organe in zahlreichen, bandartigen Streifen angebracht sind. Es scheint bei ihnen die Sechszahl vorzuherrschen; der Mund ist ungemein groß und von keinen Fangarmen umgeben; die von dem Magen ausgehenden Gefäße äu- ßerst zahlreich, aber wenig verästelt. Aequorea; Cunina; Eurybia; Aegina.
Die Haarquallen (Berenicida) haben eine flache Glocke mit un- zähligen, äußerst feinen Randfäden, durch welche sehr dünne Kanäle nach oben aufzusteigen scheinen. In der Scheibe hat man nur ein Gefäßnetz entdeckt, welches ein verästeltes Kreuz bildet, so daß also die Organe nach der Vierzahl geordnet erscheinen. Wahrscheinlich wird die Nah- rung durch die Randfäden aufgesaugt, wenigstens hat man noch keine Verdauungsorgane, aber auch eben so wenig die Geschlechtsorgane ent- deckt. Berenice; Eudora.
Um so bekannter ist die Familie der Wurzelquallen (Rhizosto- mida). Unter einem glockenförmigen Hute stehen nach der Vierzahl
[Abbildung]
Fig. 126.
Rhizostoma.
geordnete Fangarme, die zuweilen baum- artig verästelt sind und an deren Spitzen sich Saugmündungen zeigen, die in einen geräumigen Magen führen. Ein Mund existirt nicht; die aus dem Magen aus- gehenden Gefäße bilden am Rande der Glocke ein zierliches Maschennetz. Die Randkörper sind lebhaft roth gefärbt, die Geschlechtstheile in Höhlen am Grunde der Fangarme verborgen. Einzelne Gat- tungen dieser Familie erreichen einen Durch- messer von mehreren Fußen. Rhizostoma; Cephea; Cassiopea.
Die Rüsselquallen (Geryonida) haben ebenfalls keinen Mund, sondern unter der glockenförmigen Scheibe einen sehr bewegli-
[Abbildung]
Fig 127.
Geryonia.
chen massiven Stiel, an welchem sechs glatte Kanäle nach oben steigen, um sich in einen sechsseitigen kleinen Magen zu öffnen. Die Randkörper sind ebenfalls nach der Sechszahl vertheilt und ungefärbt. Die Spitze des Rüssels, an welcher sich die sechs Saugöffnungen befinden, erscheint gefältelt oder zuweilen auch mit Fäden besetzt. Gery- onia; Favonia; Saphenia; Lymnorea.
Da fast die ganze Klasse der Quallen- polypen aus weichen, gallertartigen Thieren besteht, so kann von einer Aufbewahrung in den Schichten der Erde keine Rede sein,
organe in zahlreichen, bandartigen Streifen angebracht ſind. Es ſcheint bei ihnen die Sechszahl vorzuherrſchen; der Mund iſt ungemein groß und von keinen Fangarmen umgeben; die von dem Magen ausgehenden Gefäße äu- ßerſt zahlreich, aber wenig veräſtelt. Aequorea; Cunina; Eurybia; Aegina.
Die Haarquallen (Berenicida) haben eine flache Glocke mit un- zähligen, äußerſt feinen Randfäden, durch welche ſehr dünne Kanäle nach oben aufzuſteigen ſcheinen. In der Scheibe hat man nur ein Gefäßnetz entdeckt, welches ein veräſteltes Kreuz bildet, ſo daß alſo die Organe nach der Vierzahl geordnet erſcheinen. Wahrſcheinlich wird die Nah- rung durch die Randfäden aufgeſaugt, wenigſtens hat man noch keine Verdauungsorgane, aber auch eben ſo wenig die Geſchlechtsorgane ent- deckt. Berenice; Eudora.
Um ſo bekannter iſt die Familie der Wurzelquallen (Rhizosto- mida). Unter einem glockenförmigen Hute ſtehen nach der Vierzahl
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Fig. 126.
