zeit sehr häufig mit großen, schönen Arten, was auf eine reiche südliche Wäldervegetation in der jetzigen gemäßigten Zone zu jener Zeit schlie- ßen läßt. Ueberhaupt sind aber die Geradflügler die ältesten Insekten, denn Schaben, Schnarrschrecken und Laubschrecken finden sich schon in der Kohlenperiode und von da an ununterbrochen in allen Formatio- nen mit mehr südlichen Arten.
Unterklasse der Insekten mit vollkommener Verwandlung. (Holometabola.)
Die Ordnung der Zweiflügler (Diptera) ist vielleicht die zahlreichste unter den Insekten, selbst die der Käfer nicht ausgenommen, wenn sie gleich weit weniger gekannt ist und namentlich die Arten des Auslandes unverhältnißmäßig wenig untersucht sind. Es sind meist kleine, zarte Insekten, deren Aufbewahrung ziemliche Schwierigkeiten, besonders für Reisende, mit sich bringt.
Man unterscheidet bei den Zweiflüglern, wie bei fast allen Insek- ten, die drei größeren Körperabschnitte -- Kopf, Brust und Bauch -- namentlich ist der erstere häufig durch einen dünnen Hals von der Brust getrennt. Nur bei einigen parasitischen, ungeflügelten Gattun- gen scheint der Kopf entweder nur sehr klein oder selbst in ähnlicher Weise, wie bei den Spinnen, mit der Brust fast zu einer Masse ver- schmolzen. Die allgemeine Körperbedeckung ist weich, häutig dehnbar; obgleich man, namentlich am Hinterleibe, noch immer die einzelnen härteren Ringel mit zwischenliegenden weicheren Hautfalten unterschei- den kann, so zeigt sich doch nie jene Härte der Bedeckungen, welche bei manchen andern Ordnungen, besonders den Käfern, zu finden ist.
Die Fühler sind bei den Zweiflüglern fast stets vorn auf dem Kopfe, an der Stirn, zwischen den Augen eingelenkt und mit ihrer Basis einander genähert. Sie zeigen zwei sehr verschiedene Typen, wonach man auch die ganze Ordnung in zwei Unterordnungen, Langhörner und Kurzhörner, zerfällt hat. Bei den letzteren ist der Fühler stets kürzer als der Körper und nie aus mehr als drei Glie- dern zusammengesetzt. Das oder die beiden ersten Glieder sind cy- lindrisch, stielförmig, das letzte hingegen breit, spindelförmig oder schwammartig und einzig mit jenen feinen Riechgruben versehen, die
zeit ſehr häufig mit großen, ſchönen Arten, was auf eine reiche ſüdliche Wäldervegetation in der jetzigen gemäßigten Zone zu jener Zeit ſchlie- ßen läßt. Ueberhaupt ſind aber die Geradflügler die älteſten Inſekten, denn Schaben, Schnarrſchrecken und Laubſchrecken finden ſich ſchon in der Kohlenperiode und von da an ununterbrochen in allen Formatio- nen mit mehr ſüdlichen Arten.
Unterklaſſe der Inſekten mit vollkommener Verwandlung. (Holometabola.)
Die Ordnung der Zweiflügler (Diptera) iſt vielleicht die zahlreichſte unter den Inſekten, ſelbſt die der Käfer nicht ausgenommen, wenn ſie gleich weit weniger gekannt iſt und namentlich die Arten des Auslandes unverhältnißmäßig wenig unterſucht ſind. Es ſind meiſt kleine, zarte Inſekten, deren Aufbewahrung ziemliche Schwierigkeiten, beſonders für Reiſende, mit ſich bringt.
Man unterſcheidet bei den Zweiflüglern, wie bei faſt allen Inſek- ten, die drei größeren Körperabſchnitte — Kopf, Bruſt und Bauch — namentlich iſt der erſtere häufig durch einen dünnen Hals von der Bruſt getrennt. Nur bei einigen paraſitiſchen, ungeflügelten Gattun- gen ſcheint der Kopf entweder nur ſehr klein oder ſelbſt in ähnlicher Weiſe, wie bei den Spinnen, mit der Bruſt faſt zu einer Maſſe ver- ſchmolzen. Die allgemeine Körperbedeckung iſt weich, häutig dehnbar; obgleich man, namentlich am Hinterleibe, noch immer die einzelnen härteren Ringel mit zwiſchenliegenden weicheren Hautfalten unterſchei- den kann, ſo zeigt ſich doch nie jene Härte der Bedeckungen, welche bei manchen andern Ordnungen, beſonders den Käfern, zu finden iſt.
