das Gewebe die Puppe mehr oder minder einhüllt. Jedes Larven- gespinnste besteht demnach nur aus einem einzigen Seidenfaden, der abgesponnen werden kann, aber zu industriellen Zwecken viel zu fein ist. Außer diesen beiden Hauptorganen der Larven, dem Darmkanale und den Spinndrüsen, findet man noch das Rückengefäß meist in höherem Grade entwickelt, als bei dem Bilde, und das langge- streckte Bauchmark aus einzelnen distanzirten Knoten von fast gleicher Größe zusammengesetzt. Die Geschlechtsorgane sind in höchst rudimentärem Zustande vorhanden, und bestehen hauptsächlich nur aus den inneren, keimbereitenden Organen, die noch außerordentlich klein und schwer aufzufinden sind. Die meiste Verschiedenheit von dem Bilde zeigen die Athemorgane vieler Larven, welche im Wasser leben. Die an freier Luft lebenden Larven haben stets Stigmen und einfach verzweigte Luftröhren ohne blasenförmige Erweiterungen; -- zuweilen sind die Stigmen unter Falten verdeckt, in anderen Fällen mit einer siebartig durchlöcherten Hornplatte verschlossen; -- bei vielen
[Abbildung]
Fig. 663.
Larve einer Schnacke (Culex). t Die Athemröhre.
[Abbildung]
Fig. 664.
Larve einer Eintagsfliege (Ephemera) mit seitlichen Tracheen- kiemen, die zugleich als Ruder dienen.
im Wasser oder im Schlamme lebenden Larven ist der Hinterleib zu einer Athemröhre ausgezogen, welche von den Larven an die Oberfläche des Wassers ge- bracht wird, so daß sie von dort her unmittelbar Luft schöpfen. In dem Puppenzustande werden diese am Hinterleibe angebrachten Athemröhren meist in die Nackengegend versetzt. Die mit solchen Athemröhren versehenen Larven und Puppen müssen begreiflicher Weise die Oeffnungen derselben stets an die Ober- fläche bringen, um Luft schöpfen zu können, während dieß bei den Larven nicht nöthig ist, welche soge- nannte Tracheenkiemen besitzen. Es sind diese Organe zarte Hautfortsätze in Form von Büschel- haaren, Federn oder Blättchen, welche zu beiden Seiten des Leibes stehen, und in denen unter der zarten Hautbedeckung sich sehr dünne, geschlossene Luftröhren vielfach verzweigen. Bei anderen Larven ist sogar die ganze, dünne Hautoberfläche gleichsam der Repräsentant dieser Kiementracheen, während be- sondere Anhänge dieser Art fehlen. Offenbar geht die Athmung mittelst dieser nach Außen geschlossenen Luftröhren in der Weise vor sich, daß die Luft durch die dünnen Hautüberzüge hindurch aus dem Wasser abgeschieden wird und nun in den Luftröhren cirkulirt.
das Gewebe die Puppe mehr oder minder einhüllt. Jedes Larven- geſpinnſte beſteht demnach nur aus einem einzigen Seidenfaden, der abgeſponnen werden kann, aber zu induſtriellen Zwecken viel zu fein iſt. Außer dieſen beiden Hauptorganen der Larven, dem Darmkanale und den Spinndrüſen, findet man noch das Rückengefäß meiſt in höherem Grade entwickelt, als bei dem Bilde, und das langge- ſtreckte Bauchmark aus einzelnen diſtanzirten Knoten von faſt gleicher Größe zuſammengeſetzt. Die Geſchlechtsorgane ſind in höchſt rudimentärem Zuſtande vorhanden, und beſtehen hauptſächlich nur aus den inneren, keimbereitenden Organen, die noch außerordentlich klein und ſchwer aufzufinden ſind. Die meiſte Verſchiedenheit von dem Bilde zeigen die Athemorgane vieler Larven, welche im Waſſer leben. Die an freier Luft lebenden Larven haben ſtets Stigmen und einfach verzweigte Luftröhren ohne blaſenförmige Erweiterungen; — zuweilen ſind die Stigmen unter Falten verdeckt, in anderen Fällen mit einer ſiebartig durchlöcherten Hornplatte verſchloſſen; — bei vielen
[Abbildung]
Fig. 663.
Larve einer Schnacke (Culex). t Die Athemröhre.
[Abbildung]
Fig. 664.
