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Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1851.

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[Abbildung] Fig. 231.

Anatomie des Blutegels.
(Hirudo s. Sanguisuga medicinalis.)
Das Thier ist von der Bauch-
seite her durch einen Längsschlitz ge-
öffnet und die Haut nach beiden
Seiten zurückgeschlagen worden. Nur
die vordere Hälfte des Körpers ist
dargestellt, so daß man besonders die
Geschlechtstheile, das Nervensystem,
den schwarzen Darm, mit seinen un-
vollständigen, seitlichen Blindsäcken,
die Schleimdrüsen (Respirationsbla-
sen) deutlich sieht. a die 3 Kiefer.
b der muskulöse Schlund. c der
Darm. d Ruthenblase. e Samen-
blase. f Hoden. g Uterus. h Eier-
stöcke. i Nervenstrang (die seitlich
abgehenden Nerven wurden nicht
dargestellt. k Respirationsbläschen
(Schleimdrüsen) mit den schleifenför-
migen Flimmerkanalen. l Seitenge-
fäß. m unteres Längsgefäß.

[Abbildung] Fig. 232.

A der vordere Saug-
napf eines Blutegels
mit den Kiefern m in
natürlicher Lage; B
ein Kiefer stärker ver-
größert; C einige Zäh-
ne desselben noch stär-
ker vergrößert.

womit sie die Haut an-
bohren, um nachher zu
saugen. Bei den Blut-
egeln
findet man im
Grunde des vorderen
Saugnapfes drei harte
bogenförmige Kieferwül-
ste, die auf ihrer Schneid-
fläche mit kleinen, hor-
nigen, knollenförmigen
Zähnen besetzt sind und
beim Anbohren so vor-
geschoben werden, daß
sie einen dreizackigen
Stern bilden. Jeder
Kiefer wirkt auf die
Haut wie eine Säge. Der Blutegel be-
wegt diese Bogensägen unter beständigem
Aufdrücken so lange hin und her, bis er
die Haut durchbohrt hat, wo er dann die
Kiefer zurückzieht und das Blut durch
abwechselnde Ausdehnung und Zusammen-
ziehung des muskulösen Schlundes auf-
pumpt. Bei den Kiemenegeln finden sich
nur zwei Kiefer vor, bei den Rüsselegeln
dagegen eine Schlundröhre ähnlich der-
jenigen der Sohlenwürmer. Der auf den
muskulösen Schlund folgende Darm ist
meistens durch mehr oder minder starke
Einschnürungen in einzelne Säcke getheilt
und zeigt noch außerdem in häufigen
Fällen im hintern Theile des Körpers
gelegene Blindsäcke, welche zuweilen ver-
ästelt sind. Der Mastdarm ist von dem
übrigen Darme meist durch eine enge
Klappe getrennt und öffnet sich mit einem
engen After, unmittelbar vor dem Saug-
napfe des Hintertheiles an der Rückenfläche. In dem Blutgefäß-
systeme
findet sich bald rothes, bald farbloses Blut und man unter-
scheidet als wesentliche contractile Stämme zwei seitliche Längsgefäße,

Vogt, Zoologische Briefe. I. 15


[Abbildung] Fig. 231.

Anatomie des Blutegels.
(Hirudo s. Sanguisuga medicinalis.)
Das Thier iſt von der Bauch-
ſeite her durch einen Längsſchlitz ge-
öffnet und die Haut nach beiden
Seiten zurückgeſchlagen worden. Nur
die vordere Hälfte des Körpers iſt
dargeſtellt, ſo daß man beſonders die
Geſchlechtstheile, das Nervenſyſtem,
den ſchwarzen Darm, mit ſeinen un-
vollſtändigen, ſeitlichen Blindſäcken,
die Schleimdrüſen (Reſpirationsbla-
ſen) deutlich ſieht. a die 3 Kiefer.
b der muskulöſe Schlund. c der
Darm. d Ruthenblaſe. e Samen-
blaſe. f Hoden. g Uterus. h Eier-
ſtöcke. i Nervenſtrang (die ſeitlich
abgehenden Nerven wurden nicht
dargeſtellt. k Reſpirationsbläschen
(Schleimdrüſen) mit den ſchleifenför-
migen Flimmerkanalen. l Seitenge-
fäß. m unteres Längsgefäß.

[Abbildung] Fig. 232.

