Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1851.

Bild:
<< vorherige Seite


[Abbildung] Fig. 319.

Archenmuschel (Arca).

bald eine ziemlich unregelmäßige
Form haben. Die Wirbel sind deut-
lich entwickelt und umgebogen, meist
durch ein breites Schloßfeld von
einander getrennt. Das Schloß
der Schale ist äußerst charakteristisch:
es besteht aus einer großen Anzahl
von abwechselnden Erhöhungen und
Vertiefungen, welche in einander
[Abbildung] Fig. 320.

Kämmchen (Pectunculus.)

greifen und die bald auf einer geraden
Linie, bald auf einem Bogen, bald in
einem Winkel stehen. Das Thier ist groß,
dick, der Mantel in seinem ganzen Um-
fange offen und keine Spur von Röhren-
bildung am hinteren Theile. Der Fuß
ist sehr groß und auf seiner unteren Fläche
mit einer Rinne versehen, die ihm einen
doppelten Kiel giebt. Die Kiemenblätter
sind in palissadenartige Reihen von ein-
zelnen Fäden zerlegt; die Mundlappen
nur klein und rudimentär. Die Archen-
muscheln leben meist in ziemlich bedeutender Tiefe und kommen schon
in den ältesten Schichten der Erde vor, von wo sie sich ohne Unter-
brechung bis in die heutige Schöpfung durchgezogen haben. Arca;
Pectunculus; Nucula.

Die Herzmuscheln (Cardida) haben eine gleichschalige, meist fast
gleichseitige, überall schließende, dickschalige Muschel mit vorstehenden,
meist umgebogenen Wirbeln, die von vorn oder hinten betrachtet, fast
die Gestalt eines Kartenherzens bieten. Die Schloßzähne sind stark,
unregelmäßig, das Ligament äußerlich. Das große und dicke Thier
hat einen geschlossenen Mantel, dessen Umriß indeß überall dem äu-
ßeren Schalenrande folgt, so daß der Manteleindruck auf den Scha-
len keine Bucht zeigt. Der geschlossene Mantel hat vorn einen Schlitz
zum Durchtritt des langen, schmalen, mit scharfer Schneide versehenen
Fußes, der in der Mitte knieförmig gebogen ist und mit welchem das
Thier schnellend auf dem Boden einherspringt. Nach hinten ist der
Mantel in zwei kurze Röhren verlängert, die nach Willkür ein- und
ausgezogen werden können. Die Schalen dieser ausgebreiteten Familie,
welche nur in dem Meere lebt, sind in zahlreichen Gattungen und


[Abbildung] Fig. 319.

Archenmuſchel (Arca).

bald eine ziemlich unregelmäßige
Form haben. Die Wirbel ſind deut-
lich entwickelt und umgebogen, meiſt
durch ein breites Schloßfeld von
einander getrennt. Das Schloß
der Schale iſt äußerſt charakteriſtiſch:
es beſteht aus einer großen Anzahl
von abwechſelnden Erhöhungen und
Vertiefungen, welche in einander
[Abbildung] Fig. 320.

Kämmchen (Pectunculus.)

greifen und die bald auf einer geraden
Linie, bald auf einem Bogen, bald in
einem Winkel ſtehen. Das Thier iſt groß,
dick, der Mantel in ſeinem ganzen Um-
fange offen und keine Spur von Röhren-
bildung am hinteren Theile. Der Fuß
iſt ſehr groß und auf ſeiner unteren Fläche
mit einer Rinne verſehen, die ihm einen
doppelten Kiel giebt. Die Kiemenblätter
ſind in paliſſadenartige Reihen von ein-
zelnen Fäden zerlegt; die Mundlappen
nur klein und rudimentär. Die Archen-
muſcheln leben meiſt in ziemlich bedeutender Tiefe und kommen ſchon
in den älteſten Schichten der Erde vor, von wo ſie ſich ohne Unter-
brechung bis in die heutige Schöpfung durchgezogen haben. Arca;
Pectunculus; Nucula.

