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Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1851.

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die Substanz dieses Gehäuses absondern, die hauptsächlich hornartig
ist und die Kalkmasse in kleinen rundlichen Haufen abgelagert enthält.
Die Thiere sind, entgegen dem bei den Schnecken geltenden Gesetze,
im Eie vollkommen nackt und erhalten diese Schale erst später um-
gebildet.

Weit wichtiger für uns erscheinen diejenigen Schalen, die nach
einem Typus gebaut sind, von welchen das sogenannte Perlboot oder
Schiffsboot den Typus bildet. Alle diese Schalen sind gekammert,

[Abbildung] Fig. 409.

Die Schale eines Perlbootes (Nautilus)
der Länge nach durchsägt, um die
Einrollung und die Kammern zu
zeigen. a Letzte Kammer, die ein-
zig vom Thiere bewohnt ist. b Die
erste Scheidewand, welche die nach-
folgenden Kammern c abtrennt. s
Der Sipho, welcher die Kammern
in Verbindung setzt.

d. h. durch eine Menge von Scheide-
wänden in einzelne Abtheilungen zerlegt,
welche sich meist in regelmäßigen, vom
inneren Ende der Schale an allmählig
zunehmenden Abständen beim Aufbrechen
der Schale erkennen lassen. Diese Schei-
dewände sind nie ganz vollständig, son-
dern an irgend einer Stelle durchbohrt,
so daß bei todten Schalen jede Kammer
mit der andern durch ein Loch der Schei-
dewand in Verbindung steht. In den
meisten Fällen setzt sich das Loch nach
hinten zu in eine mehr oder minder lange
zapfenförmige Kalkröhre fort, welche be-
sonders in den fossilen, mit Steinmasse
erfüllten Schalen deutlich ist und die man den Sipho ge-
nannt hat. Bei den todten Schalen scheint so jede vorhergehende
Kammer nach hinten in die folgende geöffnet; untersucht man aber die
Sache bei einem lebenden Thiere, so zeigt sich der Sipho durch einen
Faserstrang ausgefüllt, der durch alle Kammern hindurchgeht, von dem
hinteren Theile des Eingeweidesackes entspringt und das Thier an die
Schale befestigt. Ehe man das Thier, von dem erst in der neueren
Zeit einige wenige wohlerhaltene Exemplare nach Europa kamen, ge-
nauer kannte, glaubte man, daß dieser Sipho in der Oekonomie des
Thieres eine sehr wichtige Rolle spiele. Das Thier sollte durch diese
Verbindungsröhre die einzelnen, von ihm nicht bewohnten Kammern
nach Belieben mit verdichteter Luft oder mit Wasser füllen können,
um so nach Willkür in die Höhe steigen, oder sich wieder auf den
Boden senken zu können. In der That bewohnt das Thier nur die
letzte Kammer seiner Schale und alle hinteren Kammern erscheinen

die Subſtanz dieſes Gehäuſes abſondern, die hauptſächlich hornartig
iſt und die Kalkmaſſe in kleinen rundlichen Haufen abgelagert enthält.
Die Thiere ſind, entgegen dem bei den Schnecken geltenden Geſetze,
im Eie vollkommen nackt und erhalten dieſe Schale erſt ſpäter um-
gebildet.

Weit wichtiger für uns erſcheinen diejenigen Schalen, die nach
einem Typus gebaut ſind, von welchen das ſogenannte Perlboot oder
Schiffsboot den Typus bildet. Alle dieſe Schalen ſind gekammert,

[Abbildung] Fig. 409.

Die Schale eines Perlbootes (Nautilus)
der Länge nach durchſägt, um die
Einrollung und die Kammern zu
zeigen. a Letzte Kammer, die ein-
zig vom Thiere bewohnt iſt. b Die
erſte Scheidewand, welche die nach-
folgenden Kammern c abtrennt. s
Der Sipho, welcher die Kammern
in Verbindung ſetzt.

