Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1851.Thiere der Klasse ein äußerst feines Gefühl in diesen Organen bethätigen, Das zweite wichtige Sinnesorgan, welches der Kopf trägt, sind [Abbildung]
Fig. 590. zwei Formen sich darstellen: als zusammenge-Kopf einer Schabe setzte Netzaugen (oculi) oder als einfache Punkt- oder Nebenaugen (stemmata). Oft kommen die Punktaugen allein vor, und dann sind sie meistens gehäuft und stehen in Grup- pen an den Seiten des Kopfes auf eigenen Wülsten von verschiedener Gestalt und Größe. Sind die Nebenaugen zugleich mit den zusam- mengesetzten Augen vorhanden, so findet man meist nur zwei oder drei dieser Organe oben auf dem Scheitel, wo sie gewöhnlich dem Hirn- knoten so nahe aufsitzen, daß ihr Sehnerve nur ein kurzes Wärzchen bildet. Es bestehen diese einfachen Augen stets aus einer becherförmigen Netzhaut, welche von einem dunklen Farbstoffe umgeben ist, und in deren Höhlung eine rund- liche Linse liegt, die von einer vorstehenden Hornhaut überwölbt ist. Der Zweck der Ne- Thiere der Klaſſe ein äußerſt feines Gefühl in dieſen Organen bethätigen, Das zweite wichtige Sinnesorgan, welches der Kopf trägt, ſind [Abbildung]
Fig. 590. zwei Formen ſich darſtellen: als zuſammenge-Kopf einer Schabe ſetzte Netzaugen (oculi) oder als einfache Punkt- oder Nebenaugen (stemmata). Oft kommen die Punktaugen allein vor, und dann ſind ſie meiſtens gehäuft und ſtehen in Grup- pen an den Seiten des Kopfes auf eigenen Wülſten von verſchiedener Geſtalt und Größe. Sind die Nebenaugen zugleich mit den zuſam- mengeſetzten Augen vorhanden, ſo findet man meiſt nur zwei oder drei dieſer Organe oben auf dem Scheitel, wo ſie gewöhnlich dem Hirn- knoten ſo nahe aufſitzen, daß ihr Sehnerve nur ein kurzes Wärzchen bildet. Es beſtehen dieſe einfachen Augen ſtets aus einer becherförmigen Netzhaut, welche von einem dunklen Farbſtoffe umgeben iſt, und in deren Höhlung eine rund- liche Linſe liegt, die von einer vorſtehenden Hornhaut überwölbt iſt. Der Zweck der Ne- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0523" n="517"/> Thiere der Klaſſe ein äußerſt feines Gefühl in dieſen Organen bethätigen,<lb/> während freilich andere, die doch zum Theil durch Geſtalt und Größe<lb/> ſehr ausgezeichnete Fühler haben, wie z. B. die Bockkäfer, niemals<lb/> einen ſolchen Gebrauch von ihren Fühlern machen; — auf der anderen<lb/> Seite kennt man keine anderen Geruchswerkzeuge bei den Inſekten,<lb/> und alle Verſuche, den Sitz ihres oft ſo feinen Geruches zu entdecken,<lb/> ſind durchaus fruchtlos geblieben. Und doch finden viele Inſekten-<lb/> Männchen oft auf ſtundenweite Entfernung ihre Weibchen, die ſie un-<lb/> möglich ſehen können, nur durch den Geruch; andere Arten, wie na-<lb/> mentlich die Käfer, welche von Aeſern leben, werden nur durch den<lb/> Geruch zu dieſen hingeleitet, und von manchen Fliegen, deren Larven<lb/> auf faulenden Stoffen leben, iſt es bekannt, daß ſie durch den Geruch<lb/> getäuſcht, ihre Eier auf ähnlich riechende Pflanzen legen, auf denen<lb/> die Larven, für welche ſie ſorgen wollten, einem elenden Hungertode<lb/> preisgegeben ſind. Die Form der Fühler, welche demnach bald vor-<lb/> wiegend Taſtorgane, bald vorwiegend Riechwerkzeuge ſein mögen, ihre<lb/> Größe und Stellung, ſo wie die Geſtalt und Zahl ihrer einzelnen<lb/> Glieder bieten ſehr werthvolle Unterſcheidungszeichen für die Kenntniß<lb/> der einzelnen Gruppen und Arten.</p><lb/> <p>Das zweite wichtige Sinnesorgan, welches der Kopf trägt, ſind<lb/> die <hi rendition="#g">Augen,</hi> die nur außerordentlich ſelten fehlen und gewöhnlich in<lb/><figure><head>Fig. 590. </head><p>Kopf einer Schabe<lb/><hi rendition="#aq">(Blatta)</hi> von vorne geſehen.<lb/><hi rendition="#aq">a</hi> Lefze <hi rendition="#aq">(labrum)</hi> auf einer<lb/> beſonderen Platte eingelenkt.<lb/><hi rendition="#aq">b</hi> Kiefer <hi rendition="#aq">(mandibulae).<lb/> c</hi> Kinnladen <hi rendition="#aq">(maxillae).