Die Herzmuſcheln (Cardida) haben eine gleichſchalige, meiſt faſt
gleichſeitige, überall ſchließende, dickſchalige Muſchel mit vorſtehenden,
meiſt umgebogenen Wirbeln, die von vorn oder hinten betrachtet, faſt
die Geſtalt eines Kartenherzens bieten. Die Schloßzähne ſind ſtark,
unregelmäßig, das Ligament äußerlich. Das große und dicke Thier
hat einen geſchloſſenen Mantel, deſſen Umriß indeß überall dem äu-
ßeren Schalenrande folgt, ſo daß der Manteleindruck auf den Scha-
len keine Bucht zeigt. Der geſchloſſene Mantel hat vorn einen Schlitz
zum Durchtritt des langen, ſchmalen, mit ſcharfer Schneide verſehenen
Fußes, der in der Mitte knieförmig gebogen iſt und mit welchem das
Thier ſchnellend auf dem Boden einherſpringt. Nach hinten iſt der
Mantel in zwei kurze Röhren verlängert, die nach Willkür ein- und
ausgezogen werden können. Die Schalen dieſer ausgebreiteten Familie,
welche nur in dem Meere lebt, ſind in zahlreichen Gattungen und

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0316" n="310"/><figure><head>Fig. 319.</head><lb/><p>Archenmu&#x017F;chel <hi rendition="#aq">(Arca).</hi></p></figure><lb/>
bald eine ziemlich unregelmäßige<lb/>
Form haben. Die Wirbel &#x017F;ind deut-<lb/>
lich entwickelt und umgebogen, mei&#x017F;t<lb/>
durch ein breites Schloßfeld von<lb/>
einander getrennt. Das Schloß<lb/>
der Schale i&#x017F;t äußer&#x017F;t charakteri&#x017F;ti&#x017F;ch:<lb/>
es be&#x017F;teht aus einer großen Anzahl<lb/>
von abwech&#x017F;elnden Erhöhungen und<lb/>
Vertiefungen, welche in einander<lb/><figure><head>Fig. 320.</head><lb/><p>Kämmchen <hi rendition="#aq">(Pectunculus.)</hi></p></figure><lb/>
greifen und die bald auf einer geraden<lb/>
Linie, bald auf einem Bogen, bald in<lb/>
einem Winkel &#x017F;tehen. Das Thier i&#x017F;t groß,<lb/>
dick, der Mantel in &#x017F;einem ganzen Um-<lb/>
fange offen und keine Spur von Röhren-<lb/>
bildung am hinteren Theile. Der Fuß<lb/>
i&#x017F;t &#x017F;ehr groß und auf &#x017F;einer unteren Fläche<lb/>
mit einer Rinne ver&#x017F;ehen, die ihm einen<lb/>
doppelten Kiel giebt. Die Kiemenblätter<lb/>
&#x017F;ind in pali&#x017F;&#x017F;adenartige Reihen von ein-<lb/>
zelnen Fäden zerlegt; die Mundlappen<lb/>
nur klein und rudimentär. Die Archen-<lb/>
mu&#x017F;cheln leben mei&#x017F;t in ziemlich bedeutender Tiefe und kommen &#x017F;chon<lb/>
in den älte&#x017F;ten Schichten der Erde vor, von wo &#x017F;ie &#x017F;ich ohne Unter-<lb/>
brechung bis in die heutige Schöpfung durchgezogen haben. <hi rendition="#aq">Arca;<lb/>
Pectunculus; Nucula.</hi></p><lb/>
            <p>Die <hi rendition="#b">Herzmu&#x017F;cheln</hi> <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">(Cardida)</hi></hi> haben eine gleich&#x017F;chalige, mei&#x017F;t fa&#x017F;t<lb/>
gleich&#x017F;eitige, überall &#x017F;chließende, dick&#x017F;chalige Mu&#x017F;chel mit vor&#x017F;tehenden,<lb/>
mei&#x017F;t umgebogenen Wirbeln, die von vorn oder hinten betrachtet, fa&#x017F;t<lb/>
die Ge&#x017F;talt eines Kartenherzens bieten. Die Schloßzähne &#x017F;ind &#x017F;tark,<lb/>
unregelmäßig, das Ligament äußerlich. Das große und dicke Thier<lb/>