d. h. durch eine Menge von Scheide-
wänden in einzelne Abtheilungen zerlegt,
welche ſich meiſt in regelmäßigen, vom
inneren Ende der Schale an allmählig
zunehmenden Abſtänden beim Aufbrechen
der Schale erkennen laſſen. Dieſe Schei-
dewände ſind nie ganz vollſtändig, ſon-
dern an irgend einer Stelle durchbohrt,
ſo daß bei todten Schalen jede Kammer
mit der andern durch ein Loch der Schei-
dewand in Verbindung ſteht. In den
meiſten Fällen ſetzt ſich das Loch nach
hinten zu in eine mehr oder minder lange
zapfenförmige Kalkröhre fort, welche be-
ſonders in den foſſilen, mit Steinmaſſe
erfüllten Schalen deutlich iſt und die man den Sipho ge-
nannt hat. Bei den todten Schalen ſcheint ſo jede vorhergehende
Kammer nach hinten in die folgende geöffnet; unterſucht man aber die
Sache bei einem lebenden Thiere, ſo zeigt ſich der Sipho durch einen
Faſerſtrang ausgefüllt, der durch alle Kammern hindurchgeht, von dem
hinteren Theile des Eingeweideſackes entſpringt und das Thier an die
Schale befeſtigt. Ehe man das Thier, von dem erſt in der neueren
Zeit einige wenige wohlerhaltene Exemplare nach Europa kamen, ge-
nauer kannte, glaubte man, daß dieſer Sipho in der Oekonomie des
Thieres eine ſehr wichtige Rolle ſpiele. Das Thier ſollte durch dieſe
Verbindungsröhre die einzelnen, von ihm nicht bewohnten Kammern
nach Belieben mit verdichteter Luft oder mit Waſſer füllen können,
um ſo nach Willkür in die Höhe ſteigen, oder ſich wieder auf den
Boden ſenken zu können. In der That bewohnt das Thier nur die
letzte Kammer ſeiner Schale und alle hinteren Kammern erſcheinen

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[365/0371] die Subſtanz dieſes Gehäuſes abſondern, die hauptſächlich hornartig iſt und die Kalkmaſſe in kleinen rundlichen Haufen abgelagert enthält. Die Thiere ſind, entgegen dem bei den Schnecken geltenden Geſetze, im Eie vollkommen nackt und erhalten dieſe Schale erſt ſpäter um- gebildet. Weit wichtiger für uns erſcheinen diejenigen Schalen, die nach einem Typus gebaut ſind, von welchen das ſogenannte Perlboot oder Schiffsboot den Typus bildet. Alle dieſe Schalen ſind gekammert, [Abbildung Fig. 409. Die Schale eines Perlbootes (Nautilus) der Länge nach durchſägt, um die Einrollung und die Kammern zu zeigen. a Letzte Kammer, die ein- zig vom Thiere bewohnt iſt. b Die erſte Scheidewand, welche die nach- folgenden Kammern c abtrennt. s Der Sipho, welcher die Kammern in Verbindung ſetzt.] d. h. durch eine Menge von Scheide- wänden in einzelne Abtheilungen zerlegt, welche ſich meiſt in regelmäßigen, vom inneren Ende der Schale an allmählig zunehmenden Abſtänden beim Aufbrechen der Schale erkennen laſſen. Dieſe Schei- dewände ſind nie ganz vollſtändig, ſon- dern an irgend einer Stelle durchbohrt, ſo daß bei todten Schalen jede Kammer mit der andern durch ein Loch der Schei- dewand in Verbindung ſteht. In den meiſten Fällen ſetzt ſich das Loch nach hinten zu in eine mehr oder minder lange zapfenförmige Kalkröhre fort, welche be- ſonders in den foſſilen, mit Steinmaſſe erfüllten Schalen deutlich iſt und die man den Sipho ge- nannt hat. Bei den todten Schalen ſcheint ſo jede vorhergehende Kammer nach hinten in die folgende geöffnet; unterſucht man aber die Sache bei einem lebenden Thiere, ſo zeigt ſich der Sipho durch einen Faſerſtrang ausgefüllt, der durch alle Kammern hindurchgeht, von dem hinteren Theile des Eingeweideſackes entſpringt und das Thier an die Schale befeſtigt. Ehe man das Thier, von dem erſt in der neueren Zeit einige wenige wohlerhaltene Exemplare nach Europa kamen, ge- nauer kannte, glaubte man, daß dieſer Sipho in der Oekonomie des Thieres eine ſehr wichtige Rolle ſpiele. Das Thier ſollte durch dieſe Verbindungsröhre die einzelnen, von ihm nicht bewohnten Kammern nach Belieben mit verdichteter Luft oder mit Waſſer füllen können, um ſo nach Willkür in die Höhe ſteigen, oder ſich wieder auf den Boden ſenken zu können. In der That bewohnt das Thier nur die letzte Kammer ſeiner Schale und alle hinteren Kammern erſcheinen

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Zitationshilfe: Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1851, S. 365. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe01_1851/371>, abgerufen am 05.12.2024.