Larve einer Eintagsfliege (Ephemera) mit ſeitlichen Tracheen- kiemen, die zugleich als Ruder dienen.
im Waſſer oder im Schlamme lebenden Larven iſt der Hinterleib zu einer Athemröhre ausgezogen, welche von den Larven an die Oberfläche des Waſſers ge- bracht wird, ſo daß ſie von dort her unmittelbar Luft ſchöpfen. In dem Puppenzuſtande werden dieſe am Hinterleibe angebrachten Athemröhren meiſt in die Nackengegend verſetzt. Die mit ſolchen Athemröhren verſehenen Larven und Puppen müſſen begreiflicher Weiſe die Oeffnungen derſelben ſtets an die Ober- fläche bringen, um Luft ſchöpfen zu können, während dieß bei den Larven nicht nöthig iſt, welche ſoge- nannte Tracheenkiemen beſitzen. Es ſind dieſe Organe zarte Hautfortſätze in Form von Büſchel- haaren, Federn oder Blättchen, welche zu beiden Seiten des Leibes ſtehen, und in denen unter der zarten Hautbedeckung ſich ſehr dünne, geſchloſſene Luftröhren vielfach verzweigen. Bei anderen Larven iſt ſogar die ganze, dünne Hautoberfläche gleichſam der Repräſentant dieſer Kiementracheen, während be- ſondere Anhänge dieſer Art fehlen. Offenbar geht die Athmung mittelſt dieſer nach Außen geſchloſſenen Luftröhren in der Weiſe vor ſich, daß die Luft durch die dünnen Hautüberzüge hindurch aus dem Waſſer abgeſchieden wird und nun in den Luftröhren cirkulirt.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0557"n="551"/>
das Gewebe die Puppe mehr oder minder einhüllt. Jedes Larven-<lb/>
geſpinnſte beſteht demnach nur aus einem einzigen Seidenfaden, der<lb/>
abgeſponnen werden kann, aber zu induſtriellen Zwecken viel zu fein<lb/>
iſt. Außer dieſen beiden Hauptorganen der Larven, dem Darmkanale<lb/>
und den Spinndrüſen, findet man noch das <hirendition="#g">Rückengefäß</hi> meiſt<lb/>
in höherem Grade entwickelt, als bei dem Bilde, und das langge-<lb/>ſtreckte Bauchmark aus einzelnen diſtanzirten Knoten von faſt gleicher<lb/>
Größe zuſammengeſetzt. Die <hirendition="#g">Geſchlechtsorgane</hi>ſind in höchſt<lb/>
rudimentärem Zuſtande vorhanden, und beſtehen hauptſächlich nur<lb/>
aus den inneren, keimbereitenden Organen, die noch außerordentlich<lb/>
klein und ſchwer aufzufinden ſind. Die meiſte Verſchiedenheit von<lb/>
dem Bilde zeigen die <hirendition="#g">Athemorgane</hi> vieler Larven, welche im Waſſer<lb/>
leben. Die an freier Luft lebenden Larven haben ſtets Stigmen und<lb/>
einfach verzweigte Luftröhren ohne blaſenförmige Erweiterungen; —<lb/>
zuweilen ſind die Stigmen unter Falten verdeckt, in anderen Fällen<lb/>
mit einer ſiebartig durchlöcherten Hornplatte verſchloſſen; — bei vielen<lb/><figure><head>Fig. 663.</head><lb/><p>Larve einer Schnacke<lb/>
(<hirendition="#aq">Culex</hi>).<lb/><hirendition="#aq">t</hi> Die Athemröhre.</p></figure><lb/><figure><head>Fig. 664.</head><lb/><p>Larve einer Eintagsfliege<lb/>
(<hirendition="#aq">Ephemera</hi>)<lb/>
mit ſeitlichen Tracheen-<lb/>
kiemen, die zugleich als<lb/>
Ruder dienen.</p></figure><lb/>
im Waſſer oder im Schlamme lebenden Larven iſt<lb/>
der Hinterleib zu einer Athemröhre ausgezogen, welche<lb/>
von den Larven an die Oberfläche des Waſſers ge-<lb/>
bracht wird, ſo daß ſie von dort her unmittelbar<lb/>
Luft ſchöpfen. In dem Puppenzuſtande werden dieſe<lb/>
am Hinterleibe angebrachten Athemröhren meiſt in die<lb/>
Nackengegend verſetzt. Die mit ſolchen Athemröhren<lb/>
verſehenen Larven und Puppen müſſen begreiflicher<lb/>
Weiſe die Oeffnungen derſelben ſtets an die Ober-<lb/>
fläche bringen, um Luft ſchöpfen zu können, während<lb/>