hat einen ge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;enen Mantel, de&#x017F;&#x017F;en Umriß indeß überall dem äu-<lb/>
ßeren Schalenrande folgt, &#x017F;o daß der Manteleindruck auf den Scha-<lb/>
len keine Bucht zeigt. Der ge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;ene Mantel hat vorn einen Schlitz<lb/>
zum Durchtritt des langen, &#x017F;chmalen, mit &#x017F;charfer Schneide ver&#x017F;ehenen<lb/>
Fußes, der in der Mitte knieförmig gebogen i&#x017F;t und mit welchem das<lb/>
Thier &#x017F;chnellend auf dem Boden einher&#x017F;pringt. Nach hinten i&#x017F;t der<lb/>
Mantel in zwei kurze Röhren verlängert, die nach Willkür ein- und<lb/>
ausgezogen werden können. Die Schalen die&#x017F;er ausgebreiteten Familie,<lb/>
welche nur in dem Meere lebt, &#x017F;ind in zahlreichen Gattungen und<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[310/0316] [Abbildung Fig. 319. Archenmuſchel (Arca).] bald eine ziemlich unregelmäßige Form haben. Die Wirbel ſind deut- lich entwickelt und umgebogen, meiſt durch ein breites Schloßfeld von einander getrennt. Das Schloß der Schale iſt äußerſt charakteriſtiſch: es beſteht aus einer großen Anzahl von abwechſelnden Erhöhungen und Vertiefungen, welche in einander [Abbildung Fig. 320. Kämmchen (Pectunculus.)] greifen und die bald auf einer geraden Linie, bald auf einem Bogen, bald in einem Winkel ſtehen. Das Thier iſt groß, dick, der Mantel in ſeinem ganzen Um- fange offen und keine Spur von Röhren- bildung am hinteren Theile. Der Fuß iſt ſehr groß und auf ſeiner unteren Fläche mit einer Rinne verſehen, die ihm einen doppelten Kiel giebt. Die Kiemenblätter ſind in paliſſadenartige Reihen von ein- zelnen Fäden zerlegt; die Mundlappen nur klein und rudimentär. Die Archen- muſcheln leben meiſt in ziemlich bedeutender Tiefe und kommen ſchon in den älteſten Schichten der Erde vor, von wo ſie ſich ohne Unter- brechung bis in die heutige Schöpfung durchgezogen haben. Arca; Pectunculus; Nucula. Die Herzmuſcheln (Cardida) haben eine gleichſchalige, meiſt faſt gleichſeitige, überall ſchließende, dickſchalige Muſchel mit vorſtehenden, meiſt umgebogenen Wirbeln, die von vorn oder hinten betrachtet, faſt die Geſtalt eines Kartenherzens bieten. Die Schloßzähne ſind ſtark, unregelmäßig, das Ligament äußerlich. Das große und dicke Thier hat einen geſchloſſenen Mantel, deſſen Umriß indeß überall dem äu- ßeren Schalenrande folgt, ſo daß der Manteleindruck auf den Scha- len keine Bucht zeigt. Der geſchloſſene Mantel hat vorn einen Schlitz zum Durchtritt des langen, ſchmalen, mit ſcharfer Schneide verſehenen Fußes, der in der Mitte knieförmig gebogen iſt und mit welchem das Thier ſchnellend auf dem Boden einherſpringt. Nach hinten iſt der Mantel in zwei kurze Röhren verlängert, die nach Willkür ein- und ausgezogen werden können. Die Schalen dieſer ausgebreiteten Familie, welche nur in dem Meere lebt, ſind in zahlreichen Gattungen und

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe01_1851
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe01_1851/316
Zitationshilfe: Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1851, S. 310. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe01_1851/316>, abgerufen am 05.12.2024.