A der vordere Saug-
napf eines Blutegels
mit den Kiefern m in
natürlicher Lage; B
ein Kiefer ſtärker ver-
größert; C einige Zäh-
ne deſſelben noch ſtär-
ker vergrößert.

womit ſie die Haut an-
bohren, um nachher zu
ſaugen. Bei den Blut-
egeln
findet man im
Grunde des vorderen
Saugnapfes drei harte
bogenförmige Kieferwül-
ſte, die auf ihrer Schneid-
fläche mit kleinen, hor-
nigen, knollenförmigen
Zähnen beſetzt ſind und
beim Anbohren ſo vor-
geſchoben werden, daß
ſie einen dreizackigen
Stern bilden. Jeder
Kiefer wirkt auf die
Haut wie eine Säge. Der Blutegel be-
wegt dieſe Bogenſägen unter beſtändigem
Aufdrücken ſo lange hin und her, bis er
die Haut durchbohrt hat, wo er dann die
Kiefer zurückzieht und das Blut durch
abwechſelnde Ausdehnung und Zuſammen-
ziehung des muskulöſen Schlundes auf-
pumpt. Bei den Kiemenegeln finden ſich
nur zwei Kiefer vor, bei den Rüſſelegeln
dagegen eine Schlundröhre ähnlich der-
jenigen der Sohlenwürmer. Der auf den
muskulöſen Schlund folgende Darm iſt
meiſtens durch mehr oder minder ſtarke
Einſchnürungen in einzelne Säcke getheilt
und zeigt noch außerdem in häufigen
Fällen im hintern Theile des Körpers
gelegene Blindſäcke, welche zuweilen ver-
äſtelt ſind. Der Maſtdarm iſt von dem
übrigen Darme meiſt durch eine enge
Klappe getrennt und öffnet ſich mit einem
engen After, unmittelbar vor dem Saug-
napfe des Hintertheiles an der Rückenfläche. In dem Blutgefäß-
ſyſteme
findet ſich bald rothes, bald farbloſes Blut und man unter-
ſcheidet als weſentliche contractile Stämme zwei ſeitliche Längsgefäße,

Vogt, Zoologiſche Briefe. I. 15
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[225/0231] [Abbildung Fig. 231. Anatomie des Blutegels. (Hirudo s. Sanguisuga medicinalis.) Das Thier iſt von der Bauch- ſeite her durch einen Längsſchlitz ge- öffnet und die Haut nach beiden Seiten zurückgeſchlagen worden. Nur die vordere Hälfte des Körpers iſt dargeſtellt, ſo daß man beſonders die Geſchlechtstheile, das Nervenſyſtem, den ſchwarzen Darm, mit ſeinen un- vollſtändigen, ſeitlichen Blindſäcken, die Schleimdrüſen (Reſpirationsbla- ſen) deutlich ſieht. a die 3 Kiefer. b der muskulöſe Schlund. c der Darm. d Ruthenblaſe. e Samen- blaſe. f Hoden. g Uterus. h Eier- ſtöcke. i Nervenſtrang (die ſeitlich abgehenden Nerven wurden nicht dargeſtellt. k Reſpirationsbläschen (Schleimdrüſen) mit den ſchleifenför- migen Flimmerkanalen. l Seitenge- fäß. m unteres Längsgefäß.] [Abbildung Fig. 232. A der vordere Saug- napf eines Blutegels mit den Kiefern m in natürlicher Lage; B ein Kiefer ſtärker ver- größert; C einige Zäh- ne deſſelben noch ſtär- ker vergrößert.] womit ſie die Haut an- bohren, um nachher zu ſaugen. Bei den Blut- egeln findet man im Grunde des vorderen Saugnapfes drei harte bogenförmige Kieferwül- ſte, die auf ihrer Schneid- fläche mit kleinen, hor- nigen, knollenförmigen Zähnen beſetzt ſind und beim Anbohren ſo vor- geſchoben werden, daß ſie einen dreizackigen Stern bilden. Jeder Kiefer wirkt auf die Haut wie eine Säge. Der Blutegel be- wegt dieſe Bogenſägen unter beſtändigem Aufdrücken ſo lange hin und her, bis er die Haut durchbohrt hat, wo er dann die Kiefer zurückzieht und das Blut durch abwechſelnde Ausdehnung und Zuſammen- ziehung des muskulöſen Schlundes auf- pumpt. Bei den Kiemenegeln finden ſich nur zwei Kiefer vor, bei den Rüſſelegeln dagegen eine Schlundröhre ähnlich der- jenigen der Sohlenwürmer. Der auf den muskulöſen Schlund folgende Darm iſt meiſtens durch mehr oder minder ſtarke Einſchnürungen in einzelne Säcke getheilt und zeigt noch außerdem in häufigen Fällen im hintern Theile des Körpers gelegene Blindſäcke, welche zuweilen ver- äſtelt ſind. Der Maſtdarm iſt von dem übrigen Darme meiſt durch eine enge Klappe getrennt und öffnet ſich mit einem engen After, unmittelbar vor dem Saug- napfe des Hintertheiles an der Rückenfläche. In dem Blutgefäß- ſyſteme findet ſich bald rothes, bald farbloſes Blut und man unter- ſcheidet als weſentliche contractile Stämme zwei ſeitliche Längsgefäße, Vogt, Zoologiſche Briefe. I. 15

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Zitationshilfe: Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1851, S. 225. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe01_1851/231>, abgerufen am 04.12.2024.