bald eine ziemlich unregelmäßige Form haben. Die Wirbel sind deut- lich entwickelt und umgebogen, meist durch ein breites Schloßfeld von einander getrennt. Das Schloß der Schale ist äußerst charakteristisch: es besteht aus einer großen Anzahl von abwechselnden Erhöhungen und Vertiefungen, welche in einander
[Abbildung]
Fig. 320.
Kämmchen (Pectunculus.)
greifen und die bald auf einer geraden Linie, bald auf einem Bogen, bald in einem Winkel stehen. Das Thier ist groß, dick, der Mantel in seinem ganzen Um- fange offen und keine Spur von Röhren- bildung am hinteren Theile. Der Fuß ist sehr groß und auf seiner unteren Fläche mit einer Rinne versehen, die ihm einen doppelten Kiel giebt. Die Kiemenblätter sind in palissadenartige Reihen von ein- zelnen Fäden zerlegt; die Mundlappen nur klein und rudimentär. Die Archen- muscheln leben meist in ziemlich bedeutender Tiefe und kommen schon in den ältesten Schichten der Erde vor, von wo sie sich ohne Unter- brechung bis in die heutige Schöpfung durchgezogen haben. Arca; Pectunculus; Nucula.
Die Herzmuscheln(Cardida) haben eine gleichschalige, meist fast gleichseitige, überall schließende, dickschalige Muschel mit vorstehenden, meist umgebogenen Wirbeln, die von vorn oder hinten betrachtet, fast die Gestalt eines Kartenherzens bieten. Die Schloßzähne sind stark, unregelmäßig, das Ligament äußerlich. Das große und dicke Thier hat einen geschlossenen Mantel, dessen Umriß indeß überall dem äu- ßeren Schalenrande folgt, so daß der Manteleindruck auf den Scha- len keine Bucht zeigt. Der geschlossene Mantel hat vorn einen Schlitz zum Durchtritt des langen, schmalen, mit scharfer Schneide versehenen Fußes, der in der Mitte knieförmig gebogen ist und mit welchem das Thier schnellend auf dem Boden einherspringt. Nach hinten ist der Mantel in zwei kurze Röhren verlängert, die nach Willkür ein- und ausgezogen werden können. Die Schalen dieser ausgebreiteten Familie, welche nur in dem Meere lebt, sind in zahlreichen Gattungen und
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Fig. 319.
Archenmuſchel (Arca).
bald eine ziemlich unregelmäßige Form haben. Die Wirbel ſind deut- lich entwickelt und umgebogen, meiſt durch ein breites Schloßfeld von einander getrennt. Das Schloß der Schale iſt äußerſt charakteriſtiſch: es beſteht aus einer großen Anzahl von abwechſelnden Erhöhungen und Vertiefungen, welche in einander
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Fig. 320.
Kämmchen (Pectunculus.)
greifen und die bald auf einer geraden Linie, bald auf einem Bogen, bald in einem Winkel ſtehen. Das Thier iſt groß, dick, der Mantel in ſeinem ganzen Um- fange offen und keine Spur von Röhren- bildung am hinteren Theile. Der Fuß iſt ſehr groß und auf ſeiner unteren Fläche mit einer Rinne verſehen, die ihm einen doppelten Kiel giebt. Die Kiemenblätter ſind in paliſſadenartige Reihen von ein- zelnen Fäden zerlegt; die Mundlappen nur klein und rudimentär. Die Archen- muſcheln leben meiſt in ziemlich bedeutender Tiefe und kommen ſchon in den älteſten Schichten der Erde vor, von wo ſie ſich ohne Unter- brechung bis in die heutige Schöpfung durchgezogen haben. Arca; Pectunculus; Nucula.
Die Herzmuſcheln(Cardida) haben eine gleichſchalige, meiſt faſt gleichſeitige, überall ſchließende, dickſchalige Muſchel mit vorſtehenden, meiſt umgebogenen Wirbeln, die von vorn oder hinten betrachtet, faſt die Geſtalt eines Kartenherzens bieten. Die Schloßzähne ſind ſtark, unregelmäßig, das Ligament äußerlich. Das große und dicke Thier hat einen geſchloſſenen Mantel, deſſen Umriß indeß überall dem äu- ßeren Schalenrande folgt, ſo daß der Manteleindruck auf den Scha- len keine Bucht zeigt. Der geſchloſſene Mantel hat vorn einen Schlitz zum Durchtritt des langen, ſchmalen, mit ſcharfer Schneide verſehenen Fußes, der in der Mitte knieförmig gebogen iſt und mit welchem das Thier ſchnellend auf dem Boden einherſpringt. Nach hinten iſt der Mantel in zwei kurze Röhren verlängert, die nach Willkür ein- und ausgezogen werden können. Die Schalen dieſer ausgebreiteten Familie, welche nur in dem Meere lebt, ſind in zahlreichen Gattungen und
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[Abbildung Fig. 319.
Archenmuſchel (Arca).]
bald eine ziemlich unregelmäßige
Form haben. Die Wirbel ſind deut-
lich entwickelt und umgebogen, meiſt
durch ein breites Schloßfeld von
einander getrennt. Das Schloß
der Schale iſt äußerſt charakteriſtiſch:
es beſteht aus einer großen Anzahl
von abwechſelnden Erhöhungen und
Vertiefungen, welche in einander
[Abbildung Fig. 320.
Kämmchen (Pectunculus.)]
greifen und die bald auf einer geraden
Linie, bald auf einem Bogen, bald in
einem Winkel ſtehen. Das Thier iſt groß,
dick, der Mantel in ſeinem ganzen Um-
fange offen und keine Spur von Röhren-
bildung am hinteren Theile. Der Fuß
iſt ſehr groß und auf ſeiner unteren Fläche
mit einer Rinne verſehen, die ihm einen
doppelten Kiel giebt. Die Kiemenblätter
ſind in paliſſadenartige Reihen von ein-
zelnen Fäden zerlegt; die Mundlappen
nur klein und rudimentär. Die Archen-
muſcheln leben meiſt in ziemlich bedeutender Tiefe und kommen ſchon
in den älteſten Schichten der Erde vor, von wo ſie ſich ohne Unter-
brechung bis in die heutige Schöpfung durchgezogen haben. Arca;
Pectunculus; Nucula.
Die Herzmuſcheln (Cardida) haben eine gleichſchalige, meiſt faſt
gleichſeitige, überall ſchließende, dickſchalige Muſchel mit vorſtehenden,
meiſt umgebogenen Wirbeln, die von vorn oder hinten betrachtet, faſt
die Geſtalt eines Kartenherzens bieten. Die Schloßzähne ſind ſtark,
unregelmäßig, das Ligament äußerlich. Das große und dicke Thier
hat einen geſchloſſenen Mantel, deſſen Umriß indeß überall dem äu-
ßeren Schalenrande folgt, ſo daß der Manteleindruck auf den Scha-
len keine Bucht zeigt. Der geſchloſſene Mantel hat vorn einen Schlitz
zum Durchtritt des langen, ſchmalen, mit ſcharfer Schneide verſehenen
Fußes, der in der Mitte knieförmig gebogen iſt und mit welchem das
Thier ſchnellend auf dem Boden einherſpringt. Nach hinten iſt der
Mantel in zwei kurze Röhren verlängert, die nach Willkür ein- und
ausgezogen werden können. Die Schalen dieſer ausgebreiteten Familie,
welche nur in dem Meere lebt, ſind in zahlreichen Gattungen und
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Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1851, S. 310. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe01_1851/316>, abgerufen am 05.12.2024.
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