Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1851.setzen sich auf der unteren Seite die drei Fußpaare, auf der oberen die Flü- Die Fühler (antennae), welche meist vorn auf dem Kopfe, auf [Abbildung]
Fig. 585. 586. 587. 588. 589. der Stirn oder mehr zuVerschiedene Formen von Fühlern. beiden Seiten eingelenkt sind, zeigen äußerst wech- selnde Formen, die sich indeß wesentlich auf zwei Grundtypen reduziren lassen. Gewöhnlich ha- ben sie die Gestalt einer einfachen Borste, einer Keule oder eines Kegels und erscheinen dann aus einzelnen Ringeln oder Gliedern zusammengesetzt, welche ziemlich gleiche Beschaffenheit und Structur zeigen. Untersucht man nämlich die Fühler unter einer hin- reichend starken Vergrößerung, so sieht man die äußere Fläche dieser gleich- artigen Fühler mit Ausnahme der Gelenkglieder überall mit feinen Gru- ben besäet, deren Grund mit einer dünnen, zarten Haut verschlossen ist, welche mit sehr zarten Flaumhaaren dicht besetzt erscheint. Bei den ungleichartigen Fühlern, wo stets ein besonderer Schaft oder Stiel existirt, sind diese eigenthümlichen Poren und Gruben nur auf den kammförmigen Zacken, Zähnen, Aesten und Fiederblättchen der Fühler angebracht, während der Stiel die gewöhnliche Beschaffenheit der übri- gen äußeren Körperhaut zeigt. Es ist zwar jedenfalls anzunehmen, daß dieser eigenthümliche Bau der Fühler zur Funktion derselben in der engsten Beziehung steht, allein man geht dennoch offenbar zu weit, wenn man mit einigen neueren Beobachtern behaupten wollte, dieser Bau liefere den strikten unumstößlichen Beweis für eine schon öfter verfochtene Ansicht, daß nämlich die Fühlhörner Riechorgane und zwar nur Riechorgane seien. Wir glauben, daß diese mit feinen Haaren ausgefüllten Gruben beide Funktionen, die des Tastens und des Rie- chens, in sich vereinigen. Denn auf der einen Seite unterliegt es keinem Zweifel, daß viele Insekten, wie namentlich die Ameisen, die Gryllen und andere mehr, ihre Fühler beständig zum Tasten und zum Erkennen der Gegenstände benutzen, und daß besonders die nächtlichen ſetzen ſich auf der unteren Seite die drei Fußpaare, auf der oberen die Flü- Die Fühler (antennae), welche meiſt vorn auf dem Kopfe, auf [Abbildung]
Fig. 585. 586. 587. 588. 589. der Stirn oder mehr zuVerſchiedene Formen von Fühlern. beiden Seiten eingelenkt ſind, zeigen äußerſt wech- ſelnde Formen, die ſich indeß weſentlich auf zwei Grundtypen reduziren laſſen. Gewöhnlich ha- ben ſie die Geſtalt einer einfachen Borſte, einer Keule oder eines Kegels und erſcheinen dann aus einzelnen Ringeln oder Gliedern zuſammengeſetzt, welche ziemlich gleiche Beſchaffenheit und Structur zeigen. Unterſucht man nämlich die Fühler unter einer hin- reichend ſtarken Vergrößerung, ſo ſieht man die äußere Fläche dieſer gleich- artigen Fühler mit Ausnahme der Gelenkglieder überall mit feinen Gru- ben beſäet, deren Grund mit einer dünnen, zarten Haut verſchloſſen iſt, welche mit ſehr zarten Flaumhaaren dicht beſetzt erſcheint. Bei den ungleichartigen Fühlern, wo ſtets ein beſonderer Schaft oder Stiel exiſtirt, ſind dieſe eigenthümlichen Poren und Gruben nur auf den kammförmigen