Rhizostoma.
geordnete Fangarme, die zuweilen baum- artig veräſtelt ſind und an deren Spitzen ſich Saugmündungen zeigen, die in einen geräumigen Magen führen. Ein Mund exiſtirt nicht; die aus dem Magen aus- gehenden Gefäße bilden am Rande der Glocke ein zierliches Maſchennetz. Die Randkörper ſind lebhaft roth gefärbt, die Geſchlechtstheile in Höhlen am Grunde der Fangarme verborgen. Einzelne Gat- tungen dieſer Familie erreichen einen Durch- meſſer von mehreren Fußen. Rhizostoma; Cephea; Cassiopea.
Die Rüſſelquallen (Geryonida) haben ebenfalls keinen Mund, ſondern unter der glockenförmigen Scheibe einen ſehr bewegli-
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Fig 127.
Geryonia.
chen maſſiven Stiel, an welchem ſechs glatte Kanäle nach oben ſteigen, um ſich in einen ſechsſeitigen kleinen Magen zu öffnen. Die Randkörper ſind ebenfalls nach der Sechszahl vertheilt und ungefärbt. Die Spitze des Rüſſels, an welcher ſich die ſechs Saugöffnungen befinden, erſcheint gefältelt oder zuweilen auch mit Fäden beſetzt. Gery- onia; Favonia; Saphenia; Lymnorea.
Da faſt die ganze Klaſſe der Quallen- polypen aus weichen, gallertartigen Thieren beſteht, ſo kann von einer Aufbewahrung in den Schichten der Erde keine Rede ſein,
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organe in zahlreichen, bandartigen Streifen angebracht ſind. Es ſcheint bei
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keinen Fangarmen umgeben; die von dem Magen ausgehenden Gefäße äu-
ßerſt zahlreich, aber wenig veräſtelt. Aequorea; Cunina; Eurybia; Aegina.
Die Haarquallen (Berenicida) haben eine flache Glocke mit un-
zähligen, äußerſt feinen Randfäden, durch welche ſehr dünne Kanäle nach
oben aufzuſteigen ſcheinen. In der Scheibe hat man nur ein Gefäßnetz
entdeckt, welches ein veräſteltes Kreuz bildet, ſo daß alſo die Organe
nach der Vierzahl geordnet erſcheinen. Wahrſcheinlich wird die Nah-
rung durch die Randfäden aufgeſaugt, wenigſtens hat man noch keine
Verdauungsorgane, aber auch eben ſo wenig die Geſchlechtsorgane ent-
deckt. Berenice; Eudora.
Um ſo bekannter iſt die Familie der Wurzelquallen (Rhizosto-
mida). Unter einem glockenförmigen Hute ſtehen nach der Vierzahl
[Abbildung Fig. 126. Rhizostoma.]
geordnete Fangarme, die zuweilen baum-
artig veräſtelt ſind und an deren Spitzen
ſich Saugmündungen zeigen, die in einen
geräumigen Magen führen. Ein Mund
exiſtirt nicht; die aus dem Magen aus-
gehenden Gefäße bilden am Rande der
Glocke ein zierliches Maſchennetz. Die
Randkörper ſind lebhaft roth gefärbt, die
Geſchlechtstheile in Höhlen am Grunde
der Fangarme verborgen. Einzelne Gat-
tungen dieſer Familie erreichen einen Durch-
meſſer von mehreren Fußen. Rhizostoma; Cephea; Cassiopea.
Die Rüſſelquallen (Geryonida) haben ebenfalls keinen Mund,
ſondern unter der glockenförmigen Scheibe einen ſehr bewegli-
[Abbildung Fig 127. Geryonia.]
chen maſſiven Stiel, an welchem ſechs
glatte Kanäle nach oben ſteigen, um ſich in
einen ſechsſeitigen kleinen Magen zu öffnen.
Die Randkörper ſind ebenfalls nach der
Sechszahl vertheilt und ungefärbt. Die
Spitze des Rüſſels, an welcher ſich die ſechs
Saugöffnungen befinden, erſcheint gefältelt
oder zuweilen auch mit Fäden beſetzt. Gery-
onia; Favonia; Saphenia; Lymnorea.
Da faſt die ganze Klaſſe der Quallen-
polypen aus weichen, gallertartigen Thieren
beſteht, ſo kann von einer Aufbewahrung
in den Schichten der Erde keine Rede ſein,
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Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1851, S. 137. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe01_1851/143>, abgerufen am 03.07.2024.
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