<lb/> d</hi> Die geſpaltene Unterlippe<lb/><hi rendition="#aq">(labium). e</hi> Lippentaſter<lb/><hi rendition="#aq">(palpi labiales). f</hi> Fühler<lb/><hi rendition="#aq">(antennae). g</hi> Netzaugen<lb/><hi rendition="#aq">(oculi). h</hi> Punktaugen<lb/><hi rendition="#aq">(stemmata). i</hi> Ladentaſter<lb/><hi rendition="#aq">(palpi maxillares).</hi></p></figure><lb/> zwei Formen ſich darſtellen: als zuſammenge-<lb/> ſetzte <hi rendition="#g">Netzaugen</hi> <hi rendition="#aq">(oculi)</hi> oder als einfache<lb/><hi rendition="#g">Punkt-</hi> oder <hi rendition="#g">Nebenaugen</hi> <hi rendition="#aq">(stemmata).</hi> Oft<lb/> kommen die Punktaugen allein vor, und dann<lb/> ſind ſie meiſtens gehäuft und ſtehen in Grup-<lb/> pen an den Seiten des Kopfes auf eigenen<lb/> Wülſten von verſchiedener Geſtalt und Größe.<lb/> Sind die Nebenaugen zugleich mit den zuſam-<lb/> mengeſetzten Augen vorhanden, ſo findet man<lb/> meiſt nur zwei oder drei dieſer Organe oben<lb/> auf dem Scheitel, wo ſie gewöhnlich dem Hirn-<lb/> knoten ſo nahe aufſitzen, daß ihr Sehnerve nur<lb/> ein kurzes Wärzchen bildet. Es beſtehen dieſe<lb/> einfachen Augen ſtets aus einer becherförmigen<lb/> Netzhaut, welche von einem dunklen Farbſtoffe<lb/> umgeben iſt, und in deren Höhlung eine rund-<lb/> liche Linſe liegt, die von einer vorſtehenden<lb/> Hornhaut überwölbt iſt. Der Zweck der Ne-<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [517/0523]
Thiere der Klaſſe ein äußerſt feines Gefühl in dieſen Organen bethätigen,
während freilich andere, die doch zum Theil durch Geſtalt und Größe
ſehr ausgezeichnete Fühler haben, wie z. B. die Bockkäfer, niemals
einen ſolchen Gebrauch von ihren Fühlern machen; — auf der anderen
Seite kennt man keine anderen Geruchswerkzeuge bei den Inſekten,
und alle Verſuche, den Sitz ihres oft ſo feinen Geruches zu entdecken,
ſind durchaus fruchtlos geblieben. Und doch finden viele Inſekten-
Männchen oft auf ſtundenweite Entfernung ihre Weibchen, die ſie un-
möglich ſehen können, nur durch den Geruch; andere Arten, wie na-
mentlich die Käfer, welche von Aeſern leben, werden nur durch den
Geruch zu dieſen hingeleitet, und von manchen Fliegen, deren Larven
auf faulenden Stoffen leben, iſt es bekannt, daß ſie durch den Geruch
getäuſcht, ihre Eier auf ähnlich riechende Pflanzen legen, auf denen
die Larven, für welche ſie ſorgen wollten, einem elenden Hungertode
preisgegeben ſind. Die Form der Fühler, welche demnach bald vor-
wiegend Taſtorgane, bald vorwiegend Riechwerkzeuge ſein mögen, ihre
Größe und Stellung, ſo wie die Geſtalt und Zahl ihrer einzelnen
Glieder bieten ſehr werthvolle Unterſcheidungszeichen für die Kenntniß
der einzelnen Gruppen und Arten.
Das zweite wichtige Sinnesorgan, welches der Kopf trägt, ſind
die Augen, die nur außerordentlich ſelten fehlen und gewöhnlich in
[Abbildung Fig. 590. Kopf einer Schabe
(Blatta) von vorne geſehen.
a Lefze (labrum) auf einer
beſonderen Platte eingelenkt.
b Kiefer (mandibulae).
c Kinnladen (maxillae).
d Die geſpaltene Unterlippe
(labium). e Lippentaſter
(palpi labiales). f Fühler
(antennae). g Netzaugen
(oculi). h Punktaugen
(stemmata). i Ladentaſter
(palpi maxillares).]
zwei Formen ſich darſtellen: als zuſammenge-
ſetzte Netzaugen (oculi) oder als einfache
Punkt- oder Nebenaugen (stemmata). Oft
kommen die Punktaugen allein vor, und dann
ſind ſie meiſtens gehäuft und ſtehen in Grup-
pen an den Seiten des Kopfes auf eigenen
Wülſten von verſchiedener Geſtalt und Größe.
Sind die Nebenaugen zugleich mit den zuſam-
mengeſetzten Augen vorhanden, ſo findet man
meiſt nur zwei oder drei dieſer Organe oben
auf dem Scheitel, wo ſie gewöhnlich dem Hirn-
knoten ſo nahe aufſitzen, daß ihr Sehnerve nur
ein kurzes Wärzchen bildet. Es beſtehen dieſe
einfachen Augen ſtets aus einer becherförmigen
Netzhaut, welche von einem dunklen Farbſtoffe
umgeben iſt, und in deren Höhlung eine rund-
liche Linſe liegt, die von einer vorſtehenden
Hornhaut überwölbt iſt. Der Zweck der Ne-
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