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Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1851.

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lang, dünn und wurmförmig, bei andern kurz und dick, bei einigen
verästelt und ausgezackt. Die Meernesseln sind äußerst gefräßige Thiere,
welche von Muscheln, Schnecken und Krustenthieren leben, deren im
Magen ausgesogene Schalen durch den Mund wieder ausgeworfen
werden, was oft mit so vieler Energie geschieht, daß der ganze, weite,
faltige Magensack aus dem Munde hervorgestülpt wird. Bei der Be-
rührung ziehen sie sich mit großer Lebhaftigkeit zusammen und speien
das im Innern enthaltene Wasser durch den Mund oder durch eigene
Oeffnungen an dem Grunde der Tentakel aus. Sie prangen meist in
den lebhaftesten Farben und besonders zeichnen sich die Fühler durch
brennende Tinten aus. Sie haben ein äußerst zähes Leben und lassen
sich Jahre lang in Gefäßen, deren Wasser oft gewechselt wird, erhal-
ten. Ein Beobachter an der Küste von Schottland hatte ein solches
Exemplar 40 Jahre lang, während welcher Zeit es, wahrscheinlich
durch innere Knospenbildung, über 600 Junge erzeugte. Die Eier
entwickeln sich im Innern der Leibeshöhle so weit, bis die Jungen
nackte Polypen mit fünf rundlichen warzenartigen Strahlen darstellen.
In dieser Gestalt werden sie durch den Mund ausgespieen. Die Zahl
der Fühler wächst nun schnell, während zugleich die inneren Organe
sich ausbilden. Einige Arten werden in den italienischen Küstenorten
von dem gemeinen Volke gegessen. Actinia; Cribrina; Minyas.

Die freien Seenesseln (Edwardsida) sind bis jetzt nur durch eine
einzige Gattung bekannt, die aber ihrer eigenthümlichen Beschaffenheit
wegen eine besondere Familie bilden muß. Es sind wurmförmige
Thiere, welche versteckt im Sande leben und bis jetzt nur an der
Westküste Frankreichs aufgefunden worden sind. Die größte Art er-
reicht die Länge eines halben Fußes und die Dicke eines Federkieles.
Um den Mund stehen in ein oder zwei Reihen 10 bis 20 Fühler, die
mit dem ganz durchsichtigen Vordertheile des Körpers in die lederar-
tige Hülle des Mittelkörpers zurückgezogen werden können; auch die
stumpfe Spitze des Hinterleibes ist in ähnlicher Weise zurückziehbar.
Im Innern des Körpers scheint hinsichtlich der Scheidewände der
Leibeshöhle die Achtzahl zu herrschen.

Die Ordnung der achtstrahligen Polypen (Octactinia)
hat höchstens acht in einfachem Kreise um den Mund gestellte und meist
dreieckige, blattartige Fühler, welche an den Seiten gekerbt, zuweilen
ziemlich tief ausgezackt sind. Die Korallenstöcke haben in dieser Ord-
nung, welche auch nackte Repräsentanten hat, eine außerordentliche
Mannigfaltigkeit in Struktur und chemischer Zusammensetzung, indem
sie bald Röhren, bald schwammige Stöcke, bald innere Axen bilden.

Die Familie der Orgelkorallen (Tubiporida) hat meist kalkige

lang, dünn und wurmförmig, bei andern kurz und dick, bei einigen
veräſtelt und ausgezackt. Die Meerneſſeln ſind äußerſt gefräßige Thiere,
welche von Muſcheln, Schnecken und Kruſtenthieren leben, deren im
Magen ausgeſogene Schalen durch den Mund wieder ausgeworfen
werden, was oft mit ſo vieler Energie geſchieht, daß der ganze, weite,
faltige Magenſack aus dem Munde hervorgeſtülpt wird. Bei der Be-
rührung ziehen ſie ſich mit großer Lebhaftigkeit zuſammen und ſpeien
das im Innern enthaltene Waſſer durch den Mund oder durch eigene
Oeffnungen an dem Grunde der Tentakel aus. Sie prangen meiſt in
den lebhafteſten Farben und beſonders zeichnen ſich die Fühler durch
brennende Tinten aus. Sie haben ein äußerſt zähes Leben und laſſen
ſich Jahre lang in Gefäßen, deren Waſſer oft gewechſelt wird, erhal-
ten. Ein Beobachter an der Küſte von Schottland hatte ein ſolches
Exemplar 40 Jahre lang, während welcher Zeit es, wahrſcheinlich
durch innere Knospenbildung, über 600 Junge erzeugte. Die Eier
entwickeln ſich im Innern der Leibeshöhle ſo weit, bis die Jungen
nackte Polypen mit fünf rundlichen warzenartigen Strahlen darſtellen.
In dieſer Geſtalt werden ſie durch den Mund ausgeſpieen. Die Zahl
der Fühler wächſt nun ſchnell, während zugleich die inneren Organe
ſich ausbilden. Einige Arten werden in den italieniſchen Küſtenorten
von dem gemeinen Volke gegeſſen. Actinia; Cribrina; Minyas.

