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Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1851.

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nern und ähnlichen Verzierungen auswachsen und dadurch wesentliche
Charaktere zur Unterscheidung einzelner Arten bieten.

Die Gestalt der Schalen ist schon um deßwillen äußerst wichtig,
weil man zur Bestimmung der versteinerten Reste sich nur an diese
halten kann. Man hat deßhalb hier eben so wie bei den Muscheln
behufs der Beschreibung gewisse Kunstausdrücke angenommen, deren
Kenntniß nöthig ist.

Fast alle Schnecken kommen aus dem Ei mit einer dünnen, horn-
artigen Schale, welche die Gestalt eines Napfes oder einer Freiheits-
mütze hat. Indem nun das Thier weiterwächst und eine Seite über
die andere ein gewisses Uebergewicht erhält, entsteht eine spiralförmige
Drehung des Körpers, an welcher die feste Kalkröhre, welche das

[Abbildung] Fig. 328.

Eine thurmförmige Schale,
senkrecht durchschnitten, um
ihre innere Struktur zu zei-
gen. b Mundöffnung der
Schale (apertura). c Spin-
delrand (labium). c' Lippen-
oder Außenrand (labrum).
i
Spindel (columella). s
Windungen (spira). p Spitze
(apex).

Thier umkleidet, ebenfalls Antheil nimmt. Die
Schale erscheint also bei den meisten Schnecken
spiralförmig gewunden, und da das Thier stets
wächst und an Umfang zunimmt, so sind die
letzten Windungen der Schale weiter als die
vorhergehenden, die oft gänzlich von der letz-
ten Windung verdeckt und eingeschlossen werden.
Zuweilen erfolgt diese Windung der Schalen-
röhre in derselben Ebene, so daß das Gehäuse
[Abbildung] Fig. 329.

Tellerschnecke (Planorbis).

[Abbildung] Fig. 330.

Kreiselschnecke (Turbo).

ganz flach erscheint und in der Mitte als An-
fangspunkt der ganzen Schneckenwindung die
ursprüngliche, aus dem Ei mitgebrachte Schale
erscheint. Die gewöhnlichen Tellerschnecken
(Planorbis), welche man so häufig in allen un-
seren Bächen findet, liefern von dieser Anord-
nung ein leicht zugängliches Beispiel. In den
meisten Fällen aber ist die Spirallinie um eine Axe in die Höhe ge-
wunden und bildet so eine warhrhafte Schnecken- und Schraubenlinie;

nern und ähnlichen Verzierungen auswachſen und dadurch weſentliche
Charaktere zur Unterſcheidung einzelner Arten bieten.

Die Geſtalt der Schalen iſt ſchon um deßwillen äußerſt wichtig,
weil man zur Beſtimmung der verſteinerten Reſte ſich nur an dieſe
halten kann. Man hat deßhalb hier eben ſo wie bei den Muſcheln
behufs der Beſchreibung gewiſſe Kunſtausdrücke angenommen, deren
Kenntniß nöthig iſt.

Faſt alle Schnecken kommen aus dem Ei mit einer dünnen, horn-
artigen Schale, welche die Geſtalt eines Napfes oder einer Freiheits-
mütze hat. Indem nun das Thier weiterwächſt und eine Seite über
die andere ein gewiſſes Uebergewicht erhält, entſteht eine ſpiralförmige
Drehung des Körpers, an welcher die feſte Kalkröhre, welche das

[Abbildung] Fig. 328.

Eine thurmförmige Schale,
ſenkrecht durchſchnitten, um
ihre innere Struktur zu zei-
gen. b Mundöffnung der
Schale (apertura). c Spin-
delrand (labium). c’ Lippen-
oder Außenrand (labrum).
i
Spindel (columella). s
Windungen (spira). p Spitze
(apex).

Thier umkleidet, ebenfalls Antheil nimmt. Die
Schale erſcheint alſo bei den meiſten Schnecken
ſpiralförmig gewunden, und da das Thier ſtets
wächſt und an Umfang zunimmt, ſo ſind die
letzten Windungen der Schale weiter als die
vorhergehenden, die oft gänzlich von der letz-
ten Windung verdeckt und eingeſchloſſen werden.
Zuweilen erfolgt dieſe Windung der Schalen-
röhre in derſelben Ebene, ſo daß das Gehäuſe
[Abbildung] Fig. 329.

Tellerſchnecke (Planorbis).

[Abbildung] Fig. 330.

Kreiſelſchnecke (Turbo).

ganz flach erſcheint und in der Mitte als An-
fangspunkt der ganzen Schneckenwindung die
urſprüngliche, aus dem Ei mitgebrachte Schale
erſcheint. Die gewöhnlichen Tellerſchnecken
(Planorbis), welche man ſo häufig in allen un-
ſeren Bächen findet, liefern von dieſer Anord-
nung ein leicht zugängliches Beiſpiel. In den
meiſten Fällen aber iſt die Spirallinie um eine Axe in die Höhe ge-
wunden und bildet ſo eine warhrhafte Schnecken- und Schraubenlinie;

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[317/0323] nern und ähnlichen Verzierungen auswachſen und dadurch weſentliche Charaktere zur Unterſcheidung einzelner Arten bieten. Die Geſtalt der Schalen iſt ſchon um deßwillen äußerſt wichtig, weil man zur Beſtimmung der verſteinerten Reſte ſich nur an dieſe halten kann. Man hat deßhalb hier eben ſo wie bei den Muſcheln behufs der Beſchreibung gewiſſe Kunſtausdrücke angenommen, deren Kenntniß nöthig iſt. Faſt alle Schnecken kommen aus dem Ei mit einer dünnen, horn- artigen Schale, welche die Geſtalt eines Napfes oder einer Freiheits- mütze hat. Indem nun das Thier weiterwächſt und eine Seite über die andere ein gewiſſes Uebergewicht erhält, entſteht eine ſpiralförmige Drehung des Körpers, an welcher die feſte Kalkröhre, welche das [Abbildung Fig. 328. Eine thurmförmige Schale, ſenkrecht durchſchnitten, um ihre innere Struktur zu zei- gen. b Mundöffnung der Schale (apertura). c Spin- delrand (labium). c’ Lippen- oder Außenrand (labrum). i Spindel (columella). s Windungen (spira). p Spitze (apex).] Thier umkleidet, ebenfalls Antheil nimmt. Die Schale erſcheint alſo bei den meiſten Schnecken ſpiralförmig gewunden, und da das Thier ſtets wächſt und an Umfang zunimmt, ſo ſind die letzten Windungen der Schale weiter als die vorhergehenden, die oft gänzlich von der letz- ten Windung verdeckt und eingeſchloſſen werden. Zuweilen erfolgt dieſe Windung der Schalen- röhre in derſelben Ebene, ſo daß das Gehäuſe [Abbildung Fig. 329. Tellerſchnecke (Planorbis).] [Abbildung Fig. 330. Kreiſelſchnecke (Turbo).] ganz flach erſcheint und in der Mitte als An- fangspunkt der ganzen Schneckenwindung die urſprüngliche, aus dem Ei mitgebrachte Schale erſcheint. Die gewöhnlichen Tellerſchnecken (Planorbis), welche man ſo häufig in allen un- ſeren Bächen findet, liefern von dieſer Anord- nung ein leicht zugängliches Beiſpiel. In den meiſten Fällen aber iſt die Spirallinie um eine Axe in die Höhe ge- wunden und bildet ſo eine warhrhafte Schnecken- und Schraubenlinie;

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Zitationshilfe: Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1851, S. 317. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe01_1851/323>, abgerufen am 05.12.2024.