dieß bei den Larven nicht nöthig iſt, welche ſoge-<lb/>
nannte <hirendition="#g">Tracheenkiemen</hi> beſitzen. Es ſind dieſe<lb/>
Organe zarte Hautfortſätze in Form von Büſchel-<lb/>
haaren, Federn oder Blättchen, welche zu beiden<lb/>
Seiten des Leibes ſtehen, und in denen unter der<lb/>
zarten Hautbedeckung ſich ſehr dünne, geſchloſſene<lb/>
Luftröhren vielfach verzweigen. Bei anderen Larven<lb/>
iſt ſogar die ganze, dünne Hautoberfläche gleichſam<lb/>
der Repräſentant dieſer Kiementracheen, während be-<lb/>ſondere Anhänge dieſer Art fehlen. Offenbar geht<lb/>
die Athmung mittelſt dieſer nach Außen geſchloſſenen<lb/>
Luftröhren in der Weiſe vor ſich, daß die Luft durch<lb/>
die dünnen Hautüberzüge hindurch aus dem Waſſer<lb/>
abgeſchieden wird und nun in den Luftröhren cirkulirt.</p><lb/></div></div></body></text></TEI>
[551/0557]
das Gewebe die Puppe mehr oder minder einhüllt. Jedes Larven-
geſpinnſte beſteht demnach nur aus einem einzigen Seidenfaden, der
abgeſponnen werden kann, aber zu induſtriellen Zwecken viel zu fein
iſt. Außer dieſen beiden Hauptorganen der Larven, dem Darmkanale
und den Spinndrüſen, findet man noch das Rückengefäß meiſt
in höherem Grade entwickelt, als bei dem Bilde, und das langge-
ſtreckte Bauchmark aus einzelnen diſtanzirten Knoten von faſt gleicher
Größe zuſammengeſetzt. Die Geſchlechtsorgane ſind in höchſt
rudimentärem Zuſtande vorhanden, und beſtehen hauptſächlich nur
aus den inneren, keimbereitenden Organen, die noch außerordentlich
klein und ſchwer aufzufinden ſind. Die meiſte Verſchiedenheit von
dem Bilde zeigen die Athemorgane vieler Larven, welche im Waſſer
leben. Die an freier Luft lebenden Larven haben ſtets Stigmen und
einfach verzweigte Luftröhren ohne blaſenförmige Erweiterungen; —
zuweilen ſind die Stigmen unter Falten verdeckt, in anderen Fällen
mit einer ſiebartig durchlöcherten Hornplatte verſchloſſen; — bei vielen
[Abbildung Fig. 663.
Larve einer Schnacke
(Culex).
t Die Athemröhre.]
[Abbildung Fig. 664.
Larve einer Eintagsfliege
(Ephemera)
mit ſeitlichen Tracheen-
kiemen, die zugleich als
Ruder dienen.]
im Waſſer oder im Schlamme lebenden Larven iſt
der Hinterleib zu einer Athemröhre ausgezogen, welche
von den Larven an die Oberfläche des Waſſers ge-
bracht wird, ſo daß ſie von dort her unmittelbar
Luft ſchöpfen. In dem Puppenzuſtande werden dieſe
am Hinterleibe angebrachten Athemröhren meiſt in die
Nackengegend verſetzt. Die mit ſolchen Athemröhren
verſehenen Larven und Puppen müſſen begreiflicher
Weiſe die Oeffnungen derſelben ſtets an die Ober-
fläche bringen, um Luft ſchöpfen zu können, während
dieß bei den Larven nicht nöthig iſt, welche ſoge-
nannte Tracheenkiemen beſitzen. Es ſind dieſe
Organe zarte Hautfortſätze in Form von Büſchel-
haaren, Federn oder Blättchen, welche zu beiden
Seiten des Leibes ſtehen, und in denen unter der
zarten Hautbedeckung ſich ſehr dünne, geſchloſſene
Luftröhren vielfach verzweigen. Bei anderen Larven
iſt ſogar die ganze, dünne Hautoberfläche gleichſam
der Repräſentant dieſer Kiementracheen, während be-
ſondere Anhänge dieſer Art fehlen. Offenbar geht
die Athmung mittelſt dieſer nach Außen geſchloſſenen
Luftröhren in der Weiſe vor ſich, daß die Luft durch
die dünnen Hautüberzüge hindurch aus dem Waſſer
abgeſchieden wird und nun in den Luftröhren cirkulirt.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1851, S. 551. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe01_1851/557>, abgerufen am 18.06.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.