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Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1851.

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Die Familie der Krätzmilben (Acarida) besteht aus meist kugel-
förmigen, weichen, ungefärbten Milben, welche als Schmarotzer auf

[Abbildung] Fig. 563.

Menschliche Krätzmilbe (Sar-
coptes scabiei
) von der Bauch-
seite.

der Haut anderer Thiere, auch des Menschen,
leben, dort Gänge graben, und durch den steten
Reiz, welchen sie ausüben, jene Ausschlagskrank-
heiten erzeugen, die man unter dem Namen der
Krätze kennt. Andere Arten leben freilich in
faulenden Pflanzen- und Thierstoffen, wie na-
mentlich eine sehr häufig in altem Käse, welche
von geschickten Betrügern den Unkundigen zuwei-
len als die ächte Krätzmilbe vorgezeigt wird. Die
Milben dieser Familie sind alle sehr klein, durch-
aus blind und mit meistens kurzen, unförm-
lichen Füßen versehen, die wurstförmig geglie-
dert erscheinen und sehr weit von der Mittellinie
nach Außen eingelenkt sind. Außer einer kurzen,
feinen Kralle tragen diese unvollkommenen Füße
meist noch einen an einem langen Stiele be-
festigten Haftlappen und lange bewegliche Fäden, die wie Peitschen-
schnuren umherhängen. Der Rüssel ist lang, dick, kegelförmig; die
Klingen scheerenförmig, dick; die Taster klein und mit dem Rüssel selbst
verwachsen. Die Jungen haben nur sechs Füße, sonst aber die Kör-
perform der ausgebildeten Thiere. Sarcoptes; Acarus; Pteroptus;
Tyroglyphus; Melichares
.

Die Familie der Zecken (Ixodida) besteht aus ziemlich großen,
platten Milben, deren vorderer Kör-

[Abbildung] Fig. 564. Fig. 565.

Die Igelzecke (Ixodes Erinacei) von der
Rücken- und Bauchseite.

pertheil auf dem Rücken mit einem
harten, hornigen Schilde bedeckt ist,
während der hintere Theil des Hin-
terleibes sehr ausdehnbar ist und
außerdem meist gefaltet erscheint.
Die Füße sind kurz, aus gleichför-
gen, rosenkranzartigen Gliedern ge-
bildet, am Ende mit einer Kralle

Die Familie der Krätzmilben (Acarida) beſteht aus meiſt kugel-
förmigen, weichen, ungefärbten Milben, welche als Schmarotzer auf

[Abbildung] Fig. 563.

Menſchliche Krätzmilbe (Sar-
coptes scabiei
) von der Bauch-
ſeite.

der Haut anderer Thiere, auch des Menſchen,
leben, dort Gänge graben, und durch den ſteten
Reiz, welchen ſie ausüben, jene Ausſchlagskrank-
heiten erzeugen, die man unter dem Namen der
Krätze kennt. Andere Arten leben freilich in
faulenden Pflanzen- und Thierſtoffen, wie na-
mentlich eine ſehr häufig in altem Käſe, welche
von geſchickten Betrügern den Unkundigen zuwei-
len als die ächte Krätzmilbe vorgezeigt wird. Die
Milben dieſer Familie ſind alle ſehr klein, durch-
aus blind und mit meiſtens kurzen, unförm-
lichen Füßen verſehen, die wurſtförmig geglie-
dert erſcheinen und ſehr weit von der Mittellinie
nach Außen eingelenkt ſind. Außer einer kurzen,
feinen Kralle tragen dieſe unvollkommenen Füße
meiſt noch einen an einem langen Stiele be-
feſtigten Haftlappen und lange bewegliche Fäden, die wie Peitſchen-
ſchnuren umherhängen. Der Rüſſel iſt lang, dick, kegelförmig; die
Klingen ſcheerenförmig, dick; die Taſter klein und mit dem Rüſſel ſelbſt
verwachſen. Die Jungen haben nur ſechs Füße, ſonſt aber die Kör-
perform der ausgebildeten Thiere. Sarcoptes; Acarus; Pteroptus;
Tyroglyphus; Melichares
.

Die Familie der Zecken (Ixodida) beſteht aus ziemlich großen,
platten Milben, deren vorderer Kör-

[Abbildung] Fig. 564. Fig. 565.

Die Igelzecke (Ixodes Erinacei) von der
Rücken- und Bauchſeite.

pertheil auf dem Rücken mit einem
harten, hornigen Schilde bedeckt iſt,
während der hintere Theil des Hin-
terleibes ſehr ausdehnbar iſt und
außerdem meiſt gefaltet erſcheint.
Die Füße ſind kurz, aus gleichför-
gen, roſenkranzartigen Gliedern ge-
bildet, am Ende mit einer Kralle

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[501/0507] Die Familie der Krätzmilben (Acarida) beſteht aus meiſt kugel- förmigen, weichen, ungefärbten Milben, welche als Schmarotzer auf [Abbildung Fig. 563. Menſchliche Krätzmilbe (Sar- coptes scabiei) von der Bauch- ſeite.] der Haut anderer Thiere, auch des Menſchen, leben, dort Gänge graben, und durch den ſteten Reiz, welchen ſie ausüben, jene Ausſchlagskrank- heiten erzeugen, die man unter dem Namen der Krätze kennt. Andere Arten leben freilich in faulenden Pflanzen- und Thierſtoffen, wie na- mentlich eine ſehr häufig in altem Käſe, welche von geſchickten Betrügern den Unkundigen zuwei- len als die ächte Krätzmilbe vorgezeigt wird. Die Milben dieſer Familie ſind alle ſehr klein, durch- aus blind und mit meiſtens kurzen, unförm- lichen Füßen verſehen, die wurſtförmig geglie- dert erſcheinen und ſehr weit von der Mittellinie nach Außen eingelenkt ſind. Außer einer kurzen, feinen Kralle tragen dieſe unvollkommenen Füße meiſt noch einen an einem langen Stiele be- feſtigten Haftlappen und lange bewegliche Fäden, die wie Peitſchen- ſchnuren umherhängen. Der Rüſſel iſt lang, dick, kegelförmig; die Klingen ſcheerenförmig, dick; die Taſter klein und mit dem Rüſſel ſelbſt verwachſen. Die Jungen haben nur ſechs Füße, ſonſt aber die Kör- perform der ausgebildeten Thiere. Sarcoptes; Acarus; Pteroptus; Tyroglyphus; Melichares. Die Familie der Zecken (Ixodida) beſteht aus ziemlich großen, platten Milben, deren vorderer Kör- [Abbildung Fig. 564. Fig. 565. Die Igelzecke (Ixodes Erinacei) von der Rücken- und Bauchſeite.] pertheil auf dem Rücken mit einem harten, hornigen Schilde bedeckt iſt, während der hintere Theil des Hin- terleibes ſehr ausdehnbar iſt und außerdem meiſt gefaltet erſcheint. Die Füße ſind kurz, aus gleichför- gen, roſenkranzartigen Gliedern ge- bildet, am Ende mit einer Kralle

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Zitationshilfe: Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1851, S. 501. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe01_1851/507>, abgerufen am 25.11.2024.