche hineinfallen, werden augenblicklich
erfaßt und ihr Sturz noch dadurch beschleunigt, daß ihnen der Amei-
senlöwe eine Ladung Sand von unten her mit den Kiefern anwirft.
Die Kiefer haben an der Spitze eine feine Oeffnung, die sich in einen
Kanal fortsetzt, der im Kopfe sich mit dem der andern Seite zum
Schlunde vereinigt; dem Opfer werden die beiden Kneifzangen in den
Leib geschlagen und dann dasselbe ausgesogen. Die Larven gehen rück-
wärts. Myrmeleon; Ascalaphus.

Die Schnabelfliegen (Panorpida) haben einen kleinen schnabel-

[Abbildung] Fig 821.

Egyptische Schnabelfliege (Panorpa aegyptiaca.)

förmig verlängerten
Kopf, borstenförmige
meist kurze Fühler,
die zuweilen federar-
tig sind, drei Neben-
Augen, schneidende
Kinnladen und vier
Taster, von denen die
Ladentaster vier- bis
fünfgliedrig, die Lip-
pentaster zwei- bis
dreigliedrig sind. Füße und Flügel wechseln sehr in dieser Familie;
erstere haben zwar stets fünf Tarsalglieder, sind aber bald sehr lang
und stachlich, wodurch die Thiere den Schnaken ähnlich sehen; bald
kurz und haarig; die Flügel sind meist nur wenig geadert und einan-

Flügel ſind fein gegittert, die Tarſen fünfgliedrig. Die platten kurz-
leibigen Larven leben im Sande vom Raube; die des Ameiſenlöwen,

[Abbildung] Fig 819.

Larve des Ameiſenlöwen

[Abbildung] Fig. 820.

Die Larve in ihrem Sandtrichter mit
aufgeſperrten Kiefern lauernd.

deren Kopf und Vorder-
bruſt ſehr klein ſind, wäh-
rend die beiden Hinter-
ringe der Bruſt mit dem
breiten Leibe verſchmol-
zen ſind, legt ſich an einem
vor Regen geſchützten
Orte, beſonders unter
Dachtraufen und Stei-
nen im Sande ein kegel-
förmiges Loch an, in deſſen Grunde ſie mit aufgeſperrten Kiefer-
zangen lauert; kleine Inſekten, welche hineinfallen, werden augenblicklich
erfaßt und ihr Sturz noch dadurch beſchleunigt, daß ihnen der Amei-
ſenlöwe eine Ladung Sand von unten her mit den Kiefern anwirft.
Die Kiefer haben an der Spitze eine feine Oeffnung, die ſich in einen
Kanal fortſetzt, der im Kopfe ſich mit dem der andern Seite zum
Schlunde vereinigt; dem Opfer werden die beiden Kneifzangen in den
Leib geſchlagen und dann daſſelbe ausgeſogen. Die Larven gehen rück-
wärts. Myrmeleon; Ascalaphus.

Die Schnabelfliegen (Panorpida) haben einen kleinen ſchnabel-

[Abbildung] Fig 821.

Egyptiſche Schnabelfliege (Panorpa aegyptiaca.)

förmig verlängerten
Kopf, borſtenförmige
meiſt kurze Fühler,
die zuweilen federar-
tig ſind, drei Neben-
Augen, ſchneidende
Kinnladen und vier
Taſter, von denen die
Ladentaſter vier- bis
fünfgliedrig, die Lip-
pentaſter zwei- bis
dreigliedrig ſind. Füße und Flügel wechſeln ſehr in dieſer Familie;
erſtere haben zwar ſtets fünf Tarſalglieder, ſind aber bald ſehr lang
und ſtachlich, wodurch die Thiere den Schnaken ähnlich ſehen; bald
kurz und haarig; die Flügel ſind meiſt nur wenig geadert und einan-

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[640/0646] Flügel ſind fein gegittert, die Tarſen fünfgliedrig. Die platten kurz- leibigen Larven leben im Sande vom Raube; die des Ameiſenlöwen, [Abbildung Fig 819. Larve des Ameiſenlöwen] [Abbildung Fig. 820. Die Larve in ihrem Sandtrichter mit aufgeſperrten Kiefern lauernd.] deren Kopf und Vorder- bruſt ſehr klein ſind, wäh- rend die beiden Hinter- ringe der Bruſt mit dem breiten Leibe verſchmol- zen ſind, legt ſich an einem vor Regen geſchützten Orte, beſonders unter Dachtraufen und Stei- nen im Sande ein kegel- förmiges Loch an, in deſſen Grunde ſie mit aufgeſperrten Kiefer- zangen lauert; kleine Inſekten, welche hineinfallen, werden augenblicklich erfaßt und ihr Sturz noch dadurch beſchleunigt, daß ihnen der Amei- ſenlöwe eine Ladung Sand von unten her mit den Kiefern anwirft. Die Kiefer haben an der Spitze eine feine Oeffnung, die ſich in einen Kanal fortſetzt, der im Kopfe ſich mit dem der andern Seite zum Schlunde vereinigt; dem Opfer werden die beiden Kneifzangen in den Leib geſchlagen und dann daſſelbe ausgeſogen. Die Larven gehen rück- wärts. Myrmeleon; Ascalaphus. Die Schnabelfliegen (Panorpida) haben einen kleinen ſchnabel- [Abbildung Fig 821. Egyptiſche Schnabelfliege (Panorpa aegyptiaca.)] förmig verlängerten Kopf, borſtenförmige meiſt kurze Fühler, die zuweilen federar- tig ſind, drei Neben- Augen, ſchneidende Kinnladen und vier Taſter, von denen die Ladentaſter vier- bis fünfgliedrig, die Lip- pentaſter zwei- bis dreigliedrig ſind. Füße und Flügel wechſeln ſehr in dieſer Familie; erſtere haben zwar ſtets fünf Tarſalglieder, ſind aber bald ſehr lang und ſtachlich, wodurch die Thiere den Schnaken ähnlich ſehen; bald kurz und haarig; die Flügel ſind meiſt nur wenig geadert und einan-

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Zitationshilfe: Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1851, S. 640. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe01_1851/646>, abgerufen am 15.06.2024.