Die Fühler ſind bei den Zweiflüglern faſt ſtets vorn auf dem Kopfe, an der Stirn, zwiſchen den Augen eingelenkt und mit ihrer Baſis einander genähert. Sie zeigen zwei ſehr verſchiedene Typen, wonach man auch die ganze Ordnung in zwei Unterordnungen, Langhörner und Kurzhörner, zerfällt hat. Bei den letzteren iſt der Fühler ſtets kürzer als der Körper und nie aus mehr als drei Glie- dern zuſammengeſetzt. Das oder die beiden erſten Glieder ſind cy- lindriſch, ſtielförmig, das letzte hingegen breit, ſpindelförmig oder ſchwammartig und einzig mit jenen feinen Riechgruben verſehen, die
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zeit ſehr häufig mit großen, ſchönen Arten, was auf eine reiche ſüdliche
Wäldervegetation in der jetzigen gemäßigten Zone zu jener Zeit ſchlie-
ßen läßt. Ueberhaupt ſind aber die Geradflügler die älteſten Inſekten,
denn Schaben, Schnarrſchrecken und Laubſchrecken finden ſich ſchon in
der Kohlenperiode und von da an ununterbrochen in allen Formatio-
nen mit mehr ſüdlichen Arten.
Unterklaſſe der Inſekten mit vollkommener Verwandlung.
(Holometabola.)
Die Ordnung der Zweiflügler (Diptera) iſt vielleicht die
zahlreichſte unter den Inſekten, ſelbſt die der Käfer nicht ausgenommen,
wenn ſie gleich weit weniger gekannt iſt und namentlich die Arten des
Auslandes unverhältnißmäßig wenig unterſucht ſind. Es ſind meiſt
kleine, zarte Inſekten, deren Aufbewahrung ziemliche Schwierigkeiten,
beſonders für Reiſende, mit ſich bringt.
Man unterſcheidet bei den Zweiflüglern, wie bei faſt allen Inſek-
ten, die drei größeren Körperabſchnitte — Kopf, Bruſt und Bauch —
namentlich iſt der erſtere häufig durch einen dünnen Hals von der
Bruſt getrennt. Nur bei einigen paraſitiſchen, ungeflügelten Gattun-
gen ſcheint der Kopf entweder nur ſehr klein oder ſelbſt in ähnlicher
Weiſe, wie bei den Spinnen, mit der Bruſt faſt zu einer Maſſe ver-
ſchmolzen. Die allgemeine Körperbedeckung iſt weich, häutig dehnbar;
obgleich man, namentlich am Hinterleibe, noch immer die einzelnen
härteren Ringel mit zwiſchenliegenden weicheren Hautfalten unterſchei-
den kann, ſo zeigt ſich doch nie jene Härte der Bedeckungen, welche
bei manchen andern Ordnungen, beſonders den Käfern, zu finden iſt.
Die Fühler ſind bei den Zweiflüglern faſt ſtets vorn auf dem
Kopfe, an der Stirn, zwiſchen den Augen eingelenkt und mit ihrer
Baſis einander genähert. Sie zeigen zwei ſehr verſchiedene Typen,
wonach man auch die ganze Ordnung in zwei Unterordnungen,
Langhörner und Kurzhörner, zerfällt hat. Bei den letzteren iſt der
Fühler ſtets kürzer als der Körper und nie aus mehr als drei Glie-
dern zuſammengeſetzt. Das oder die beiden erſten Glieder ſind cy-
lindriſch, ſtielförmig, das letzte hingegen breit, ſpindelförmig oder
ſchwammartig und einzig mit jenen feinen Riechgruben verſehen, die
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Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1851, S. 594. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe01_1851/600>, abgerufen am 24.11.2024.
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