Die freien Seeneſſeln (Edwardsida) ſind bis jetzt nur durch eine
einzige Gattung bekannt, die aber ihrer eigenthümlichen Beſchaffenheit
wegen eine beſondere Familie bilden muß. Es ſind wurmförmige
Thiere, welche verſteckt im Sande leben und bis jetzt nur an der
Weſtküſte Frankreichs aufgefunden worden ſind. Die größte Art er-
reicht die Länge eines halben Fußes und die Dicke eines Federkieles.
Um den Mund ſtehen in ein oder zwei Reihen 10 bis 20 Fühler, die
mit dem ganz durchſichtigen Vordertheile des Körpers in die lederar-
tige Hülle des Mittelkörpers zurückgezogen werden können; auch die
ſtumpfe Spitze des Hinterleibes iſt in ähnlicher Weiſe zurückziehbar.
Im Innern des Körpers ſcheint hinſichtlich der Scheidewände der
Leibeshöhle die Achtzahl zu herrſchen.

Die Ordnung der achtſtrahligen Polypen (Octactinia)
hat höchſtens acht in einfachem Kreiſe um den Mund geſtellte und meiſt
dreieckige, blattartige Fühler, welche an den Seiten gekerbt, zuweilen
ziemlich tief ausgezackt ſind. Die Korallenſtöcke haben in dieſer Ord-
nung, welche auch nackte Repräſentanten hat, eine außerordentliche
Mannigfaltigkeit in Struktur und chemiſcher Zuſammenſetzung, indem
ſie bald Röhren, bald ſchwammige Stöcke, bald innere Axen bilden.

Die Familie der Orgelkorallen (Tubiporida) hat meiſt kalkige

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[122/0128] lang, dünn und wurmförmig, bei andern kurz und dick, bei einigen veräſtelt und ausgezackt. Die Meerneſſeln ſind äußerſt gefräßige Thiere, welche von Muſcheln, Schnecken und Kruſtenthieren leben, deren im Magen ausgeſogene Schalen durch den Mund wieder ausgeworfen werden, was oft mit ſo vieler Energie geſchieht, daß der ganze, weite, faltige Magenſack aus dem Munde hervorgeſtülpt wird. Bei der Be- rührung ziehen ſie ſich mit großer Lebhaftigkeit zuſammen und ſpeien das im Innern enthaltene Waſſer durch den Mund oder durch eigene Oeffnungen an dem Grunde der Tentakel aus. Sie prangen meiſt in den lebhafteſten Farben und beſonders zeichnen ſich die Fühler durch brennende Tinten aus. Sie haben ein äußerſt zähes Leben und laſſen ſich Jahre lang in Gefäßen, deren Waſſer oft gewechſelt wird, erhal- ten. Ein Beobachter an der Küſte von Schottland hatte ein ſolches Exemplar 40 Jahre lang, während welcher Zeit es, wahrſcheinlich durch innere Knospenbildung, über 600 Junge erzeugte. Die Eier entwickeln ſich im Innern der Leibeshöhle ſo weit, bis die Jungen nackte Polypen mit fünf rundlichen warzenartigen Strahlen darſtellen. In dieſer Geſtalt werden ſie durch den Mund ausgeſpieen. Die Zahl der Fühler wächſt nun ſchnell, während zugleich die inneren Organe ſich ausbilden. Einige Arten werden in den italieniſchen Küſtenorten von dem gemeinen Volke gegeſſen. Actinia; Cribrina; Minyas. Die freien Seeneſſeln (Edwardsida) ſind bis jetzt nur durch eine einzige Gattung bekannt, die aber ihrer eigenthümlichen Beſchaffenheit wegen eine beſondere Familie bilden muß. Es ſind wurmförmige Thiere, welche verſteckt im Sande leben und bis jetzt nur an der Weſtküſte Frankreichs aufgefunden worden ſind. Die größte Art er- reicht die Länge eines halben Fußes und die Dicke eines Federkieles. Um den Mund ſtehen in ein oder zwei Reihen 10 bis 20 Fühler, die mit dem ganz durchſichtigen Vordertheile des Körpers in die lederar- tige Hülle des Mittelkörpers zurückgezogen werden können; auch die ſtumpfe Spitze des Hinterleibes iſt in ähnlicher Weiſe zurückziehbar. Im Innern des Körpers ſcheint hinſichtlich der Scheidewände der Leibeshöhle die Achtzahl zu herrſchen. Die Ordnung der achtſtrahligen Polypen (Octactinia) hat höchſtens acht in einfachem Kreiſe um den Mund geſtellte und meiſt dreieckige, blattartige Fühler, welche an den Seiten gekerbt, zuweilen ziemlich tief ausgezackt ſind. Die Korallenſtöcke haben in dieſer Ord- nung, welche auch nackte Repräſentanten hat, eine außerordentliche Mannigfaltigkeit in Struktur und chemiſcher Zuſammenſetzung, indem ſie bald Röhren, bald ſchwammige Stöcke, bald innere Axen bilden. Die Familie der Orgelkorallen (Tubiporida) hat meiſt kalkige

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Zitationshilfe: Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1851, S. 122. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe01_1851/128>, abgerufen am 27.11.2024.