Zacken, Zähnen, Aeſten und Fiederblättchen der Fühler angebracht, während der Stiel die gewöhnliche Beſchaffenheit der übri- gen äußeren Körperhaut zeigt. Es iſt zwar jedenfalls anzunehmen, daß dieſer eigenthümliche Bau der Fühler zur Funktion derſelben in der engſten Beziehung ſteht, allein man geht dennoch offenbar zu weit, wenn man mit einigen neueren Beobachtern behaupten wollte, dieſer Bau liefere den ſtrikten unumſtößlichen Beweis für eine ſchon öfter verfochtene Anſicht, daß nämlich die Fühlhörner Riechorgane und zwar nur Riechorgane ſeien. Wir glauben, daß dieſe mit feinen Haaren ausgefüllten Gruben beide Funktionen, die des Taſtens und des Rie- chens, in ſich vereinigen. Denn auf der einen Seite unterliegt es keinem Zweifel, daß viele Inſekten, wie namentlich die Ameiſen, die Gryllen und andere mehr, ihre Fühler beſtändig zum Taſten und zum Erkennen der Gegenſtände benutzen, und daß beſonders die nächtlichen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0522" n="516"/> ſetzen ſich auf der unteren Seite die drei Fußpaare, auf der oberen die Flü-<lb/> gel an; der Hinterleib zeigt ſtets die Ringelung am deutlichſten, trägt aber<lb/> niemals Füße, und nur höchſt ſelten eigenthümliche acceſſoriſche Bewe-<lb/> gungsorgane, während ſein hinteres Ende oft mit Apparaten ausgeſtattet<lb/> iſt, die zu dem Fortpflanzungsgeſchäfte in der nächſten Beziehung ſtehen.</p><lb/> <p>Die <hi rendition="#g">Fühler</hi> <hi rendition="#aq">(antennae),</hi> welche meiſt vorn auf dem Kopfe, auf<lb/><figure><head>Fig. 585. 586. 587. 588. 589.</head><lb/><p>Verſchiedene Formen von Fühlern.<lb/> Fig. 585. Borſtenförmig. Fig. 586. Gezähnt.<lb/> Fig. 587. Fächerförmig. Fig. 588. Keulenförmig mit<lb/> abgeſetzten Gliedern. Fig. 589. Geblättert.</p></figure><lb/> der Stirn oder mehr zu<lb/> beiden Seiten eingelenkt<lb/> ſind, zeigen äußerſt wech-<lb/> ſelnde Formen, die ſich<lb/> indeß weſentlich auf zwei<lb/> Grundtypen reduziren<lb/> laſſen. Gewöhnlich ha-<lb/> ben ſie die Geſtalt einer<lb/> einfachen Borſte, einer<lb/> Keule oder eines Kegels<lb/> und erſcheinen dann aus<lb/> einzelnen Ringeln oder<lb/> Gliedern zuſammengeſetzt, welche ziemlich gleiche Beſchaffenheit und<lb/> Structur zeigen. Unterſucht man nämlich die Fühler unter einer hin-<lb/> reichend ſtarken Vergrößerung, ſo ſieht man die äußere Fläche dieſer gleich-<lb/> artigen Fühler mit Ausnahme der Gelenkglieder überall mit feinen Gru-<lb/> ben beſäet, deren Grund mit einer dünnen, zarten Haut verſchloſſen iſt,<lb/> welche mit ſehr zarten Flaumhaaren dicht beſetzt erſcheint. Bei den<lb/> ungleichartigen Fühlern, wo ſtets ein beſonderer Schaft oder Stiel<lb/> exiſtirt, ſind dieſe eigenthümlichen Poren und Gruben nur auf den<lb/> kammförmigen Zacken, Zähnen, Aeſten und Fiederblättchen der Fühler<lb/> angebracht, während der Stiel die gewöhnliche Beſchaffenheit der übri-<lb/> gen äußeren Körperhaut zeigt. Es iſt zwar jedenfalls anzunehmen,<lb/> daß dieſer eigenthümliche Bau der Fühler zur Funktion derſelben in<lb/> der engſten Beziehung ſteht, allein man geht dennoch offenbar zu weit,<lb/> wenn man mit einigen neueren Beobachtern behaupten wollte, dieſer<lb/> Bau liefere den ſtrikten unumſtößlichen Beweis für eine ſchon öfter<lb/> verfochtene Anſicht, daß nämlich die Fühlhörner Riechorgane und zwar<lb/> nur Riechorgane ſeien. Wir glauben, daß dieſe mit feinen Haaren<lb/> ausgefüllten Gruben beide Funktionen, die des Taſtens und des Rie-<lb/> chens, in ſich vereinigen. Denn auf der einen Seite unterliegt es<lb/> keinem Zweifel, daß viele Inſekten, wie namentlich die Ameiſen, die<lb/> Gryllen und andere mehr, ihre Fühler beſtändig zum Taſten und zum<lb/> Erkennen der Gegenſtände benutzen, und daß beſonders die nächtlichen<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [516/0522]
ſetzen ſich auf der unteren Seite die drei Fußpaare, auf der oberen die Flü-
gel an; der Hinterleib zeigt ſtets die Ringelung am deutlichſten, trägt aber
niemals Füße, und nur höchſt ſelten eigenthümliche acceſſoriſche Bewe-
gungsorgane, während ſein hinteres Ende oft mit Apparaten ausgeſtattet
iſt, die zu dem Fortpflanzungsgeſchäfte in der nächſten Beziehung ſtehen.
Die Fühler (antennae), welche meiſt vorn auf dem Kopfe, auf
[Abbildung Fig. 585. 586. 587. 588. 589.
Verſchiedene Formen von Fühlern.
Fig. 585. Borſtenförmig. Fig. 586. Gezähnt.
Fig. 587. Fächerförmig. Fig. 588. Keulenförmig mit
abgeſetzten Gliedern. Fig. 589. Geblättert.]
der Stirn oder mehr zu
beiden Seiten eingelenkt
ſind, zeigen äußerſt wech-
ſelnde Formen, die ſich
indeß weſentlich auf zwei
Grundtypen reduziren
laſſen. Gewöhnlich ha-
ben ſie die Geſtalt einer
einfachen Borſte, einer
Keule oder eines Kegels
und erſcheinen dann aus
einzelnen Ringeln oder
Gliedern zuſammengeſetzt, welche ziemlich gleiche Beſchaffenheit und
Structur zeigen. Unterſucht man nämlich die Fühler unter einer hin-
reichend ſtarken Vergrößerung, ſo ſieht man die äußere Fläche dieſer gleich-
artigen Fühler mit Ausnahme der Gelenkglieder überall mit feinen Gru-
ben beſäet, deren Grund mit einer dünnen, zarten Haut verſchloſſen iſt,
welche mit ſehr zarten Flaumhaaren dicht beſetzt erſcheint. Bei den
ungleichartigen Fühlern, wo ſtets ein beſonderer Schaft oder Stiel
exiſtirt, ſind dieſe eigenthümlichen Poren und Gruben nur auf den
kammförmigen Zacken, Zähnen, Aeſten und Fiederblättchen der Fühler
angebracht, während der Stiel die gewöhnliche Beſchaffenheit der übri-
gen äußeren Körperhaut zeigt. Es iſt zwar jedenfalls anzunehmen,
daß dieſer eigenthümliche Bau der Fühler zur Funktion derſelben in
der engſten Beziehung ſteht, allein man geht dennoch offenbar zu weit,
wenn man mit einigen neueren Beobachtern behaupten wollte, dieſer
Bau liefere den ſtrikten unumſtößlichen Beweis für eine ſchon öfter
verfochtene Anſicht, daß nämlich die Fühlhörner Riechorgane und zwar
nur Riechorgane ſeien. Wir glauben, daß dieſe mit feinen Haaren
ausgefüllten Gruben beide Funktionen, die des Taſtens und des Rie-
chens, in ſich vereinigen. Denn auf der einen Seite unterliegt es
keinem Zweifel, daß viele Inſekten, wie namentlich die Ameiſen, die
Gryllen und andere mehr, ihre Fühler beſtändig zum Taſten und zum
Erkennen der Gegenſtände benutzen, und daß beſonders die nächtlichen
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